Köln - du ming Stadt ...

  • Puh! Ich muss weg vom allgegenwärtigen Thema Nr 1!

    Statt dessen blicke ich mit euch in die Vergangenheit eines Kölner Gebäudes - und meine eigene. Zeitweilig waren wir nämlich ziemlich eng verbunden.:)
    Wie ich drauf komme? Der gestrige "Tatort" hat mich an die alten Zeiten erinnert.

    Wenn ihr den Film gesehen habt, ist euch sicher das Kölner Hotel aufgefallen, in dem dieser Krimi zu großen Teilen spielt. Sein ungewöhnliches Ambiente mit farbigen Kacheln und Fliesen, Säulen, ein tiefliegender Speiseraum, viele eng aneinandergrenzende Türen, altmodische Holzdrechselarbeiten, die Empore, geschmiedete Geländer, Jugendstillampen und noch viel mehr...

    Schön, oder?


    Sobald der Coronadr*ss es zulässt, das habe ich mir fest vorgenommen, werde ich mich gemütlich niederlassen und ein Menü genießen. Mitten im Wasserbecken! Genau dort, wo ich mich als kleiner Stropp abgestrampelt habe um mein Schwimmabzeichen zu erlangen.^^

    Bevor das Hotel zum Hotel wurde, war es nämlich ein Hallenbad.

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    Stilistisch irgendwo zwischen Neorenaissance und Jugendstil: Zustand des Bades vor dem Umbau Foto © Hardy Schwerger


    Aber wie das so ist mit schönen alten Gebäuden, wurde auch dieses Bad unrentabel und konnte dem modernen Konkurrenten ein paar Kilometer weiter -in Rheinnähe und mit Domblick- nicht standhalten.

    Wie gut, dass sich Käufer fanden, die das Schmuckstückchen zu schätzen wussten und ihm eine gründliche Restaurierung angedeihen ließen. Aus der alten wilhelminischen Schwimmanstalt sollte ein Hotel mit Restaurant und allem Komfort werden.

    Das scheint gelungen, wenn auch Puristen mit leisem Spott auf stilistische Brüche und Kompromisse verweisen.


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    Zumindest der obere Teil lässt den originalen Raumeindruck noch erkennen. © Hardy Schwerger


    Fotos: koelnarchitektur.de

  • Das scheint gelungen, wenn auch Puristen mit leisem Spott auf stilistische Brüche und Kompromisse verweisen.

    Weiss nicht, ob Spott von Puristen bedeutungsvoll sind ?


    Mir gefaellt es, dass es Unternehmer gab, die in dieses ehemalige Schwimmbad investierten, und ich freue mich wie ein Kind, wenn ich sehe, dass Menschen auffallend kreativ, und nicht nur zerstoererisch sein koennen.


    Es kann nur die Frage des persoenlichen Geschmacks sein, ob bei der Farbzusammenstellung fuer MEINE Begriffe ein kleiner Ausrutscher passierte.

    Wenn ich Gemuetlichkeit herstellen moechte, kann ich nicht mit "knalligem" und "schwimmbadmaessigem" Blau "jonglieren". Leichtes Braun, beige und Eierschalenfarbe in Kombination sind die besten Komponenten, um Wohlfuehldesign zu kreieren.


    Tja, das ist aber nur meine Geschmacksrichtung.


    Danke fuer die Eindruecke.

  • Oberhausener Ebertbad ...

    Klasse!

    Gefällt mir sehr und zeigt, dass anders als noch vor Jahren, nicht alles "rückgebaut", sondern kreativ genutzt und neu gestaltet wird.:thumbup:



    Die Kritik der Kölner Architektenkollegen an der Umwandlung des Deutz-Kalker Bads zum Hotel bezog sich nicht auf die Farbgebung. Die lehnt sich eng an das Original an und wird, wo immer machbar, unverändert übernommen.

    Es geht wohl mehr um Konzept und Gestaltung des modernen Restaurantbereichs und inwieweit das alte Ambiente respektiert wurde.

    Zitat:


    "Es ging, so der Betreiber Rainer Siewert, darum, „eine Symbiose aus Alt und Neu zu schaffen, so dass historische Elemente in ihrer Materialität und Farbwelt erhalten werden.“ Die Gebäudeteile der ehemaligen Bäderverwaltung und der Volksbibliothek hatten bei Kriegsende nur ein Notdach erhalten. Hier wurden die Schieferdächer in Anlehnung an historische Ansichten wiederhergestellt. In der Rezeption sind die Fliesen von 1914 erhalten, die Stuckdecke allerdings wurde komplett rekonstruiert. Auch im Treppenhaus sind historische Fliesen erhalten und das Wandbild zum Thema Lesen von Ernst Wille. 21_1_gal-historie1-738x475.jpg
    Ernst Wille schuf 1952 das Wandgemälde zum Thema Lesen im Treppenhaus der ehemaligen Bibliothek. Auch hier sind die historischen Fliesen von 1914 erhalten. © Hotel Stadtpalais


    "Der Architekt Martin Charisius aus Frechen betreute den Umbau der Schwimmhalle: „Ich kann mir vorstellen, dass es für den Bauherren ein ‚Sprung ins kalte Wasser‘ war, die bereits angefangene Baustelle fertig zu stellen. In Zusammenarbeit aller Beteiligten ist es gelungen. Die Anforderungen an die Raumakustik im ehemaligen Schwimmbad, die seine jetzige Funktion stellt, wurden gut erfüllt. Sämtliche Ein- und Umbauten wurden in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege ausgeführt.“

    Der Hauptraum liegt heute auf dem Niveau des einstigen Beckenrandes, unterhalb ist eine Tiefgarage untergebracht. Der neue Bodenbelag imitiert die blau-weißen Fliesen des Beckenbodens; Reste der originalen Fliesen wurden im Eingangsbereich untergebracht. Ein Rahmen aus Parkett zeichnet den ehemaligen Beckenrand nach. Das Bodenmuster des Beckens wurde maßstabgetreu nachgebildet, wirkt aber nun, da es nicht mehr 2 m tiefer unter einer Wasserfläche schimmert, zu grob für den Raum."


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    Kaiser Wilhelm meets Eventgastronomie: Thekenbereich im KWB im Stadtpalais. Foto © Hardy Schwerger


    "Noch bedauerlicher ist allerdings, dass der ehemals zu den Seitentrakten und Treppen hin geöffnete zentrale Bereich nun mit Einbauten zwischen den verklinkerten Pfeilern viel geschlossener wirkt. Die mächtigen Pfeiler sind damit ihrer Wirkung beraubt und nur noch als sinnlose, dekorierte Wandstreifen wahrnehmbar. Im Erdgeschoss kriegt der Gast also ziemlich viel Eventgastronomie geboten, auch was die Inneneinrichtung angeht. Er muss schon den Blick heben oder sich auf die Galerie begeben, um den grandiosen Raumeindruck der wilhelminischen Prachtanlage nachzuspüren. Immerhin."

    (koelnarchitektur.de)


    Damit mögen die Kritiker Recht haben, aber im Großen und Ganzen halte ich die Wiederbelebung und Neugestaltung des Bades für gelungen und freue mich, wie schon Mindfreak, darüber, dass Unternehmer, Architekten und Handwerker neben Geld auch viel Kreativität und Können in dieses ehemalige Schwimmbad investiert haben, und dass ihr Konzept vor den strengen Auflagen der Kölner Denkmalpflege bestehen konnte.
    Anders als das Restaurant "Bastei" , das schon seit Jahren vor sich hin (gammelt) dümpelt, darf 'mein' altes Schwimmbad neue einladende Pracht entfalten. Zwar nicht zum Zweck des Schwimmens, aber zur genüsslichen Kulinarik in diesem Ambiente.

    Hat doch was...! :ny4:

  • @agrippi

    Danke für die ausführliche Darstellung.

    Gestern Abend habe ich mich gefragt, wo das Hotel wohl liegt. Nun lieferst Du die Antwort und verbreitest Vorfreude auf die Zeit nach Corona:) Das Restaurant werde ich besuchen.


    Auch ich habe im Deutz-Kalker Schwimmbad meine Fahrtenschwimmer-Prüfung abgelegt. Ich war die Einzige in der Klasse, die schwimmen konnte. Alle anderen lernten es dort bis zum Freischwimmer-Zeugnis.


    Davon träumen heutige Sportlehrer. Wegen der Schließung oder Umwidmung vieler ähnlicher Badeanstalten hat manche Schule nicht mehr die Möglichkeit, Schwimmunterricht durchzuführen:(

  • ... Vorfreude auf die Zeit nach Corona :) Das Restaurant werde ich besuchen.

    Jaaa! Ich freue mich auch schon drauf und lasse mich zusätzlich durch die Website des "KWB Stadtpalais" locken.


    Auch ich habe im Deutz-Kalker Schwimmbad meine Fahrtenschwimmer-Prüfung abgelegt. Ich war die Einzige in der Klasse, die schwimmen konnte. Alle anderen lernten es dort bis zum Freischwimmer-Zeugnis.

    Und? hat's trotzdem Spaß gemacht?

    Ich gehörte zu "Alle anderen" und liebte den Unterricht. Nicht nur, weil die Sportlehrerin uns zu begeistern wusste. Auch die schöne Umgebung hat dazu beigetragen.

  • Und? hat's trotzdem Spaß gemacht?

    Natürlich hat es Spaß gemacht - auch wegen der schönen Umgebung.


    Ich durfte in jeder Stunde in Ruhe meine Runden ziehen, soweit das bei dem beengten Raum möglich war, und am Schluss jeweils dreimal vom Dreimeter-Brett springen - immer ein Genuss mit leichtem Magenkitzeln.

    Mit zwei Mitschülerinnen bin ich im Folgejahr dann einem Schwimmverein beigetreten, im für uns näheren Neptunbad.

    Das existiert in alter Pracht noch heute, allerdings mit verändertem Innenleben


    de.wikipedia.org › wiki › Neptunbad_(Köln)


    www.neptunbad.de


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