Löschen geht gar nicht!

  • An anderer Stelle werden die Möglichkeit des Löschens in Internetforen heftig diskutiert.


    Was gesagt ist, ist gesagt. Am Stammtisch oder bei der Nachbarin kann man nichts löschen. Man kann allenfalls behaupten ... oder auch meinen, man habe es so nicht sagen wollen, habe etwas ganz anderes gemeint. Im Alltag kann ich auch die mögliche Beleidigung eines anderen nicht löschen. Man kann jede Kritik als Angriff empfinden. Das geschieht reflexhaft und ist menschlich. Aber nur im Netz kann man sie vordergründig quasi ungeschehen machen ... und fühlt sich dann besser??


    In Kommentarleisten sind gelöschte Kommentare ärgerlich. Sie verfälschen den Zusammenhang. Zumindest sollten sie als Löschung kenntlich gemacht werden. Futsch und weg ist aber wohl die Kehrseite von copy und paste.


    Den Ärger mit der Nachbarin kann ich allerdings begraben. Ich kann mich, wenn nötig, entschuldigen und durch mein Verhalten zeigen, dass ich es ernst meine ... ich kann auch weiterhin mit ihr im Klinch liegen, wenn es mir Spaß macht. Privatsache, die vielleicht noch einige andere Nachbarn mit Tratsch versorgt.


    Nicht so, wenn es im Netz geschieht. Das Netz vergisst nichts. Wer die Geschichte von Max Schrems aus Wien verfolgt hat, weiß inzwischen definitiv: Löschen geht gar nicht! Fordert man bei Facebook die Dateien seines Accounts an, bekommt man auch die scheinbar? gelöschten Dateien zurück.


    Nun kann man sich fragen, wer den Datenmüll, den die Facebook- und TwitterGesellschaft ins Netz schüttet, tatsächlich auswerten und lesen will/kann ... aber das ändert im Grundsatz nichts an der Sache. Zumindest bei Facebook sind auch gelöschte Dateien gespeichert und wieder abrufbar.


    Das Netz ist so durchsichtig, dass man es gar nicht sieht?

  • Ich bin strikt gegen jedes Löschen.


    Dazu 2 Beispiele


    1. Es war 2006, als ich in einem Kommentar heftig angegriffen wurde. Ich verstand überhaupt nichts und keilte zurück. Es ging ganz schön zur Sache. Dann schrieb plötzlich einer: "Reg dich nicht auf. Du warst ja gar nicht gemeint. Vor dir stand ein Kommentar, der von (Patrick Beuth oder dem User selbst)??? gelöscht wurde.




    Ach so, und woher sollte ich das wissen/ahnen? Einige wussten Bescheid, andere nicht. Wenn ich heute noch die Stelle aufrufen könnte, wäre jedem klar, dass ich der Sündenbock war. Völlig Unschuldige geraten in Verdacht.


    2. Ich habe gestern Doc mit Josef Mengele verglichen. Denkmal und Paula regten sich furchtbar auf. Nur um auf die Gefahren des Löschens hinzuweisen, löschte ich meinen Kommentar einfach. Es dauerte etwas, bis meine Fälschung auffiel. Denkmal und Paula hatten sich nun völlig ohne Grund echauffiert und tobten zu recht. Ich stehe dazu, dass ich das geschrieben habe; aber ich könnte es auch leugnen. Wie will Denkmal etwas beweisen? Das corpus delicti ist futsch. Freispruch mangels Beweisen.


    Stefan löscht und schreibt dazu "bitte keine Beleidigung StRat" Hat der Beleidiger nun "Arschloch" oder nur "Blödmann" geschrieben? "Verpisst euch" sagt doch nur etwas über den Schreiber, nicht über mich aus. Habt Ihr so wenig Selbstbewusstsein, dass man Euch beleidigen kann? Wenn ausgerechnet Naseweis so ein zartes Gemüt besitzt, dass er einen Savas nicht aushält, dann darf er keinen Thread eröffnen und den "Versaute Verse" betiteln. "Gedichte-Thread": Schiller, Fontane, Hölderlin, Heine ... Ach, du kriegst die Tür nicht zu. Heinz_K hat ja noch gefragt, ob der Savas versaut genug sei.


    Ich kommentiere bei keinem, der löscht.

  • Wenn durch Löschung -durch wenn auch immer- eine aktuelle Kommentarleiste so verfälscht wird, dass jemand sich plötzich angesprochen fühlen muss, der gar nicht gemeint war, oder "aus dem Nichts" zum Agressor wird, weil die vorhergehende Beleidigung fehlt, stimme ich zu, dass Löschungen vom Übel sind. Da stört das Futsch und Weg, wenn die Löschung nicht mal als solche erkennbar ist!


    Etwas zu verteufeln, weil es auch missbraucht werden kann, ist selten die Lösung.


    Natürlich ist es spontan ärgerlich, wenn ein Admin meinen Kommentar als "löschenswert" einstuft ... ich fand ihn für mich ja grad wichtig. Ein User will meinen Kommentar nicht lesen müssen, nicht in seiner Kommentarleiste sehen? Ok, dann wünscht er eine klinisch reine Kommentarleiste. Kann ich ihm das nicht zugestehen, weil dann meine Meinungsfreiheit beschränkt wird? Ich hab gesagt, was ich sagen wollte und es wurde auch gelesen ... muss es tatsächlich für die Ewigkeit aufbewahrt werden?


    Viel wichtiger erscheint mir die Tatsache, dass das Netz nichts vergisst. Selbst dann, wenn jemand im jugendlichen Leichtsinn Dinge veröffentlicht hat, die er später bereut, haften sie ihm oft ewig an. Was andere in irgendwelchen Foren über mich behaupten oder ohne Zusammenhang kopieren, weiß ich meist gar nicht. Da muss ich erst eine Suchanfrage stellen.


    Soll ich nix löschen dürfen, was mir am nächsten Tag völlig verfehlt - oder einfach überflüssig- erscheint, nur weil ich es einmal gepostet habe ... und alles korrekt "archiviert" werden muss? Überwachung pur!


    Ich poste doch nicht für die Ewigkeit. Als ich 2007 aus reiner Neugier, was in der Bloggosshäre denn wohl möglich ist, bei den stadtmenschen einstieg, tat ich das in der Hoffnung, dass die Beiträge dort ein Verfallsdatum haben.


    Grundsätzlich haben sie das nicht, denn auch das, was ich selbst lösche und gelöscht haben möchte, ist zunächst nur öffentlich nicht mehr zu lesen ... aber es bleibt im System erhalten und -wie auch immer- "verwertbar".


    Und dann kommen auch noch diejenigen dazu, die gaaanz viel Zeit haben. Früher hängten die sich ins Fenster und beobachteten die Nachbarn, heute hängen sie vor dem Bildschirm und kopieren vorsorglich, damit nur ja nichts verloren geht. Anstatt mit den Nachbarn zu tratschen, was ja auch vergänglich ist, schütten sie "wertvolle" Kopien -meist aus dem Zusammenhang gerissen, in dem sie gedacht waren- in jeden Blog, der ihnen vor die Füße kommt.


    Die Freiheiten im Netz sind das eine, sie werden bezahlt durch Kontrolle. Transparenz ist ein Fetisch, der persönliche Freiheiten und die Privatsphäre einschränkt.


    Posten kann ich das jetzt nur mit Zeitschaltuhr. Geht es jemanden etwas an, wann ich poste?


    :thumbdown:

  • So isses. Nö.


    Deine Anwesenheit basiert auf deinem Lebensentwurf.
    Wann du auch immer Zeit hast - Deine Sache.


    Der Begriff Zensur wird immer mehr inflationär gebraucht.


    Der Thread eines Users ist kein Staat, keine Behörde oder eine sonstwie geartete
    Institution, die auf mein Leben oder die öffentliche Meinungsbildung einen wesentlichen
    Einfluss hat.


    Das ist doch, emotionslos betrachtet, Privatsache.





  • Doch! Vor Gericht kann die Frage "vor der Tat" oder "nach der Tat" ganz entscheidend sein.




    Hier ist die Uhrzeit wichtig, um einen bestimmten Kommentar zu suchen. Das Datum allein genügt nicht, wenn der Betreffende an dem Tag mehrere Kommentare abgegeben hat.




    Wenn Compikoch die Software ändern kann, könnte man allerdings statt der Uhrzeit auch die Nummer des Beitrags nehmen (steht oben rechts in der Ecke).


    Dies war z.B: der 9. Beitrag zum Thema.

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