Christliche Radikale - gibt's nicht ??

  • Zuverlässig zum Ende seiner Amtszeit liefert Kardinal Meisner noch rasch einen Aufreger.
    Und weil Meisner als Noch-Chef der größten und reichsten Diözese Deutschlands nicht als rein lokale Figur betrachtet werden kann und seine Ausführungen nicht nur rheinische Katholiken betreffen,

    Frage : "Wat biste? (gemeint ist - katholisch oder evangelisch)
    Antwort: "Normal!" ( = katholisch)

    gebe ich dem Thema seinen gebührenden Platz unter 'Allgemeines'.


    Der Anlass: Meisner äußerte sich zu Famlienpolitik und Sexualmoral , wobei ihm folgender Satz entfleucht -
    "Eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien."
    Aha.
    Nun ist der Mann nicht sehr bewandert in Ehe, Lebenspartnerschaft, Sexualleben und Schwangerschaft plus Kinderhege und -pflege, aber als Leitfigur der christlichen Sittenlehre von jeher kämpferisch und sehr beredt. Sein gutes Recht und sicherlich -in Grenzen- auch seine Aufgabe.


    Wir haben über die Jahre Einiges vom Kölner Oberhirten zu hören bekommen und sind daran gewöhnt, dass er seine Sichtweise unerschrocken der kopfschüttelnden Glaubensschar präsentiert, unbeeindruckt von Kirchenaustritten und Kritik.
    Was mich am jüngsten Zeugnis seiner frommen Denkungsart allerdings wirklich aufmerken lässt, ist, wem der Beifall gilt, den er so unverhohlen dieser sehr speziellen -nennen wir es- 'Gemeinschaft' innerhalb des katholischen Spektrums zukommen lässt - den Angehörigen des "Neokatechumenalen Weges".


    Mir sind die diversen Gruppierungen innerhalb der Kirche nicht sehr vertraut, auch habe ich keine eigenen Erfahrungen mit anderen 'Radikalen' außer den Dom-Katholiken.
    Aber ich erinnerte mich an einen Beitrag der KStA-Bloggerin 'Roeschen', die ihre eigenen, leidvollen Erfahrungen bei den 'Neokatechumenalen' gemacht hat und darüber schrieb.
    Hier ist ihr Beitrag:


    Vor solchem Hintergrund erhält die
    -nunmehr als 'unglücklich' bezeichnete- Äußerung des Kardinal Meisner eine weniger beachtete, allerdings nicht weniger problematische Bedeutung!



    PS
    Erwartungsgemäß konzentriert sich die öffentliche Aufmerksamkeit -wieder einmal- auf die 'Muslim-Frage' und nicht etwa auf radikale Christen.
    Zu den wenigen Ausnahmen gehört dieser Kommentar:

  • Damit nicht allein der scheidende Kölner Kardinal fokussiert wird, habe ich Titel und Thema leicht verändert. :)


    Neben den von Meisner so gelobten 'Neokatechumenalen' gibt es noch eine ganze Anzahl anderer christlicher Gruppierungen, deren Weltbild und Radikalität erschrecken können.
    Eigene Erfahrungen habe ich nur oberflächlich mit 'Adventisten' und 'Zeugen Jehovas' gemacht, vor Jahren beherbergte ich ein paar Tage lang eine diskutierfreudige Gruppe junger amerikanischer 'Mormonen' , die auf Deutschlandtour waren.
    Einzeln erlebte ich alle Gesprächspartner als sehr sympathisch, als Gruppe erschienen sie nicht selten aggressiv in ihrem missionarischen Eifer. In ihren Gemeinden wurden sie oftmals strengsten, teils unerbittlichen Verhaltensvorschriften ausgesetzt, die sie auch nach außen vertraten - vertreten mussten?


    Christliche Radikale ... gibt's nicht? ?( Ich denke doch.
    Wie seht ihr das, welche Erfahrungen habt ihr gemacht?


  • Ich habe bisher nur einen protestantischen ! Verblendeten erlebt. Und das ausgerechnet im katholischen Venezuela. Nun muss man relativieren. Was ist "radikal" ?? Es war am Anfang etwas....hmm, wie soll ich sagen ? ..... abstrakt fuer mich, weil er mir sofort die Bibel in die Hand drueckte, nachdem er von mir beim Tennis ne ordentliche Packung bekommen hatte :thumbsup:

    Vielleicht wollte er mich auch nur darauf aufmerksam machen, dass ich auf dem Tenniscourt meinen Naechsten ebenfalls lieben sollte ??

    Ich habe ihm sofort klar gemacht, dass ich in der Hinsicht uneinsichtig bin und meinen angeborenen Sadismus gern weiterhin ausleben moechte 8) :P

    Wir unterhielten uns noch eine Weile in seinem Auto ueber "seinen" Gott und verabredeten uns zur naechsten Partie. Als er merkte, dass er mir wenig Freude mit seinem Missionseifer machte, stoppte er fortan die Gespraeche in dieser Hinsicht. Ein sehr "kluger" Mann, wie ich finde. hihi

  • Ich finde, dass es ziemlich egal ist wie jemand seinen Glauben auslebt. Dies setzt natürlich voraus, dass bestehende Gesetze (weltliche natürlich) eingehalten werden.


    Was unseren Kölner Oberhirten angeht, finde ich den Medienhype arg übertrieben. Ihm sind also katholische Familien lieber als muslimische. Hatte vorher eigentlich irgendjemand bezweifelt, dass dies nicht so ist?
    Oder bezweifelt jemand, dass dem Imam muslimische Familien lieber sind als christliche?


  • Ooch, ist der 'Hype', wie man neudeutsch Empörung übersetzt, wirklich verwunderlich, wenn ein Kardinal eine Sekten-ähnliche Organisation innerhalb der katholischen Kirche positiv hervorhebt und sie zudem in Kontrast zu Angehörigen einer anderen Religion bringt, die er damit abwertet?


    Ich bin's offen gesagt leid, immer wieder von den bösen Moslems zu lesen, deren aggressive Vorgehensweise (zurecht!) abgelehnt wird, zugleich aber lesen zu müssen, dass die nicht minder abwertenden Äußerungen eines der höchsten Würdenträger der Christkatholischen Kirche als harmlos einzustufen seien.

    Ich meine im Übrigen, dass gerade die Mitglieder der Christlichen Glaubensgemeinschaft mal ein bisschen genauer hinschauen sollten, was sich alles unter dem Namen von 'Jesus Christus' tummelt und empfehle, nicht nur den Links im Beitrag #1 zu folgen ...

  • Ich bin's offen gesagt leid, immer wieder von den bösen Moslems zu lesen, deren aggressive Vorgehensweise (zurecht!) abgelehnt wird, zugleich aber lesen zu müssen, dass die nicht minder abwertenden Äußerungen eines der höchsten Würdenträger der Christkatholischen Kirche als harmlos einzustufen seien.


    Welche aggressive Vorgehensweise ist gemeint? Etwa die Unterdrückung der Frauen oder das Aufhängen von Schwulen und Ehebrechern an Baukränen nach dem Freitagsgebet?
    Das ist natürlich Pillepalle im Vergleich zu den katholischen Sekten. :)

  • Oder bezweifelt jemand, dass dem Imam muslimische Familien lieber sind als christliche?

    Wie diese Vermutung weiterhelfen könnte, erschließt sich mir grad nicht.


    Natürlich darf ein katholischer Oberhirte seine erzkonservativen Schäfchen loben, die nach dem Grundsatz leben: Seid fruchtbar und mehret euch! Solche Schäfchen gibt es bei den übrigens Protestanten auch.


    Warum zieht er aber den Vergleich zu anderen Glaubensrichtungen? In dieser Bewertung liegt das Problem, weil sie menschenverachtend ist. Das Grundgesetz sieht sie nicht vor, die Bibel auch nicht ... da sorgt sich der Schäfer im Gleichnis vor allem um das "verlorene" Schaf. Die scheinbar "Treuen" werden nicht nur an dieser Stelle heftig kritisiert, weil sie selbstgerecht geworden sind.


    Dass Meisner sein konservativ-unbewegliches Kästchendenken bis zuletzt auslebt, wundert mich allerdings nicht. Der entdeckt ja auch "entartete" Kunst, verurteilt Schwule und Frauen, die in einer Schwangerschaft infolge von Vergewaltigung ungern "Gottes Willen" erkennen möchten :thumbdown:


    Papst Franziskus gibt eine ganz andere Linie vor und lebt sie auch. Ich kann nur wünschen, dass sie sich durchsetzt.

  • @Tex
    Wird tatsächlich dadurch jemand "besser", dass er auf andere verweist, die "schlechter" sind??


    Die Frage ist doch nicht, was andere -mehr oder weniger begründet- machen ... für mich lautet die Frage, ob ich selbst so handle, dass ich meinen eigenen Ansprüchen einigermaßen gerecht werde. Leicht ist es nicht immer, das geb ich gerne zu.

  • Sorry, Tex, mit dergleichen Beiträgen weichst du dem Thema aus. Wenn du gerne weiterhin die Muslime zum Mittelpunkt deiner Betrachtungen machen möchtest, gern, aber in diesen Thread passt es nicht. :)


    In diesem Thema geht's nicht um Muslime, deren teilweise aggressives Vorgehen ich bereits beklagt/abgelehnt hatte.
    Es geht ausnahmsweise einmal darum zu fragen, ob die Glaubensgemeinschaft der Christen, die behauptet der Nächstenliebe und der Toleranz verpflichtet zu sein, sich wirklich davon freisprechen kann, ihrerseits fundamentalistisch-aggressive Vorgehensweisen zu zeigen und zu leben.
    Mein Ansatz war, dass Meisner kürzlich eine solche buchstabengetreue Gemeinschaft -die Neokatechumenalen- positiv bestärkt hat und damit einer unkritisch textgebundenen Haltung Vorschub leistet, die er bei einer anderen Religionsgemeinschaft -den Muslimen- zurecht kritisiert.


    Eine Zusammenstellung der zahlreichen Religionen, Sekten und Gemeinschaften in Deutschland gibt dieser Überblick.


    Auch die 'Zeugen der Wahrheit' bieten, neben Bibelauslegung, Wallfahrtsreisen und allgemeinen Ratschlägen zum frommen Leben eine Übersicht christlicher Untergruppierungen.


    Ein Beispiel für fundamentalistische -so wie ich es sehe- Irrwege:

    Zitat

    Leben nach der Sekte "Ich habe keine Wurzeln und keine Kraft zu fliegen"


    Sie wurde in eine Sekte geboren und dort von klein auf geschlagen, mehrmals am Tag. Mit 16 Jahren stieg Amitsa bei den "Zwölf Stämmen" aus. Begegnung mit einer jungen Frau, die ausbrach, um ins Leben zu finden. Von Frauke Lüpke-Narberhaus
    mehr...

  • Ich finde es einfach nur lächerlich, daß bei christlichen Radikalen immer nur ein paar Katholiken hervorgehoben werden. Auf die radikale Gemeinde der Evangelikalen, die Millionen Anhänger weltweit haben und sogar Zehntausende in Deutschland, wird nie hingewiesen. Das ignoriert man gerne. Die dürfen in ihren abgeschotteten Gemeinden gegen Homosexuelle und Andersgläubige hetzen und kein Arsch interessiert sich dafür. Aber wehe ein katholischer Bischof erlaubt sich mal eine verbale Entgleisung, dann muss sich sofort jeder echauffieren.


    Und dann wird hier im Forum auch noch so getan, als gäbe es diese Bewegung nicht? Ich habe euch schon mehrfach davon erzählt, aber das hat man wohl gerne vergessen. Sogar Mormonen werden hier lieber erwähnt, dabei sind das wirklich noch brave Schäfchen. Ich bin ehrlich gesagt gerade ein wenig erschüttert :S

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