"Gebrauchsanweisung für ... "

  • Ferienzeit - Reisezeit ...
    Es ist Jahre her und ich bereitete mich auf einen Irlandaufenthalt vor. Neben allem, was Mensch an Kleidung braucht um dem irischen Sonnenschein ebenso gelassen begegnen zu können wie den plötzlichen Regengüssen, sammelten sich Bildbände und Musik-CDs, Romane und Gedichtbände, Spielfilm-DVDs und Landkarten.
    Fehlte der unvermeidliche Reiseführer.


    Ich stöbere gern bei großen Buchhandelsketten - riesiges Angebot zum Reingucken- und bestelle dann die ausgewählte Lektüre bei der kleinen Veedelsbuchhandlung 'öm de Eck'. Also fuhr ich 'in die Stadt' um meinen Reiseführer auszusuchen.
    Das Angebot wie erwartet riesig, vielfältig, bunt. Von teuer bis preisgünstig alles dabei, bekannte Verlage ebenso wie neuere. Nach und nach kämpfte ich mich durch die Reihen der kleineren Formate, ich wollte das gute Stück schließlich nicht fürs Regal sondern zum täglichen Gebrauch. Also praktisch, handlich, nicht zu schwer sollte es bei aller gewichtigen Information schon sein.
    Da blieb mein Blick an einem unerwarteten Titel hängen : 'Gebrauchsanweisung für Irland'
    Das Bändchen hatte Taschenbuchformat und zeigte eine Straße mit fröhlich bunten Häusern und einem Traktor.

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    Griemelnd nahm ich das Teil in die Hand um den Klappentext zu lesen:


    Zitat

    Gebrauchsanweisung für Irland
    Sind wirklich alle Iren rothaarig und gottesfürchtig, verwandeln den Pub ins verlängerte Wohnzimmer und singen melancholische Lieder? Irlandkenner Ralf Sotscheck hinterfragt die Klischees und zeigt uns den wahren Charakter der Grünen Insel.
    Die Insel in Europas Nordwesten: vielleicht der Flecken Erde mit den meisten Klischees pro Quadratmeter. Was aber erwartet den Irlandreisenden wirklich? Eine der jüngsten Bevölkerungen, die nach zwanzig Jahren Wirtschaftsboom wieder auf den Boden der Tatsachen geholt wurde. Doppelt so viele Schafe wie Menschen. Viel Regen, schwarzes Bier, Bingohallen und eine eigentümliche Sprache. Größen der Weltliteratur von Joyce bis McCourt. Hier sind Sagen und Legenden lebendig, schwebt die Feenfrau Banshee noch immer durch verwitterte Ruinen; hier erfand ein Dubliner den Grafen Dracula. Ralf Sotscheck erzählt mit irisch inspirierter Fabulierlust und lässt das bunte Mosaik einer Nation zwischen keltischer Tradition und Zukunftsfragen entstehen.


    Der Autor ist Irlandkorrespondent der 'taz', lebt in Dublin und ist seit 30 Jahren mit einer Irin verheiratet. Keine schlechten Voraussetzungen, Informationen und Insidergeschichten über Land und Leute zu sammeln und zu einer 'Gebrauchsanweisung' zusammenzustellen.
    Klar habe ich nach kurzer Leseprobe das Buch bestellt (ihr wisst schon wo ;)) ) und habe den Kauf nicht bereut.
    Keine Landkarten, keine i-net-Links, keine Hotelempfehlungen - nix als Text.
    Und was für einer! Manchmal habe ich mir die Tränen wegwischen müssen um weiterlesen und -lachen zu können, dann wieder habe ich gestaunt und an anderer Stelle hätte ich wieder Tränen vergießen mögen - da wars aber nicht lustig.


    Ich kann das Bändchen jedem Irland-Neuling nur wärmstens empfehlen! Aber auch für Irland-Kenner bietet die Lektüre genug Stoff zum Erinnern, Wiedererkennen, lächelndem Kopfschütteln oder -nicken und entschiedenem

    "Her mit dem Koffer! Irland :love: - ich komme!"


    Ralf Sotscheck - Gebrauchsanweisung für Irland
    Piper, Flexcover 224 Seiten 14,95€


    Einen konventionellen Reiseführer mit Besichtigungsempfehlungen und sonstigen Tipps habe ich natürlich auch noch erstanden ... ;)


  • Ich habe mehrere dieser Gebrauchsanweisungen und finde sie allesamt sehr gut.
    Die für Rom hat sogar meine römischen Freunde "entzückt" - sie blieb dann dort und ich darf mir eine neue besorgen oder mich weiter auf die Reiseführerkünste meiner Begleiter dort verlassen..... was immer die meisten Überraschungen bereitet. Man wird dann schnell zur Römerin ;-)


    Andere Bekannte und Freunde in deutschen Großstädten haben die Gebrauchsanweisungen auch kritisch begutachtet und sind weitgehend begeistert.


    Die Gebrauchsanweisung für Köln ist aber auch köstlich. Ich schreibe hier mal ein paar Kapitel aus dem Inhaltsverzeichnis auf, dann kann man es sich schon vorstellen:


    Einleitung oder Küsste hück nit, küsste morje
    Was ist kölnisch?
    Dunkel, fromm, bürgerlich
    "aber der Dom, der steht bei uns!"
    Zwischen Kirchen, Kunst und Köbes: Die Altstadt
    Kölns fünfte Jahreszeit: Der Karneval
    Und Köln, das liegt am Rhein
    Monte Trödelöh: Gipfelsturm auf 120 Metern über NN
    Die Schäl Sick oder Die Vororte am anderen Ende der Rheinbrücken
    Die Südstadt oder von der Liebe zum Veedel
    Vom Kölschen Klüngel
    Nachkriegszeit in Köln
    In Köln ist ohne Kunst alles nichts
    Zu Bethlehem geboren...
    Literarisches Leben in Köln
    Köln und Fußball - das ist eins
    11000 Jungfrauen und andere kölsche Mädchen
    Nachwort oder von der Wahrheit des Gegenteils
    Was man über Köln alles lesen kann
    Textnachweise
    Personen- und Namensregister

  • Ich habe mehrere dieser Gebrauchsanweisungen und finde sie allesamt sehr gut.


    So geht's mir auch.
    Nach der guten Erfahrung mit dem Irland-Band habe ich mir einige 'Gebrauchsanweisungen' zu früheren Reiseorten gegönnt. Zusatzgenuss im Nachgang, sozusagen. :)


    Die 'Gebrauchsanweisung für Köln' habe ich einige Male verschenkt, obwohl ich sie streckenweise etwas unkölsch dröge fand. Manchmal fehlt's Reinhold NevenDuMont* ein bisschen an heiterer Selbstironie, die man dem Kölner 'an sisch' zuschreibt.

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    * Reinhold Neven Du Mont, geb. 1936 in Köln, ging dort und in Starnberg zur Schule. Nach dem Studium war er viele Jahre Verleger des Kölner Verlages Kiepenheuer & Witsch. Heute lebt er in Köln und in Herrsching in Oberbayern. (Verlagsinformation)


    Jürgen Becker hätte sicher seeeehr gut als Verfasser einer Kölner 'Gebrauchsanweisung' getaugt
    .;)


    PS
    Tex
    Dir eine erholsame und schöne Zeit in Irland!


  • Jürgen Becker hätte sicher auch gut als Verfasser einer Kölner 'Gebrauchsanweisung' getaugt.:

    Das weicht zwar jetzt etwas vom Thema des Threads ab, aber: Kennst du denn Jürgen Beckers "Dali,Dali"? Das Buch zur Sendung?
    Ich find`s köstlich, zumal man sich die Kunstwerke (guter Druck, aber recht klein) nochmal zu Gemüte führen kann.

  • Ich hab für Irland nie eine "Gebrauchsanweisung" gebraucht. Ich war einfach da ... und hab mich wohlgefühlt. Selbst wenn mich der Gestank vom Lammfleisch aus der Markthalle auf die andere Straßenseite vertrieben hat.


    Inzwischen ist auch Irland viel "zivilisierter" ... oder auch nicht 8)


    Vorurteile haben ihren Wert, wenn auch nur hier und da.


    Iren sind vorwiegend rothaarig und trinken mehr als genug dunkles Bier?


    Ähnlich wie in Island gibt es auch in Irland überproportional viele Nobelpreisträger. Gibt das zu denken??


    Wer am Thema interessiert ist, könnte auch Nichts gegen Iren von Sotsckeck mögen. Untertitel: Psychogramm eines komischen Volkes.


    Viel Erholung und Vergnügen dir auf der grünen Insel, Tex :thumbsup:


    P. S. Ralf Sotscheck, Nichts gegen Iren, Goldamann, 2011

  • Nach der guten Erfahrung mit dem Irland-Band habe ich mir einige 'Gebrauchsanweisungen' zu früheren Reiseorten gegönnt. Zusatzgenuss im Nachgang, sozusagen. ^^

    Das werde ich jetzt auch mal machen.



    Mit "Ich brauchte nie ..." ins Thema einzusteigen, war ja völlig daneben :thumbdown:


    Natürlich habe ich auch Reiseführer über Irland im Regal stehen, nicht zu knapp. Die "Gebrauchsanweisung" könnte genau das sein, was da noch fehlt.

  • Ja, die "Gebrauchsanweisungen" geben einen meist liebevoll schmunzelnden Einblick in ein für Leser und Besucher bislang unbekanntes Terrain. Nicht nur geographisch zu verstehen.

    Könnte sogar helfen, Fettnäpfchen zu umgehen.;)


    Für mich gibt's jetzt die "Gebrauchsanweisung für die Bretagne". Mal schauen, ob sie mir diesmal besser gefällt, als beim ersten Lesen. Da war's mir allzuviel Autor und zu wenig Bretagne ...:rolleyes:


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    224 Seiten, Flexcover mit Klappen

    EAN 978-3-492-27587-3


    "Die Bretagne: rau, felsig und winddurchtost. Hier haben die Kelten gelebt und die Gallier – weil es kein Römer je ausgehalten hätte. Behauptet Jochen Schmidt. Und er muss es wissen, denn er hat sich lange umgesehen, dort, wo die Artischocken herkommen, der Cidre und natürlich die Artussage. Aber trotz aller Drachen und Feen, die in dem keltischen Land zwischen Wind und Wald zu Hause sind, ist auch in der Bretagne die Zeit nicht stehen geblieben. Was sich geändert hat, welche Sprache dort heute wirklich gesprochen wird und warum alle Bretonen dickköpfig und katholisch sind – das verrät Schmidt auf kurzweilige Weise." (Piper-Verlagstext)

  • agrippinensis

    Hat den Titel des Themas von „Gebrauchsanweisung für ... Irland“ zu „"Gebrauchsanweisung für ... "“ geändert.
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