Angst vor den Genen?

  • 56 Jahre ist doch ein gutes Alter. Wer will denn mit den noch bestehenden Zellteilungsprozessen überhaupt älter werden? Bitte mit Begründung antworten :)


    Nun, ich werde nächsten Monat 57, wenn nichts dazwischen kommt. :D


    Vor drei Wochen habe ich eine 13 Jahre jüngere Partnerin kennen gelernt. Mit ihr zusammen möchte ich noch möglichst viel Schönes zusammen erleben. Reicht dir das als Begründung, mit 56 noch nicht den Löffel abgeben zu wollen?



  • Jepp, knapp und präzise. Da gibt es nichts zu meckern, außer das deine Partnerin schon viel zu alt ist :D


    @Krebsangst
    Ich beschreibe das mal mit meiner naiven, jugendlichen Einstellung: Ich verstehe diese Angst nicht. Früher sind die Menschen so gut wie nie an Krebs gestorben. Sie sind auch weitaus früher gestorben. Es ist gerade mal ein paar Jahrtausende her, da betrug das Durchschnittsalter eines Menschen nicht einmal 30 Jahre. Jetzt leben wir in einer Gesellschaft, in der der Großteil an Alterserkrankungen stirbt. Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland, mit gewaltigen Abstand zu allen unnatürlichen Todesursachen. Nur Herz/Kreislauf-Versagen toppt das noch. Trotzdem haben 50-jährige Angst vor Krebs und einem eventuellen Krebstod? Ich denke doch eigentlich ist diese Art zu sterben doch ein Zeichen von Zivilisation, es ist ein Luxus daran sterben zu können, denn in den meisten Fällen bedeutet das auch, daß man ein wohlständiges, einfaches und geborgenes Leben geführt hat. Sollte man sich nicht lieber damit glücklich schätzen, statt Angst vor dem sowieso Unvermeidlichen zu haben?


    Elfi und checkmate haben Erfahrungen beschrieben, von Personen, die ihnen wohl nahe standen. Ich will euch auch dafür danken, daß ihr auf meine Anfrage so umfangreich geantwortet habt. Nur könnt ihr diese Geschehnisse auch nur von außerhalb beschreiben. Zu euren eigenen persönlichen Empfindungen haltet ihr euch noch sehr bedeckt. Checkmate scheint Krebsdiagnosen recht gelassen zu sehen, oder nicht? Würde mich interessieren dazu mehr zu hören.


    Ich selber bin natürlich nicht in einem Alter um mich mit so etwas ernsthaft auseinandersetzen zu müssen. Wenn ich eine ärztliche Diagnose erwarte werde ich trotzdem unruhig, denn das Ergebnis wird ja mein weiteres Handeln vielleicht sogar für den Rest meines Lebens beeinflussen. Da mache ich mir durchweg Gedanken über die potentiellen Szenarien. Der Gedanke an eine tödliche Diagnose verursacht dabei genauso viel Bauchschmerzen wie die Hoffnung auf einen medizinischen Freispruch. Beides kann durchaus in der Hölle enden. Ich sehe auch kein Bedauern falls ich jetzt plötzlich durch soetwas sterben müsste. Ich hatte ein gutes Leben, bin aber noch zu jung um irgendwen gegenüber verantwortlich zu sein. Ich denke schon, daß sich diese Einstellung ändern wird, wenn ich mal selber Kinder habe. Oder auch Enkel? Will man später nicht sterben, weil man denen vielleicht noch etwas bieten will? Oder ist es doch einfach nur selbsterhaltender Egoismus?

  • Will man später nicht sterben, weil man denen vielleicht noch etwas bieten will? Oder ist es doch einfach nur selbsterhaltender Egoismus?


    Egoismus? Nein, eher Neugierde.


    Ich habe nie aufgehört, neugierig zu sein. Ich möchte wissen, was das Leben morgen, übermorgen und nächsten Monat bringt.


    Und letztlich möchte ich auch die so genannte "Ruhephase" genießen. Ich arbeite seit nunmehr 40 Jahren, um (über)leben zu können. Ich würde dem Staat gerne noch 20-30 Jahre Rente abknöpfen um Schönes fernab der Vierzigstundenwoche genießen zu könne. Ich bin ja noch in der glücklichen Lage, eine halbwegs annehmbare Rente plus Betriebsrente zu kassieren. Das, was ich in 6 Jahren (Dank Schwerbehinderung gehe ich mit 63 in Pension) monatlich überwiesen bekomme, ist nur geringfügig weniger als mein derzeitiges Gehalt.


    Also ein echter Anreiz, noch ein paar Tage leben zu wollen. :)

  • Zitat

    Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland, mit gewaltigen Abstand zu allen unnatürlichen Todesursachen.
    Nur Herz/Kreislauf-Versagen toppt das noch.

    8o Übste für die Bütt, Heinz?
    Herz-Kreislaufversagen ist ganz und gar nicht unnatürlich, sondern sozusagen Natur pur
    - der Tod schlechthin - ohne dieses Versagen gibbet nun mal kein Ableben.
    Es sei denn, du wartest jetzt mit Hirntoten an der Beatmungsmaschine auf
    :|.


    Zitat

    Ich sehe auch kein Bedauern falls ich jetzt plötzlich durch soetwas sterben müsste.

    Das ist aber nicht die Fragestellung.
    Ein plötzlicher Tod ist wohl das, was die wenigsten Menschen fürchten.

    Es ging doch um die Frage, wieweit eine Brustamputation als Prophylaxe sinnvoll ist,
    wenn Frauen einen ganz speziellen Gendefekt haben, welcher das Erkrankungsrisiko nicht nur signifikant erhöht, sondern auch das Aufspüren der Krankheit erschwert, verglichen mit 'gewöhnlichem' Brustkrebs, und zudem den Krankheitsverlauf besonders aggressiv macht.
    Eine halbjährliche Untersuchung + Mammographie reicht nach den mir bekannten Informationen eben nicht aus!


    Darüber hinaus ist eine Krebs-Behandlung deutlich mehr als Pillen schlucken und Spritzen setzen, wie ich in meinem engen Umfeld mehrfach erlebt habe.


    Wenn dann noch hinzu kommt, dass ein Mädchen erleben musste wie die Mutter oder eine andere nahe Verwandte trotz Morphium etc. gelitten hat und qualvoll gestorben ist, wird sie im Wissen um ihre ererbte Genmutation wohl nicht so distanziert bzw. akademisch verfahren können wie ein nicht betroffener Unbeteiligter.

  • ZItat von Heinz K.

  • Sind Gene eigentlich intelligent?


    Geben sie auf, wenn man ihnen das Objekt der Begierde nimmt? Oder disponieren sie auf ein anderes Organ um?



    Sollte man nicht, statt alle möglichen Organe zu entfernen, die "bösen" Gene herausfiltern und abtöten? Einkapseln, kastrieren und "geschlechtsumwandeln" ginge auch.

  • Aufschlussreich war das Gespräch bei Illner gestern. Selten war sich eine Talk-Runde so einig.


    Thema: Der Vorsorge-Wahnsinn – gesund zum Arzt, krank nach Hause?"


    Die Diagnosemöglichkeiten werden immer ausgefeilter ... und Ärzte verdienen daran, aber die Auswertungen für eine bleiben fragwürdig. In vielen Fällen zeigt das "Ergebnis" eine mögliche Gefährdung. Was macht der bis dahin gesunde Mensch mit diesem Wissen?


    30% der Brust-OPs erfolgen, weil man ein Karzinom "gesehen" hat, wo keins war. Was sagt der Arzt dann? Es war kein Krebs, aber seien Sie froh, dass Sie ihn los sind ... ??


    Dass das PSA-Screening keine verlässlichen Aussagen über eine Prostata-Erkrankung zulässt, wissen angeblich nicht mal alle Urologen. Es wird millionenfach durchgeführt, obwohl nur zwei von zehn Männern mit positivem Befund tatsächlich an Krebs leiden.


    Das Fazit gestern lautete nicht "Weg mit der Vorsorge", sondern: Was wir brauchen ist vor allem Aufklärung ... für Ärzte und Patienten!


    Die Vorstellung, dass Vorsorge ja wohl nicht schaden kann, ist ganz einfach falsch.



    Siehe auch Wenn Vorsorge die Menschen krank macht

  • Ich habe mal den Link angeklickt.
    Die Gesprächsrunde hat sich nach der Darstellung der 'WELT' wohl schwerpunktmäßig und überwiegend ablehnend mit übertriebener Diagnostik und den kostenpflichtigen Zusatzleistungen 'IGeL' befasst.
    Das hier im Blog so kontrovers diskutierte Thema wird dagegen nicht negativ kommentiert:


    Das Risiko falsch positiver Diagnosen und ihrer Folgen übersteigt den Wissenschaftlern zufolge also den zu erwartenden Nutzen für die gesamte Gruppe, den Arzt natürlich ausgenommen. Vom Gefährdeten, das ist der Eindruck, der sich im Laufe des Abends verfestigt, ist der Gesunde oft nur eine Vorsorgeuntersuchung entfernt.
    Da wirkt es fast merkwürdig wohltuend, dass mit Andrea Hahne eine jener gerade noch beschworenen, mündigen Patientinnen, denen die diagnostischen Möglichkeiten zu einer schweren, aber bewussten Entscheidung verholfen haben, ihren Auftritt bekommt.

    Die Mittvierzigerin hatte und hat ein schweres Schicksal zu tragen. Sie stammt aus einer "Risikofamilie". Mehrere Frauen aus ihrer Verwandtschaft erlagen ihren Tumorerkrankungen.
    Als Konsequenz aus ihrer Brustkrebsdiagnose und der mittels Gentest bestätigten erblichen Sonderbelastung ließ sie sich, wie jüngst Schauspielerin Angelina Jolie, beide Brüste entfernen.
    Heute berät sie mit ihrem Verein Menschen, die dasselbe Problem haben.


    Anders als in den USA, haben diese Menschen hierzulande allerdings nicht mit einer Rechnung von über 3000 Dollar für den Brustkrebs-Gentest zu rechnen.
    Sofern er ärztlich für sinnvoll erachtet wird, tragen die Kassen, wie bei anderen Vorsorgeuntersuchungen für Risikopatienten auch, die Kosten.

  • Egoismus? Nein, eher Neugierde.


    Ich habe nie aufgehört, neugierig zu sein. Ich möchte wissen, was das Leben morgen, übermorgen und nächsten Monat bringt.

    Das will ich auch, allerdings lässt der Trieb mit dem Alter immer weiter nach. Das ist vor allem dem Umstand geschuldet, daß es immer weniger befriedigende Ergebnisse gibt. Als kleines Kind hatte man noch soviel mehr zu entdecken und zu bestaunen. Je älter man aber wird, desto mehr hat man auch schon gesehen. Es gibt einfach nicht mehr soviel Neues zu erleben. Überhaupt wird das Leben immer schlimmer. Der Körper wird gebrechlicher, der Geist wird von Sorgen beschwert. Früher ging ich in den Kindergarten und spielte den ganzen Tag. Jetzt besteht mein Alltag hauptsächlich aus Pflichten. Die Erinnerungen an die besseren Zeiten von einst bleiben dennoch. Vor allem, wenn man selber von Kindern ständig daran erinnert wird, wie das Leben einst mal war. Ein gutes Gedächtnis kann da schonmal zum Fluch werden. Ein Japaner sagte mal zu mir: Menschen überleben, weil sie vergessen können. Meinst du, da könnte etwas dran sein?


    8o Übste für die Bütt, Heinz?
    Herz-Kreislaufversagen ist ganz und gar nicht unnatürlich, sondern sozusagen Natur pur
    - der Tod schlechthin - ohne dieses Versagen gibbet nun mal kein Ableben.
    Es sei denn, du wartest jetzt mit Hirntoten an der Beatmungsmaschine auf :|.

    Ja, schlecht formuliert ^^


    Ich meinte, daß Krebs einen großen Abstand zu allen unnatürlichen Todesursachen hat und das Herz-Kreislaufversagen, die einzige Todesursache sei, die bei uns noch häufiger auftritt, unabhängig davon ob sie natürlich oder unnatürlich ist.


    Darüber hinaus ist eine Krebs-Behandlung deutlich mehr als Pillen schlucken und Spritzen setzen, wie ich in meinem engen Umfeld mehrfach erlebt habe.


    Wenn dann noch hinzu kommt, dass ein Mädchen erleben musste wie die Mutter oder eine andere nahe Verwandte trotz Morphium etc. gelitten hat und qualvoll gestorben ist, wird sie im Wissen um ihre ererbte Genmutation wohl nicht so distanziert bzw. akademisch verfahren können wie ein nicht betroffener Unbeteiligter.

    Ich habe innerhalb meiner Verwandtschaft schon ein paar Chemotherapien erlebt. Von daher werde ich es mir im Fall der Fälle sehr gut überlegen, ob ich das wirklich alles durchmache, oder doch lieber den feigen Ausweg nehme und den vorzeitigen Schlussstrich ziehe.


    Vor allem, wenn ich unheilbar krank sein sollte. Was bringt es denn noch monatelang auf dem Krankenbett herumzuliegen und vor sich hin zu verrecken? Will man seine Nächsten noch mal schön ne Runde traumatisieren, bevor man abtritt?


    Ich habe glaube ich schon einmal erzählt, wie meine Großmutter gestorben ist. Fast 3 Jahre lang hat sie nur bewegungslos herumgelegen. Konnte lediglich den Mund noch öffnen um mit Essen und Trinken gefüttert zu werden. Und das jahrelang! Größtenteils unter erheblichen Schmerzen, die sie nur noch mit Grunzen mitteilen konnte. Warum ist diese Frau so lange am Leben erhalten worden? Warum hat sie sich das selbst auch noch angetan? Welchen Sinn hat das ergeben?


    Ich war froh, wo sie endlich tot war. Die eigene Oma alle paar Tage so sehen zu müssen war weitaus furchtbarer als die Vorstellung ihr ein Kissen aufs Gesicht zu drücken.
    Den Umgang von Sterbenden mit ihren Krankheiten, zumindest was ich bisher persönlich erlebt habe, kann mir irgendwie bislang nicht als Vorbild dienen. Akademische Erklärungen für ihr Verhalten habe ich denen bislang auch nicht entlocken können und das könnte für mich fatal werden, da auch bei mir die Möglichkeit besteht irgendwann an ähnlichen Krankheiten zu sterben.


    Ich lasse mich doch nicht von so einem blöden Krebs unterkriegen. Ich meine das mental. Ich lasse mir meine Lebensfreude nicht nehmen, oder meine Gedanken beherrschen, oder meine kostbare Lebenszeit mit Furcht und Sorge vermiesen. Ist doch schade drum.

    Dafür lässt du deine Gedanken von Selbsterhaltung beherrschen und deine kostbare Lebenszeit mit Furcht und Sorge vor dem Nachleben vermiesen. Selbes Prinzip, nur andere Etikettierung. Dabei muss man sich doch weder von dem einen noch von dem anderen beherrschen lassen. Man kann doch auch fröhlich an Krebs sterben und lachend dem Tod entgegen gehen. Wo ist das Problem, wenn man rückblickend ein schönes und erfülltes Leben hatte? :)

    Ich kann nur sagen, geht zu den Vorsorgeuntersuchungen.

    Dafür ist mir meine Lebenszeit zu kostbar. Ich will nicht mal meine Lebenszeit damit verschwenden an einen möglichen Krebs zu denken. Wenn der Krebs kommt, dann kommt er halt. Dann kann ich immer noch überlegen, was dann zu tuen ist. Vorher geniesse ich das Leben ohne Furcht und Sorge und nervtötenden Wartezeiten beim Arzt :)

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