Nazi oder Widerstand?

  • Wärst du in den 30er Jahren ein Nazi oder ein Widerstandskämpfer geworden? 5

    1. Nazi/Mitläufer (4) 80%
    2. Widerstandskämpfer (1) 20%

    Mal eine kleine Umfrage um zu sehen, wie sich der heutige Deutsche so einschätzt. Stellt euch vor, ihr wärt in den 30er Jahren in einem einigermaßen mündigen Alter gewesen und die Geschichte wäre genauso so verlaufen, wie sie nunmal verlief. Was hättet ihr eurer Einschätzung nach getan? Wärt ihr selber Nazis geworden? Hättet ihr euch schön weggeduckt und mitgemacht? Oder hättet ihr tatsächlich den Mut gehabt dagegen anzukämpfen?
    Gerne auch mit ausformulierten Begründungen :)

  • Ich hätte sicher den gleichen Weg eingeschlagen, den ich "heute" bestritten habe. Im 3. Reich wäre ich sicher Jadgflieger geworden, und wäre überzeugt gewesen, für die gerechte Sache die Tommys vom Himmel zu holen. Davon kann ich mich, wenn ich berücksichtige, wie meine Eltern aufgewachsen und früh geformt wurden, leider nicht frei machen.
    Die gerechte Sache ist nach einem Konflikt allerdings nur dem Sieger vorbehalten.

  • Mein Großeltern hielten Hitler für einen Spinner. Die Familie war großbürgerlich, protestantisch. Mein Großvater war zwar nicht in der Partei, war aber dennoch im Krieg und konnte auch nicht verhindern dass seine Söhne beide dorthinein ziehen mussten. Meine Mutter sah eher aus wie eine Jüdin und fühlte sich alleine deswegen schon nicht teutsch. Mich hätte es je nach Alter innerlich zerrissen, ob ich den Mut gehabt hätte eine jüdische Freundin zu verstecken, ich weiß es nicht. Ich denke, es gibt eine Grenze des Erträglichen, die dann erreicht ist, wenn man sich so weit verbogen hat, dass man nicht mehr in den Spiegel schauen kann. Wo diese Grenze liegt entscheidet jeder selbst.


    Ich hatte eine sehr intelligente, liebe, türkische Freundin, die einfach verschwunden ist eines Tages. Sie hat sich von mir verabschiedet ohne dass ich wußte, dass es ein Abschied war. Hätte ich ihr vlt. helfen können, war ich feige? manchmal denke ich ja. Also keine Heldin :thumbdown: , obwohl ich auch schon rettend für jemand in einen Fluss gesprungen bin.



    Es gibt heute Situationen, z.b. wenn ich Bettlern auf der Straße begegne, die ihre Verstümmelungen offen legen, in denen ich sehr wütend werde, wütend darüber, dass diese Menschen so leben müssen, dass sie obendrein wahrscheinlich noch benutzt werden, dass das mitten unter uns geschieht, wütend dass alle vorbeigehen, auch ich. Ja wütend, aber ich weiß nicht wohin mit dieser Wut.

  • nach dann mach mal den Anfang du Jungspund, deine Generation wird nicht ausgenommen, gerade heute nicht.


    Warum hast du nicht gleich den Anfang gemacht und forderst mich stattdessen auf, anonymer Unbekannter?


    Ich jedenfalls habe für die Nazis gestimmt. Ich könnte mir sogar vorstellen, daß ich nicht einfach nur Mitläufer geworden wäre, sondern ab einem bestimmten Zeitpunkt sogar in die Partei eingetreten wäre. Vielleicht sogar um Politik zu machen, aber vor allem um mir ein paar Vorteile zu sichern. So wie Oskar Schindler zum Beispiel. Das wäre sicher auch alles solange toll gewesen, wie ich an den Endsieg hätte glauben können. Ich glaube danach wäre mir der Arsch ordentlich auf Grundeis gegangen, hätte mich erschossen oder so.


    Moralisch hätte ich wohl zu Anfang nur wenige Bedenken gehabt. Ich bin im Grunde auch nur ein Durchschnittstyp und deswegen bin ich mir auch selbst am Nächsten. Dazu habe ich diesen Tick für mich großaufgezogene Dinge zu begeistern. Wenn Menschenkollektive etwas Großes bewerkstelligen will ich am liebsten auch immer dabei sein. Wenigstens als Beobachter. Die Zahl der Toten erhöht die Größe eines Unternehmens ja nur noch, also hätte mich das wohl auch erstmal bekräftigt (unter der Vorraussetzung, daß ich nicht unbedingt persönlich, privat oder familiär davon betroffen gewesen wäre). KZ-Aufseher wäre ich aber sicher nicht geworden. Wenn ich den Menschen in die Augen sehen muss werde ich schwach. Soldat wäre für mich sowieso nichts. Ein klassischer Feigling. :)

  • Mal eine kleine Umfrage um zu sehen, wie sich der heutige Deutsche so einschätzt. Stellt euch vor, ihr wärt in den 30er Jahren in einem einigermaßen mündigen Alter gewesen und die Geschichte wäre genauso so verlaufen, wie sie nunmal verlief. Was hättet ihr eurer Einschätzung nach getan? Wärt ihr selber Nazis geworden? Hättet ihr euch schön weggeduckt und mitgemacht? Oder hättet ihr tatsächlich den Mut gehabt dagegen anzukämpfen?
    Gerne auch mit ausformulierten Begründungen :)




    Gibt’s keine dritte Möglichkeit?

  • Es gibt sicher noch tausend Möglichkeiten. Ich will aber wissen, wie man nun zwischen diesen beiden sich vermutet. Jemand hat auch schon für den Widerstandskampf votiert. Da würde mich mal besonders dessen Begründung interessieren.


    Und der unregistrierte alte Mann ist mir nun auch etwas schuldig :)

  • Antwort eines alten Mannes: meine Großmutter mütterlichseits, deutsch, durfte wöchentlich auf die Bürgermeisterei um das Gegenteil zu behaupten.Nach einem der Attentate hatte sie öffentlich bedauert, dass es Hitler überlebt hatte. Sie selbst überlebte das wahrscheinlich nur, weil sie zwei kleine Kinder (darunter meine Mutter) und einen Mann an der Front hatte.Ich habe Hochachtung vor dieser Zivilcourage, ebenso Hochachtung vor den Widerstandskämpfern im Warschauer Ghetto


  • Welche denn?
    Nenn sie uns.




    Tex, ins Kloster gehen.





    Es gibt sicher noch tausend Möglichkeiten. Ich will aber wissen, wie man nun zwischen diesen beiden sich vermutet. Jemand hat auch schon für den Widerstandskampf votiert. Da würde mich mal besonders dessen Begründung interessieren.


    Und der unregistrierte alte Mann ist mir nun auch etwas schuldig :)


    Dass ist so leicht gesagt, viele wollten den Regime nicht folgen.
    Hier spielen auch der Selbstbehalt und die Angst eine große Rolle.

    Wer vermögend ist, hat sicher mehr Möglichkeiten.

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