Leben im Internet ... ?

  • Vor einigen Wochen las ich im KStA-Magazin das Interview mit einer selbsternannten Expertin -das hat sie selbst eingeräumt- für Internetsucht ... Name vergessen.


    Gegen die "Sucht" hat sie alles das an Ratschlägen wiederholt, was nun wirklich jeder inzwischen weiß. Da sie selbst auf Fecebook aktiv ist, wurde sie zuletzt nach ihrem persönlichen Fazit befragt. Antwort sinngemäß: Man muss vor allem dafür sorgen, dass man im Internet immer eine gute Performance abliefert, die Accounts zeitnah richtig "gefüttert" werden. Das erfordere


    Aha! Der Internetauftritt muss optimiert werden ... dann verschwindet das Suchtverhalten ganz von allein?


    Naiv, wie ich bin, hatte ich gedacht, gegen Suchtverhalten im www reiche es völlig aus, dem analogen Leben Priorität einzuräumen ...


    P. S. Irgendwo jibbet inzwischen eine Bar, da stehen die Gläser nur, wenn man sein smartes Fone stabilisierend darunterstellt, ansonsten muss man sie in der Hand halten.


    Ich such jetzt nicht nach dem Link. Draußen ist es viel zu schön ... und ich werde mich nicht über den Sommer beschweren. Man mag etwas "verpassen", wenn man nicht online ist ... das Leben birgt viele Risiken :D

  • So ist das mit der Sucht. Wir koennen nach allem suechtig werden. Muessen keine Drogen sein, aber koennen wie Drogen wirken, die verschiedenen Suechte.

    ich habe z.b. phasen, in denen ich etwas besonders intensiv trinke, esse oder ausuebe. Sei es Joghurt, Malzbier oder bestimmte Gerichte, die mir gut schmecken, oder Sport, Motorradfahren und Heli fliegen. Diese Suechte sind nicht billig, aber sie verbessern mein Lebensgefuehl. Auch Internetabhaengig werden viele Menschen, weil sie wirklich glauben, ohne diese Kommunikationsplattformen nicht mehr auskommen zu koennen. Alles Einbildung. Ging frueher auch ohne. Die Industrie hat es wirklich geschafft, euch "abhaengig" zu machen, weil sie Beduerfnisse weckt. Wer sich extra ein Smartphone kauft, weil er meint, er muesse staendig online sein, hat schon den pathologischen Bereich betreten. :thumbdown:

    Ich nehme mir oefter Pausen, um mir zu beweisen, dass fast nichts muss. So lange ich noch in der Lage bin, zu bestimmen, wann ich aufhoere, ist alles im gruenen Bereich. Und das bin ich momentan noch :thumbsup:

  • Das Problem ist,
    dass man das Internet bzw. den PC (Spielen kann man auch offline) nicht wie Alkohol oder andere Drogen einfach meiden kann. Das Netz hat unsere Arbeitswelt durchdrungen, es geht in vielen Bereichen nicht mehr ohne, demnächst werden alle in der "cloud" arbeiten (in meinen Augen die nächste Stufe der Abhängigkeit). Von der Arbeit zum Chat zum Daddeln zum Spiel ist alles nur einen Klick entfernt und beim Sitzen am PC zerrinnt einem die Zeit unterm "Hintern". Wer sich nicht diszipliniert verhält, sich nicht klar macht warum und wozu er grade tut, was er tut und was er statt dessen tun könnte, der rutscht leicht hinein in diese Spirale. Zusätzlich wird suggeriert, dass man Werbung nun selber in die Hand nimmt, Strichwort virales Marketing und Selbstvermarktung indem man Blog, Facebook, Twitter, die eigene Website und was weiß ich welche Einträge (Fotos/filmchen) ins Netz einspeist. Tag für Tag, immer eine Botschaft, immer in Kontakt mit einer Community, jeder Kontakt ein Wert, man darf da nicht nachlassen. In Einzelfällen mag das funktionieren, in Fällen in denen man dafür sogenannte Profis bezahlt, manchmal auch.


    Ansonsten halte ich es inzwischen für Indoktrination und Konditionierung. Junge Menschen, die mit dem Internet und Smartphones aufwachsen, mit "intelligenten" Geräten, die einem das Denken abnehmen, weil sie angeblich sicherer sind als der mit Fehlern behaftete menschliche Verstand, werden in praktischen Dingen zur Abhängigkeit erzogen. Sie finden Berlin ohne Navi nicht und können nicht mehr autofahren ohne von diesem gelenkt zu werden, statt umgekehrt (nehmen wir allein das Einparken, was sonst noch auf uns wartet, weil auch die Autos online und per gps jederzeit auffindbar ... Phantasie haben wir alle ;) (hoffentlich)).

    Ich halts es kurz .. (weil ich weiß. was ich sonst noch machen muss, kann,will, heute ;)).


    Horrorstories,
    von Geräten die uns bei all dem noch observieren, ständig und völlig privat. Man bewahre uns vor Smartphones, die nur scheinbar ausgeschaltet sind, vor pc's und Konsolen mit Sprach- und Gesichtserkennung, die immer online sind, von denen wir nicht wissen ob wir sie wirklich ausgeschaltet haben oder ob sie nicht vlt. doch auf Sendung. Big Data ist wie Big Brother.


    Rat-tools (Beobachtungssoftware)



    Verschlüsselung? eine Scheinsicherheit, machen wir uns nichts vor: jedes System das man verschlüsseln kann, lässt sich auch knacken, wenn nicht heute dann morgen.



    http://cryptocalypse, nennt Spiegel das Blackhat Sicherheitskonferenz Keynotes


    Schönes (analoges) WE

  • Zusätzlich wird suggeriert, dass man Werbung nun selber in die Hand nimmt, Strichwort virales Marketing und Selbstvermarktung indem man Blog, Facebook, Twitter, die eigene Website und was weiß ich welche Einträge (Fotos/filmchen) ins Netz einspeist. Tag für Tag, immer eine Botschaft, immer in Kontakt mit einer Community, jeder Kontakt ein Wert, man darf da nicht nachlassen.

    Genau da seh ich auch das Problem. Die Forderung anderer, man möge nur nicht nachlassen, ist schon im analogen Leben durchaus nachdenkenswert ... oder bedenklich. Wer bestimmt denn da??


    "Performierte" Gesellschaft ... oder doch perforiert ... ??


    Wer online ist, kann nicht gleichzeitg analog sein. Da man auch analog Zeit vertrödeln kann, muss das nicht zwingend "schlecht" sein.


    Sofern der Beruf jetzt noch mehr "Anwesenheit" erfordert als früher, weil es leichter umzusetzen ist, bleibt für mich doch die ganz alte Frage: Bin ich Mensch, auch wenn ich gerade nicht arbeite?


    Workoholiks gab es auch ohne Internet.

  • Bin ich Mensch, auch wenn ich gerade nicht arbeite?


    Das ist eine Frage die weiterführt zum Thema, was unter Arbeit zu verstehen ist. Wer seine Leidenschaft zum Beruf macht, dem ist es nicht unbedingt Lebensunterhalt (es macht sich nicht immer bezahlt), aber Inhalt. Der fühlt sich grade Mensch, wenn er arbeitet. ;)



    Was das online sein angeht, so darf man nicht vergessen, dass auch die Internetwelt ein Markt und eine Industrie ist, natürlich will man dort, dass wir alle online gehen, sind und bleiben. Bedenklich finde ich, dass die Jungen dieses Marktdikat so verinnerlicht haben, dass Kritik an diesem Verhalten fast nicht möglich ist. Im Netz und in den entsprechenden Foren schon gar nicht. Es kommt mir vor als habe man es mit einer "Gläubigengemeinde" zu tun. Wer dagegen spricht, ist out.

  • Wer seine Leidenschaft zum Beruf macht, dem ist es nicht unbedingt Lebensunterhalt (es macht sich nicht immer bezahlt), aber Inhalt. Der fühlt sich grade Mensch, wenn er arbeitet. ;)

    Volle Zustimmung, sphinx.


    Trotzdem kann dieser Ansatz -nach eigener Erfahrung- auch zur Selbstausbeutung führen. Wer mit Leidenschaft irgendwo "ganz aufgeht", läuft Gefahr sich selbst zu verlieren.


    Wer die OnlinePräsens nur positiv sieht, dem fehlt der Blick auf die Kehrseite. Dass es die gibt, sagt schon die Logik ...

  • Internet, Kulturunterhaltung, Drogen. Das alles schafft mir Erlebnisse zu einem vertretbaren Preis, für die ich ansonsten viel mehr Leistung aufbringen müsste. Warum also nicht mit diesen Hilfsmitteln auf einer anderen Bewusstseinsebene existieren? In der Realität erlebt man zuviel Langeweile, oder eben zuviel Angst bei Dingen die Spaß machen. Bei diesen Ersatzmitteln kriegt man eine viel höhere Dosis an Endorphinen ab ohne dabei sein Sicherheitsgefühl zu verlieren. Noch mag die Realität besser funktionieren als die Gesamtheit der illusorischen Welten, dennoch könnte ich mir vorstellen mit Fortschreiten der Technologie irgendwann mich nahezu ganz aus der Realität zu entfernen.


    Ich denke dabei auch an meine Zukunft. Im hohen Alter, wenn ich mich sowieso kaum mehr bewegen kann und dann einsam und alleine im Heim abhänge, klingt es schon recht verlockend mich einer solchen Sucht nach Eskapismus aus der hässlichen Realität hinzugeben.


    Ansonsten halte ich es inzwischen für Indoktrination und Konditionierung. Junge Menschen, die mit dem Internet und Smartphones aufwachsen, mit "intelligenten" Geräten, die einem das Denken abnehmen, weil sie angeblich sicherer sind als der mit Fehlern behaftete menschliche Verstand, werden in praktischen Dingen zur Abhängigkeit erzogen. Sie finden Berlin ohne Navi nicht und können nicht mehr autofahren ohne von diesem gelenkt zu werden, statt umgekehrt (nehmen wir allein das Einparken, was sonst noch auf uns wartet, weil auch die Autos online und per gps jederzeit auffindbar ... Phantasie haben wir alle ;) (hoffentlich)).

    Diese Kritik ist absolut generisch und auf jede lebenserleichternde, technologische Errungenschaft der Menschheitsgeschichte anwendbar. Könnten sich meine Eltern vorstellen zu Fuß von Köln nach Bonn zu gehen? Oh, früher, so vor 500 Jahren, hat man das immer gemacht. Aber anscheinend wurden meine Eltern zu sehr zur Abhängigkeit von Autos und Bahnen indoktriniert und konditioniert. Das sind nunmal kraftvolle Geräte, die einem das Laufen abnehmen, weil es angeblich sicherer und schneller ist, als die von Gebrechen geplagten, menschlichen Beine.


    War für meine Großeltern noch ein Leben ohne Elektrizität vorstellbar? Oder ohne Dampfmaschinen? Wir werden immer abhängig sein von den technologischen Entwicklungen, die unser Leben erleichtern. Sie machen unser Leben nun einmal besser, und obwohl sie alle auch negative Begleiterscheinungen haben, will trotzdem niemand darauf verzichten. Hast du das denn jemals getan, wenn du dir von der Sache nicht einen so gewaltigen Vorteil versprochen hast, das es die Nachteile überwogen hat?

    Bedenklich finde ich, dass die Jungen dieses Marktdikat so verinnerlicht haben, dass Kritik an diesem Verhalten fast nicht möglich ist.

    Ja klar, das sind immer nur die jungen Leute. Ihr Alten habt natürlich euch diesbezüglich nie etwas zu schulden kommen lassen. Ihr wart zwar nur unsere Vorbilder, die uns das Markenbewusstsein, den Glauben an Technologie und freie Märkte, die Ellbogen- und Konsummentalität gelehrt und vorgelebt haben, aber wenn ihr das macht ist das natürlich nicht schlimm. Nur wenn die jüngeren Generationen sich neuer Technologie bedienen, die ihr Alten nicht mehr verstehen könnt, dann kriegen wir es plötzlich wieder mit Satan zu tuen.


    Wein trinken und Wasser predigen...ihr habt diese Welt erschaffen! Ihr seid viel länger hier als wir. Also seid ihr auch viel eher für diese Welt verantwortlich, als wir es sind. Wenn ihr nicht wollt, daß wir so drauf sind, dann verhaltet euch selbst erst einmal anders.

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