Ich bin ein Held, holt mich hier -nicht- raus!

  • Wenn es dem jungen Mann wirklich um eine Überzeugung gegangen ist und er für diese bereit war, sich selbst in Lebensgefahr zu bringen und auch den Tod seines Helfers riskierte, als er den Stützpfeiler wegtrat - wieviele Schritte war er in diesem Augenblick von einem 'Selbstmord-Krieger' entfernt, der für seine Überzeugung tötet?


    Verrückt? Vielleicht. Aber nachdenkenswert, meine ich.

    Nachdenkenswert ist das schon. Wer auf den Auslösers seines Sprengstoffgürtels drückt, weiß allerdings, dass das sein Todesurteil ist.*


    Ich hab die Geschichte vom Hambacher Forst nicht genauer verfolgt, das Medientamtam ging mir sofort auf den Geist: Gab es sonst grad nichts Wichtiges, dass einem die Presse doppelseitig sogar Skizzen des Tunnels serviert. Mannomann!


    Der junge Mann ist bei der Polizei dadurch bekannt, dass er bei Ankettungsaktionen dabei war ... ohne Medieninteresse. Zumindest habe ich nichts davon mitbekommen.


    Ich würde mich, auch wenn ich protestiere, nie irgendwo anketten. Wenn es dann grade noch um Kastortransporte geht, ist es absolut widersinnig, sie auch noch aufzuhalten.


    Ob man durch Protest tatsächlich etwas "aufhält", oder nur verzögert, weiß man vorher nicht.


    Heute bürstet der Mainstream alles glatt, da ist durchaus Protest gefordet. Wenn man in kauf nimmt, sich -und andere- zu gefährden, Regeln und Gesetze zu übertreten, muss man natürlich auch "die Zeche" zahlen. Das ist klar. Alles hat seinen Preis.


    * In dem Zusammenhang empfehle ich den Roman Das schöne Attentat des Israeli Gavron. Da wird sehr deutlich, dass die Selbstmordattentäter hin und her gerissen sein können, zwischen dem Anspruch des Großvaters, der zur Ehre seines Volkes Attentate verübte, dem Vater, der den Sohn bittet, nicht zu töten ... und dem Bruder, der auf Vergeltung dringt.

  • Gab es sonst grad nichts Wichtiges, dass einem die Presse doppelseitig sogar Skizzen des Tunnels serviert. Mannomann!

    Ich hab diese Präsentation nicht gesehen, die im ersten Beitrag gepostete Skizze stammt aus KStA-online und war nicht überdimensioniert.
    Dennoch: Warum sollte nicht auch mal den Rettungskräften viel Aufmerksamkeit zukommen und ihre Arbeit gewürdigt werden?

    Wenn es dann grade noch um Kastortransporte geht, ist es absolut widersinnig, sie auch noch aufzuhalten.

    Ooch, statt dessen schnell ins "End"-lager, wo sie dann erfolgreich vor sich hinrosten dürfen? ^^


    Wenn man in kauf nimmt, sich -und andere- zu gefährden, Regeln und Gesetze zu übertreten, muss man natürlich auch "die Zeche" zahlen. Das ist klar. Alles hat seinen Preis.

    Hallooo?
    Hier ging es nicht darum, ggf. das eigene Leben, sondern bewusst auch das eines Anderen zu riskieren.
    DEN Preis möchte ich höchst ungern für einen Aktivisten zahlen, der behauptet, dadurch den Braunkohletagebau zu verhindern.

    Mir fällt auf, dass in den Beiträgen vor allem die Aktion des jungen Mannes im Hambacher Forst fokussiert wird, der Extremsportler u.a. werden von euch jedenfalls sehr 'geschont'.Na gut, ein Schelm.... ;)


    :thumbsup: DANKE für eure Diskussionsbereitschaft und die interessanten Beiträge! :thumbsup:

  • Polizeisprecher Anton Hamacher: "Er begibt sich in eine völlig ungesicherte Situation. Es sieht so aus, dass er nicht macht, was man von einem rational denkenden Menschen erwartet."


    Dem braucht eigentlich nichts hinzugefügt zu werden, außer, dass er sich absichtlich und im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten (Quod esset demonstrandum) in eine lebensgefährliche Situation gebracht hat. Und dabei auch das Leben seines Retters riskiert hat.
    Was denkt er denn, wie lange man sich an seinen Märtyrertod erinnert hätte? Da wäre er enttäuscht, für welche Kurzlebigkeit er sein Leben weggeworfen hat.

  • So, hat sie das? Wer entscheidet über ihre Selbstvernichtung? Wer hat ihr das Recht dazu gegeben, über meine Vernichtung zu entscheiden? Mann, Mann, Mann, .....

    Wer redet denn hier von deiner Vernichtung? Bist du die Gesellschaft? Mann, Mann, Mann,...


    Eine Gesellschaft kann auch durch andere Art und Weise zerstört werden als durch die völlige Auslöschung sämtlicher Individuen. Du kannst immer noch auswandern und trägst dann genauso deinen Teil zur Vernichtung jener Gesellschaft bei. Hast du etwa kein Recht dazu auszuwandern?


    Protest ist aber das Gegenstück zu Rücksicht und heutzutage ist Protest nur dann wirksam -wenn überhaupt, wenn er auch die Medien beschäftigt. Tagelang auf einem Baum zu sitzen und dann letztendlich friedlich wieder runtersteigen, ist zwar "vernünftig" ... wird in der Öffentlichkeit aber kaum wahrgenommen.

    Das ist zwar ein guter Grund bei Protesten ruhig etwas zu riskieren, aber noch lange keiner unbedingt gerettet werden zu müssen. Welche Aufmerksamkeit hätte der Baumknutscher wohl gekriegt, wenn er dabei draufgegangen wäre? Damit hätte er gezeigt, daß er wirklich alles für seine Ideale zu opfern bereit war. Ein klassischer Märtyrertod. Darüber hätten die Medien doch noch viel mehr berichtet, viel mehr Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt. Hätte er sich mal lieber nicht in einem Loch verbuddelt und auf Rettung gewartet, sondern einen direkten Weg gewählt die Endgültigkeit seines Willens zu demonstrieren.


    Im alten Japan war es die höchste Protestnote, wenn man sich den Bauch aufschnitt, also Harakiri beging. Das war oftmals auch die einzige Möglichkeit überhaupt gegenüber Höhergestellte einen legitimen Protest zu machen. Da gab es niemanden, der einen dann noch retten wollte, allein weil das die eigene Ehre beschmutzt hätte, wäre man noch gerettet worden.
    Indien bekam seine Unabhängigkeit dadurch, daß sich die Anhänger Ghandis reihenweise von britischen Soldaten haben erschiessen lassen.
    Der arabische Frühling begann damit, daß ein tunesischer Gemüsehändler sich mit Benzin überschüttet und angezündet hat.


    Wenn die so einfach sterben konnten und damit umso mehr auslösten kann ich das auch von unseren Extremprotestlern erwarten. :)

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