Tussikratie?

  • Diese schöne Wortschöpfung lief mir kürzlich in einem Leserkommentar über den Weg.
    "Deutschland von Sinnen: Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer" hat mir auch gut "gefallen".


    Worum ging's? Die Gleichstellungsbeauftragte des Familienministeriums hat gegen ihre eigene Behörde geklagt, weil sie bei der Besetzung von drei Führungspositionen nicht eingebunden war. Alle wurden von Frau Schröder mit Männern besetzt. Weil eine außergerichtliche Einigung nicht möglich war, hat Christine Rose-Möhring, die seit 2002 im Amt ist, geklagt und auch recht bekommen.


    Eine Gleichstellungsbeauftragte hat beratende Funktion, ähnlich dem Personalrat. Sie kann sich, wenn ich das richtig sehe, auch für männliche Bewerber stark machen.


    vorwiegend männliche Wesen rotieren, wenn die Gleichstellungsbeauftragte einfordert, gehört zu werden, bevor die männlichen Bewerber auf eine Stellenausschreibung schon zugesagt haben?
    Möglicherweise hätte Frau Rose-Möhring der Auswahl von Ministerin Schröder ja gar nicht widersprochen. Es geht um's Prinzip.


    Im Familienministerium ist die "Quote" -ein Begriff der mir gar nicht gefällt- laut Ministerin Schwesig längst erfüllt.



    Was ärgert da so? In der Regel verdienen Männer bei gleicher Arbeit immer noch mehr als Frauen. Jede Schlagzeile, die darauf hinweist, dass jetzt die erste Frau einen bestimmten Posten besetzt, belegt die "Männerdomäne" ...


    Anderer Ort, anderes Thema: Eine Maschinenbaufirma sucht einen Verkaufsexperten, der Headhunter empfiehlt eine Frau, die er für sehr qualifiziert hält. Er leitet die Bewerbungsunterlagen weiter und bekommt zur Antwort: Wir wollen keine Frau!


    Das muss er der Bewerberin vermitteln und erwähnt dabei, dass der potentielle Arbeitgeber keine Frau wünscht. Er ärgert sich über diese Einstellung und rät der Bewerberin deshalb zur Klage. Vor Gericht bekommt sie recht, die Firma muss zahlen ... der Headhunter nach dem Prozess seines Arbeitgebers aber auch, weil er nicht "verschwiegen" war.


    Wie verschwiegen muss man eigentlich sein, wenn man Unrecht nicht nur empfindet, sondern das sogar vor Gericht bestätigt wird ... ??


    Wenn wir den Mund nicht aufmachen, wo wir Unrecht sehen, wenn wir uns im Geschlechterkampf verfransen, dann wird das nix.


    Als unverbesserlicher Optimist -mich eine Optimistin zu nennen, ändert an der Sache für mich rein gar nix-, setze ich darauf, dass Menschen sich trotz aller Widrigkeiten darauf besinnen, was sie verbindet.

  • Ach ja,.. hast ja recht aber was erwartest du in so kurzer zeit von der (männer-)gesellschaft.
    Prinzipienreiterrei a´la möhring bringt für die köpfe garnix, da bewirkt sie eher eine trotzreaktion.

    Wie verschwiegen muss man eigentlich sein, wenn man Unrecht nicht nur empfindet, sondern das sogar vor Gericht bestätigt wird ... ??

    Oder ein ganzes volk es sogar so bestätigt...??... Frag mal den hier unerwünschten herrn snowden...
    Viele dinge nehmen wir hin, trotz gegenteiligem rechtsemfinden und wenns dann noch von juristen kommt- die werdens wissen.

    Als unverbesserlicher Optimist -mich eine Optimistin zu nennen, ändert an der Sache für mich rein gar nix-, setze ich darauf, dass Menschen sich trotz aller Widrigkeiten darauf besinnen, was sie verbindet.

    ...und das wäre..?
    Hautfarbe,erziehung,religion,kultur....gerechtigkeitssinn..Körpergröße,intelligenz,kreativität,aggressivität,egoismus,diziplin...usw,usw...
    Alles in jedem menschen vorhanden,-in unterschiedlichen dosierungen.
    Ich kann deinen optimismus nicht teilen.
    So wie wir leben-die köpfe funktionieren, wird es niemals eine gerechte gesellschaft geben wo gleichberechtigung
    ALLER gegeben und selbstverständlich ist, und sich niemand BENACHTEILIGT fühlen MUSS.

    .
    .
    .

    Verrückte ?? Verrückte explodieren nicht wenn das Sonnenlicht sie trifft, ganz egal wie verrückt sie sind. :pinch:

  • Weder Pirinçcis "irre(n) Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer" noch die "Tussikratie" habe ich bisher gelesen und bin auch keineswegs sicher, ob ich es überhaupt will.
    Allerdings tummeln sich in den Feuilletons zahlreiche Buchbesprechungen zu beiden Werken, sodass man kaum umhin kommt, über Inhalt und Aussagen zumindest grob informiert zu sein.
    Zwei davon möchte ich herausgreifen und hier als Leseempfehlung posten. Erstere hat mich streckenweise amüsiert, letztere eher nachdenklich gemacht:


    Zitat

    „Tussikratie“
    Big Sister weiß, was gut für dich ist
    Ein sehr gutes Buch - mit einem sehr bescheuerten Titel: Der Essay „Tussikratie“ zeigt, wie wenig damit gewonnen ist, wenn die Frauen für alles, was nicht klappt, nur die Männer verantwortlich machen. Das Problem liegt ganz woanders.
    21.04.2014, von Antonia Baum


    8) Hier geht's weiter...


  • hast ja recht aber was erwartest du in so kurzer zeit von der (männer-)gesellschaft.

    In dem Punkt zeigst du dich dann doch zumindest indirekt "optimistisch" ... wenn alles eine Frage der Zeit ist :thumbsup:


    Für mich ist es keine "Prinzipienreiterei", wenn Frau Möhring ein verbrieftes Recht einklagt.


    Rollenveränderungen brauchen Zeit. Da hast du absolut recht. Auch Frauen haben da so ihre Probleme. Der "bessere" Mann sein wollen und insgeheim auf den Märchenprinzen warten, oder männliche Wesen verteufeln?? So wird das nix!


    Veränderung geht nur gemeinsam. Menschen -auch Frauen und Männer- ergänzen sich :thumbsup:


    wird es niemals eine gerechte gesellschaft geben wo gleichberechtigung
    ALLER gegeben und selbstverständlich ist, und sich niemand BENACHTEILIGT fühlen MUSS.

    Bleibt die Frage, was man aus dieser Schlussfolgerung macht. Ideale sind immer eine Zielvorstellung, die möglicherweise nie erreicht wird. Gibt man sie deshalb auf?
    Du tust das jedenfalls nicht. Gut so :thumbsup:


    Tex
    Ampelmädchen, aber bitte ohne Zöpfe, am besten mit Hose und Highheels? Ich lach mich schief.
    Über's Ziel hinauszuschießen ist wahrlich kein männliches Phänomen.

  • "Tussikratie"
    als Nachfahrin der weiblichen Emanzipationsbewegung mit all ihren kuriosen Auswüchsen erklärt sich -wenigstens in unserem christlich westlichen Kulturkreis- nicht zuletzt durch die fragwürdige Rolle, die den Frauen durch die Kirche zugeschrieben wurde(z.T. bis heute).
    Auch berufliche Männerverbünde, die sich in
    mittelalterlichen Städten wie Paris und Köln der lästigen weiblichen Konkurrenz -Frauenzünfte!- entledigen wollten, hatten ihren Anteil.
    Das Bürgerliche(sic!) Recht toppte das Ganze durch ein Gesetz, das den Frauen ihre selbständige Berufstätigkeit ganz verbot - es sei denn, der Herr Gemahl erteilte seine Einwilligung. :thumbdown:


    Diese und andere schaurig-unterhaltsame Informationen, auch Stadtführungen und Exkursionen, gibt's beispielsweise beim Frauengeschichtsverein.*



    Selbstbewusst oder ausgebeutet – Frauenerwerbsarbeit quer durch die Jahrhunderte
    31. Mai 2014
    14:00 bis16:00


    Berufstätige Frauen – keine Errungenschaft der jüngsten Vergangenheit! In der Römerzeit arbeiteten Frauen in vielen Berufen, im Mittelalter exportierten sie ihre Produkte europaweit. Doch im Gegensatz dazu gab das bürgerliche Gesetzbuch von 1900 Ehemännern das Recht, ihren Frauen die Erwerbstätigkeit zu verbieten.
    Wie lebten und arbeiteten Spitzenklöpplerinnen oder Angestellte? Folgen Sie den Spuren der Meisterinnen im Mittelalter oder der erfolgreichen Bankerin der Neuzeit. Gewinnen Sie Einblicke in die ausbeuterische Mädchenarbeit im 19. Jahrhundert und die Erfolge der Frauenberufsbewegung.


    Treffpunkt: vor dem Römisch-Germanischen Museum, Roncalliplatz, KVB-Haltestelle: Dom/Hbf
    Dauer: 2 Stunden
    Kosten: 9 Euro
    Termin: Samstag, 31. Mai 2014, um 14 Uhr

    * Nein, das sind nicht
    Alice und die 'Emmas' vom Bayenturm. ;)

  • Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstellen Sie ggf. ein neues Thema.