Komponieren oder Klauen?

  • Habt ihr die 'Kölner Lichter' gesehen? Auch genossen? Hach ja, war wieder schön.
    Mit den Großfiguren müssen sie zwar noch üben, sowas konnten die Duisburger schon besser ('sorry' an Köln-besoffene Stadtpatrioten), aber sonst - prima Programm!
    Erstmals dabei die Bläck Fööss, die mich gelegentlich zu Tränen rühren können. (Wer je mit denen Silvester in der Köln...ups, Verzeihung...Länxäss-Arena gefeiert hat, wird's verstehen.) Voll die Premiumunterhalter am Tanzbrunnen, Heimspell und dann die Krönung: Was könnte et kölsche Hätz mehr erfreuen? Für Kölle ... uns Kölsche ... zum Metsinge ... für jedes einzelne Kölner Leech ... eine HYMNE!
    Refrain:

    "Maach einfach nur für ne Moment / ding Aure op / un du wes sinn /
    Dat all die Leechter öm dich röm / in Wohrheit KÖLNER LEECHTER sin".

    Nä, wat wor dat erjreifend !!!


    Nach dem Verglühen des letzten Kölner Lichtleins kam doch glatt, erstmalig und exklusiv, eine funkelnde, leuchtende Zugabe zu Ehren der Fööss, für ihre -jetzt gut aufpassen!- "Komposition der Hymne".
    Hää?
    "Komposition"? Was genau haben die Fööss denn "komponiert"?? Diese 'Hymne' bestimmt nicht, da sei der heilige Patrick vor!
    Sie haben ganz ohne Zweifel den Text geschrieben und der ist typisch Fööss und gewohnt liebevoll kölsch. Die Melodien, liebe Laudatoren, kommen aber Note für Note und Takt für Takt aus Schottland und Irland. Von dort, wo gemeinsames Singen und Musizieren eine lange PubTradition hat. Vielfach politisch begründet und oft meisterlich dargeboten - zum Niederknien schön! Die hochgelobten Fööss haben an diesem musikalischen, schottisch-irischen 'Traditional' keinen Anteil!


    Immerhin verweist der Moderator im WDR-Interview mit Erry Stoklosa auf den irischen Ursprung:
    [video]http://www.youtube.com/watch?v=HDTckuM3DuU[/video]
    Woher die Fööss das Lied denn hätten? Habt ihr die Antwort gehört? "Es ist uns zugetragen worden."
    8o
    Hihi, sooo kann man es auch ausdrücken ... sollte jeder Dieb in seinen Sprachschatz übernehmen.


    Sagt mal, warum können Vollblutmusiker wie die Fööss eigentlich nicht auf den hemmungslosen Griff in Nachbarlands Schatzkästlein verzichten? Oder, wenn sie es schon tun, warum verweisen sie nicht mit dem gebührenden Respekt auf den Ursprung des gekölschten Liedes - wenigstens bei der Erstvorstellung??


  • Für diejenigen, die das Original nicht kennen
    [video]

    [/video]

    The Parting Glass

    Of all the money that e'er I had, I spent it in good company
    And of all the harm that e'er I've done, alas it was to none but me
    And all I've done for want of wit, to memory now I can't recall
    So fill to me the parting glass. Goodnight and joy be with you all


    Of all the comrades that e'er I had, they're sorry for my going away
    And all the sweethearts that e'er I had
    They would wish me one more day to stay
    But since it falls unto my lot that I should rise and you should not
    I'll gently rise and I'll softly call, "Goodnight and joy be with you all!"


    A man may drink and not be drunk, a man may fight and not be slain
    A man may court a pretty girl and perhaps be welcomed back again
    But since it has so ordered been by a time to rise and a time to fall
    Come fill to me the parting glass, good night and joy be with you all.


    Good night and joy be with you all!

  • Die sollen von mir aus performen, was die Bühne hergibt.
    Aber rauschenden Beifall, Bewunderung und 'Ruhm' einzukassieren für eine Leistung, die man nicht selbst erbracht hat, scheint wirklich eine Spezialität Kölner Mundart-Bands zu sein. Das hat sich vor allem in Irland rumgesprochen.
    Dort wird man als Kölner ziemlich ungehalten auf diese Klauerei angesprochen.


    Allen voran die 'Höhner' sind für ihr hemmungsloses Abschöpfen eingängiger Melodien verschrien. Sie benutzen für ihre 1zu1-Übernahmen den euphemistischen Begriff "integrieren" :thumbdown: ! Krassestes Beispiel: der zum'FC-Leed' verwurstete Notenklau:


    Ursprünglich ein altes schottisches Volkslied, Klage um geraubte Heimat und Liebe und zugleich Ausdruck schottischen Nationalstolzes - "Loch Lomond" :


    "Der See ist über die Jahrhunderte eingegangen in Geschichten und Gesänge. Das Gedicht Loch Lomond soll auf einem Brief beruhen, den der junge Soldat Donald McDonald vom Clan Keppoch an seine Geliebte Moira nach dem zweiten Jakobitenaufstand von 1745 geschrieben habe, während er im Carlisle Castle auf seine Hinrichtung für seine Beteiligung am Aufstand wartete. Möglicherweise auf der Grundlage dieses Briefes dichtete Andrew Lang seine berühmten Verse The Bonnie Banks o’ Loch Lomond, die um 1876 erschienen. Sein Gedicht wurde im Laufe der Jahre vertont und ist heute ein traditionelles schottisches Volkslied, welches durch die Interpretation der schottischen Musikgruppe Runrig auch international bekannt wurde."
    [video]

    [/video]

  • Und die keltischen Originale sollen nun supertoll sein? Die hören sich für mich auch alle gleich an. Das ist so generisch, da hat auch früher schon jeder von jedem geklaut. Bildet euch also mal nicht zuviel ein :)
    Warum sollte man es also nicht covern? Köln ist viel schöner als Schottland, also sind auch Lieder über Köln schöner als über Schottland. Bin selber schon am Loch Lomond gewesen und auch den Ben Lomond hochgelatscht. Für ein paar Tage war es dort ganz nett, aber dauerhaft will dort doch keiner wohnen. Ihr auch nicht, sondern wärt ihr längst dort :p


    Aber rauschenden Beifall, Bewunderung und 'Ruhm' einzukassieren für eine Leistung, die man nicht selbst erbracht hat, scheint wirklich eine Spezialität Kölner Mundart-Bands zu sein.

    Soll das ein Witz sein?


    Heutzutage ist doch alles was musikalisch berühmt und erfolgreich wird, nicht von den Personen komponiert worden, deren Gesichter auf den Albumcovern und im Fernsehen zu sehen sind. Musik wird hauptsächlich von Songwriterkollektiven erstellt und an alle möglichen Plattenfirmen oder sogenannten "Künstlern" verkauft. Noch nie ein Demo gehört? Das ist eine Spezialität der gesamten westlichen Musikkultur und nicht nur von kölschen Bands. Zu unterstellen, das Lady Gaga auf kölsch singen würde finde ich sehr größenwahnsinnig von dir :D


    Habt ihr die 'Kölner Lichter' gesehen, auch genossen? Hach ja, war wieder schön.


    Mit den Großfiguren müssen sie wohl noch üben, sowas konnten die Duisburger schon besser


    Ähja klar, und die Duisburger haben auch ein Großfeuerwerk veranstaltet ohne dutzende Jugendliche plattzutrampeln. Sicher doch :)

  • Und die keltischen Originale sollen nun supertoll sein? Die hören sich für mich auch alle gleich an. Das ist so generisch, da hat auch früher schon jeder von jedem geklaut. Bildet euch also mal nicht zuviel ein

    Darum geht es aber nicht.


    Heutzutage ist doch alles was musikalisch berühmt und erfolgreich wird, nicht von den Personen komponiert worden, deren Gesichter auf den Albumcovern und im Fernsehen zu sehen sind. Musik wird hauptsächlich von Songwriterkollektiven erstellt und an alle möglichen Plattenfirmen oder sogenannten "Künstlern" verkauft.

    Darum auch nicht.


    Jeder kann covern was er will. Bei neueren Songs weiss man meistens selber dass es eine Coverversion ist.


    Bei alten irischen Folksongs ist das anders. Natürlich kann man die auch covern. Man sollte dann aber nicht den Eindruck erwecken, dass es selbst komponiert ist. Das ist peinlich.
    Und unnötig. Welchen EfffZeeehh-Fan würde es denn interessieren, woher die Melodie stammt?

  • Huch,
    auf die Idee, eine ziemlich beeindruckende Gebirgslandschaft+See mit Kölle+Rhing zu vergleichen, kann auch nur ein Berufskölner kommen.
    8o Sach ich mal nix zu.


    wikitravel.org

    Zitat

    Heutzutage ist doch alles was musikalisch berühmt und erfolgreich wird,...etc.

    Nö, hier musste schon ein bisschen trennen zwischen einem geschäftlichen Deal zwischen Komponisten und ausführenden Musikern einerseits und dem 'Abgreifen' bekannter, vorzugsweise irischer Volkslieder -neudeutsch 'Traditionals'- andererseits.
    (Übrigens wurde auch in der Klassik geklaut, was das Ohr hergab, z.B.Tschaikowsky gilt als musikalischer Raubritter, aber da ging es um einzelne Melodien oder Passagen, nicht das simple Kopieren ganzer Stücke.)


    Wenn sich für dich ohehin alle 'keltischen Originale' gleich anhören, könnten die Höhner doch zur Abwechslung mal deutsche Volkslieder aufgreifen und ggf. neu arrangieren. Bin gespannt, ob's dir auffiele :D


  • Meine Güte seid ihr wirklich alle so unwissend was populäre Musik angeht? Es ist sehr wohl nötig die Konsumenten solcher Musik glauben zu lassen, daß man die Musik selbst erstellt hat. Musik ist auch immer ein Ausdruck von Emotionen, egal ob fröhlich oder traurig oder was auch immer. Man fühlt sich selbstverständlich viel mehr mit den Emotionen eines Liedes verbunden, wenn man der Ansicht ist das das Lied der emotionale Ausdruck des Interpreten ist. So werden grundsätzlich alle Popstars, und vieles was sonst noch in die Kategorie Musiker fällt, vermarktet. Zumindest in Europa und den USA. Das ist nichts besonderes. Viele Stars treiben es sogar noch weiter auf die Spitze und erzählen der Weltöffentlichkeit wie ihre Seele in ihre Lieder einfloß, selbst wenn diese nur die abgehalftertsten Lyrikphrasen beinhalten und die Melodie von irgendwelchen Nerds am anderen Ende der Welt komponiert wurde. Das ist noch eine ganze Ecke peinlicher und dreister als das was unsere Lokalmusiker abziehen, und ich rede hier von Weltstars, die jedes Jahr viele Millionen scheffeln und unter der Berufsbezeichnung "Künstler" verkehren.


    Warum sollten sie es auch nicht so handhaben? Sind sind doch scheiße erfolgreich damit. Dieses Image-Konzept kommt in westlichen Industrieländern sehr gut an. Es hat fast sämtliche andere Musik verdrängt. Kommerziell erfolgreich ist eben nicht die gute Musik, sondern das gute Marketing. Marketing und Image machen in der heutigen Musikwelt fast alles aus. Die Plattenindustrie verdient damit Milliarden, ohne das sie jemals eine kreative Leistung (musikalisch) erbringen musste, ohne das sie jemals künstlerisch tätig wurde.


    Warum ist das nun bei kölschen Bands so schlimm, wenn sie das im kleinen Stile auch machen?

  • Huch,
    auf die Idee, eine ziemlich beeindruckende Gebirgslandschaft+See mit Kölle+Rhing zu vergleichen, kann auch nur ein Berufskölner kommen. 8o Sach ich mal nix zu.

    Du bist so oberflächlich. Typisch Frau ^^


    Es geht mir doch um die innere Schönheit und am Loch Lomond ist nunmal tote Hose. Da ist der Berg und ein Golfplatz. Schwimmen gehen kann man dort nur selten, weil das Wasser sehr kalt ist. Also ich denke in Köln kann man sich besser amüsieren :)

    Nö, hier musste schon ein bisschen trennen zwischen einem geschäftlichen Deal zwischen Komponisten und ausführenden Musikern einerseits und dem 'Abgreifen' bekannter, vorzugsweise irischer Volkslieder -neudeutsch 'Traditionals'- andererseits.

    In welchem Bezug? Ich dachte es ging hier um Vermarktung. Wenn man entgegen der Tatsachen behauptet man sei Künstler und würde seine Songs selbst schreiben ist es doch egal aus wessen Feder die Lieder stammen, es ist immer eine Marketinglüge. Und du willst mir doch nicht erzählen, daß man in der Popwelt nicht auch ständig alte Songs covert. Als ich mich noch für westliche Popmusik interessiert hatte waren die Charts voll von Coversongs alter Pop- und Rockklassiker, und im Gegensatz zu Höhnern und co. schreiben die größtenteils nicht einmal neue Texte dafür.

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