Geh'n Se mir doch weg mit Moral!

  • -> Wir werden millionenfach bespitzelt und ernten Vorwürfe, wenn wir das kritisieren.
    -> Ein Mann beleuchtet Dunkelgrauzonen der staatsschützerischen Tät(l)igkeiten und gilt als Verbrecher.
    -> Der Bayernmanager verzockt und hinterzieht Millionen und wird mit Stellenplatzgarantie belohnt.


    und die Liste ließe sich fortsetzen!


    - Vor einiger Zeit sind Leute gegen Abhörpraktiken der Staatssicherheit noch demonstrieren gegangen. Nicht vorm PC. Auf der Straße und sichtbar für alle.
    - Vor einiger Zeit galt solch ein Mann noch als Enthüller mit Zivilcourage.
    - Vor einiger Zeit wurde ein Sportmanager nach dem Steuersündenfall noch vorgeführt und zu einer Haftstrafe verurteilt. Mitleid erfuhr nicht er, sondern seine Tennis spielende Tochter.


    Was ist los, verdammt noch mal.
    Kein Gespür mehr für Moral und Ethik?
    Soll es etwa ausreichen, dass man sich im Internet per 'shitstorm' über vermeintliche oder tatsächliche Bösewichte hermacht, bequem vorm PC o.ä., mit Knabberzeug und Getränken in Reichweite - und selbstverständlich anonym...? :thumbdown:
    Wo sind sie geblieben, die -jungen- Querdenker, die für ihre Überzeugungen einstehen, massenhaft, öffentlich sichtbar und nicht zu überhören?

    ?(

  • Tja, der Mensch im Wandel der Zeit. Heute habe ich bei GFN gelesen, dass einer wissen wollte, in welchem Online-Shop er Ohrstöpsel bestellen kann. Anstatt seinen Hintern zu bewegen und in die nächste Apotheke (Drogerie etc.) zu gehen. Auf die Straße gehen ist uncool. Das war gestern. Etwas für Grufties, wie dich und mich. Heute ist FB, Twitter und co. Und shit-storm. Wir werden auch das Ende der Demonstrationen erleben, weil man seinen Protest viel besser mit seinem PC in die Welt schreien kann. Und da gibt es auch keine Verletzungen durch Wasserwerfer und Tränengas.
    Ich habe vor nicht allzu langer Zeit die Redaktion der Wissenscommunity des Stern per Telefon gebeten, einen offensichlich antisemitischen Beitrag zu löschen. Nichts geschah. Erst, als ich das in Facebook publik gemacht habe, geschah etwas: Der judenfeindliche Beitrag verschwand.
    Wir sind diejenigen, die sich mit diesen Veränderungen der Welt arrangieren müssen. Die Jugend hat es längst.

  • Zitat

    Auf die Straße gehen ist uncool. Das war gestern. Etwas für Grufties, wie dich und mich. Heute ist FB, Twitter und co.


    Das sehe ich nicht so pessimistisch, auch nicht, dass die Genannten zunehmend mehr Bedeutung erhalten. Sie erleichtern die rasche Kommunikation mit vielen Adressaten, was oft von Vorteil ist.


    Solange sich in meiner Stadt die Leute allabendlich auf den Straßen treffen und reden oder feiern, die Musikkneipen, Brasserien, Cafés (nicht die ehemaligen Raucher-Eckkneipen) meist gut besucht bis rappelvoll sind, in den Grünanlagen und auf den Rheinwiesen ein reges Gemeinschaftsleben stattfindet, mache ich mir auch keine Sorgen, dass das Leben von der Straße verschwinden könnte.
    Außerdem funktionieren die neuen elektronischen Medien, wie überall zu sehen, auch dort.
    :)

    Nein, mir ging es weniger um die veränderte Kommunikation der 'Generation...und Co', sondern um die weit verbreitete und Generationen übergreifende, stoische Haltung gegenüber Moral/Ethik-Verstößen und die 'Geht mich nichts an' oder die 'Kann man ja doch nichts machen' bzw. 'Die machen ja doch, was sie wollen' Attitüde.


    Zitat

    Wir sind diejenigen, die sich mit diesen Veränderungen der Welt arrangieren müssen. Die Jugend hat es längst.

    Müssen wir? Wohl kaum in allen Fällen.
    Gerade von jungen Menschen erwarte ich Radikalität, Wunsch nach Gerechtigkeit, Widerspruch, Innovation und Phantasie im Umgang mit dem, was sie von den Altvorderen erfahren und sehen.


    Wenn ich aber erlebe, dass allzu oft Achselzucken zur Antwort auf Menschenrechtsverletzungen, Diskriminierung und Gesetzesverstöße wird, dass auch schon die Jungen sich verhalten als wären sie abgekämpft wie die Alten, handlungsunfähig oder geknebelt, dann überkommt mich große Lust, .... nee, sag ich lieber nicht.
    Aber 'sich damit arrangieren' ist es nicht. ;)

  • Ich muss mir nichts vorwerfen lassen. Ich war schon vor Jahren dafür die fette Hoeneßsau hinrichten zu lassen. :thumbsup:


    Naja was gibt es auch großartig zu rebellieren? Die Schulen erziehen uns immer weniger zu Freigeistern als viel mehr zu funktionierenden Entitäten. Und solange die Maschine unserer Wirtschaft läuft haben die geschulten Zahnräder auch nichts zu beanstanden. Sie führen das Leben, was für sie geplant wurde.
    Dazu kommt noch die Informationsflut des Internets, die es für jeden immer schwieriger macht zu verstehen was eigentlich gut und schlecht ist. Das war früher mal viel einfacher, wo die Welt noch ordentlich kategorisiert war. Heutzutage werden die alten Werte in atemberaubenden Tempo hinterfragt, in Zweifel gezogen und letztendlich abgeschafft. Das erzeugt eine ständig zweifelnde Geisteshaltung. Ich stelle mir öfter die Frage: Wenn ich heute auf die Straße gehe, um für das Richtige zu demonstrieren, könnte sich dann morgen nicht schon wieder herausstellen, daß ich für das Falsche demonstriert habe?


    Es ist hinterher schon so viel falsch gemacht worden, was meine Vorfahren und auch meine Eltern und Lehrer einst für richtig hielten.

  • Zitat

    Naja was gibt es auch großartig zu rebellieren? Die Schulen erziehen uns immer weniger zu Freigeistern als viel mehr zu funktionierenden Entitäten. Und solange die Maschine unserer Wirtschaft läuft haben die geschulten Zahnräder auch nichts zu beanstanden. Sie führen das Leben, was für sie geplant wurden.


    Der ist gut!

    Die Schule hat seit jeher 'für das Leben' erzogen und nicht gegen die bestehenden Verhältnisse.
    Was meinste wohl, was mit Lehrern passiert(e), die dem offen zuwider handel(te)n?
    Vielleicht sagen dir in dem Zusammenhang die Begriffe Berufsverbot und Radikalererlass etwas?
    Abhörpraxis ist übrigens keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal von DDR-Staatssicherheit oder NSA. 8)
    Eine restriktive Erziehung war zu Zeiten von Prügelstrafe, elterlicher Allmacht und Kadavergehorsam deutlich schwieriger infrage zu stellen als heutzutage.
    Aber sie enthebt den Einzelnen doch nicht
    des eigenen Denkens und des kritischen Hinterfragens. ;)




    Zitat

    Dazu kommt noch die Informationsflut des Internets, die es für jeden immer schwieriger macht zu verstehen was eigentlich gut und schlecht ist. Das war früher mal viel einfacher, wo die Welt noch ordentlich kategorisiert war. Heutzutage werden die alten Werte in atemberaubenden Tempo hinterfragt, in Zweifel gezogen und letztendlich abgeschafft.


    Jo. Denken ist durchaus nicht immer das reine Vergnügen. Aber Generationen vor dir und mir waren auch jeweils Kinder ihrer Zeit und haben es fertig gebracht gegen den Zeitgeist zu reflektieren, kritische Fragen zu stellen und Alternativen zu entwickeln. Trotz der Eingeschränktheit von Kommunikation und dazu noch geprägt von Gottesfurcht und Autoritätsglaube...
    Das war nicht deshalb leichter, weil dir die Grenzen klarer erscheinen, nur anders.





    Zitat

    Das erzeugt eine ständig zweifelnde Geisteshaltung. Ich stelle mir öfter die Frage: Wenn ich heute auf die Straße gehe, um für das Richtige zu demonstrieren, könnte sich dann morgen nicht schon wieder herausstellen, daß ich für das Falsche demonstriert habe?
    Es ist hinterher schon so viel falsch gemacht worden, was meine Vorfahren und auch meine Eltern und Lehrer einst für richtig hielten.

    Klar, das Risiko gehst du immer ein.
    Was sollte falsch daran sein, hinzuzulernen und festzustellen, dass etwas, das man als junger Mensch engagiert vertreten hat, sich später mit mehr Erfahrung und veränderter Sichtweise als nicht mehr haltbar erweist?!


    Kein Grund, einzufrieren und nach dem Motto zu verfahren: 'Wer sich nicht bewegt, macht auch nix falsch'.
    Das ist nämlich ein fetter Irrtum. :P


  • Die Schule hat seit jeher 'für das Leben' erzogen und nicht gegen die bestehenden Verhältnisse.
    Was meinste wohl, was mit Lehrern passiert(e), die dem offen zuwider handel(te)n?
    Vielleicht sagen dir in dem Zusammenhang die Begriffe Berufsverbot und Radikalererlass etwas?
    Abhörpraxis ist übrigens keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal von DDR-Staatssicherheit oder NSA. 8)
    Eine restriktive Erziehung war zu Zeiten von Prügelstrafe, elterlicher Allmacht und Kadavergehorsam deutlich schwieriger infrage zu stellen als heutzutage.
    Aber sie enthebt den Einzelnen doch nicht des eigenen Denkens und des kritischen Hinterfragens. ;)

    Das ist mir schon alles klar. Ich finde dennoch das es eine ganze Ecke liberaler sein könnte. Sowas muss eine Demokratie doch vertragen, oder? ;)


    Viele Fragen, die ich an meine Eltern und Lehrer gestellt habe, wurden bis heute nie von ihnen beantwortet. Sie kannten die Antworten bestimmt, aber sie trauten sich nicht diese auszusprechen. Da ist also durchaus noch viel Luft nach oben.


    Natürlich kann man auch unabhängig von der Pädogik, von der man geformt wird, frei denken. Aus meiner rein subjektiven Sicht wird das allerdings von zu wenigen und viel zu selten gemacht. Ich fühle mich jedenfalls mit meinen Fragen oftmals sehr einsam :D


    Jo. Denken ist durchaus nicht immer das reine Vergnügen. Aber Generationen vor dir und mir waren auch jeweils Kinder ihrer Zeit und haben es fertig gebracht gegen den Zeitgeist zu reflektieren, kritische Fragen zu stellen und Alternativen zu entwickeln. Trotz der Eingeschränktheit von Kommunikation und dazu noch geprägt von Gottesfurcht und Autoritätsglaube...

    Da gab es zum einen allerdings auch mehr Unterdrückung, von der man sich aus der Not heraus befreien musste. Da wurde noch viel mehr gehungert, gelitten und gestorben. Dagegen wirken unsere Probleme ziemlich lächerlich.


    Zum anderen haben deren Veränderungen aber auch ziemlich lange gebraucht und waren nur unter äußerster körperlicher und psychischer Anstrengung (zB Krieg) durchzusetzen. Die moderne, technologisierte Welt ist zum einen bequemlicher, zum anderen aber auch wandelbarer geworden. Früher hielten Imperien Jahrtausende, heutzutage wär man über ein Jahrhundert ganz froh.


    Was sollte falsch daran sein, hinzuzulernen und festzustellen, dass etwas, das man als junger Mensch engagiert vertreten hat, sich später mit mehr Erfahrung und veränderter Sichtweise als nicht mehr haltbar erweist?!


    Kein Grund, einzufrieren und nach dem Motto zu verfahren: 'Wer sich nicht bewegt, macht auch nix falsch'.

    Auch hier ist wieder die zeitliche Komponente entscheidend. In unserer schnelllebigen Welt haben Ideen von Richtigkeit bei weitem nicht mehr die Haltbarkeit von früher. Wenn man heute an das richtige glaubt, kann einem morgen jemand schon im Internet erzählen, warum man falsch liegt. Man hat garnicht mehr die Möglichkeit eine Idee zu einer Ideologie auszubauen.


    Ich habe selber das Gefühl, daß ich alle paar Wochen einige Meinungen von mir wieder verwerfen muss, weil ich schon wieder neue Fakten gelernt habe. Es geht einfach zu schnell. Mein Großvater war noch sein ganzes Leben lang überzeugter Sozialist. Könnte man sich heutzutage noch so jemanden vorstellen? Menschen, die so verbohrt vom Guten überzeugt sind, sind nicht mehr sonderlich beliebt. Man erwartet also sogar, daß wir keine Ideologen mehr sind. Unsere Kanzlerin ist das perfekte Synonym dafür :)


    Ansonsten werden wir wohl erstmal weiterhin lernen müssen mit der modernen Wissensgenerierung und Informationsüberflutung umzugehen. Das ist alles noch sehr fordernd.

  • Es gab immer schon Jugendliche, die sich ausschließlich um ihr privates Fortkommen kümmerten. Heute sicher mehr als in den siebziger oder achtziger Jahren.


    Als Liberale (parteilos) kann ich nur sagen: Es gibt keine endgültigen Wahrheiten. Der Mensch kann irren. Noch im Spätsommer 1989 glaubten selbst Konservative nicht, dass die DDR kollabiert. Rechte hielten an der Einheit als Fernziel fest; Linke hielten sie für eine Illusion (Ausnahmen gab es auf beiden Seiten).


    Wenn deine Generation sich mit den neuen Medien politisch engagiert, ist das doch okay. Und wenn nicht, ist das deine Sache. Es gibt keine jugendliche Verpflichtung zur Radikalität.


    Wohin massenhafte Dummheit führt, haben viele 68er bewiesen. Sorry, aber die Interviews mit Rudi Dutschke, die ich gesehen oder gelesen habe, weckten Zweifel bei mir. Ich fragte mich, was dieser Typ eigentlich will. Ho-Ho-Ho...im Chor zu skandieren - echt beeindruckend.


    Übrigens gab es keine Berufsverbote. Wer Beamter werden möchte, muss sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennen. Als Mitglied in der DKP, bei den Maoisten oder Trotzkisten geht das nicht. Das Bekenntnis zu den freiheitlichen Werten unserer Verfassung ist eine subjektive Zulassungsschranke und mit Art 12 GG (Berufsfreiheit) vereinbar.


    Ich räume aber ein, dass manche Bundesländer (Bayern) da auch schon mal gegen die Verfassung verstoßen haben. Die Bajuwaren wollten einen KDV nicht zum Lehrer machen.

  • Klar, offenkundige Unterdrückung, noch dazu verbunden mit wirtschaftlicher Not, provoziert eher und heftiger Widerspruch als Ungerechtigkeit oder Willkür in satten Zeiten.


    Es ging auch nicht um Ideologien, HoHoHo-Skandierung oder gar 'endgültige Wahrheiten'.
    Was zuvor als richtig galt, kann
    , vor allem in Notzeiten, auch abgelehnt werden, ebenso wie das zuvor für falsch Gehaltene dann bejaht wird. Kardinal ("Jüppchen") Frings, der das Stehlen in Notzeiten
    (fringsen) als sündenfrei absegnete , wird nicht ohne Grund von den Kölner Katholiken bis heute verehrt.


    Mir hatte sich die Frage nach dem offenen Engagement gestellt angesichts der bekannten Verstöße gegen das, was gemeinhin unter Ethik und Moral verstanden wird.
    Selbst unter Berücksichtigung von Wertewandel und Schnelllebigkeit gibts ein paar Größen, die bislang unbestritten als Richtschnur galten, wie beispielsweise Ächtung von Gewalt, Mord, Bereicherung auf Kosten Anderer, Verletzung der Privatspäre u.a.m.


    Mag sein, dass ich verpasst habe, weswegen dies nun nicht mehr gelten sollte, dann bitte ich um Aufklärung.
    Aber solange wir diese auf der 'Goldenen Regel' basierenden Maßstäbe als Basis unserer Gesellschaft und unseres Gemeinschaftslebens definieren, wünsche ich mir, dass es Menschen gibt, die für die Einhaltung dieser praktischen Ethik eintreten.


    Und weil aus meiner Erfahrung junge Menschen häufig aktiver, direkter und unverblümter sind als die älteren Generationen, habe ich die Frage nach dem offenen Engagement so gestellt:

    Zitat

    Was ist los, verdammt noch mal.
    Kein Gespür mehr für Moral und Ethik?
    Wo sind sie geblieben, die -jungen- Querdenker, die für ihre Überzeugungen einstehen, massenhaft, öffentlich sichtbar und nicht zu überhören?


    Das sollte ältere Semester keineswegs ausschließen. ^^



    PS
    Jede Gesellschaft wird denjenigen ausgrenzen, der sie in Frage stellt. Da in Deutschland die Schulen überwiegend in öffentlicher Hand sind und die dort Unterrichtenden bislang mehrheitlich beamtet, hat es de facto durchaus Berufsverbote gegeben. Ermöglicht wurde dies durch den sogenannten 'Radikalenerlass'(siehe #5), und begünstigt durch die damals ausgeprägte -ich nenne es mal sehr verkürzt- staatliche RAF-Abwehr.

    Zitat

    Das Prinzip der Wehrhaften Demokratie wurde dafür zur Rechtfertigung herangezogen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Heinz Kühn (SPD) setzte die Betroffenen pauschal mit den Terroristen der Rote Armee Fraktion gleich
    (Wikipedia)

  • Jede Gesellschaft wird denjenigen ausgrenzen, der sie in Frage stellt. Da in Deutschland die Schulen überwiegend in öffentlicher Hand sind und die dort Unterrichtenden bislang mehrheitlich beamtet, hat es de facto durchaus Berufsverbote gegeben.


    Stimmt. Wie ich finde zu Recht.
    Kinder sollten nicht von Extremisten unterrichtet werden. Dass der Staat keine Leute anstellt und bezahlt die ihn bekämpfen ist eigentlich logisch.
    Auf der anderen Seite frage ich mich, weshalb jemand der gegen diesen Staat ist, sich von ihm aushalten lässt oder lassen will. Irgendwie inkonsequent.


  • Meine Antworten zum Thema Schule, Erziehung und Systemkritik bezogen sich auf Heinz' Äußerung:

    Zitat

    Die Schulen erziehen uns immer weniger zu Freigeistern als viel mehr zu funktionierenden Entitäten.


    :S

    Dass der Staat keine Leute anstellt und bezahlt die ihn bekämpfen ist eigentlich logisch.


    Mittlerweile gibt es in Deutschland eine ganze Anzahl von Privatschulen. Das war vor Jahren noch nicht so. Daraus erklärt sich, dass Anwärter auf den Lehrerberuf per se auch Beamtenanwärter waren/sind, ohne besondere sonstige Vorgaben. Ohne den Beamtenstatus war es nahezu unmöglich, den erlernten Beruf auszuüben.
    Mitglieder von regierungs- oder systemkritischen Organisationen wurden seinerzeit häufig einem Pauschalverdacht unterstellt und in die Nähe der damals aktiven RAF gerückt - ohne weitere Beweisführung.
    Das führte zu erheblichen Ungerechtigkeiten, Protesten und Gerichtsverfahren.
    In der Folge wurde der Radikalenerlass als überzogene, pauschalierende Reaktion des Staates* auf eine begrenzte Anzahl von Terroristen Mitte der 70er Jahre gekippt.


    * Erinnert an die US-amerikanischen Reaktion auf die Terroranschläge vom 11.September -natürlich im deutschen Miniformat- Beweisfälschungen, Abhören privater Telefonate und Öffnen von (damals noch Brief-) Post inclusive.
    Keine gute Zeit. :(




    Zitat

    Er (der Radikalenerlass) wurde 1976 von der Regierungskoalition aus SPD und FDP einseitig aufgekündigt, als politisch keine Einmütigkeit mehr darüber bestand und auch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes 1975 keine Klarheit gebracht hatte. Seitdem gehen die Landesregierungen eigene Wege.
    Die Kampagne gegen die Praxis der „Berufsverbote“ wurde auch im Ausland unterstützt, von François Mitterrand, dem Vorsitzenden der Sozialistischen Partei Frankreichs, von Jean-Paul Sartre, der Russell-Stiftung. Die Bezeichnung „Berufsverbot“ war zwar juristisch nicht begründet, hat aber als griffiges Schlagwort auch Einzug in andere Sprachen gefunden (so zum Beispiel in Frankreich[1]).
    Wikipedia



    PS:
    Nicht nur für Historiker interessant:

    Zitat

    Radikalenerlass von 1972
    Nazis rein, Linke raus
    Was steckte hinter dem heftig umkämpften Radikalenerlass von 1972? Ein junger Historiker hat sich die Debatte noch einmal angeschaut und kommt zu überraschenden Einsichten von Gunter Hofmann
    Quelle

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