Fuck the EU !



  • Janukowitsch auf der Flucht ?

    Angeblich wird er polizeilich gesucht. Welch eine Wende. Noch vor einer Woche liess er auf die Demonstranten schiessen, nun wird er selbst verfolgt.


    Halali, die Jagd ist eroeffnet. Jagdszenen in der Ukraine, diesmal nicht in Bayern :thumbup:

    Ab jetzt sind Erdloecher, Abwasserkanaele und einsame Bauernhoefe wieder gefragt. Erinnert mich irgendwie an Libyen und den Irak ?

    hmm, alles eine Frage der Betrachtungsweise ?

  • Zitat

    von "Heinz K"
    Du tust so als ob sie diesen Ausspruch getätigt hätte um sich für Europa mehr Demokratie zu wünschen. Dafür sollte dieser Satz aber nun für uns bestimmt nicht herhalten. [.....]
    Was wir von der EU halten steht dabei auf einem anderen Blatt Papier.



    "Fuck the EU!"
    kann einem in den Sinn kommen, wenn man sieht, wie die Idee eines -friedlichen!- vereinten Europa zuschanden geritten wird. Zuletzt am Beispiel Griechenland zu verfolgen.
    Mit bemerkenswertem Zynismus stellen sich die Akteure als "Retter" dar. Keine Rede davon, dass und wieviel diese "Retter"-Staaten am Schuldenberg Griechenlands verdienen. Statt dessen wird ständig beschworen, die Deutschen gäben großzügig Geld für Darlehen an das finanziell marode Griechenland ab.
    Hach, sind wir doch alle uneigennützig und edel.


    Die Hinweise und Beitragssammlung der 'NachDenkSeiten' zeigen dagegen ein ganz anderes Panorama.
    Zum Beispiel
    :


    Mehr lesen:

    Ergänzung
    Lesen!!! :thumbup:

  • Die Frage mag erlaubt sein: "Schafft die EU sich selber ab?"


    Jens Berger sieht die europäische Gemeinschaft bereits tot, andere meinen, noch Lebenszeichen zu erkennen.
    Allerdings
    dürfte auch dem größten EU-Fan mittlerweile klar sein: demokratische Willensbekundungen, außerhalb der Wahlkreuzchenrituale alle vier Jahre, schätzt man nicht sehr. Zu viel Basis, zu direkt, zu wenig kontrollierbar?


    Wie auch immer - die Finanz-"Experten" der "Institutionen", vormals "Troika", sind am Ende einer Kette angelangt.
    Statt des in perpetuum zelebrierten „Ich gebe dir nur einen Kredit, damit du deine Schulden bei mir – mit Zinsen natürlich! – begleichen kannst!“ verfällt man nun in empörte Schnappatmung und fühlt sich "verraten", weil die krawattenlosen Lümmel aus Athen dem bösen Spiel ein Ende gesetzt haben.
    Statt dessen: Referendum des griechischen Volkes.


    Hatte eine frühere Griechenregierung auch schon einmal initiiert, und war gescheitert. Die Wahlen 2012 brachten dann die Syriza an die Regierung - ihr wurde zugetraut, die alte, korrupt-eigennützige Machtelite zum Teufel zu jagen und einen veritablen Neuanfang zu starten.
    Aaaber:
    Eine LINKE 8o Regierung??? Teufelszeug! Da sei ein Schäuble vor! Und nicht nur er.

    Es hält zusammen, was zusammengehört und wäscht die Hände in wasweißich.
    Selbst Obama, gerade noch laut -und ziemlich falsch- die Gnade Gottes besingend, schreckt auf und zeigt sich einmal mehr besorgt über Europäische Belange.
    Der Zeitungswald raschelt nicht, er braust vor Empörung über das ungehörige Verhalten der "Schmarotzer" aus dem Süden und verlangt Dankbarkeit. Und Demut, versteht sich. Schließlich wollen 'die' ja etwas von 'uns'.


    Von Demokratie, von gewählter Regierung, von EU-Statuten und Vertrag ist hingegen nicht -mehr- die Rede. Käme auch grad ganz schlecht, weil:
    Ein Rauswurf aus der EU ist rechtlich unmöglich. Gibbet nich.
    Linke Politik
    DARF NICHT erfolgreich sein, sonst kommen womöglich noch andere Länder auf krumme Ideen.



    Karikatur: Klaus Stuttmann

    Zitat

    Klar ist mittlerweile, dass in der EU die linke Regierung unerwünscht ist, egal, was sie macht.
    Allerdings scheint nun Tsipras mitzuspielen, wenn er das Referendum mit seinem politischen Schicksal verknüpft. Aber weil er sich für eine Ablehnung der mit weiteren Zahlungen verbundenen Auflagen wendet, obwohl diese Griechenland weit entgegen gekommen sind, ist es auch konsequent, das Volk entscheiden zu lassen. Das passt vielen EU-Regierungen überhaupt nicht, die ihrem Volk Entscheidungen vorenthalten. Schließlich wurde bereits der griechische Ex-Ministerpräsident Papandreou zum Rücktritt gezwungen, als er ein Referendum vorgeschlagen hatte. Demokratie will man in der EU nicht wirklich, es geht schließlich um Besitzstände, die nicht die der Masse sind.

    Telepolis


    Nachbemerkung:
    2011 schrieb der inzwischen verstorbene Journalist Frank Schirrmacher
    unter der Überschrift „Der griechische Weg - Demokratie ist Ramsch“:
    „Wer das Volk fragt, wird zur Bedrohung Europas. Das ist die Botschaft der Märkte und seit vierundzwanzig Stunden auch der Politik. Wir erleben den Kurssturz des Republikanischen.“


    Übertragen wir's auf die aktuellen Ereignisse ...


  • Wenn man zur Griechenlandkrise sich durch den deutschen Blätterwald liest muss man heutzutage schon ganz tapfer sein. Die Syriza-Regierung wurde von dem Tag an verleumdet, an dem das Wahlergebnis feststand. Es gibt kaum ein Artikel, der sachlich darum bemüht ist die faktischen Zusammenhänge zu erklären. Es gibt kaum eine Kolumne, die nicht irgendein neues Schimpfwort gegen Tsipras ausruft. Manche Revolverblätter drucken die Beschimpfungen gleich auf ihre Titelseite.


    Die neoliberalen Lakaien in den deutschen Redaktionsstuben sind momenatan eifrig damit beschäftigt ihrer Kundschaft zu erklären warum Referenden falsch sind.


    Das könnte die Berichterstattung über Syrien und die Ukraine an Verlogenheit sogar noch toppen.

  • Da sagste was!


    Historisch gesehen ist die EU eine Fortführung -Entwicklung lass ich hier mal raus- der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), auch Montanunion genannt. Gründungsmitglieder: Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande und die Bundesrepublik Deutschland.


    1951 gegründet, ließ man keinen Zweifel daran, dass es um die wirtschaftlichen Beziehungen ging, mit denen man gemeinsam die Wirtscht wieder aufbauen, aber auch die Feindilder des Krieges überwinden wollte.


    Ohne genauer zu recherchieren, setze ich voraus, dass es den Gründern auch darum ging, dass die Kriegsgeneration und vor allem ihre Kinder, sich als friedliebende Nachbarn erleben können.


    Das scheint mir auch weitgehend gelungen zu sein.


    70 Jahre nach Kriegsende habe ich den Eindruck, dass man sich an den Frieden gewöhnt hat und von vielen EU-Mitgliedern wieder der Kampf als Lösung beschworen wird.


    Irgendwann scheint man aus dem Blick verloren zu haben, dass der "Markt" kein Selbstzweck ist, sondern den Menschen dienen sollte.


    Mich beunruhigt das, was innerhalb der EU schon seit einiger Zeit passiert: Feindbilder werden reaktiviert, Grenzen und Zäune werden wieder hochgezogen, auch innerhalb der EU.


    Damit scheitert der europäische Gedanke, der mehr ist als nur die Erkenntnis, dass man auf einem Kontinent lebt ... der zu allem Überfluss seinen Namen der griechischen Mythologie verdankt.





  • Mich beunruhigt das, was innerhalb der EU schon seit einiger Zeit passiert: Feindbilder werden reaktiviert, Grenzen und Zäune werden wieder hochgezogen, auch innerhalb der EU.
    Damit scheitert der europäische Gedanke, der mehr ist als nur die Erkenntnis, dass man auf einem Kontinent lebt ... der zu allem Überfluss seinen Namen der griechischen Mythologie verdankt.

    Genau.
    Hören wir doch zur Abwechslung den Griechen
    mal zu , statt ÜBER sie zu reden ...

    Sicher
    kennt ihr Mikis Theodorakis .
    In Deutschland ist er vor allem wegen seiner Filmmusik zu 'Alexis Sorbas' bekannt. Dabei hat er diese und vieles andere eher 'nebenbei' geschrieben.
    Viel wichtiger sind ihm seine Werke zu geschichtlichen Ereignissen oder Epochen.
    Dazu gehören Kambanellis' Ballade über die Judenvernichtung: 'Mauthausen' und Pablo Nerudas Großer Gesang Lateinamerikas: 'Canto General'. Erst recht seine Herzenssache sind Themen der
    griechischen Geschichte - 'Epitaphios' von Ioannis Ritsos, in dem es um die blutige Niederschlagung eines Arbeiterstreiks geht, oder 'Das Lied vom toten Bruder', Theodorakis' Klagelied über den griechischen Bürgerkrieg der Nachkriegszeit.


    Theodorakis war nie 'nur' Musiker, sondern immer auch ein Mann der Politik, sein Volk liebt und verehrt ihn dafür. Man hat nicht vergessen, wie er für seine Überzeugung einstand und von der Militärjunta inhaftiert und gequält wurde. Noch heute -obwohl er längst kein politisches Amt mehr bekleidet- hat sein Wort Gewicht und wird ernst genommen.


    In einem Interview zur aktuellen Situation der EU und Griechenlands befragt, meinte er:


    "Wenn man Druck macht auf ein Volk, dann steht es irgendwann auf. Das sei an die Adresse jener gerichtet, die uns hier jeden Tag an die Wand stellen wollen.
    Das vom Geld dirigierte Europa erscheint mir inzwischen wie eine riesige Spinne, und jeder, der in ihr Netz gerät, ist verloren.


    Wir Griechen haben seit der Antike viel bewegt. Aber seit der Antike ist es auch so, dass der Verrat oft von innen gekommen ist. Die Vorgänger der aktuellen Regierung haben alles unterschrieben, sie haben das griechische Tafelsilber verkauft und uns gesagt: Schäuble ist der Chef.
    Nun ist es an Alexis Tsipras, das rückgängig zu machen. Ich hoffe nicht, dass er in die gleiche Richtung gehen wird wie seine Vorgänger."




    © dpa
    Theodorakis im Gespräch mit Ministerpräsident Alexis Tsipras im Februar 2015


    Wie er wohl über das bisherige Ergebnis denkt?
    Es wird ihm sicher gefallen, dass das Land seines einstigen Exils -Frankreich- über die Syriza anders urteilt, als 'Schäuble-Deutschland'.



  • Gestern gab's bei Anne Will die gefühlt 10.000ste Talkshow zum Thema Griechenland. Die immer gleichen 'Gäste' warteten mit den immer gleichen Ansichten auf. Man redete lang und laut, gern auch gleichzeitig. Neues? Eher nicht. Sachlich (Er-)klärendes? Kaum. Statt dessen vernahm man Markiges.
    Herr Kauder (CDU) ließ wissen, alle bisherigen Sparmaßnahmen für die Griechen seien grad mal ein „Kindergeburtstag“ gewesen.
    Das wird die Menschen in den Warteschlangen vor den Banken [
    Anstehen für 651,36 Euro Luxusrente], oder in den Suppenküchen sicher freuen.


    Der 'Europäische' Gedanke??? Öhm ...


    Ungewohnt nachdenklich resümiert die 'Welt' :

    Zitat

    Zusammengenommen ergibt sich aus all dem ein trauriges Bild für Europa. "Wir haben auch ein Volk" und "wir können in Ruhe abwarten" bedeuten zu Ende gedacht, dass die Interessen der europäischen Völker wieder isoliert betrachtet werden und sogar gegeneinander stehen – wo eigentlich das Versprechen gegeben wurde, sie zusammenzuführen.


    Wenn seine Regeln die Menschen kaputt machten, habe das mit Europa nichts mehr zu tun, sagte Giorgos Chondros irgendwann.
    Das stand exemplarisch dafür, dass jetzt grundlegende Fragen über Europa gestellt werden. Und zwar unabhängig davon, wie die Griechen am Sonntag abstimmen werden und was genau das dann bedeutet.

  • Vielleicht kann man das Ganze wirklich nur noch satirisch betrachten. :|


    (Der Postillon)

  • Alles gesagt und geschrieben zur Europäischen 'Hilfe' für's derzeit schwächste(?) Mitglied der 'Gemeinschaft' . Sollte man meinen, oder?


    Aber welcher Leitartikler oder Kommentator stellte bisher die "Alle-bekloppt-diese-Griechenschmarotzer" These neben die Information, dass man der mit Krediten wohlversorgten Ukraine -jaaa, die gibt's auch noch!- so ganz diskret und nebenbei jenen Schuldenschnitt gewährt, den man der linken griechischen Syriza-Regierung bislang konsequent verweigerte?
    Schrieb etwa Jemand an exponierter Stelle, dass der zurückgetretene Varoufakis -damals noch als kluger Ökonom anerkannt- bereits 2012 einen solchen Schuldenschnitt als unerlässlich für sein Land ansah, um die Wirtschaft anzukurbeln und das Land aus der Drehtür von Kreditaufnahme und Zinszahlung heraus zu führen?


    Na gut, waren rhethorische Fragen, sollten nichtsdestotrotz mal gestellt werden ...


    Und was geschieht jetzt?
    Schäuble, Merkel und Co. werden wohl kaum mit einem so deutlichen "NEIN-OXI-Ochi" der Griechen gerechnet haben, bei gleichzeitigem "JA-NAI-Nä" zu Europa.:love:
    Immerhin original griechische Schöpfungen, diese Zeus-Geliebte und -ihr zu Ehren- die Namensgebung für unseren Kontinent. Achso ja, die Demokratie übrigens auch.

    <<< den haben allerdings Andere erfunden ;)


    Lesenswert:

    (Sebastian Pfeffer, The European)

  • "Damit ist Europa auf dem besten Weg in die unsägliche alte, nationale Zeit. "


    Robert Menasse hat 2012 ein lesenswertes Buch zum Thema Europa und EU geschrieben.


    Ursprünglich schwebte ihm eher ein "Abgesang" vor, die Recherche hat seinen Blickwinkel verändert. Auf der Suche nach "Europa" , stieß er auf viele Kriege ... aber auch auf gemeinsame Wurzeln.



    Auszug aus Nils Minkmars Rezension in der FAZ:
    Menasse redet keinem Brüsseler Superstaat das Wort, er ist auch ein Verfechter der regionalen Selbstverwaltung. Denn in der Region, die durch Landschaft, Geschichte, Dialekt und Bräuche definiert ist, fühlt sich der Bürger wirklich zu Hause, der Saarländer aber mitunter fremd in Hamburg. Die nationale Identität ist auch eine historisch reversible.
    Und das viel beklagte europäische Demokratiedefizit rührt auch nur daher, dass wir einen unangemessenen Begriff von Demokratie haben, dem noch die historisch gewachsene Verbindung von Nationalstaat und parlamentarischer Repräsentanz zugrunde liegt.

    Doch es lässt sich ja auch eine ganz neue Form der Demokratie denken, eine nachnational verfasste, in der die Entscheidungen regional getroffen werden oder eben europäisch. Kritisch ist aber in diesem Zusammenhang die Rolle der Medien zu bewerten, obwohl Menasse sie nur am Rande würdigt: Tatsächlich operieren nationale Medien und nationale Regierungen Hand in Hand.
    Würde man in den Fernsehanstalten der Einzelstaaten mal europäischer denken und sich trauen, Gäste aus Nachbarstaaten zu Wort kommen zu lassen, Europa würde gleich spannender.


    Robert Menasse: „Der europäische Landbote“. Die Wut der Bürger und der Friede Europas. Zsolnay Verlag, Wien 2012. 112 S., geb., 12,50 Euro.

  • Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstellen Sie ggf. ein neues Thema.