Zigeuner, Neger und Konsorten

  • Erziehung und Despektierliches.... ;)
    Aus dem "Struwwelpeter
    ":


    Die Geschichte von den schwarzen Buben

    Ein Mohr wird von drei Knaben verspottet,
    die daraufhin vom „Nikolas“ (eig. hl. Nikolaus) zur Strafe in schwarze Tinte getaucht werden:

    >Nun seht einmal, wie schwarz sie sind, viel schwärzer als das Mohrenkind.<
    (Nikolas' Bild mit Bart veräppelt nebenher den Zaren Nikolaus I.
    und die damals bekannten Textschwärzungen der russischen Zensur in importierten Büchern.)


    Militär-Struwwelpeter
    Bereits 1877 war das Buch vom Struwwelpeter so bekannt (1876 hatte es seine 100. Auflage), dass ein anonymer Autor mit dem Kürzel AH eine Adaption auf das Militär vorlegte. Mit dem Untertitel Lustige Geschichten und drollige Bilder von und für Militärs von 10 bis 100 Jahren wurde es in Berlin verlegt. Der Aufbau lehnt sich weitgehend an das Original an.
    Die Geschichte von den „schwarzen Jungens“
    (Drei Rekruten lästern über einen katholischen Priester und werden dafür vom Spieß in Arrest geschickt, worauf sie sich bekehren)
    >Und was das Wunderbarste war, sie wurden schwarz so ganz und gar<

  • Zum Thema "Neger"
    gibt's Tondokumente, die den Spagat zwischen Diskriminierung und 'Mitleid' / Zorn deutlich machen.


    Hier ein Beispiel aus dem Jahr 1950:
    Hans Albers singt "Das Lied vom Nigger Jim"


    Anders geht Hanns Eissler im Jahr 1930 mit dem Thema um:
    "Ballade vom Nigger Jim"


    Und hier Yannis Negrepontis' Gedicht
    "O gero negro Jim",
    Komposition von
    Manos Loizos, gesungen von Maria Farantouri




  • Ein Wort an sich kann nicht diskriminieren. Was diskriminieren kann sind Handlungen. Jemanden auszulachen, jemanden Asyl zu verweigern, jemanden einen Job zu verweigern, oder einfach nur den Neger in Afrika verhungern zu lassen während man sich zu günstigen Preisen mit seinen zu Hungerlöhnen gestickten Textilien eindeckt. Das ist Diskriminierung. :)

  • Ein bisschen Sucherei im Internet brachte folgende Aussagen:


    Is using the word Gypsy racist or suitable material for a sketch show?
    Comedian Ben Miller wanted to use the term in a comedy show but the BBC stopped him


    Armstrong and Miller wanted to use the term 'Gypsy' in a sketch about racist public information fiims. Photograph: Richard Saker

    Fragen wir doch lieber mal die Meister des schwarzen Humors zu dieser Thematik: Die Amis.


    Spätestens seit der "Chappelles Show" sollte man doch einen viel lockereren Umgang mit rassistischen Witzen haben. Die Show ist nunmal voll von ironischen Rassenklischees gewesen, gegen fast alle Menschen-Rassen, aber vor allem gegen Schwarze.


    Am bezeichnetsten für das Thema finde ich den Sketch mit der Niggar-Familie:


    http://www.funnyordie.com/vide…le-show-the-niggar-family


    oder falls das nicht funktioniert eine Youtube-Alternative in etwas schlechterer Qualität.


    http://www.youtube.com/watch?v=WTNopddkTsM


    Was bedeutet dieses Wort "Nigger" schon? Wenn man bedenkt, daß die meisten Zuschauer selber schwarz sind und wir aus genug Hiphop-Texten ohnehin schon wissen, daß sich Schwarze untereinander selber als Nigger ansprechen, dann hat das wohl kaum eine diskriminierende Bedeutung. Ist eher sowas wie ein Kosename.

  • Never Ending Story?
    Aktuell feudelt der Thienemann-Verlag in Otfried Preußlers Kinderbüchern herum, um die lieben Kleinen vor unkorrektem Sprachgebrauch zu bewahren...

    Berliner ZeitungKulturLiteratur14.01.2013
    Sprachstreit um "Die kleine Hexe"

    Die "bösen Wörter" von Otfried Preußler

    Von Cornelia Geissler

    Das Kinderbuch "Die kleine Hexe" von Otfried Preußer soll überarbeitet werden.
    Foto: dpa
    >Der Thienemann-Verlag will das Wort "Negerlein" aus dem Buch "Die kleine Hexe" von Otfried Preußler streichen. Der Verlag will nicht schuld sein, wenn Kinder einen Schwarzen „Neger“ nennen. Viele Leser finden die Korrektur lächerlich.
    Eine Flut von Mails füllt seit Tagen die Postfächer des Thienemann-Verlags in Stuttgart. 99 Prozent der Mails seien Beschimpfungen, klagt der Verleger im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels, ein wahrer Shitstorm habe denVerlag ereilt. Er hatte angekündigt, das Buch „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler behutsam zu modernisieren. Aufreger ist nicht die Tatsache, dass die Illustrationen koloriert werden, sondern der Eingriff in den Text.
    Das Wort „Negerlein“ wird gestrichen und durch ein anderes ersetzt. Anders als beim heutigen Südseekönig in Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“, der vor der Modernisierung im Oetinger-Verlag ein Negerkönig war, geht es hier nicht einmal um farbige Menschen, sondern nur um eine Faschingskostümierung.
    Lächerlich finden viele Leser die Korrektur. Lustigerweise gibt es seit Freitag eine neue Welle des Protests, weil die Kollegen von Spiegel Online mit einem weiteren Beispiel aus dem Hause Thienemann nachlegten. Auch das Wichsen ist in dem 1957 erstmals erschienenen Buch nicht mehr erlaubt. Böse Kinder werden nun nicht mehr „durchgewichst“, sondern „verhauen“.
    Verleger sieht seinen Bildungsauftrag

    Es lässt sich hier auf zweierlei Weise argumentieren. Der Verleger sieht seinen Bildungsauftrag. Er möchte sich nicht schuldig fühlen, wenn Kinder einen Schwarzen „Neger“ nennen. Eine Prügelei auf dem Schulhof ist ihm verständlicherweise lieber als das Durchwichsen.
    Auf der anderen Seite steht die Frage, wie man sich einem Kunstwerk gegenüber verhält. So ein Kinderbuch ist das schöpferische Werk eines Autors. Otfried Preußler gehört mit der „Kleinen Hexe“, dem „Kleinen Gespenst“, dem „Räuber Hotzenplotz“ und „Krabat“ zu den Großen der deutschen Kinder- und Jugendliteratur.
    Weil seine tollsten Bücher in den Fünfziger- und Sechzigerjahren erschienen, wird heute nicht mehr jedes Wort wie damals verwandt. Weil sie aber weise und witzig sind und ihre Sprache von großer Poesie, erweist sich ihre märchenhafte Ewiggültigkeit bis heute. Von Otfried Preußler stammt ein schöner Satz über Kinder als „das beste und klügste Publikum, das man sich als Geschichtenerzähler nur wünschen kann. Kinder sind strenge, unbestechliche Kritiker.“
    Erich Kästner mit "ungebräuchlichem" Vokabular

    Auch viele Wendungen in Erich Kästners „Emil“ sind heute nicht mehr gebräuchlich. Und Alfred Wellm und Benno Pludra schrieben in einem Staat, den es nicht mehr gibt, dennoch kann man „Das Pferdemädchen“ und „Lütt Matten und die weiße Muschel“ ohne Modernisierung verstehen. Nur weil diese Kunst für Kinder entstand, ist sie nicht weniger wert. Wer vorliest, kann erklären, was heute anders klingt. Wer selber liest, kann fragen. Auch solche Gespräche sind ein Verdienst des Künstlers.<


    Otfried Preußlers "Die kleine Hexe":
    Verlag streicht "wichsen" aus Kinderbuch

    Wer "wichst" heute noch die Schuhe?
    Im Zuge der Prüfung missverständlicher Begriffe in den Kinderbuchklassikern Otfried Preußlers will der Thienemann Verlag nach "Neger" ein weiteres überkommenes Wort aus "Die kleine Hexe" und "Räuber Hotzenplotz" beseitigen.

    Zum SPON-Artikel


    S.P.O.N. - Der Schwarze Kanal:
    Auf dem Weg zur Trottelsprache
    Eine Kolumne von Jan Fleischhauer
    Erst "Pippi Langstrumpf", jetzt die"Kleine Hexe": Nach den Schulbüchern werden die Kinderbücher politisch korrekt umgeschrieben. Die Frage ist: Wer soll hier eigentlich vor wem geschützt werden?


    Die ganze Kolumne

  • Is using the word Gypsy racist or suitable material for a sketch show?



    Ich habe in Budapest einen jungen Ungarn kennengelernt. Mir fiel gleich seine dunkle Hautfarbe auf. Also fragte ich ihn im Laufe des Gesprächs, was er denn für ein Landsmann sei, denn Ungarn sehen eher westeuropäisch hellhäutig, fast schon kommunistisch-blass aus. Er sagte mir, er wäre ein Gypsy. Ich fragte nach: Zigeuner? Er meinte nein, Gypsy. Was ich nicht wusste, war, dass es unter den Zigeunern noch verschiedene Volksrichtungen gibt in Ungarn, und dieser war also ein Gypsy. Es mag sein, dass das andere Kulturen als Schimpfwort nutzen, Gypsy also negativ belegt ist, aber eben nicht bei den Gypsies. Also machen andere diese Wörter zu einem NoGo. Der Neger würde nie ärgerlich, wenn er als Neger tituliert würde, genauso wenig wie der Jude, oder der Gypsy.
    Und über Schuhe wichsen mit Schuhwichse hätte sich vor 10 Jahren niemand echauffiert. Es kann also nur ein krankes Gehirn sein, der seine Gedanken in falsche Bahnen lenkt.

  • hmm, ich stelle mir die ganze Zeit schon die ketzerische Frage: wurde das nicht immer schon so gehandhabt, dass man Literatur "zeitgemäß" überarbeitet? Das kann doch im Grunde keine "neue" Erscheinung sein. Ich habe vor 2 Jahren einen "überarbeiteten" Simplicissismus gekauft. Gut das Original ist auch schon etwas älter :rolleyes:


    Aber:
    Erich Kästner war vor 15 Jahren schon schwierig zu vermitteln gegenüber anderen zeitgemäßen Autoren, die auch schöne Bücher schreiben. Nicht falsch verstehen, ich hab ihn gerne gelesen und vorgelesen, aber unsere Zeit ist schnelllebiger geworden. Ein 20 jähriger von heute würde den Ausdruck Schuhe "wichsen" nicht vermissen, mich beschleicht der Verdacht, es sind nur die "Alten" die mit diesen Büchern aufgewachsen sind, die das tun.

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