Nazi oder Widerstand?

  • Machen wir es mal einfacher.



    Fragt mal den Spiegel, wie es in der DDR war, Widerstand gegen das Regime zu leisten. So ganz bescheiden.


    Meine Mutter ermahnte mich im Dritten Reich immer "Ess, Ess, verbrenn dir nicht die Schnüss." Ich dachte immer, sie wolle mich zum zügigen Essen ermahnen. Ich staune immer noch, dass mein Vater als Pg das hingenommen hat. Ganz streng genommen, hätte er das anzeigen müssen.

  • Antwort eines alten Mannes: meine Großmutter mütterlichseits, deutsch, durfte wöchentlich auf die Bürgermeisterei um das Gegenteil zu behaupten.Nach einem der Attentate hatte sie öffentlich bedauert, dass es Hitler überlebt hatte. Sie selbst überlebte das wahrscheinlich nur, weil sie zwei kleine Kinder (darunter meine Mutter) und einen Mann an der Front hatte.Ich habe Hochachtung vor dieser Zivilcourage, ebenso Hochachtung vor den Widerstandskämpfern im Warschauer Ghetto


    Ich habe nicht gefragt was deine Mutter getan hat, sondern wie du dich persönlich einschätzen würdest. Da du aber Hochachtung vor den Widerstandskämpfern hast würde ich dich nun eher bei den potentiellen Nazis einordnen. Hochachtung hat man nur vor etwas, was man selbst nicht ist. Selbiges gilt eben auch für mich. Ich habe diese Hochachtung vor den Widerstandskämpfern, weil ich mich selber für zu feige halte so etwas zu tuen.



    Bisher haben 3 Leute für den Widerstandskampf gestimmt, aber keiner von denen hat sich bisher offenbar dazu geäußert. Sind das Trolle gewesen oder Missklicks? :(


  • Ich habe nicht gefragt was deine Mutter getan hat, sondern wie du dich persönlich einschätzen würdest. Da du aber Hochachtung vor den Widerstandskämpfern hast würde ich dich nun eher bei den potentiellen Nazis einordnen. Hochachtung hat man nur vor etwas, was man selbst nicht ist. Selbiges gilt eben auch für mich. Ich habe diese Hochachtung vor den Widerstandskämpfern, weil ich mich selber für zu feige halte so etwas zu tuen.



    Bisher haben 3 Leute für den Widerstandskampf gestimmt, aber keiner von denen hat sich bisher offenbar dazu geäußert. Sind das Trolle gewesen oder Missklicks? :(

    Die Verknüpfung kann ich nicht nachvollziehen.Wenn ich Hochachtung oder Respekt vor einer Leistung oder einem Menschen habe, ist das für mich ein erstrebenswertes Ziel. Ich kann auch durchaus Hochachtung vor etwas haben was ich selber leiste, eben weil ich die Anstrengung kenne und zu würdigen weiß. Die eigentliche Frage, ob ich im Naziregime Widerstandskämpfer, stiller Mitläufer oder aktiver NS-Scherge gewesen wäre, kann ich nicht beantworten.Bei der genannten Situation im Warschauer Ghetto wäre die Entscheidung eher leicht, da gab es nichts zu verlieren. Als Wohlstandsbürger mit Familie, Kindern, etc. sieht die Sache schon ganz anders aus.

  • Da du aber Hochachtung vor den Widerstandskämpfern hast würde ich dich nun eher bei den potentiellen Nazis einordnen.


    Das kann ich auch nicht nachvollziehen. Ich denke auch nicht, dass ein Nazi Hochachtung hatte beispielsweise vor Mitgliedern der Résistance. Ich habe Hochachtung vor den damaligen deutschen Jagdfliegern, also wäre ich eher Widerstandskämpfer?
    Ich habe meine Bewertung abgegeben. Dazu habe ich erklärt, dass ich einen ähnlichen Weg eingeschlagen hätte wie heute, weil mich militärische Fliegerei fasziniert.
    Hochachtung vor etwas oder jemandem beinhaltet m. E. nach das eigene Bestreben, es dem Hochgeachteten nachzumachen, zu überflügeln wenn ich dazu in der Lage bin.
    Also beinhaltet Hochachtung vor den Widerstandskämpfern doch eher die Wahrscheinlichkeit, dass man sich dem Widerstand anschließt, sobald sich die Gelegenheit bietet.

  • ich erinnere mich noch an eine Autofahrt auf der A5 , anno Anfang 80 unterwegs zur Startbahn West, zu fünft in der Ente, das typische Klischee, als uns ein Polizeibus überholte. Wir sahen nur geballte Fäuste und Drohgebärden, auf Anti-Akw Demos war es ähnlich. Heute hat ein Nachdenken begonnen, insofern hat sich der Widerstand gelohnt, trotz damaliger Beschimpfungen.Natürlich ist dieser Widerstand nicht vergleichbar,bei mir ging es maximal um Wasserwerfer, niemals um das leben

  • Ich kann auch durchaus Hochachtung vor etwas haben was ich selber leiste, eben weil ich die Anstrengung kenne und zu würdigen weiß.

    Wenn du aber die Hochachtung vor deiner erbrachten Leistung als Widerstandskämpfer hast wirst du selber nicht mehr so viel Hochachtung vor Widerstandskämpfern haben, die ähnliches oder weniger geleistet haben als du. Stolz zu empfinden bedeutet auch immer, daß man seine Umgebung abwertet. Die Wahrscheinlichkeit, daß man als Nicht-Widerstandskämpfer (also nicht zwingend Nazi) Hochachtung für Widerstandskämpfer empfindet ist also höher.


    Ich denke auch nicht, dass ein Nazi Hochachtung hatte beispielsweise vor Mitgliedern der Résistance.

    Warum denn nicht? Man kann doch auch Hochachtung vor seinen Feinden haben. Goebbels hatte im Nachhinein auch gerne seine Hochachtung vor Churchills Rhetorik. Das hat er natürlich nie offen kundgetan, aber das waren nunmal seine echten Gefühle. Genauso kann ein Nazigeneral Hochachtung vor Widerstandskämpfern und Seperatisten haben, wenn sie dementsprechend gut kämpfen. Ehre hat auch diesen Leuten hin und wieder etwas bedeutet.
    Gut, vor La Resistance hatte sicher niemand Hochachtung, weil die franzosentypisch nichts gerissen haben. Ist also ein schlechtgewähltes Beispiel :)

  • Das kann ich für mich nicht beantworten. Ich denke, es kommt außer dem eigenen Denken und Wollen auch auf das Umfeld an, in dem man gelebt hätte. Vielleicht hätten damals Leute schon den Wunsch gehabt, Widerstand zu leisten, wußten aber nicht wohin damit. Als Einzelkämpfer ging jedenfalls nichts. In diesem Klima allgemeinen Mißtrauens, hätte es dafür schon die Einbindung in eine Gruppe gebraucht. Ob ich den Mut gehabt hätte, aktiv Widerstand zu leisten, weiß ich nicht. Das Risiko war groß. Wenn ich Kinder gehabt hätte, hätte ich das wahrscheinlich nicht gewagt. Ich kenne persönlich Leute, die waren vorübergehend in Dachau (bevor es ein Vernichtungslager wurde) zwecks "Umerziehung", die waren von der SPD und meine verstorbene Großmutter schrieb 1941 in das Buch "Mein Kampf" unter den Namen des Verfassers "der größte Massenmörder aller Zeiten" , dabei war der Opa aber ein Nazi. Mir wurde erzählt, daß die Bevölkerung sehr wohl Bescheid über die KZ wußte und was dort passiert. Man hat es sich hinter vorgehaltener Hand erzählt. Ich könnte mir von mir vorstellen, daß ich ziemlich verzweifelt unter den Nazis gelitten hätte, ohne den Mut zum Widerstand aufzubringen. Aber vielleicht hätte ich es nicht ausgehalten und doch irgendwo etwas gesagt und wäre verhaftet worden. Keine Ahnung, ich bin froh, daß ich es nicht erleben mußte.

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