Gendern, eine Zeit im Aufbruch?

  • Unsere Sprache ist männlich und sie beeinflusst zweifellos auch das Denken.


    Die unverheiratete Frau heißt heute nicht mehr "Fräulein", sondern auch "ohne Mann" Frau.

    ( Auch wenn meine Gymnasiallehrerin in den 70gern sich noch heftig dagegen gewehrt, als Frau angesprochen zu werden)


    Dass es heute keine "Frolleins" mehr gibt, ist allerdings aus meiner Sicht absolut richtig und ich habe mich längst daran gewöhnt.


    Heute geht es um Studierende und Forschende ... ich gewöhne mich daran.

    Dann kommen die Lesenden, Lehrenden, Reitenden, Besuchenden und Spazierenden dazu? OK.

    Was wird aus den Mitgliedern? Da muss Sprache noch kreativ umgesetzt werden.


    Ungern möchte ich allerdings eine Gästin sein. Da bin ich dann oldschool.


    Offensichtlich lebe ich in einem veralteten Schema und muss mich noch häufiger umgewöhnen.


    Wie redet man denn queere Menschen korrekt an? Ich möchte das gerne machen, aber ich weiß nicht wie:/




  • Hallo escape,

    vor ein paar Tagen landete in meinem Briefkasten folgender Witz:


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    Der Witz betrifft in einiger Hinsicht Deine Frage und Dein Problem, das übrigens auch meines ist.


    Die "gender-bewusste Frau" hätte sich zumindest schon auf die neuen Bezeichnungen einlassen müssen. Wenn es möglich, ist bennennt man Menschen heute nicht mehr nach ihrem Sein, sondern nach ihrem Tun. Wie Du dargestellt hast, wird das substantivierte Partizip Präsens im Deutschen eine Führungsrolle übernehmen;). So hätte die gender-bewusste Frau nicht eine Radlerin bestellen müssen, sondern eine Radelnde.

    Im Grunde hätte sie genau das ne-utrum bestellen müssen, weder das Weibliche noch das Männliche, dann hätte sie ihr Radelndes oder besser das Radler bekommen.

    Die Antwort des Wirts ist gendersprachlich korrekt. Er sagt nicht: "Die Zapfhenne ist kaputt." Er benennt das ne-utrum. Wenn wir vom Huhn sprechen, ordnen wir Hahn und Henne und alles dazwischen ein.

    So ordne ich unter dem ne-utrum "Mitglied" immer Männlein und Weiblein und alles dazwischen ein.

    Schwierig wird's bei der Sprache, die nicht männlich ist, sondern weiblich, aber viele männliche Begriffe enthält, die wir als Oberbegriffe verstehen. Deshalb tust Du Dich wie ich mich auch mit der Bezeichnung Gast schwer.

    Vielleicht entscheiden die, die jünger sind als wir, den "Gast" umzubenennen in "bei Gastgebenden Verweilende" oder so^^ Wäre aber schade.

    Wie man "queere Menschen korrekt" anredet?

    Frag sie, wenn Du ihnen begegnest.

    Ich vemute, die verschiedenen Antworten werden noch eine Weile diskutiert werden, bis sie im Duden Einlass finden.

  • hätte sie genau das ne-utrum bestellen müssen,

    Was ist denn das:/

    Die Frau wollte ein Bierlimonadengemisch bestellen. Und das Getränk heißt Radler, so what? Braucht man für die Bestellung eines Getränks heute genaue grammatikalische Kenntnisse:thumbdown:

    Eine Radlerin im Bierglas brauche ich nicht, auch keine Salzsträuerin auf dem Frühstückstisch. Es geht nicht um Formalien, sondern um Umdenken.


    Deshalb würde ich dir gerne so pauschal zustimmen, wigger.


    Das Problem ist komplex ... und wieder sucht man nach einfachen Lösungen:fp


    Sprache ist immer noch männlich, Veränderung ist notwendig, weil Sprache das Denken beeinflusst.


    Aber doch bitte nicht im Hauruck-Verfahren und mit Sprachverstümmelung.



  • Wann kommt die Bürger*innen Versammlung im Bürger*innen-Zentrum?


    Elke Heidenreich nennt das Sprachverhunzung, die sie nicht mitmachen werde.

    Wenn ich sage Menschen, meine ich Menschen. Wenn ich Künstler sage, meine ich alle Künstler, die Künstler sind, auch die Frauen«, sagte Heidenreich der Zeitung und ergänzte: »Dieses feministische Getue in der Sprache geht mir furchtbar gegen den Strich.

    «Natürlich« dulde man »keine Willkür in der Sprache bitte, keine herabwürdigenden Worte, keine beleidigenden Worte, keine Worte aus der Kolonialzeit, keine diskriminierenden Worte«. Die sprachliche Unterscheidung von Frauen als »Künstlerin« lehnt sie aber ab. »Wollen die Frauen nur weibliche Künstler sein? Die wollen auch Künstler sein – Künst-ler.«


    Von hier https://www.spiegel.de/kultur/…31-4338-9816-7f8646c5fc71

  • Man kann Sprachgeschichte nicht rückwärts schreiben, genauso wenig wie wir nun alle historischen Personen geschlechtlich ummünzen können, das Patriarchat lässt sich allein mit Sprache nicht im Nachhinein ausradieren.

    Gelebt ist gelebt, bin da völlig auf Seite von Heidenreich.

    Erst wenn wir das Geschlecht nicht mehr besonders betonen müssen, durch Endungen, durch Jahrestage, etc. werden wir auch im Kopf gleichberechtigt sein. Wenn wir Unterschiede anerkennen und uns daran freuen können anstatt zu diffamieren oder herabzuwürdigen um sich selbst heraufzuwürdigen. Wenn wir uns alle einfach als Menschen sehen, so brauchen wir diese Aufmerksamkeit für Besonderheiten nicht mehr. Diese Spezifikationen *** betonen doch "Unterschiede" statt ihnen entgegenzuwirken.

  • Diese Spezifikationen *** betonen doch "Unterschiede" statt ihnen entgegenzuwirken.

    Und lenken so wunderbar von den eigentlichen Problemen ab.

    Statt um gender"gerechtes" Sprechen mit eingebautem Schluckauf mitten im Wort - ich nehme mal Wähler * innen - ein riesen Bohei zu machen oder kulturellen Untergang zu beschwören, wäre doch eher angebracht, sich wirklich um Gendergerechtigkeit zu kümmern.


    Wie wär's denn mal hiermit:

    Femizide nicht mehr als "Familiendrama" verharmlosen,

    den Gender Pay Day überflüssig machen, statt ihn mit Kopftätschelnd-gönnerhaftem "Höhö" zu kommentieren,

    persönliche und familiäre Pflegearbeit auch finanziell anerkennen um Altersarmut zu vermeiden - die ist nämlich in der Regel weiblich!


    Ihr könnt die Liste gern fortsetzen, gibt ja genug Beispiele ...


    Literatur mit Genus-Angebotsliste und Gerechtigkeitssprechpausen? :rolleyes::fp Nicht für mich.

    Sprachliche Sorgfalt und Gender"gerechtigkeit" ist keine Frage von *, /, _ , -, und was er-sie-es sich sonst noch einfallen lassen mag.;)

  • Frauen mögen zwar noch nicht absolut gleichberechtigt sein, aber nahezu. In den letzten Jahrhunderten gab es gewaltige emanzipatorische Fortschritte, und das alles ohne Gender-Gaga-Sprech. Was soll diese erzwungene Sprache überhaupt bringen? Inwiefern trägt das zur tatsächlichen Gleichberechtigung noch bei? Und was ist wenn sich dann irgendwann die Trans- oder Intersexuellen beschweren, weil es für sie in unserer Sprache keine geschlechtsspezifischen Ausdrücke gibt? Müssen wir dann für jeden Spinner einen eigenen Suffix bedenken, der dann immer mit einer kurzen Sprechpause bedacht wird, oder der bei der Lügenüpresse so beliebten Genderrosette?

    Radler*in*an*kun*ten*zon.

    Dann werden die Subjekte nachher länger zu sprechen sein, als der Rest des Satzes.


    Wie redet man denn queere Menschen korrekt an?

    In dem man alle Konsonanten des römischen Alphabets in zufälliger Reihenfolge runterbetet und ans Ende ein + hängt.

  • Zitat

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    Zitat von escape

    Wie redet man denn queere Menschen korrekt an?

    hmm woher weiß ich , wenn ich mit jemand spreche, dass er in welcher Art auch immer queer ist? ja manchmal ist es sichtbar, aber das ist doch auch merkwürdig von sich aus so einen Unterschied in der Anprache zu machen, man könnte es auch diskriminierend finden oder man irrt sich Fettnäpfchengefahr ;).

    Man muss sich dann also demnäxt mit seiner sexuellen Neigung vorstellen? Huhu ich heiße Susanne und bin lesbisch? Menschen die sich haben umoperieren lassen sind doch evtl. froh endlich mit dem gefühlt „richtigen“ Gesclecht angesprochen zu werden.

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