3. Oktober - Tag der Deutschen Einheit

  • Es ist wieder so weit: Morgen feiert Deutschland die wiedergewonnene Einheit. Zumindest politisch ist sie nun 25 Jahre alt und man schreibt von "Silberhochzeit".
    Ob das auch in allen Köpfen so angekommen ist, haben wir schon in den vorigen Jahren ausgiebig diskutiert und bezweifelt.


    Zu diversen historisch belehrenden Fernsehfilmen sowie Wort- und Feuerwerk-reichen Gedenkfeiern allerorten gesellen sich, wie auch in den letzten Jahren, satirische Spöttelei, persönliche Erinnerungen und mahnende Hinweise.
    Gut, dass es auch die gibt ... :)

    Zitat

    Tage im Oktober – Wie es begann
    Sechsundzwanzig Jahre ist es nun her, dass machtvolle Demonstrationen in einer größeren Anzahl von Städten in der DDR das immer mehr verkrustete Land an den Rand einer Zerreißprobe brachten. Sie brachen die erstarrte Gesellschaft auf und wurden schlussendlich selbst durch den Sog der Ereignisse fortgerissen. Ein bedeutsames, historisches Ereignis mit weltpolitischen Auswirkungen – und dennoch eingebettet auch in einen ganz normalen Alltag seiner Bürger. Ein paar ganz persönliche Erinnerungen an diese Wochen der radikalen Veränderungen, die jedoch die Erlebnisse so vieler von damals widerspiegeln dürften. Von Lutz Hausstein [*]
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    Verantwortlich: Jens Berger | Permalink

    (Nachdenkseiten)



    Zitat

    25 Jahre nach der Deutschen Einheit hat Gregor Gysi am Freitag seine letzte Rede als Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE gehalten. Er werde aber weiter als Abgeordneter im Bundestag bleiben, erklärte Gysi. Die Einheit sei dank des Mutes vieler Ostdeutscher zustande gekommen. „Die Vorteile für den Osten sind offenkundig“, sagte Gysi. „Es ist ein Gewinn an Freiheit und Demokratie.“ Kritisch merkte er, dass die Wirtschaft im Osten durch die Politik der Treuhand großen Schaden genommen habe und fast ewig hinter der des Westens zurückbleibe. […]

    (Fraktion 'Die Linke')


  • Alles Banane ...


    Thomas Baumgärtel
    bananensprayer.de


    (F.A.Z.)

  • Voriges Jahr haben wir bei allen Vorbehalten gegen allzu zweckoptimistische Einheitsbeschwörungen immerhin noch gemeinsam lachen und uns auch freuen können.
    Dieses Jahr schnappt man angesichts mancher Ereignisse im Austragungsort des Festaktes, dem sächsischen Dresden, eher nach Luft.


    Stinkefinger und Pöbeleien gegen Staatsoberhaupt und Regierungschefin, Affengrunzlaute und "Ausweisen!"-Geschrei gegenüber einem dunkelhäutigen diplomatischen Gast ...


    Soll das etwa der Beitrag sogenannter "besorgter" Bürger zur gemeinsamen deutschen Demokratie oder gar Ausdruck "deutscher Kultur" sein?
    Manchmal fragt man sich, was in manchen Gegenden im letzten Vierteljahrhundert angekommen ist.
    Nur Bananen und Soli? :(


    Zitat

    Deutschland, Land der Risse, Land der Brüche
    Die Teilung Deutschlands in Ost und West ist überwunden, eine Vielzahl gesellschaftlicher Spaltungen ist an ihre Stelle getreten. Sie reichen tief - und haben Zerstörungskraft.
    Kommentar von Heribert Prantl

    8)


    Zitat

    (beide: Süddeutsche)

  • Heute, einen Tag nach der offiziellen Feier zur Deutschen Einheit wird Bilanz gezogen. Und wieder einmal greift der Spruch vom Mund der einem offen steht, je öfter man durch dieses Land reist.
    Da präsentiert der örtliche Polizeichef aufgeräumt eine selbstzufriedene Bilanz zur Polizeiarbeit des gestrigen Tages. Aha.
    Kein Sturm des Protestes? Nicht einmal eine kümmerliche Brise?


    Ja, fällt es denn jetzt schon unter "freie, demokratische Meinungsäußerung", der Bundeskanzlerin "Fotze" entgegen zu brüllen?
    "Volksverräter" und ähnlich qualifizierte Polit-Charakterisierungen zählen mittlerweile ja schon zur Standardbegrüßung in manchen Regionen.
    Wird die schrille Triller-Einlage hunderter Pfeifen am Wegesrand für Staatsvertreter aus dem In- und Ausland auch andernorts so locker-lässig ausgelegt, wie von der Dresdner Polizeispitze?
    Und ein Göbbelszitat? Ja, was? Wen kümmert's.


    Bemerkenswert, wie die "Polizei Sachsen" auf ihrer Web-Seite ihre Entscheidungen zu begründen sucht.


    Quelle: Polizei Sachsen



    Der Beamte, der entgegen jeder Regel den "Auflagenbescheid" zur Pegida-Demonstration selbst verlesen hat, statt dies wie vorgeschrieben dem Veranstalter zu überlassen und der sich auch nicht nehmen ließ, der 'Pegida' einen "erfolgreichen" Tag zu wünschen, kam selbstredend nicht aus dem demokratischen Dresden und entspricht auch nicht der dortigen "Philosophie".
    Echt jetzt?


    Natürlich gibt's -wenn auch verhalten- Gegenstimmen und (Selbst-)Kritik. Sogar in der örtlichen Presse, wobei die größte ansässige Zeitung dem rheinisch geprägten Haus DuMont-Schauberg zuzuordnen ist.
    Aber zuverlässig, wie jedes Mal, wenn Missstände und bräunliche Tendenzen ins Visier genommen
    und kommentiert werden, erscheinen überwiegend widersprechende, abwiegelnde oder den Spieß in Richtung 'Fremde' drehende Leser-Kommentare.


    Fakten werden zur Nebensache. Was zählt sind Gefühligkeiten. Die neue politische Entscheidungsgrundlage ... ?
    Heines Stoßseufzer bleibt aktuell - leider. ;(


  • Ja, fällt es denn jetzt schon unter "freie, demokratische Meinungsäußerung", der Bundeskanzlerin "Fotze" entgegen zu brüllen?


    Ja. Zumindest sollte es das, wenn wir wirklich von Freiheit reden. Sie kann ja dementsprechend zurückantworten.


    Wenn Politiker und Lügenpresse ständig das Volk beschimpfen, Rechtspopulisten Pack nennen, Pazifisten als Vollidioten bezeichnen, oder TTIP-Gegner als Nazis, muss man sich nicht wundern, wenn auch im Volk der Ton rauer und unsachlicher wird. Wer Wind säht wird Sturm ernten.


    Und ein Göbbelszitat? Ja, was? Wen kümmert's.


    Die Frage ist doch eher seit wann es kümmert? Goebbels wird ständig zitiert, ohne das es jemanden stört. Warum ist es hier verkehrt?


    Jeder der meint er habe "gesunden Menschenverstand" zitiert den Reichspropagandaminister, egal welche politische Farbe er hat.


    Fakten werden zur Nebensache. Was zählt sind Gefühligkeiten. Die neue politische Entscheidungsgrundlage ... ?


    Du darfst diese Typen gerne als rechtsversiffte Fotzen bezeichen :thumbsup:

  • Nach dir geht es aber nicht. Die Mehrheit hat entschieden, daß die Konsensfindung verroht werden soll, also geschieht das so. Wir leben in einer Demokratie und nicht in agrippinensis Diktatur. Eventuell wäre mir Letzteres auch lieber, aber auch meine Wunschträume ändern nichts an den Tatsachen.


    Die Bundeskanzlerin hat sich beschwert und mehr Respekt gefordert. Das bleibt ein einseitiger Appell. Wenn die politische Kaste diese Demonstranten als Pack bezeichnet muss sie sich nicht wundern, wenn diese auf ähnlich vulgäre Art antworten. Man kann Respekt nur fordern, wenn man ihn selber gibt. Aber ich habe keine Hoffnung, daß das ohne Blutvergießen noch begriffen werden kann.


    Es wird ungemütlich, ganz gleich was wir wollen :)

  • Vielleicht sollten wir für dieses Thema einen neuen Thread eröffnen? Mit dem Gedenktag der Deutschen Einheit hat die politische Verrohung ja nur mittelbar zu tun.


    Zitat

    Die Mehrheit hat entschieden, daß die Konsensfindung verroht werden soll, also geschieht das so. Wir leben in einer Demokratie und nicht in agrippinensis Diktatur.

    Dä! Nun lerne ich doch glatt, dass das Bemühen um Sachlichkeit und Beleidigungsfreien Umgang Kennzeichen einer "Diktatur" sind.8o
    Beeindruckend.


    Der Begriff der "Demokratie" wird derzeit vor allem von denen inflationär benutzt, die am wenigsten von ihr halten.
    Vielleicht auch einfach nicht kapiert haben, dass Demokratie nicht das rücksichtslose Durchsetzen eigener Interessen auf Kosten Anderer bedeutet, sondern vielmehr die Kunst Kompromisse zu finden, welche für Alle lebbar sind. Erinnert sei an den verfassungsmäßig verbrieften 'Minderheitenschutz'.


    Eine "Mehrheit hat entschieden, dass Konsensfindung verroht werden soll(e)"?
    Echt jetzt? Mehrheit? Wo? In Relation wozu?


    Beim Blick in gewisse, 'sozial' genannte Medien oder auch auf bayerische bzw. "alternative" Parteitage mag dieser Eindruck entstehen. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung darf deine These munter bezweifelt werden.


    Zitat

    Wenn Politiker und Lügenpresse ständig das Volk beschimpfen, Rechtspopulisten Pack nennen, Pazifisten als Vollidioten bezeichnen, oder TTIP-Gegner als Nazis, muss man sich nicht wundern, wenn auch im Volk der Ton rauer und unsachlicher wird.

    Lass hören!


    Über das Pauschalurteil "Lügenpresse" haben wir schon ausgiebig debattiert, ohne dass der offenkundige Widerspruch zwischen Verurteilung der Medien einerseits und dem Heranziehen eben ihrer Informationen andererseits auch nur ansatzweise begründet oder gar aufgelöst worden wäre.
    Auch der Beweis für systematische und bewusste(!) Falschinformation ( = Lüge) durch die Presseorgane fehlt.


    Seit wann ist "das Volk" eine amorphe, einheitliche Masse, die "ständig" von Politikern beschimpft wird?
    Unverschämte Charakterisierungen und auch Abwertungen des jeweiligen politischen Gegners gibt es allerdings zuhauf. Auf beiden Seiten.
    Was Aktion und was Reaktion war/ist, sei mal dahingestellt.
    Sachlichkeit sieht jedenfalls anders aus - und nicht auf jeden groben Klotz gehört auch ein grober Keil, das sollten die Volksvertreter wissen - egal, ob gewählte oder selbst ernannte.


    Diejenigen, die heute am lautesten brüllen sie seien "das Volk", sollten auch wissen, dass sie allenfalls einen Bruchteil dieses Volkes darstellen, und dass Lautstärke und mediale Aufmerksamkeit keine Garanten für inhaltliche Richtigkeit sind.
    Ihnen und dem von ihnen praktizierten Umgangston zu folgen, weil "die Konsensfindung" grad "verroht werden soll", hieße ... nee sag ich nicht.
    Das käme denn doch zu heftig, in deinem Sprachgebrauch "diktatorisch", rüber ... ^^

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