Suedamerika, Asylantenheim fuer Verraeter und Verbrecher ??

  • Erinnert sich noch jemand an Kim Schmitz, den Kieler Betreiber der Filehosting-Plattform Megaupload? Ich glaube es war letztes Jahr, wo FBI-Agenten sein Haus in Neuseeland stürmten und in festnahmen, sein Vermögen beschlagnahmten und seine Firma auflösten. Und wie sich später dann herausstellte: Alles illegal.


    Um mal kurz den Sachverhalt zu rekonstruieren: Megaupload war eine der schnellsten Filehoster der Welt. Man konnte dort Dateien hochladen und sie mit der ganzen Welt teilen. Finanziert wurde sie, wie üblich, durch Werbung und Premiumaccounts. Es war ein beliebter Umschlagplatz für Raubkopierer. Man konnte dort gewaltige Datenmengen hochladen und an und innerhalb weniger Minuten auch wieder runterladen. Kim Schmitz hatte natürlich selber keine urheberrechtlich geschützten Inhalte zur Verfügung gestellt. Er stellte nur die Server bereit, die natürlich auch legal genutzt werden durften. Die verteilten Inhalte interessieren die Provider eigentlich nicht. Wie üblich werden sie im Netz neutral behandelt.


    Weil es allerdings sehr teuer ist Tausende von Urheberrechtsverletzern ausfindig zu machen und vor Gericht zu zerren hat das FBI Herrn Schmitz ins Visier genommen. Um das Netzwerk zu zerstören muss man nur den Provider erwischen. So kam es dann auch. Obwohl Schmitz und seine Firma selber nie Urheberrechtsverletzungen begangen hatten wurde er monatelang illegal bespitzelt, observiert und letztendlich in Neuseeland eingebuchtet. In den USA liegt ein Haftbefehl vor und es ist Anklage gegen ihn erhoben worden. Trotzdem wurde er bislang nie an die USA ausgeliefert.
    Letzte Woche saß er stattdessen vor dem neuseeländischen Geheimdienstausschuss und sagte zur illegalen Überwachung gegen ihn aus. Neuseeland plant zur Zeit nämlich ein Gesetz um genau diese Methodik zu legalisieren.


    Neuseeland ist einer der Partner erster Klasse, also die noch richtige Freunde der USA sind. Die USA führen einen Wirtschaftskrieg gegen Urheberrechtsverletzungen und die Partner erster Klasse helfen ihnen dabei, indem sie Gesetze brechen falls nötig, oder Gesetze anpassen, falls gefordert. Kein Land auf der Welt versucht dermassen die eigene Wirtschaft zu schützen wie die USA. Raubkopierer werden rigoros um die ganze Welt gejagt. Ein Deutscher kann in Neuseeland von den USA festgenommen werden, wenn die amerikanische Filmindustrie das will. Ganz gleich ob er nun tatsächlich ein Gesetz gebrochen hat oder nicht.
    Die Amerikaner haben mit ACTA und SOPA versucht auch uns Europäern ähnlich repressive Gesetze aufzuzwingen.


    Das Ironische daran ist: Ausgerechnet das Land, das am meisten auf dieser Welt herumspioniert, das Regierungen verwanzt, ausländische Unternehmen bespitzelt, sogar mit Hackerattacken angreift, unter erheblichen Verdacht der jahrezehntelangen Wirtschaftsspionage steht, verlangt von der Welt sich den eigenen wirtschaftsprotektionistischen Repressionen zu unterwerfen.


    Da weiß man schon was wir vom Freihandelsabkommen erwarten dürfen. Die FDP erklärte heute natürlich, daß vor allem Deutschland davon profitieren würde. Das beruhigt. Den neoliberalen Knechten der amerikanischen Finanzelite kann man vertrauen.


    Selbst wenn die USA sich bereit erklären würden, was würde es ändern? Da hier ja keiner mitgekriegt hat, dass sie es tun, woher sollen wir wissen, dass sie tatsächlich aufgehört haben?

    Ist doch witzig, wir haben es eben doch mitbekommen. Wer Heimlichtuerei in so großem Stile abzieht, der hat es nunmal schwer sich selbst zu verheimlichen. Ist es mit dem Internet nicht sogar einfacher für uns dahinter zu blicken und Protest zu organisieren? Als das Echolon-Programm der USA bekannt wurde war der Aufschrei jedenfalls nicht so groß und dessen Entdeckung hat deutlich länger gedauert.


    Snowden ist auch nicht einfach bei der NSA angestellt gewesen und war dann plötzlich schockiert über die Praktiken, die er durchführen musste. Er ist gezielt bei ihnen eingestiegen. Er hatte schon vorher von irgendwoher Informationen bekommen darüber was bei denen eigentlich abläuft. Informationsverteilung erfolgt in diesen Zeiten sehr viel schneller als jemals zuvor. Es wird immer schwieriger Geheimnisse zu haben. Das gilt auch für Geheimdienste.


    Und letztendlich bedeutet, daß auch wir politische Konsequenzen daraus ziehen können.


  • Das meinte ich mit Suchmaschinen.
    Aber was danach übrig bleibt, ist immer noch gigantisch.
    Irgend jemand muss die Ergebnisse bewerten und ggfs Maßnahmen anordnen.


    Nö, es werden einfach immer nur komplexere Algorithmen programmiert, die solange filtern, bis es für einen bestimmten Mitarbeiterstab überschaubar wird. Du kannst doch unendliche viele Formeln für die Filterung anwenden. Das ist letztendlich eher durch die verfügbare Rechenkapazität beschränkt als durch die Methodik der Informatiker.

  • @ sfinksi:


    ist mir schon klar, wo das mit dem "im namen des volkes" gebraucht wird.

    Aber ist es nicht so, dass in einer Demokratie die Regierung auch im "Namen des Volkes" die "Geschaefte" fuehrt ? Oder besser: fuehren sollte ? Kann dies nicht in den sog. Demokratien feststellen.

    DAS meinte ich !

  • Schöne Rezension des Buches EGO von F. Schirrmacher (Herausgeber FAZ) und so passend ;)


    Zitat

    Auszug (Zeit, Februar 2013):
    Wenn Angela Merkel, wie Schirrmacher entgeistert bemerkt, die "marktkonforme Demokratie" lobt, dann hat sie bereits kapituliert. "Bürger und Staat haben keine Souveränität, sondern ›spielen‹ sie nur. Darum werden Parlamente zu Staffagen und Öffentlichkeiten zu Echoräumen, die man anspricht, um Märkte zu beeinflussen." Der Staat "spielt" gegen den Markt, und die Öffentlichkeit ist die Bühne, auf der er seine Spielzüge publik macht. "Regierungen reden nur noch taktisch mit ihrer eigenen Öffentlichkeit, sie übergehen Parlamente und Gesetze, sie müssen falsche Fährten legen und widersprüchliche Erwartungen hegen, Regulierungen ankündigen, durchsetzen, verwerfen – alles nur, um im Rüstungswettlauf mit den Märkten den Gegenspieler zu verwirren."
    Zugegeben: In diesen Beschreibungen steckt ein missverständlicher, sehr deutsch klingender Unterton: Alles Übel kommt aus dem Westen, es kommt aus England und Amerika, Wall Street und Silicon Valley haben sich gegen Europa verschworen, sie rupfen die blaue Blume der deutschen Romantik von den blühenden Wiesen der Kultur, sie zerstören den Sozialstaat und das Politische gleich mit. Anderseits macht Schirrmacher dem Leser klar, dass Europa seit zweihundert Jahren vom Maschinenwesen fasziniert ist und sich bis auf wenige Ausnahmen in die Automatenmenschen hineingeträumt hat, in den kalt kalkulierenden Spieler, den rationalen Egoisten.
    Dieser Traum von der menschlichen Maschine geht nun in Erfüllung, aber für Schirrmacher ist es ein Albtraum, eine große Säuberung und vielleicht auch der Untergang des Abendlandes. Der Informationskapitalismus installiert nämlich nicht nur den Kalten Krieg im Sozialen; er bereinigt das alte Menschenbild und macht es semantisch nackt. Wörter sind nur noch Information, und Information ist Geld, und Geld ist das Maß der Vernunft. Seele, Moral, Liebe, Leidenschaft, Gott – die Pathosformeln einer abgelaufenen Epoche werden nun liquide, und was früher ganze Bibliotheken über die Wahrheit des Menschenwesens gefüllt hat, das passt heute auf einen Bierdeckel: "Der Mensch ist ein Ökonom", er ist Kalkül, ein Vorteilnehmer und Selbstvermarkter.
    Wer es unbedingt im Links-rechts-Schema sagen will: Jetzt bekommt es das konservative Bürgertum mit sich selbst zu tun. Schirrmacher versucht, die bürgerlich-konservative Intelligenz auf die Höhe der Zeit zu bringen, all jene Denker, die schöne, kostbare Jahre mit Gezeter ("Kapitalismus oder Barbarei") vergeudet haben, mit Spiegelfechtereien gegen Gutmenschen und Moralapostel.
    quelle


  • Aber ist es nicht so, dass in einer Demokratie die Regierung auch im "Namen des Volkes" die "Geschaefte" fuehrt. Oder besser: fuehren sollte. Das sehe ich eben nicht in den sog. Demokratien.

    Natürlich. Ich verstehe schon was du sinngemäß meinst.
    ... aber auch das "Geschäfte führen", würde ich gerne der Wirtschaft überlassen ... *wortspielsternchen* ;)


  • Erinnert sich noch jemand an Kim Schmitz, den Kieler Betreiber der Filehosting-Plattform Megaupload? Ich glaube es war letztes Jahr, wo FBI-Agenten sein Haus in Neuseeland stürmten und in festnahmen, sein Vermögen beschlagnahmten und seine Firma auflösten. Und wie sich später dann herausstellte: Alles illegal.


    Ja klar erinnere ich mich daran. Der Mann hat sich immer gekonnt in Szene gesetzt. Was da genau lief ist mir jedoch nicht ganz klar. Ich nutze solche Platformen wie Megaupload nicht. Ich erinnere nur ein Video das zeigt, wie seine ganzen Autos vom Gelände in Neuseeland gefahren werden (nach seiner Verhaftung). seine Nummernschilder:
    GOOD, EVIL, CEO, GOD, STONED, KIMCOM, POLICE, MAFIA, HACKER ;)



    Kim Schmitz bei Wiki:

    Zitat

    Der neuseeländische Premierminister John Key entschuldigte sich Ende September 2012 öffentlich dafür, dass Schmitz nicht den ihm in Neuseeland zustehenden Schutz vor unrechtmäßiger Strafverfolgung erhalten habe.[53] Schmitz und andere Personen waren vom neuseeländischen Nachrichtendienst vor der Razzia abgehört worden.[54] Dieser darf jedoch laut neuseeländischem Gesetz keine Bürger oder ständige Bewohner des Landes überwachen[55] – Schmitz gilt als solcher. Auch wurden Daten von Schmitz Rechnern ungesetzlich vom FBI kopiert und in die USA geschafft.[56]

    Heinz du kannst gerne einen thread aufmachen ;)

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