Einfach mal den Mund halten?

  • Grundsätzlich gefällt mir dieser Vorschlag von Heinz K. Auch wenn er bei Dieter Nuhr geklaut ist, der selber oft besser den Mund hielte. Aber das wär jetzt eine Retourkutsche.


    Dass Heinz Journalisten da ausnimmt, kann ich nachvollziehen. Die müssen ständig neue Buchstaben parat haben. Wär ja auch in Ordnung, solange sie tatsächlich nur berichten und auf Bewertung verzichten. Dass die schon mit der Wortwahl beginnt, dürften Journalisten, die den Namen verdient haben, wissen.


    OttoNormalbürger saß früher am Stammtisch und hat sich dort Luft gemacht oder für seine Weltsicht geworben. Heute mischt er soziale Netzwerke auf und bedient einen Shitstorm. PrangerReloaded.


    Wer angesichts der Buchstabenflut heute lieber schweigt, kann sich das gut überlegt haben, aber er macht eben oft auch einfach mit.


    Aktuelles Beispiel beim Bäcker:
    Zwei Kunden warten auf Bedienung, eine blonde ältere Frau und ein Schwarzer.
    Wird ja immer schlimmer hier, sagt die deutsche? Kundin. Was wollen die hier? Die sollen doch bleiben, wo sie herkommen.


    Ja, es wird immer schlimmer, bestätigt ohne zu zögern die Bäckereiverkäuferin.


    Solange die Backwaren bezahlt werden, könnte es ihr doch egal sein, an wen sie verkauft ... ?


    Schwarze gehören im Viertel mittlerweile zum Stadtbild, sie sind freundlich und sprechen meist fließend deutsch ... warum dieses Ressentiment??
    Ob die beiden "blonden" Damen für eine Mehrheit im Viertel sprechen, oder ob sie so eine Mehrheit irgendwann "schaffen" ... ich weiß es nicht.

    Auch wenn Argumente meist wenig überzeugen und Endlosdiskussionen nicht weiterhelfen: Schweigend daneben zu stehen, bedeutet Zustimmung. Wenn die fehlt, muss man den Mund schon mal aufmachen.




    Nicht immer ist Schweigen Gold.

  • Schweigen kann entweder mit Feigheit oder fehlender Bildung zu tun haben. Also ich schweige nicht, wenn jemand mit Rassismus und Faschismus um die Ecke kommt. Bei euren Problemen mit Griechenland und den Neonazis fehlen mir allerdings die Worte :(


    In Venezuela muesste sich die meist "schwatte" Bevoelkerung fragen, wat die Weissen im Bananenstaat wollen. Das aber geschieht nicht. Denn die Weissen sind es, die ihnen Arbeit geben und das Denken fuer sie uebernommen haben.

  • @ escape


    Mit Deinem Beispiel kann ich wenig anfangen.


    Die beiden blonden Frauen, die reden, geben dummes Zeug von sich.
    Für die Verkäuferin gilt: Schweigen wäre Gold gewesen, denn dann wäre die Kundin "aufgelaufen".


    Soll der "Schwarze" den Mund aufmachen, wie es Mindfreak von der "schwatten Bevölkerung" Venezuelas fordert? ?(

  • Mit Deinem Beispiel kann ich wenig anfangen.


    Das kann ich nachvollziehen. Ich hab's auch schlecht erzählt, fürchte ich.


    Ich habe das ja nicht selbst erlebt, sondern von jemandem erfahren, der schweigend daneben stand ... und gleichzeitig empört und resigniert war.


    Manches geschieht so "nebenher", ohne viel nachzudenken. Was die Kundin umgetrieben hat, weiß ich nicht. Die Verkäuferin reagiert "professionell", die gibt jedem Kunden recht, egal worüber der sich beklagt.


    Und die anderen wissen grad nicht, wie und ob sie reagieren sollen.


    @Heinz
    Da sagste was!


  • Zitat von escape

    Die Verkäuferin reagiert "professionell", die gibt jedem Kunden recht, egal worüber der sich beklagt

    "Professionell" reagiert die Verkäuferin nicht, denn wenn sie gut ausgebildet ist, beachtet sie auch die anderen Kunden im Laden.


    Bei entsprechenden Situationen habe ich schon oft erlebt, dass die Verkäuferinnen verlegen lächelnd schweigen.


    Stehe ich nahe genug dabei, so habe ich mir die freundlich lächelnde Frage angewöhnt: "War Ihre Bemerkung jetzt notwendig?"
    Die Reaktionen waren recht unterschiedlich, aber meistens bekam der Angesprochene einen roten Kopf und verkrümelte sich schnell. ^^

  • ... der schweigend daneben stand ... und gleichzeitig empört und resigniert war.

    DAS scheint mir der Knackpunkt zu sein. Man bekommt Magenschmerzen von den hirn- wie herzlosen Bemerkungen um einen herum, empört sich ... und bleibt stumm! :(
    Wem nützt das?
    Den Angepöbelten, Diskriminierten, Verdächtigten sicher nicht.
    Der Bürgergemeinschaft? Dem 'Gemeinwohl'? Uns selbst?
    Ebenso wenig.


    Was sollte das für eine 'Wertegemeinschaft' sein, in der wir zulassen, dass Menschen aufgrund ihres Andersseins, ihres unvertrauten Erscheinungsbildes oder Verhaltens den Stempel des Minderwertigen aufgezwungen bekommen? Und was macht das Wegschauen, das empörte Schweigen mit uns selbst?
    Zwar ist das Wort "Duckmäuser" aus dem allgemeinen Sprachgebrauch fast verschwunden - das dazu gehörige Verhalten leider ganz und gar nicht.

    "Einfach mal den Mund halten"
    mag in vielen Situationen klug und richtig sein. In der geschilderten Bäckereiszene war es nichts weniger als ein -bequemes?- Wegducken.
    Gewinner sind die Pöbler.


    Es ist m.E. hohe Zeit, die Zündler, die Hetzer, die Aufwiegler als das zu bezeichnen, was sie sind.
    Der alles verkleisternde Begriff des "Asylgegners" ist ein grässlicher Euphemismus, wenn Menschen angegriffen, verletzt, traumatisiert, getötet werden.
    An anderer Stelle werden solche Verhaltensweisen als "Terror" gebranntmarkt.
    Warum nicht im eigenen Land?

    [video]http://www.youtube.com/watch?v=i9kv-rmvGKg[/video]

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