Walk in the dark

  • Seit nunmehr zwölf Jahren bastelt man an dem Vorschlag von CDU und FDP im Stadtwald eine beleuchtete Laufstrecke für Jogger einzurichten. Und seit nunmehr zwölf Jahren scheitert dieses Vorhaben an einem Waldohreulenpaar, das noch niemand zu Gesicht bekommen hat.


    Immerhin sind die Experten jetzt schon zu dem Ergebnis gekommen, dass man das Eulenpärchen ja auch umsiedeln könne. Waldohreulen sind nämlich keine Häuslebauer, sondern eher Mietnomaden, die sich ins fremde gemachte Nest setzen.


    Aber auch eine Zwangsumsiedlung werden die beiden Eulen wohl nicht mehr erleben. Denn die Posse geht in die nächste Runde.


    Zitat aus dem Kölner Stadtanzeiger vom heutigen Tag: "...Weil sie keine eigenen Nester baut, sondern grundsätzlich in fremdem brütet, sei durch die Anlage eines Kunsthorstes in gebührendem Abstand zur geplanten Leucht-Laufstrecke ein Umsiedlungserfolg nicht ausgeschlossen, heißt es in einer Mitteilung für den Sportausschuss. Dieser Kunsthorst sollte ein Jahr vor dem ersten Einschalten des Lauflichts angebracht sein. Überdies müsse die Stadt das gesamte Vorhaben mit einem Waldohreulen-Risikomanagement begleiten. Falls das Pärchen, das noch keiner gesehen hat, den Kunsthorst als Brutstätte nicht akzeptiert, seien unverzüglich „habitatverbessernde Maßnahmen“ an anderer Stelle durchzuführen..."


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  • Seit nunmehr zwölf Jahren bastelt man an dem Vorschlag von CDU und FDP im Stadtwald eine beleuchtete Laufstrecke für Jogger einzurichten. Und seit nunmehr zwölf Jahren scheitert dieses Vorhaben an einem Waldohreulenpaar, das noch niemand zu Gesicht bekommen hat. [Meint Peter Berger, der Ressortchef Lokales beim KStA]*

    Über heutige "Auswüchse" des Tierschutzes kann man sicher streiten, trotzdem irrt Herr Berger hier. Die CDU wollte die Pläne schon mal begraben, weil die Stadt sich eine beleuchtete Laufstrecke gar nicht leisten kann ... und keine Spnsoren für den Bau gefunden worden waren. Ob es die heute gibt, hab ich nicht recherchiert. Neben den Baukosten bleiben ja wohl die laufenden Kosten.


    Allerdings frag ich mich, wer diese Flutlichtstrecke überhaupt braucht. Ist doch seltsam, dass von der ursprünglichen Idee, im Linksrheinischen und im Rechtsrheinischen je eine beleuchtete Strecke zu "prüfen", nur die im Stadtwald übrig geblieben ist.


    Warum hat niemand den Mut zu sagen: Im Herbst wird es früher dunkel, da kann man dann nur noch da joggen, wo es Straßenlaternen gibt? Muss man da gleich den Wald beleuchten?? Wir leben im gemäßigten Klima, da gibt es nun mal Jahrszeiten!


    Das Projekt erinnert mich fatal an den Lövenicher Tunnel. Nachdem er -völlig überteuert, die Kosten der Staus nicht eingerechnet- endlich fertiggestellt wurde, hat er sich aus meiner Sicht längst als Flop erwiesen. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung, die es jetzt im Tunnel auch gibt, wenn ich richtig orientiert bin, hätte für die Anwohner ebenso zur Lärmreduzierung geführt. Man kann nicht optimal an das Verkehrsnetz angeschlossen sein ... und gleichzeitig ruhig im Grünen wohnen.


    Eine Doppelseite hat der KStA küzlich dem Schildbügerstreich gewidmet und u. a. einen Anwohner zu Wort kommen lassen, der sehr stolz darauf war, dass dank seiner Beharrlichkeit jetzt keine Autobahn mehr zu sehen ist, wenn er Freunde auf der Terrasse seines Hauses empfängt ... und seine Immobilie jetzt nicht an Wert verliert ... hää??


    Da fällt mir dann noch Antwerpes ein, der die Straße, in der er wohnte, mit einer Schranke bestücken ließ


    Wenn ich mich an dieser Stelle "aufrege", dann nicht über Eulen und Fledermäuse.


    *Die eckigen Klammern zeigen an, dass ich dem zitierten Text etwas hinzugefügt habe :D

  • Ich hab' nix gegen beleuchtete Laufstrecken, (Sport-)Parks scheinen mir dafür auch geeigneter als über Straßenpflaster zu traben. In Norwegen werden solche Streckenbeleuchtungen (auch fürs Skilaufen) allenthalben errichtet, weil Sonnenlicht in der Hälfte des Jahres zur Rarität wird und man auf Sport und Geselligkeit nicht verzichten will.
    Würde man bei uns die von Medizinern heftig kritisierte Umstellung auf 'Winterzeit' aufgeben, hätte man abends nach Arbeitsschluss noch ein Stündchen mehr Helligkeit.
    ;)
    Die Beleuchtung einer Laufstrecke von -umsiedlungswilligen- und bisher garnicht gesichteten Eulen abhängig zu machen und darüber einen Streit vom Zaun zu brechen, erinnert mich stark an die Kampagne um die Dresdner Waldschlößchenbrücke . Damals zählte für die bauwilligen Stadtväter weder landschaftliche Schönheit noch das Weltkulturerbe-Argument.
    Die Artenschützer erhoben daraufhin die 'Kleine Hufeisennase', eine Fledermausart, zum Hinderungsgrund gegen den Brückenbau und scheiterten grandios.


  • Der Umweltschutz, eine gute und notwendige Sache, wird immer häufiger missbraucht um demokratische Mehrheitsentscheidungen doch zu kippen. Das reicht von grünen Politikinteressen bis zum Privatmann mit seiner Terrasse.


    Die Eule wird schon woanders hinfliegen wenn sie die Jogger nerven. Da ist genug Platz.


    Soweit ich informiert bin, joggen dort neben normalen Bürgern vor allem Studenten der Sporthochschule. Ich nehme an, dass wird den Standort begünstigt haben.

  • Wozu braucht es einen beleuchteten Laufweg? Ist doch auch mal angenehm im Dunkeln zu laufen. Diese städtische Stromverschwendung, daß man die ganze Nacht die Stadt durchstrahlen lassen muss, damit es bloss keinen schattigen Bordstein gibt, ist sowieso schon nervig. Das künstliche Licht brennt sich mir in die Netzhaut. Ich bin eigentlich froh hin und wieder mal nachts durch einen dunklen Park spazieren zu können, wo ich einfach mal nichts sehe. Die dürfen ruhig eher mal ein paar Lampen abmontieren oder wenigstens mal zeitweise ausschalten, statt noch mehr davon zu bauen. Soll irgendwann die ganze Nachthälfte der Erde strahlen wie ein Fixstern?

  • Natürlich ist es Unsinn, in erster Linie die Natur zu schützen ... und damit den Menschen "auszurotten". Es geht um die Balance, wenn man Kulturräume schafft.


    Balancieren ist aber ein schwieriges Geschäft. Da kann man leicht abstürzen.

    @Heinz
    Die Erde glitzert schon ...

  • Im Dunklen laufen? Nö. Da ziehe ich doch weniger riskante Strecken vor.


    Was die Helligkeit der Städte mit rund um die Uhr geschalteter Beleuchtung von Schaufenstern, Bauwerken, auch Ampeln u.v.a.m. betrifft, gebe ich dir Recht.
    Statt dessen ein paar Kernstunden relativer 'Dunkelheit' bei zuverlässiger Straßen- und Gefahrenpunktbeleuchtung? Warum nicht? Kann nicht schaden. Vielleicht könnte man dann sogar außer im Cinedom^^ auch am Kölner Großstadthimmel ein paar Sterne entdecken, mehr als nur den Abendstern und im Glücksfall den 'Großen Wagen'.


    PS
    Für einen gesunden Schlaf wurden kürzlich neben Ohrstöpseln vor allem Schlafmasken

    8|

    empfohlen, weil in Großstädten oft die Melatonin-Produktion gestört sei. Zuviel nächtliche Helligkeit...

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