Damit checkmate keinen Ärger kriegt poste ich meinen neuen Stadtmenschenblog schonmal selbst hier. Wer genug Langeweile hat soll es sich mal durchlesen und kommentieren. Ich hab für heute keine Zeit mehr. Viel Spaß
ZitatAlles anzeigenGerade die Musikindustrie weiß viele Märchen zu erzählen, weswegen sie mehr Geld verdient hätte, als sie momentan noch tut. Das beliebteste dabei ist sicherlich, daß Raubkopien die musikalische Vielfalt gefährden würden.
Bleiben wir aber erst einmal bei den Fakten. Es ist nicht zu leugnen, daß die westlichen Musikmärkte am schrumpfen sind, seitdem das mp3-Audioformat populär geworden ist. Vor allem die CD-Verkäufe gehen kontinuierlich zurück. Wohingegen allerdings der digitale Vertrieb mit Musik immer stärker wächst.
http://www.musikindustrie.de/jwb_umsatz070/
Wie lässt sich das schonmal mit der Aussage vereinbaren, daß es der kulturellen Vielfalt schaden würde? Klar, wenn weniger Geld mit Musik umgesetzt wird, kann die Industrie auch nicht mehr so viel produzieren, kann weniger Bands unterhalten oder muss Produktionsqualitäten reduzieren, sei es nun hinsichtlich Musikaufnahmen, Musikvideos oder Konzertveranstaltungen.
Andererseits verteilt sich somit das Geld nun auch anders. Das was der Konsument nun der Musikindustrie vorenthält gibt er nun eben für Produkte aus, die ihm das Geld eher wert sind. Er sieht es erstmal einfach nur nicht ein die vorgeschriebenen Beträge für die Musikprodukte weiterhin zu bezahlen.
Es ist auch nicht so, daß der Musikhörer eine totale Konsumverweigerung einhält und deswegen die Umsätze grundsätzlich zurückgehen. Gerade Erwachsene bezahlen weiterhin Geld für Musik, nur vielleicht nicht mehr soviel wie früher. Ein weitaus bedeutenderer Punkt ist der sinkende Preis für Musik. Wer von einem Interpreten nur ein bestimmtes Lied haben will zahlt heutzutage 1 € oder weniger über digitale Betriebsplattformen wie iTunes. Früher war der günstigste Preis für ein einzelnes Lied sich eine Maxi-CD zu kaufen, die mindestens 5 € gekostet hat. Wer will das denn jetzt noch bezahlen? Eigentlich fast niemand mehr, denn wie man in dem obigen Link sehen kann sind die Verkäufe von Maxi-Singles in den letzten Jahren annihiliert worden. Das drückt den Umsatz natürlich erheblich.
Ebenso darf man nun hinterfragen ob teure, aufwändig produzierte Musikvideos, die ja lediglich der Vermarktung von Musik dienen, wirklich noch sein müssen? Im Fernsehen laufen diese Videos ohnehin nicht. Wenn überhaupt schaut man sie sich heute noch auf Youtube an.
Ebenso darf man nun auch die Eintrittspreise zu manchen Konzerttourneen hinterfragen. Wenn irgendwelche Oparock-Millionäre ihre seit jahrzehntelangen treuen Fans mit über 150 € für sichtbehinderte Plätze abzocken, darf man durchaus die Verhältnismäßigkeit daran anzweifeln, vor allem ob man dieses Geld nicht wirklich lieber anderweitig investiert, als diese Millionäre weiter zu bereichern. Da kann man nämlich wirklich sagen, daß alternative Musiker es doch mal eher verdient hätten was von diesem Kuchen abzukriegen.
Kann nicht auch gerade dann von Vielfalt die Rede sein, wenn sich der Musikumsatz auf möglichst viele einzelne Künstler verteilen kann, statt wie früher nur auf eine elitäre, global vermarktbare Spitze?
Beruf: Musiker
Mir erscheint es ohnehin irrsinnig, was sich manche beklagende Musiker von der Musikindustrie erhoffen. Wahrscheinlich ist dieses Zitat aus dem Film "Fight Club" dazu ganz treffend:
[#K]"Wir wurden durch das Fernsehen aufgezogen in dem Glauben, dass wir alle irgendwann mal Millionäre werden, Filmgötter, Rockstars… Werden wir aber nicht! Und das wird uns langsam klar! Und wir sind kurz, ganz kurz vorm Ausrasten…"[/K]
Als Ausraster kann man wirklich oftmals die Reaktionen so mancher Musiker bezeichnen, die schon zu lange in der Musikindustrie etabliert sind. Wenn Popmillionäre wie Metallica 10-jährige Kinder auf exorbitante Repressionssummen verklagen, weil sie sich eine mp3 von ihnen runtergeladen haben oder so ein Sven Regener hier in Deutschland ein hysterisches Radiointerview von sich gibt (welches hier schon in einem Blog erwähnt wurde) dann liegt das für mich vor allem an den träumerischen Erwartungshaltungen an das eigene Berufsbild. Nämlich eben das man sich wünschte dauerhaft durch seine Musik ein berühmter und luxoriös lebender Star zu sein.
Ich will mal aufschlüsseln, wie utopisch naiv das eigentlich ist. Es dürfte erstmal jedem klar sein, daß es sich bei Berufsmusikern, die Millonäre werden, nur um Ausnahmefälle handelt. Das schaffen nur die wenigsten. Und selbst diejenigen, die es schaffen, haben noch lange keine Garantie darauf, daß sie tatsächlich damit für ihr Leben ausgesorgt haben. Viele von denen, gerade bei den oben zitierten Rockstars, erleben ihr Rentenalter garnicht. Sie ertragen den Ruhm nicht und bringen sich um oder sie verfallen einer Drogensucht und werden irgendwann regungslos in einer Hotelbadewanne aufgefunden. Wenn sie es trotzdem überleben, so ist die Wahrscheinlichkeit dennoch sehr hoch, daß sie am Ende ihrer Karriere ihr gesamtes Geld schon längst verbraten haben.
Da bleibt einem nicht mehr viel übrig. Man kann sich mit irgendeinem Billig-Job über Wasser halten, sich als C-Promi im Fernsehen demütigen lassen oder man nimmt nochmal ein neues Album auf. Ich frage mich nur, inwiefern das zur Kulturvielfalt beitragen soll, wenn man letztendlich nur aus reinen Existenznöten Musik aufnimmt? Menschen mit weniger bekannten Namen müssen sich an der Stelle damit zufrieden geben Cover-Songs in der Fußgängerzone zu spielen.
Überhaupt ist Musiker oder Künstler allgemein, kein Beruf von dem man ein gesichertes Einkommen erwarten darf. Niemand kann einem garantieren, daß die eigene Musik überhaupt von jemanden gehört werden will und somit sich verkaufen lässt. Selbst wenn man mal ein erfolgreiches Lied oder Album produziert hat, so kann man ebenso wenig davon ausgehen, daß sich dieser Erfolg dauerhaft wiederholen lässt. Wer kann denn ernsthaft von sich meinen, daß man für die Dauer eines normalen Berufslebens durchweg kreativ ist? Was ist denn wenn die Ideen plötzlich nachlassen oder man nur noch Unsinn produziert, den niemand mehr mag?
Dieses utopische Berufsbild von Künstlern muss sich den gesellschaftlichen Realitäten anpassen. Man sollte nicht davon ausgehen, daß man mit Kunst dauerhaft seinen Lebensunterhalt finanzieren kann, egal ob mit oder ohne Raubkopierer. Genauso sollte man die marktwirtschaftlichen Veränderungen anerkennen. Wie ich schon vorher beschrieben, verschwindet das Geld, welches früher für Musik ausgegeben wurde, nicht im Nirwana. Ein weiterer Aspekt daran ist nämlich, daß sich schlichtweg die Marktanteile verschoben haben.
Früher hätte ein Hobbymusiker, der seine Brötchen anderweitig verdient, sicherlich durch Musik kaum Möglichkeiten gehabt Nebeneinkünfte zu verdienen. Er wurde nicht vermarktet, er hatte keine Platform auf der er sich einen Vertrieb seiner Musik hätte leisten konnte. Das alles hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. Mit Youtube und Myspace kann sich jeder in der globalen Öffentlichkeit präsentieren. Jeder Laie, jeder Hobbymusiker, jedes Talent, welches von der Industrie bislang als nicht vermarktungstauglich eingestuft wurde, hat nun endlich die Chance selber groß rauszukommen. Weiterhin ist es nun viel einfacher geworden für diese Eigenbrötler ihre Musik auch zu vertreiben. Einen Song bei iTunes oder anderen Downloadplattformen reinstellen ist kaum eine Hürde. Ein Album weltweit zu verkaufen ebensowenig. Man kann es heutzutage einfach auf der Homepage des Musikers bestellen und er schickt es einem persönlich zu.
Das sind Aspekte auf die die Verwertungsindustrien nicht klar kommen können, macht es sie doch in gewisserweise immer überflüssiger. Sie verdienen an diesen kleinen Künstlern nichts mehr. Gerade in der Musikbranche, wo die Erstellung der Kulturprodukte noch relativ wenig Aufwand bedarf, ist das für die etablierte Industrie sowie deren abhängigen Musikern fatal.
Letztendlich liegt es somit nicht mehr bei der Industrie allein zu selektieren, wer ein Superstar wird, sondern in unserem heutigen Szenario liegt die Entscheidungsgewalt darüber ganz alleine beim Hörer, beim Konsumenten.
Und es müssen ja nicht einmal Superstars sein. Durch den Zugriff auf soviel Musik hat man auch als Hörer mit besonderen Ansprüchen endlich auch Zugriff auf ein viel größeres Angebot an Musik. Man kann sich viel detailierter rauspicken, was man hören will, und wenn es eben nur ein Hobbykünstler ist, der vielleicht ein paar wenige Hunderte oder Tausende Fans überhaupt nur hat. Das gab es früher nicht. Überhaupt gab es niemals soviele kleine Künstler, die mit ihrer Musik Geld verdient haben, wie heute zu Zeiten des Internets und des Raubkopierertums.
Und genau das ist es doch, was musikalische Vielfalt in erster Linie fördert: Einen möglichst breiten Zugriff auf möglichst viele Kulturgüter, und nicht das was uns unsere Musikindustrie, vorallem die angloamerikanische, bislang vorgelogen hat.
Der Blick auf andere Musikindustrien
Ich habe mich bislang extra auf unsere westlichen Musikerzeuger eingeschossen, weil ich im folgenden vergleichen möchte, wie Musikindustrien aus anderen, uns eher unbekannteren Teilen der Welt, auf die Möglichkeiten des Internets reagiert haben, vor allem in Fernost. Es soll eben auch zeigen, daß es sehr wohl alternative Konzepte zu unseren westlichen Modellen gibt, die auch im heutigen Umfeld Bestand und Erfolg haben können.
Fangen wir an mit dem zweitgrößten Musikmarkt der Welt: Japan.
Die Japaner hatten jedenfalls zur Einführung des mp3-Formats noch keinen Zusammenbruch ihrer Industrie erleben müssen. Im Gegenteil. Bis zum Ende der 90er Jahre wuchs die japanische Musikindustrie immer weiter, stagnierte dann nach der Jahrtausendwende auf hohem Niveau und musste erst mit der Finanzkrise und der sinkenden Kaufkraft der japanischen Bevölkerung einen Zusammenbruch hinnehmen.
Da Japan kaum als Musikexporteur bekannt ist, weder auf den westlichen Märkten noch großartig auf den wachsenden asiatischen Märkten, ist dieses Wachstum fast nahezu durch den eigenen heimischen Markt zu erklären. Die Japaner haben es also entgegen den Trend der simplen, digitalen Vervielfältigung geschafft ihren Musikvertrieb weiter auszubauen, ihre Umsätze zu steigern.
Wie sie dieses augenscheinliche Wunder geschafft haben konnte ich leider nur oberflächlich ergründen. Es ist jedenfalls keineswegs so, daß man in Japan nicht raubkopieren würde. Selbst bei denen gibt es genug Netzwerke, die geistiges Eigentum digital vervielfältigt ans Ausland verteilen und verkaufen. Gerade die Anime-Industrie weiß darauf ein Klagelied zu singen. Vielleicht hat es damit zu tuen, daß die Japaner ohnehin lieber die Musik ihrer eigenen Künstler konsumieren und weniger internationale Musik hören. Allerdings sollten auch die eigenen Künstler doch genauso von den neuen Umständen betroffen gewesen sein, wie die nationalen Künstler einer jeden westlichen Nation.
Warum es bei denen nicht so gelaufen ist wie bei uns, daß sollte unsere westliche Industrie selber mal beobachten. Die Japaner waren kreativer in der Gestaltung neuer Pop-Idole, haben sich an die Bedürfnisse des heimischen Marktes schneller angepasst, vor allem was neue Geschäfts- und Marketingmodelle angeht. Man hat ja selbst erlebt, wie lange sich die große Musikindustrie gequält hat mit der Akzeptanz digitaler Distribution. Napster wurde von Anfang an bekämpft, erst viel später hat man versucht daraus einen Nutzen zu ziehen. Erst mit iTunes, entwickelt von einer Firma, die bis dahin garnichts mit dem Musikgeschäft zu tuen hatte, fing man an Bereitschaft zu zeigen.
Betrachten wir als nächstes den südkoreanischen Markt, der eine völlig andere Entwicklung in den letzten 10-15 Jahren durchmachte als das, was ich bisher an Beispielen geschildert habe. Der koreanische Musikmarkt ist relativ klein, gehört nicht einmal zu den 10 größten in der Welt. Trotzdem kann er mittlerweile, was Musikexporte angeht, mit jedem anderen Musikmarkt auf der Welt mithalten, mit Ausnahme vom Amerikanischen. Die Einnahmen durch Musikverkäufe in ausländischen Märkten liegen im Milliarden-Dollar Bereich (leider habe ich keine exakten Zahlen gefunden, die die Kulturexporte Koreas einzeln aufgliedern, deswegen ist das nur eine Schätzung von mir hinsichtlich der Gesamtkulturexporte unter Berücksichtigung der anderen Kulturexporte natürlich). Zweistellige Wachstumsraten in den letzten Jahren übertreffen mittlerweile sogar die britische Musikindustrie, die ungefähr dieselben Raten verzeichnet, nur als Einbußen. Man könnte fast meinen, hierbei handele es sich um eine direkte Verschiebung von Marktanteilen.
Im Gegensatz zu den westlichen Märkten hat man auf die Bedrohungen aus dem Internet in Südkorea ganz anders reagiert. Man hat aus der Not eine Tugend gemacht, wobei natürlich auch die Größe des eigenen Marktes eine ganz besondere Not war. Man hat sich zwar auch um Restriktionen gegen Raubkopierer bemüht, allerdings hilft das beim Export in andere Länder natürlich wenig. Denn dabei waren Raubkopien und gerade die Vermarktung und unentgeltliche Verbreitung der Musik über Youtube die entscheidenden Faktoren. Es ist vor allem der sogenannte KPop, der sich in den südostasiatischen Märkten, und dabei ist es egal ob es sich um Japan, China, Thailand, Philippinen, Vietnam oder Malaysia handelt, durchgesetzt hat. In diesen Märkten dominiert mittlerweile keine englische Popmusik mehr, sondern die koreanische oder andere asiatische Musik. Das ist natürlich auch bedingt dadurch, daß es sich bei den genannten Ländern oftmals um große Schwellenländer handelt, mit riesigem Marktwachstum.
Nichtsdestotrotz haben in dieser Region die westlichen Musikgesellschaften einiges an Marktanteilen eingebüßt. Etwas, was man natürlich auf unseren Märkten verhindern möchte. Im Westen herrscht immer noch der Glaube, daß man mit der freien Verteilung von Musik keiner Industrie helfen könnte. Da passt dieses Bild der koreanischen Erfolgsgeschichte natürlich so garnicht hierher. Das wird größtenteils totgeschwiegen, oder wer hat schon jemals von Hallyu oder KPop gehört, bevor er diesen Blog hier gelesen hat?
Vor allem hier in Deutschland ist man besonders energisch dabei die Illusion vom alles zerstörenden Raubkopierertum aufrechtzuerhalten, nämlich in Form der GEMA. Ich habe noch von keiner Verwertungsgesellschaft gehört, die so konsequent Musik auf Youtube blockiert. Die GEMA blockiert für deutsche Internetnutzer nicht nur Videos deutscher Interpreten, sondern auch von allen ausländischen Verwertern, deren Rechte sie hier vertritt. Dies rechtfertigt man mit einer Lüge, die in Deutschland noch von vielen geglaubt wird, nämlich das Youtube alle Einnahmen an den Videos für sich behält und die Urheber somit abzieht. Das stimmt natürlich nicht. Mal davon abgesehen, daß Youtube für Google schon immer ein Verlustgeschäft war und nachwievor rote Zahlen schreibt, ist es sehr wohl für jedermann möglich mit seinen Videos direktes Geld bei Youtube zu verdienen, ausgezahlt von Google/Youtube höchstselbst. So ist es zB möglich Werbevideos vor seinen eigenen Videos von Youtube einblenden zu lassen. Ein Teil dieser Werbeeinnahmen werden dann von Youtube an die Urheber ausgezahlt. Wer mehr darüber erfahren möchte, der google einfach mal nach "Youtube Monetarisierung".
Dieser Fakt hält die GEMA dennoch nicht davon ab sich durch die deutschen Gerichte zu klagen um höhere Abgaben für die Musikindustrie von Youtube einzufordern, alles nicht einmal im Namen der Industrie unbedingt, sondern im Namen des deutschen Rechtsstaates, des deutschen Bürgers. Ich frage mich nur wie man noch mehr Anteilszahlungen verlangen kann, wenn der Dienstleister ohnehin nichts daran verdient, nicht einmal seine Unkosten reinbekommt?
Zudem sind diese Maßnahmen gerade für unbekannte, ausländische Musiker besonders tragisch, da Youtube meistens die einzige Möglichkeit ist, daß man in anderen Märkten bekannt wird. So wie ich es ja anhand des KPop beschrieben habe. Im Grunde ist das ohnehin die momentan beste Möglichkeit, weil diese Art Marketing fast nichts kostet.
In den westlichen Musikmärkten existiert neben der einheimischen Musik eigentlich nur die angloamerikanische Popmusik. Sie wird hier als einzige von der Industrie beworben, vermarktet und auch von den Medien repräsentiert. Was aus anderen Teilen der Welt kommt wird schlichtweg ignoriert. Die Radio- und Fernsehstationen spielen exklusiv nur die etablierte Musik. In den Zeitungen und selbst auf den gängigsten Internetseiten wird fast nur über westliche Musikthemen berichtet. Es bleibt einem also garnichts anderes übrig, als sich über die schwarzgrauen Kanäle des Internets zu informieren und über Youtube sich Hörproben reinzuziehen, um auch mal über unseren Tellerrand blicken zu können.
Wer hat also schon ein Interesse daran, daß alternative Musik nicht bekannt wird? Natürlich diejenigen, die nichts daran verdienen können.
Ich will aber auch nicht unbedingt meinen, daß diese Art von Vermarktung und Raubkopierertum letztendlich jedem den großen Erfolg garantieren wird. Die koreanische Popmusik ist nicht nur deswegen auf der momentanten Erfolgswelle, weil sie diese digitalen Mechanismen für sich zu nutzen wusste, sondern weil sie in diesem Kontext auch Qualität bietet. Ähnlich wie es in der Vergangenheit eben die Amerikaner oder die Briten mal gemacht hatten. Sei es nun durch die optimierte Ausbildung von Poptalenten, die Ausarbeitung von Merchandise oder die Imagegestaltung. Das sind ebenso Faktoren, mit denen viele konkurrierende Musikindustrien nicht mehr Schritt halten können.
Andererseits besteht natürlich die Möglichkeit, daß Korea nicht das einzige Beispiel dieser Art ist und es noch viele andere Musikkulturen auf dieser Welt gibt, die ebenfalls ihren Erfolg verdient hätten, aber im Westen größtenteils totgeschwiegen werden. Ich bin auch eher durch Zufall auf die genannte Entwicklung aufmerksam geworden, weil, wie gesagt, man hört, sieht und liest davon so gut wie nichts in unseren Land.
Da das allerdings nun zu sehr vom Thema abschweift werde ich das auch nicht weiter ausführen. Wer sich genauer für dieses exemplarische Beispiel interessiert, der kann diesen analytischen Text anklicken und sich mal durchlesen.
http://www.koreana.or.kr/month…ang=ge&page_type=list</a>
Protektionismus für den Kulturbetrieb?
Ich finde es schon merkwürdig, daß ausgerechnet die Vertreter der freien Marktwirtschaft sich am stärksten für die Erhaltung und konsequente Durchsetzung von Urheberrechten einsetzen. Sollte es nicht auch hier unentwegt Freiheiten geben, sollte man nicht auch hier durch eine möglichst große Anzahl an Konkurrenten fordern und Vertrauen in die selbstreinigenden Kräfte des Markets haben?
Die Musikindustrie beklagt häufig, daß mit ihrem Niedergang auch viele Arbeitsplätze verloren gehen und appelliert deswegen an das Gewissen der Konsumenten. Es stimmt ja auch. Es sind nicht nur einige Künslter, die nun von ihrer eigenen Industrie nicht mehr getragen werden können, oder mit Lohneinbussen zurecht kommen müssen, es ist ebenso Fakt, daß zumindest in Deutschland in den letzten 10 Jahren gut 1/3 aller Arbeitsplätze in der Musikindustrie gestrichen werden mussten.
Nur was ist daran nun so außergewöhnlich? Das Geld was die Konsumenten nicht mehr für Musik ausgeben investieren sie in andere Produkte, in andere Sparten, wo wiederrum Arbeitsplätze entstehen, die an anderer Stelle weggefallen sind. Macht man in anderen Industrien den Konsumenten etwa genau soviele Vorwürfe, wenn der eigene Laden den Bach runter geht? Will General Motors die Deutschen dazu animieren nun mehr Opel zu kaufen, damit die deutschen Werke nicht geschlossen werden? Müssen wir uns nun alle dafür schämen, daß wir nicht häufig genug bei Schlecker einkaufen waren?
Nein, dort wird immer das eigene Versagen als Grund angegeben. Nur in der Kulturindustrie scheint man andere Ansichten zu haben. Die versuchen alles mögliche nur um sich selbst zu erhalten. Seien es nun Gesetze zur Überwachung und Zensur des Internets wie PIPA, SOPA und ACTA oder deren Armeen von Abmahnanwälten, die sogar Geld von Leuten eintreiben dürfen, die nicht einmal über einen Internetanschluss verfügen, oder von Kindergärten Gebührenzahlungen verlangen, wenn man dort Weihnachtslieder singt.
Man muss sich überhaupt mal die Dimensionen dieser Vorgehensweisen vorstellen. Auf der einen Seite haben wir das Internet, welches von vielen Menschen als das demokratischste Medium aller Zeiten beschrieben wird. Es gewährt der Menschheit einen noch nie dagewesenen Informations- und Wissensaustausch. Es stürzt Diktatoren und entfacht haufenweise Revolutionen.
Viele Despoten in dieser Welt erkennen das liberale Potential in diesem Medium und tuen das nötigste um das Internet zu zensieren. Wir im demokratischen Westen kennen eigentlich keine Internetzensur. Niemand will hier im Internet global Inhalte kontrollieren und gegebenenfalls löschen, Benutzer strafrechtlich verfolgen und aus dem Betrieb des Internets aussperren. Die einzigen, die das in unseren Kreisen dennoch verlangen sind die Vertreter der Kulturindustrien. Das ist die andere Seite.
Wieso sollte aber einer der wirtschaftlich unbedeutetsten Industrien der Welt alleine über das liberalste Medium der Welt bestimmen können? Woher nehmen die sich bloss diesen Anspruch? Nicht einmal BP erlaubte sich während der Ölschwemme im Golf von Mexiko dermassen dreiste Zensuren, und dieser Konzern ist ein weitaus bedeutenderes Schwergewicht. BP ist wahrscheinlich umsatzstärker als alle Verwertungsindustrien dieser Welt zusammengefasst.
Hätte die Schleckerfamilie doch auch mal zu ähnlichen Methoden gegriffen. Warum nicht ein paar Anwälte beauftragen alle vermeintlichen Kaisers- oder DM-Kunden abzumahnen?
So ein Verlangen nach Protektionismus wie von der Verwertungsindustrie ist beispiellos. Dabei steht doch nur eine simple Frage im Raum: Was ist wichtiger? Die Freiheit des Wissensaustauschs aller Menschen oder das Geldinteresse einiger weniger? Das sollte doch eigentlich leicht zu beantworten sein.
Unterm Strich
Soweit mein doch etwas ausführlicherer Umriss über die selbsterhaltende Methodik einer Kulturindustrie anhand des Beispiels der globalen Musikindustrie. Diese Beispiele lassen sich zwar nicht 1:1 auf Verwertungsindustrien in anderen Kulturbereichen übertragen, aber ich hoffe das ich doch einigermaßen die Spur des Geldes vermitteln konnte.
Sollte ich inhaltliche Fehler gemacht haben oder es allgemein Anlass zu Widerspruch gibt, so bitte schreibe man das in aller Sachlichkeit