Organspende, warum eigentlich nicht?

  • Wenn ich das richtig sehe, ist Deutschland das letzte EU-Land, in dem man ausdrücklich zustimmen muss, damit nach dem Tod Organe entnommen werden können.


    Freiheit für den Sterbenden? Geht ja nicht: ein Unfall zertrümmert nicht nur den Körper, sondern auch alle Freiheit.


    Was bleibt, ist wahrscheinlich die Angst, ob die Ärzte richtig entscheiden, wenn sie den Hirntod bescheinigen. Bleibt die Frage ob man wirklich "weiterleben" will, wenn der Hirntod so nah ist.


    Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, dass auch in Deutschland jeder Organspender ist, der nicht ausdrücklich widerspricht.


    P. S. Wer friedlich im eigenen Bett einschläft, wenn der Lebensfaden abreißt, ist ohnehin nicht betroffen.




  • Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, dass auch in Deutschland jeder Organspender ist, der nicht ausdrücklich widerspricht.

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    Genau so sehe ich das auch. Die Aerzte muessen dann nur noch entscheiden, bis zu welchem Jahr ein Ersatzteil ausgebaut wird. Der Betrug beginnt dann fuer den Patienten, dem gesagt wird, er habe ein frisches jugendliches Herzilein, obwohl es von Herrn Methusalem stammt.

  • Der Betrug beginnt dann fuer den Patienten, dem gesagt wird, er habe ein frisches jugendliches Herzilein, obwohl es von Herrn Methusalem stammt.

    Hierfür gibt es keinen Beleg, denn für den Patienten bleibt der Spender in jedem Fall anonym. Selbst der transplantierende Arzt und sein Team kennen die Spender-bezogenen Daten nur dann genau, wenn der Spender in derselben Klinik verstorben ist, in der auch die Organverpflanzung vorgenommen werden kann, es sich also um ein sogenanntes "Hausorgan" handelt.
    Im Übrigen kommt es nicht auf das numerische Alter des jeweiligen Spenders an, sondern auf Zustand und Funktionstüchtigkeit des Transplantats. Vorgeschädigte Organe werden nicht zur Transplantation zugelassen.


    Zitat

    Ablauf einer Organtransplantation

    • Eine Organentnahme kann nur dann durchgeführt werden, wenn es einen Organspendeausweis mit der Zustimmung gibt. Alternativ können Angehörige nach dem vermutlichen Willen des Verstorbenen einer Organentnahme zustimmen oder sie ablehnen.
    • Der Hirntod wird festgestellt. Ohne diese Feststellung werden keine Organe entnommen.
    • Die Ärzte müssen klären, ob das entsprechende Organ gesund ist. Auch Erkrankungen des Spenders wie Krebs oder Aids können eine Spende unmöglich machen. Es kommt nicht auf das Alter eines Spenders an. Wichtig ist der Zustand der betreffenden Organe.
    • Das Krankenhaus informiert die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO). Die Stiftung meldet den Spender bei Eurotransplant. Durch diese gemeinnützige Stiftung werden zentral Organe aus Luxemburg, Belgien, Deutschland, Holland, Österreich, Slowenien und Kroatien vermittelt.
    • Die Liste der Empfänger wird danach überprüft, ob das Organ passen könnte. Die Kriterien sind hier die Dringlichkeit, die Wartezeit des Spenders, die Erfolgsaussichten einer Transplantation.
    • Wenn der Empfänger feststeht, werden die Organe entnommen. Das führt in den meisten Fällen ein externes Operationsteam durch. Der Leichnam des Spenders wird zur Beerdigung freigegeben.
    • Das Organ wird so schnell wie möglich zum Aufenthaltsort des Empfängers transportiert. DieTransplantation erfolgt. Ein Spender kann mehrere andere Menschenleben retten.

    (krankenkassenzentrale.de)


    (Deutsche Stiftung Organtransplantation)



    Bleibt die Frage: Welche Lobby verhindert die Umsetzung?

    Muss denn überhaupt eine "Lobby" dahinter stecken?
    Reicht es nicht, wenn Sensationsmedien und Horrorfilme -immer gemäß der Devise
    "Crime sells"- genüsslich jede obskure Meldung über Organraub und Transplantationsmissbrauch verbreiten und als allgemeingültige Gefahr darstellen? Natürlich entwickeln viele Menschen Ängste, sie könnten wegen ihrer begehrten Organe nicht optimal behandelt und statt dessen dem Tod anheim gegeben werden.
    Auch Berichte, die an der Zuverlässigkeit der "Hirntod"-Feststellung zweifeln, haben Besorgnis bei den Spendungswilligen ausgelöst. Und nicht zuletzt bleibt die Frage, ob man trotz "Hirntod" bei der Entnahme der Organe nichts mehr spürt.


    Wenn dann der potentielle Spender keine eindeutige Willenserklärung verfasst und seinen verunsicherten und trauernden Angehörigen die Entscheidung überlässt, wundert es wohl kaum, dass die Anzahl der Transplantationen in Deutschland stetig zurückgeht.

  • Die "Widerspruchslösung" steht erneut auf der Agenda, diesmal sogar als "doppelte Widerspruchslösung".
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    (ERL)

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    Herr Lindner von der FDP hat schon widersprochen, er sieht einen "Einschnitt in die freie Selbstbestimmung der Menschen". Auch bei den Grünen hegt man "große verfassungsrechtliche Bedenken" und möchte die Entscheidung pro oder contra persönlicher Organspende gern an den Antrag auf einen neuen Personalausweis knüpfen. Häh?

    Das soll die Spendenbereitschaft beflügeln? ?(

  • Ich verstehe die Logik hinter dieser Argumentation nicht. Wenn man doch tot ist, ist man sowieso kein Mensch mehr, noch hätte man die Freiheit egal welche Entscheidung auch immer zu treffen. Was interessiert dann noch so sehr, was mit unseren ehemaligen Organen passiert? Macht Dünger draus und ernährt ein paar Blumen.

  • Angeblich sind über 80% der Bürger für die Organspende, haben aber tausend Ausreden parat, warum sie keinen Spenderausweis in der Geldbörse mit sich führen.


    Mein aktueller Ausweis ist aus dem Jahr 1999. Der erste musste ersetzt werden. Der war so zerfleddert, dass man nichts mehr lesen konnte.
    Fraglich allerdings, ob ich mit meinen bald 63 Lenzen überhaupt noch brauchbare Ersatzteile liefern würde. Zumindest meine Leber ist noch in Ordnung. :D

  • Inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher, ob mein sachlich-flapsiger Eingangstext dieses komplexe Thema angemessen darstellt.
    Ja, wenn man selbst im Notfall ein fremdes Organ "erwartet", sollte man wohl auch einen Spenderausweis parat haben.
    Es sind aber sicher keine "faulen" Ausreden, die das verhindern: Man muss sich sehr konkret mit dem eigenen Tod beschäftigen, um zu dieser Entscheidung zu kommen. Die Jungen fühlen sich davon weit weg ... und die Alten nah dran?

    Mehr beschäftigt mich aber die Frage, ob der Staat oder die Gemeinschaft ein Recht auf den Körper der Bürger hat.

    Bei jedem Cookie müssen wir -zum Glück- erst zustimmen, aber bei der postmortalen Organentnahme soll Schweigen als Zustimmung gelten?
    Gibt es das an anderer Stelle auch noch: Du sagst nichts, also ja??






  • Ja, wenn man selbst im Notfall ein fremdes Organ "erwartet", sollte man wohl auch einen Spenderausweis parat haben.


    Man soll also erst, wenn man akut erkrankt, einen Ausweis mit sich führen? Wozu? Für's bessere Gewissen?


    Was interessiert es mich, der sich sowieso verbrennen lässt, ob man vor der Fahrt in den Ofen noch brauchbare Organe entnimmt, die anderen Menschen das Leben retten, oder wieder lebenswerter machen können?


    Ich halte die Widerspruchslösung für die einzige Methode, ausreichend Spenderorgane zur Verfügung zu haben. Alles andere scheitert an der Bequemlichkeit der Menschen, sich mit dem Thema auseinander zu setzen.


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