Die schreckliche deutsche Sprache

  • "Im Deutschen beginnen alle Substantive mit einem großen Buchstaben. Das ist nun wahrhaftig mal eine gute Idee, und eine gute Idee fällt in dieser Sprache durch ihr Alleinstehen notwendigerweise auf. Ich halte diese Großschreibung der Substantive darum für eine gute Idee, weil man ihr zufolge ein Substantiv fast immer erkennen kann, sobald man es sieht. Hin und wieder irrt man sich allerdings und nimmt den Namen einer Person fälschlich für den einer Sache und verschwendet viel Zeit darauf, einen Sinn aus dem Ganzen herauszulesen. Deutsche Namen bedeuten fast immer etwas, und das fördert die Täuschung des Lernbeflissenen. Ich übersetzte eines Tages einen Satz, in dem es hieß, die wütende Tigerin habe sich losgerissen und „den unglückseligen Tannenwald gänzlich aufgefressen“. Schon rüstete ich mich, dies zu bezweifeln, da fand ich heraus, dass Tannenwald in diesem Falle der Name eines Mannes war."


    Daran musste ich denken, als in es in diesen Tagen mehrmals hieß: Königshaus legt Bericht zur Lage der Bundeswehr vor.


    Der Name des Wehrbeauftragten -auch so ein schreckliches Wort- war mir bis dahin nicht geläufig.

  • Das Adjektiv grün bedeutet ursprünglich „wachsend, sprießend“ oder „grasfarben“. Es heißt auch „frisch, jung, sprießend“ ... als Gegensatz zu "trocken, verwelkt", oder „unreif“, „unerfahren“, als Gegensatz zu "rot, reif". Daher der Grünschnabel oder der Hinweis darauf, dass jemand noch grün hinter den Ohren ist.


    Auch das substantivierte Adjektiv Grün steht oft nicht nur für die Farbe, sondern ist ein Synonym für „frisches Laub“ und „freie Natur“: Lasst uns endlich mal wieder ins Grüne radeln.


    Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts enthält das Farbadjektiv zusätzlich eine politische Dimension, es steht auch für „umweltorientiert, die Umwelt betreffend; ökologisch“.


    Um das zu wissen, muss man nicht den Duden bemühen, aber wie ist es mit der Schreibweise?

    Im Duden Newsletter* heißt es dazu:

    Nicht ganz leicht fällt hin und wieder die Entscheidung zwischen Groß- und Kleinschreibung, wenn es um feste Verbindungen mit dem Adjektiv grün geht. Großzuschreiben sind Verbindungen, die echten Eigennamencharakter haben; dazu gehören beispielsweise die Grüne Insel (Irland), das Grüne Gewölbe (Kunstsammlung in Dresden), der Grüne Veltliner (eine Weinsorte) oder der berüchtigte Grüne Knollenblätterpilz.Nicht als Eigennamen anzusehen sind Verbindungen wie die grüne Welle, die grüne Minna, die grüne Versicherungskarte oder auch ein grüner Junge. Doch Vorsicht: Es gibt auch eine Reihe von Kombinationen, bei denen beide Varianten – Groß- und Kleinschreibung – möglich sind. Vertreter dieser Gruppe sind etwa die grüne/Grüne Lunge, der grüne/Grüne Punkt oder auch das grüne/Grüne Trikot. [Hervorhebungen von mir]


    Da isse dann wieder, die schreckliche deutsche Sprache :S


    *Etwas besseres - heute Besseres- ist den Autoren des Standardwerks der deutschen Rechtschreibung tatsächlich nicht eingefallen ?(


    P. S. Inzwischen frage ich mich, wie lange es noch dauert, bis auch der Duden -ich selbst ziehe den Wahrig vor, zu der Erkenntis kommt, dass man Substantive auch dann erkennt, wenn sie klein geschrieben sind. Englisch ist nicht nur deshalb Weltsprache, weil viele sie schon immer gesprochen -und geschrieben- haben.


    Bei der Duden-Redaktion gibt es eine Hotline für Zweifelsfälle, ok, die gibt es auch in gebundener Form. Zweifel sind grundsätzlich begründet ... aber ausgerechnet an der Rechtschreibung ?(

  • Dran geblieben bin ich nicht, inzwischen aber über die deutsche Ausgabe gestolpert.


    Mark Twain, Meine geheime Biographie
    Aufbau Verlag 2012


    "Mir schien, ich könnte frank und frei und schamlos wie ein Liebesbrief sein, wenn ich wüsste, dass das, was ich schreibe, niemand zu Gesicht bekommt, bis ich tot und nichtsahnend und gleichgültig bin".
    M. T.


    Mehr hier


    Zum 175. Geburtstag von Mark Twain

  • Auch wenn Twain dies humoristisch meinte finde ich sein Klagen dennoch lächerlich. Deutsch soll eine schwierige Sprache sein? Ich habe in der Schule Latein gehabt. Das ist ist eine hammerharte Sprache! Und dennoch gibt es heutzutage immer noch Menschen, die sie fliessend beherrschen. Da stellt sich Herr Twain viel zu sehr an, wie ich finde. Wer allerdings Neusprech (manche nennen es Englisch) als Muttersprache gelernt hat, dem kann man wohl nicht mehr helfen :)

  • finde ich sein Klagen dennoch lächerlich


    Mark Twain klagt nicht, er spottet!


    "Wenn der literarisch gebildete Deutsche sich in einen Satz stürzt, sieht man nichts mehr von ihm, bis er auf der anderen Seite seines atlantischen Ozeans mit dem Verb zwischen den Zähnen wieder auftaucht."

  • Wenn Deutsch für euch schwer ist, oder Latein noch viel schwerer, dann versucht euch mal in Ungarisch. Ich spreche etwas Italienisch, etwas Spanisch, Französisch und Englisch in Wort und Schrift. Aber alles kann man vergessen, wenn man sich an Ungarisch heranwagt. Was man sich in den romanischen Sprachen noch herleiten kann, oder länderübergreifend ähnlich oder gleich ist, weil "artverwandt", kann man im Ungarischen getrost vergessen. Aber man ist ja lernfähig. In diesem Sinne: Gyakorlat teszi a mestert!

  • Hör mir bloß auf mit den finno-ugrischen Sprachen. Nach einer Woche Ungarn konnte ich nicht mal bis zehn zählen :wacko:


    Gyakorlat teszi a mestert!


    Wie spricht man das aus ... und was heißt es? Eins weiß ich noch, nichts, aber auch absolut gar nichts wird so gesprochen wie es geschrieben wird.

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