Auf unseren Straßen ist viel los, wahrscheinlich zu viel - es ist eng, laut und hektisch, gegenseitige Rücksichtnahme scheint man nicht mehr zu brauchen, nur der stärkere darf fahren. Die anderen haben gefälligst von der Straße weg zu bleiben. - das ist der Eindruck, den man bekommen könnte, wenn man die Kommentare zum Kölner 10-Punkte-Plan liest.
Hier nochmal der 10-Punkte-Plan im Überblick:
1.
Die Aufhebung der Benutzungspflicht an den Kölner Ringen muss sofort
und ohne weitere Verzögerung umgesetzt werden. Dazu sind zunächst außer
dem Entfernen der Schilder (in der Regel VZ237) keine weiteren Maßnahmen
erforderlich.
2. Es soll auf allen Spuren und in voller Länge der Ringe Tempo 30 gelten. Tempo 50 oder ein 30/50 Mix sind inakzeptabel.
3. Es wird eine verständliche, durchgängige und einheitliche Radverkehrsführung über die gesamten Ringe benötigt.
4.
Es soll eine volle Fahrspur (3,75 m Breite) pro Richtung für den
Radverkehr bereitgestellt werden. Auch an Engstellen müssen netto mind.
2,75 m Breite zur Verfügung stehen.
5. Die Radspur benötigt eine deutliche Markierung. Der bisherige Kölner Standard reicht hier nicht aus.
6. Die Schaltung der Lichtsignalanlagen muss für den Radverkehr optimiert werden. Eine grüne Welle ist erstrebenswert.
7.
Ein vollständiger Rückbau der alten Radwege ist erforderlich. Der Platz
soll dem Fußverkehr sowie einer erweiterten Gastronomie und
unkommerziellen Sitzbereichen zur Verfügung gestellt werden.
8.
Die Parkplätze an den Ringen sollen in großzügige Ladezonen sowie in
Taxistände und Fahrradparkplätze umgewandelt werden. Parkraum für Autos
stehen in den umliegenden Parkhäusern ausreichend zur Verfügung.
9.
Es wird vor allem in der Anfangszeit eine intensive Kontrolle, sowohl
der Ladezonen als auch des Haltens und Parkens in zweiter Reihe, durch
das Ordnungsamt erforderlich sein.
10. Die Veränderung muss von einer breit angelegten Kampagne „Radfahren ist Verkehr“ begleitet werden.
So weit, so gut. Eigentlich... Man mag davon halten, was man will. Sicherlich ist es auch fraglich, ob es bei der derzeitigen Verkehrssystuation in der Innenstadt mit den ganzen Baustellen und dazugehörenden Umleitungen tatsächlich so eine gute Idee ist, auch noch eine Fahrspur auf den Ringen wegzunehmen. Vor allem, wie wird das dann Freitags- und Samstagsabend aussehen? Dürfen die ganzen Möchtegern-Boliden die Radspur dann mitbenutzen oder werden die Rennen dann per Fahrrad ausgetragen? Oder sind die Radfahrer nur der vorgeschobene Grund, um diese Wochenend-Rennstrecke lahmzulegen?
Richtig erschreckend sind aber die Kommenare auf der Fratzenbuch-Seite einer Kölner Boulevard-Zeitung:
"Fahrradfahrer
gehts euch noch gut? Ihr seit nicht der Nabel der Welt und auf den
Ringen Tempo 30 + nur noch eine Spur für Autofahrer zu fordern ist ja
wohl schon dreist. Es gibt auch Leute die auf das Auto angewiesen sind
und wollen dann auch fahren können. Ihr glaubt doch jetzt schon die
Strasse gehört euch alleine." - dabei kam die Idee nicht von DEN Fahrradfahrern...
"Mercedes
hat hierfür extra eine "Scheinwerfer Reinigung" eingebaut, durch 7
malignes betätigen der Lichthupe wird dieser automatisch mehrmals
aktiviert" - Danke, aber solche leuten sollen mal selbst damit duschen, es gibt aber noch eine Steigerung:
"Fahrradfahrer,
die sich nicht an die Verkehrsregeln halten, übersehe ich liebend
gerne. Wer nicht hören will, muß fühlen. Felgen und Radhäuser bekommt
man mit dem Dampfstrahler locker wieder sauber. Bruche mer nit, fott
damit.." - hört sich schon fast an, wie Vorsatz, oder?
Interessant sind die Reaktionen, wenn man dem Deutschen an sich den Umgang mit seinem Lieblingsspielzeug einschränkt. Schnappreflex und -atmung scheinen das mindeste zu sein. Aufrufe zur Gewalt gegen die, die den "Spielplatz" einschränken, scheinen normal zu sein. Am ehesten kann ich mich noch mit diesem Kommentar anfreunden: "Ich fahr super gerne Rad, aber schäme mich für die aktuellen Entwicklungen Pro Rad! Mehr
Rücksichtnahme ok, aber hier haben Radler auch eine Bringschuld! Und
die seh ich im Alltag seltenst, egal ob mit Rad oder Auto unterwegs.." Stimmt, irgendwie nimmt die Aggressivität im Straßenverkehr immer mehr zu, die gegenseitige Rücksichtnahme wird immer weniger.
Wie seht Ihr das?
der Segler