Arsch huh...

  • Eine Meinung zum Kommentar von Agrippi? Kaum machbar, weil sie ja lediglich auf Artikel von Stadtanzeiger und Rundschau verlinkt hat, ohne eine eigene Wertung des Konzerts zu hinterlassen.


    Den Artikel vom ksta habe ich eben mal überflogen. Er liest sich wie eine emotionslose Aufzählung der anwesenden Akteure. Einerseits wohltuend sachlich, andererseits der Wichtigkeit der Sache nicht gerecht werdend. Ob der Autor Horst Piegeler Kölner ist, kann man getrost anzweifeln.


    Die den Live-Stream des WDR-2 moderierende Mitarbeiterin war für mich auch eine Fehlbesetzung. Sie blubberte Belanglosigkeiten in ihr Mikro und bekam zu den befragten Zuhörern keinen richtigen Draht.

  • Paula, ich habe mir den Kommentar mal durchgelesen und finde die Kritik zu hart und teilweise verfehlt. Welchen Anspruch hatte die Veranstaltung denn? Daran sollte sie auch gemessen werden.


    Sie war als Demo/politische Kundgebung angemeldet. Das sollte man aber nicht so staatstragend wichtig nehmen. Die Loveparade war das über Jahre auch. Immer schön korrekt mit neuem Motto. Hat niemand interessiert und die politische Botschaft wurde auch von den Medien nicht thematisiert. Die Veranstaltung als politische Kundgebung zu deklarieren anstatt als Konzert, hat finanzielle Vorteile. Man braucht keine Gebühren an die Stadt für die Sondernutzung öffentlichen Raumes zu zahlen. Ordner, Sicherheitsdienst und Müllbeseitigung fallen auch nicht an. Es zahlt der Steuerzahler. Das hervorheben, dass das Konzert umsonst ist, ist scheinheilig, da es ja bitteschön eine Demo war. Oder hat schon mal jemand bei ner Maikundgebung Eintritt verlangt?


    Aus dieser Veranstaltung abzuleiten, dass der Kölner sich besonders und mehr als andere gegen Rechts oder die soziale Spaltung der Gesellschaft einsetzt, halte ich für selbstverliebt und Unsinn. Der Kölner neigt bekanntermaßen zu völlig unbegründeter Euphorie. Man kauft sich die (Ablass-) CD und geht mit beruhigtem Gewissen heim. Ja, wir waren dabei und haben was getan. Wirklich?


    Der vorherige Absatz bezieht sich auf das Niedecken-Umfeld und die mittlerweile Richtung Rente schreitende Fangemeinde der Stunksitzung, die auch den millionsten Papstwitz noch für nen Schenkelklopfer halten und dies als Ausdruck ihres alternativen/besseren Lebensentwurfs halten. Wo sind die eigentlich, wenn hier Salafisten auf Polizisten einstechen? Da kommt weder der Arsch huh und die Zäng versagen auch ihren Dienst.


    Für den überwiegenden Teil der Besucher war jedoch all dies kein Thema. Die freuten sich über ein tolles Konzert mit allem was in Köln Rang und Namen hat. Und alles ummesöns. Dass das ganze unter dem Motto gegen Rechts stand ist in Ordnung. Und dabei sollte man es auch belassen. Eine schöne Veranstaltung unter einem wichtigen Motto.

  • Zuvor: Ich war bei der Kundgebung dabei.


    Der Kommentar im KStA ?
    Hätte unabhängig von der Anwesenheit des Kommentators so verfasst werden können, wurde er vielleicht auch.
    ^^


    Natürlich birgt ein musikalisches Ereignis mit beliebten lokalen und überregionalen Größen die Gefahr, dass es manchem Besucher mehr ums 'Event' geht als darum, sich mit dem Aufforderungscharakter der Veranstaltung auseinander zu setzen. Zumal ja auch das bedient wurde, was an anderer Stelle die 'kölsche Seele' genannt wurde.


    Für die Bedenken des Kommentators spricht, dass
    -den ausländischen Künstlern entweder nicht die Gelegenheit gegeben wurde oder kein Interesse daran bestand, ihre fremden Texte zu übersetzen, oder doch wenigstens zu erläutern.
    - Frank Schätzing unverblümt Werbung für die CD des Künstlers machte, den er eigentlich nur ansagen sollte,
    - das stereotype "Wow, ihr seid so toll!" der ModeratorInnen in Richtung Kundgebungsteilnehmer/Publikum verzichtbar war.
    - einige Beiträge mit dem Anlass oder Thema der Kundgebung höchstens als Titel etwas gemein hatten ("Ja, ich kann!" u.a.)
    - der Oberbürgermeister sich nicht entblödete, selbst Sätze vom Schwierigkeitsgrad wie "Ich begrüße Sie." oder "Diese Kundgebung ist uns wichtig." vom Blatt zu lesen.


    Für die Veranstaltung sprach/spricht, dass
    - die Künstler keinen Zweifel an ihrem Engagement für die Ziele der "Arsch huh"-Initiative ließen
    - es kein Aufguss der Veranstaltung von 1992 war
    - junge Leute zusätzlich über Kurzfilme aus ihren Veedeln zu Wort kamen (z.B. zur Benachteiligung durch mangelnde Verkehrsanbindung des Stadtteils, durch Herkunft aus bestimmten Stadtteilen, durch Aussehen oder Namen)
    - Ausgrenzung und Diskriminierung ebenso thematisiert wurden wie die 'Schere' zwischen Arm und Reich
    - eine extra 'Tribüne' für Rollstuhlfahrer reserviert war
    - Gebärdendolmetscherinnen das gesamte Programm begleiteten
    - die negativen Seiten der Köln-Besoffenheit nicht ausgespart wurden
    - neben den sattsam bekannten Vertretern kölschen Engagements auch andere -der Stadt verbundene- Promis nachhaltig Eindruck hinterließen, wie:
    Dietmar Bär mit einem Beitrag zu Fairness und mehr Mut gegen Rechts in den Fußballstadien,
    Ranga Yogeshwar, der an die CDU-Parole 'Kinder statt Inder' erinnerte
    Sonja Mikich, die die offizielle Rede der "Arsch huh"-Initiative hielt und umso mehr beeindruckte, wenn sie sehr persönliche Erfahrungen als Deutsche mit serbischen Wurzeln äußerte.
    Die gewohnt unmissverständliche Kritik am allzu gemütlichen kölschen "Et kütt, wie et kütt" lieferte in aller Schärfe Wilfried Schmickler.


    Es bleibt zu hoffen, dass die weniger bekannten Musikgruppen und Künstler zukünftig häufiger Gelegenheit zum Auftreten erhalten und die Ziele der Kundgebung nicht nur den Teilnehmern sondern auch einer ganzen Reihe von 'Offiziellen' in die Gehirnwindungen dringen.:rolleyes:


    Fazit:
    Protest und Politik dürfen (auch) Spaß machen, und wenn nicht nur der kölsche Kopf, sondern auch die kölsche Seele angesprochen ist, umso besser.
    Jetzt noch in Taten umsetzen?....do simmer dobei! :thumbsup:

  • Fazit:
    Protest und Politik dürfen (auch) Spaß machen, und wenn nicht nur der kölsche Kopf, sondern auch die kölsche Seele angesprochen ist, umso besser.
    Jetzt noch in Taten umsetzen?....do simmer dobei! :thumbsup:

    Klasse und jaaaa! :thumbsup:


    Mir ist dieser Kommentar so "aufgtestoßen", weil ich dachte: Warum kann man es nicht einfach mal GUT sein lassen?
    Die Medien, und konkret der KSTA, berichten/berichtet voller Begeisterung.... und am Tag danach kommt das große Nachfragen, Nachrechnen, Nachhaken, Nachkarten...
    Einfach mal so sein lassen wie es ist.... Aber vielleicht muss Pressearbeit so aussehen, und man kann dieses "Motto" nur mal selbst ganz leise und vorsichtig für sich ausprobieren.

  • Warum kann man es nicht einfach mal GUT sein lassen?
    Die Medien, und konkret der KSTA, berichten/berichtet voller Begeisterung.... und am Tag danach kommt das große Nachfragen, Nachrechnen, Nachhaken, Nachkarten...
    Einfach mal so sein lassen wie es ist.... Aber vielleicht muss Pressearbeit so aussehen,

    Ja, ich denke, das muss sie.


    Wenn Pressearbeit richtig und im besten Sinn der Information geleistet wird, genügt es nicht, nur Begeisterung zu transportieren.
    Mir wäre nicht geheuer bei einer ausschließlich zustimmenden Berichterstattung, die kritische Aspekte unerwähnt lässt oder unter 'ferner liefen' behandelt.
    Nicht ohne Grund haben sich doch im Vorfeld mit Jürgen Becker und Rolli Brings zwei wichtige Vertreter der politischen Kölner Künstlerszene von der konkreten Umsetzung der "Arsch huh"-Kundgebung distanziert.


    Hinzu kommt, dass der angesprochene Text ein Kommentar ist.
    Der widerum bekundet per definitionem die ganz persönliche Sicht des Autors.


    Sie sei -nicht nur- ihm zugestanden. :)

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