Religionsfreiheit, die Kehrseite

  • Schon die konfessionellen Schulen haben es deutlich gezeigt: Übernimmt die Kirche die Trägerschaft einer bisher öffentlichen Schule, bestimmt sie die Regeln und setzt im Zweifelsfall auch das Grundrecht außer kraft.


    Jetzt geht es um drei Krankenhäuser in Köln mit katholischer Trägerschaft, die einer jungen Frau die Untersuchung zur Sicherung von Vergewaltigungsspuren verweigert haben.


    Berücksichtigt man die Tatsache, dass konfessionelle Trägerschaft nicht bedeutet, dass die Kirchen tatsächlich die Kosten tragen -die trägt immer noch vorwiegend der Steuerzahler, kann man sich da nur an den Kopf packen. Kirchliche Einrichtungen bezahlen etwa 2% der Kosten selbst ... und dafür räumt man ihnen "kirchliche Hohheit" ein?? Wie lange dauert es noch, bis auch in Deutschland Kirche und Staat wirklich getrennt sind?


    In NRW gibt es 400 Krankenhäuser, 70% in kirchlicher Trägerschaft, davon 50% katholisch, 20% evangelisch.

  • Jetzt geht es um drei Krankenhäuser in Köln mit katholischer Trägerschaft, die einer jungen Frau die Untersuchung zur Sicherung von Vergewaltigungsspuren verweigert haben.


    Was diese bereits als Fehler zugegeben haben. Das hätte nicht passieren dürfen.
    Gehst du davon aus, dass unter einer nichtkonfessionellen Trägerschaft Fehler ausgeschlossen sind?

  • Was diese bereits als Fehler zugegeben haben.


    Richtig, Tex. Sie haben den Fehler zugegeben. Das ist aber nur als eine Aktion zur Schadensbegrenzung zu werten. Dieser "Fehler" ist tief verwurzelt in dem Anspruchsdenken der Leiter dieser Krankenhäuser. Die Wahrheit ist, dass die Untersuchung abgelehnt wurde, weil danach die "Pille danach" hätte verordnet werden müssen, und diese Pille wird von der katholischen Kirche abgelehnt. Und die Krönung der Frechheit war die Äußerung des Geschäftsführers des Krankenhauses, dass alles nur ein Kommunikationsproblem war, alle Schuld bei der behandelnden Ärztin lag, die die Erstversorgung vornahm, und darüber hinaus ja kein Notfall mehr vorlag. Was für eine Kaltschnäuzigkeit dieser Krankenhausleitung. Leider kann auf Grund der Tatsache, dass kein Notfall mehr vorlag, auch kein Fall der unterlassenen Hilfeleistung konstruiert werden.

  • Die Wahrheit ist, dass die Untersuchung abgelehnt wurde, weil danach die "Pille danach" hätte verordnet werden müssen, und diese Pille wird von der katholischen Kirche abgelehnt.


    Nein. Die Untersuchung und Behandlung hat nichts mit der Pille danach zu tun. Das eine bedingt das andere nicht. Du hast recht, dass kath. Kliniken diese nicht verschreiben. Das beinhaltet aber nicht, Opfer nicht zu versorgen. Doch genau das ist schief gelaufen. Das war falsch und nur dafür galt die Entschuldigung.


  • Die Wahrheit ist, dass die Untersuchung abgelehnt wurde, weil danach die "Pille danach" hätte verordnet werden müssen,

    Das ist, den Berichten des KStA folgend, sachlich nicht ganz richtig.


    Vielmehr hatte die junge Frau das Rezept für diese Pille "danach" bereits von der erstversorgenden Ärztin erhalten, was diese Ärztin den Kollegen im Krankenhaus auch telefonisch mitgeteilt hat.
    Dennoch wurde die Untersuchung zur Sicherstellung der Beweismittel verweigert, weil zu dieser Untersuchung automatisch auch ein Gespräch(!) gehöre, das eine Aufklärung über Schwangerschaftsverhütung, ggf.-Abbruch einschließt.

  • Nein. Die Untersuchung und Behandlung hat nichts mit der Pille danach zu tun.

    Stimmt, die war in dem Fall längst verschrieben. Bleibt die Frage, warum man die Aufnahme abgelehnt hat.


    Menschliches Versagen lässt sich nie ausschließen. Ärzte haben ohnehin einen schwierigen Beruf und müssen ständig im Sinne des Patienten abwägen. Wenn sie dann, wie offensichtlich in diesem Fall, auch noch abwägen müssen, ob sie mehr dem Wohl des Menschen oder ihrem Arbeitsvertrag verpflichtet sind, ist das vom Übel.


    Jede "kirchliche" Einrichtung in öffentlicher Trägerschaft ist eine Mogelpackung. Die braucht kein Mensch!

  • Ich bin der Meinung, die Kath. Kirche oder wer auch sonst die Trägerschaft hat, sollte die Karten auf den Tisch legen. Ob das im Arbeitsvertrag oder in der Hausordnung steht: Man kann das so formulieren, dass jeder Bescheid weiß. Nebulöse Andeutungen sind da nicht hilfreich.


    Die Kath. Kirche lehnt Abtreibung rigoros ab. Das ist nicht neu und ihr gutes Recht, auch wenn man selber anderer Meinung ist. Dass es folgerichtig in Kath. Kliniken keine Abtreibungen gibt ist eigentlich klar.


    Was fehlt, ist eine klare Ansage. Sie sollen dazu stehen und gut ist. Dann wissen alle Bescheid und Patienten können sich dann auch außerhalb von Notfällen überlegen, ob sie überhaupt dort behandelt werden möchten.


  • Das ist, den Berichten des KStA folgend, sachlich nicht ganz richtig.


    Ich bezog mich auf die ersten Nachrichten im TV nach Bekanntwerden des Vorfalles. Dass dieses später konkretisiert, präzisiert, und vor allem korrigiert wurde, habe ich dann wohl nicht mitbekommen. Mein Fehler.

  • Dieser neuerliche Vorfall bestätigt mich nur in meiner eher ablehnenden Haltung der Katholischen Kirche gegenüber. Und diese Haltung habe ich nicht von ungefähr.


    Nachdem mein Vater 1960 verstorben war, heiratete meine Mutter 1963 ihren zweiten Mann. Der war geschieden. Daher lebte meine Mutter von da an in Sünde. Man verweigerte ihr in der Messe das Abendmahl. Und auch sonst wurde sie von den Vogelsanger Pfarrern wie eine Aussätzige behandelt. Am Sonntag feierte sie mit dem Sünder Goldene Hochzeit. Auch ohne Segen der Amtskirche.


    Im Jahr 1976 wurde ich von den Eltern meiner Jugendfreundin förmlich in die Ehe mit ihr gedrängt. Das "gehöre" sich so. Wir heirateten mit allem Pomp. Selbstverständlich kirchlich. Nach einem halben Jahr war diese "Ehe" im Eimer. Eine Scheidung aber problematisch, da meine Frau als Erzieherin in einem katholischen Kindergarten arbeitete. Ihr drohte der Verlust des Arbeitsplatzes.


    Wir erkundigten uns beim Erzbischöflichen Generaloffizialat nach möglichen Begründungen für eine Ehe-Annullierung. Wir entschieden uns für einen der Gründe die man uns genannt hatte und zogen in der Folge eine bühnenreife Show ab. Es wurde gelogen, dass sich die Balken im Kirchturm bogen. Es wurden Zeugen befragt, die vorher von uns eingenordet waren.


    Das Verfahren, für das wir eine Pauschalgebühr von 100 DM zahlten, endete nach etwa einem Jahr mit der Annullierung der Ehe. Das Urteil erging nicht im "Namen des Volkes" sondern "Nach Anrufung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit" Diese Formulierung verursacht mir heute noch Übelkeit.


    Ironie des Schicksals: Kurz vor dem Urteil hatte meine Frau dem Druck auf der Arbeit nachgegeben und eine neue Ausbildung bei der Post begonnen.


    Geht mir nur ja weit weg mit der Katholischen Kirche...

  • Jetzt geb nicht der Kirche die Schuld für euer menschliches Versagen euch nicht über eure Gefühle klar werden zu können und materielle Bedürnisse über Liebe zu stellen. Eure albernen Ehen und die daraus resultierenden Scheidungsraten verursachen auch unabhängig von jeder Religiösität genügend demographische Probleme und zwischenmenschliche Beliebigkeiten. Das sollte man meiner Meinung nach noch viel härter bestrafen :)


    Um mich zum Thema äußern zu können müsste man mir erstmal eine Sache erklären: Warum haben überhaupt soviele Krankenhäuser eine kirchliche Trägerschaft?

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