Bin ich integriert???

  • Nachdem LADYPOWER ein Link veröffentlich hat, in dem ich mich im Ksta-Forum beschrieben habe und der anschließenden Resonanz darauf, setze ich diesen Text auch hier rein :
    Ich nehme ein paar Absätze raus, die waren damals einem anderen User gewidmet, den es nicht mehr gibt.



    Na dann bin ich ja mal gespannt, wie man "mich" beurteilt...

    Meine Integration:


    Ich bin, meiner Meinung nach, tatsächlich integriert, aber halt nicht assimiliert.


    Ich habe einen türkischen Pass, somit bezeichne ich die Türkei als meine "Heimat", weil ich auch sicherlich vorhabe meine "Wahlheimat Deutschland" irgendwann wieder zu verlassen...


    Ich bin der typischer Almanci (Deutschländer), der weder hier so richtig zu Hause ist, noch in der eigenen Heimat......aber in erster Linie geht es nunmal um das eigene Wohlbefinden...und wohl fühle ich mich in beiden Ländern.....
    auch wenn ich hier sehr sehr oft als "ALI" "MOSLEM" oder "TÜRKE" angesprochen werde, anstatt man meinen Namen ausspricht....;
    auch fühle ich mich in der Türkei wohl, auch wenn man mich dort "Deutschländer" (Zuzügler) nennt....


    Was kann ich eigentlich machen? Eigentlich doch nichts, ausser es über mich ergehen zu lassen, 90% derjenigen, die diese Ausdrücke benutzen, meinen es ja auch gar nicht negativ, doch die 10% die es negativ meinen, filtere ich heraus....


    Ich bin als "Gast" geboren, in Deutschland, auch wenn ich mit der Zeit die deutsche Sprache besser beherrschte als meine "Muttersprache/Familiensprache", wurde ich nie als einer von "Euch" angesehen, auch nicht als Kind, wo ich doch damals nichts mit Politik am Hut hatte...


    Mein Vater gab mir folgendes mit....."LERNEN; LERNEN; LERNEN"...
    Die Sprache ist das Wichtigste, die Bildung ist das Wichtigste, der Erfolg kommt dann sowieso sagte er immer wieder.....
    je älter ich wurde, desto detaillierter wurden die Gründe, warum er wollte, dass ich lerne und erfolgreich sein sollte....


    "Es gibt in einem Land, welches "UNS" als Gäste, Gastarbeiter sehen, immer Menschen, die uns nicht ausstehen können, die ein Vorurteil gegen uns pflegen".....sagte er mir immer.....
    Die Sprache musst du beherrschen, um dich gegen sie zu wehren, sagte er.....


    Ich began das auch selber zu spüren.....je älter ich wurde.....der Erfolg machte mich bei manchen meiner deutschen "Freunde" immer unbeliebter.....


    "DerTuerke" fing mit der Schule an.....verpasste jedoch den Kindergarten, weil der Vater "geschlafen" hat, ihn nicht angemeldet hat, weil er es nicht besser wusste....er kannte keine "Wartelisten", dachte, dass ein Kind mit 4 nunmal in den Kindergarten kommt, damals war das aber nicht so......
    Wer war schuld....ganz klar.....mein Vater....warum?....er war nicht integriert, konnte die Deutsche Sprache nicht, wollte Gastarbeiter sein, arbeitete wie ein bekloppter als Einzelverdiener, um es später mal in der Heimat besser zu haben, als vor der Einreise nach Deutschland....Er hat sich mit Deutschland niemals identifiziert, wusste aber auch, dass er nicht das Recht hatte für die Kinder mitzuentscheiden....also lag er keinem auf der Tasche und schuffte immer weiter, bis die Kinder selber entscheiden sollten...."Türkei" oder "Deutschland"


    Also musste "DerTuerke" sich durchbeissen, die verpasste zeit im Kindergarten bedeutete automatisch......keine Deutschkenntnisse....
    Somit war eine "normale" Schule nicht zu besuchen, wie denn auch....Dialog zwischen Lehrer und mir : Lehrer "Wie heisst Du denn?" Ich " Hääää??"....


    Der Rat der Lehrerin damals.....der Besuch einer Vorschule.....in einer katholischen Kirche....mit deutschen, aber auch mit türkischen Lehrern...
    Da wurde nicht gemalt, Sachunterricht oder Sport gemacht....5-6 Stunden am Tag nur MATHE und DEUTSCH


    Fazit.....es brachte verdammt viel....nach einem Jahr schon wurde "DerTuerke" auf die "normale" Schule aufgenommen und durfte sofort ab der 2. Klasse mitmachen, verlor keine Zeit und erkannte die Lehrerin wieder, die dieses Förderjahr vorgeschlagen hatte....


    Jetzt erst hatte er "deutsche" Schulkamerraden....manche von denen wurden zu "Freunden", manche halt nicht....kein Unterschied zu anderen Schülern, die keine Türken waren....


    Nur lernte er auch einige kennen, die er heute zu den 10% der Deutschen zählt .
    Es konnte halt nicht sein, dass ein Türke eine bessere Note im Fach "Deutsch" vorweisen könne, dass war ihre Theorie.....sie nannten das "Bevorzugung"...akzeptierten nicht, dass auch ein Türke "lernen" kann...


    Irgendwann war die schöne Schulzeit zu Ende....


    "DerTuerke" nahm ihnen den Ausbildungsplatz weg....."DerTuerke" wurde anschliessend auch noch übernommen, obwohl von 30 Azubis nur 6 übernommen werden sollten und "DerTuerke" einziger Türke war....wie konnte man nur einen Türken übernehmen, wo doch 29 "deutsche" Azubis auch bestanden hatten.....


    Schon wieder musste ich diese "Freunde" kategorisieren, sie in die Tonne der 10%-Deutschen stecken.....war aber überhaupt nicht schlimm, weil er wusste, dass es wichtiger ist, sich auf die anderen 90% der Deutschen zu fixieren, mit "ihnen" zu leben....


    "DerTuerke" hatte nun Arbeit, irgendwann eine Frau und Kind, konnte sich Dinge leisten, die viele seiner Landleute nicht leisten konnten, aber auch manche deutsche Familien nicht........
    Der Unterschied allerdings war, dass mir meine Landsleute den Erfolg gönnen konnten, jedoch meine deutschen erfolglosen Nachbarn/Bekannte nicht mehr...
    "Schau ma, n Türk hat es in meinem Land besser als wir Deutschen"....habe ich nicht nur einmal gehört...
    Also wieder ab in die Tonne...


    So habe ich tatsächlich einige deutsche "Freunde""Bekannte" verloren.....aber nicht weil ich irgendwie asozial war oder denen die Freundin ausgespannt habe.....nein......weil ich ihnen ein Dorn im Auge war....


    Mit der Zeit lernst du Freunde und Feinde kennen....


    Das ist aber nur ein Teil einer Geschichte, die nunmal so war....


    Jetzt kommt die eigentliche Integration "meiner Person"....


    Ich war dem Staate Deutschland immer dankbar, werde es auch immer bleiben.....habe mir nichts zu schulden kommen lassen, meinem "Gastgeberland" nie eine Last geworden......habe ihre Kultur respektiert, auch wenn ich sie nicht angenommen habe.....naja, bis auf einige.....bleibt nunmal nicht aus....trinke mir nunmal gerne einen beim Skat... ....den Fleiss, den Ehrgeiz auch, wofür Deutschland weltbekannt ist......


    Habe mich auch bei meinen Landsleuten unbeliebt gemacht, weil ich Deutschland geschütz habe.....ich hasse nämlich Menschen, auch eigene Landsleute, die sich lustig über das arbeitende Volk machen, sie es auch könnten, aber einfach nicht tun.......die "zinke" ich, völlig egal, ob Türke oder Deutscher, Italiener oder Grieche....


    Habe aber auch Landleuten geholfen, die jahrelang Steuergelder bezahlt haben, dann doch mal arbeitslos wurden und schon als "Last" angesehen wurden.....


    Wie/Was/Warum Mit-User hier im Forum über mich denken tangiert mich nicht allzusehr, dass es für mich viel bedeutender ist, wie ich in der Realität eingeschätzt werde......


    Da bin ich nämlich ein integrierter patriotische Türke mit kölschem Flair....


    und nur das zählt...

  • Die Eingangsfrage lautete: Bin ich integriert?


    Meine Antwort: Wenn ein Mensch in einem fremden Land aufwächst, dort die Schule besucht, die Sprache lernt, arbeitet, eine Familie gründet und am gesellschaftlichen Leben des Gastlandes teilnimmt (Zu Skat gehört unbedingt Kölsch!) ist dieser Mensch mit Sicherheit integriert.


    Auch, ohne dass dieser Mensch alle Gebräuche und Sitten seines Gastlandes übernimmt, (warum sollte er auch?) würde ich bei Dir, Türke, schon nicht mehr von Integration sprechen wollen. Da passt das tolle Fremdwort "Assimilation" besser.


    Ich zitiere hier mal die Wiki-Bibel: Empirisch
    steht die Verschmelzung einer Minderheit mit der Mehrheit im
    Vordergrund. Assimilation kann auf kultureller (Übernahme von Sprache,
    Bräuchen und Sitten), struktureller (Platzierung auf dem Arbeitsmarkt,
    im Schulsystem u. ä.), sozialer (Kontakt zu Mitgliedern anderer Gruppen)
    und emotionaler Ebene erfolgen.

  • @ "Compikoch",


    da haben Sie aber ein "heisses Eisen" angefasst: "Assimilation" mag der Türke sicher nicht gerne hören?


    Warten wir mal ab, was er dazu schreiben wird?


    GLP

  • Da bin ich nämlich ein integrierter patriotische Türke mit kölschem Flair....


    und nur das zählt...


    Ja, das zählt!
    Du bist ein Grenzgänger zwischen den Kulturen, da bist du nicht allein. Andere Grenzgänger erleben das auch, wenn vom Migrationshintergrund die Rede ist und sie lieber vom Migrationsvordergrund reden möchten. Ich kann das gut verstehen. Wäre ich jemals "ausgewandert", würde ich auch meine Wurzeln nicht vergessen wollen/müssen.


    Willkommen in Deutschland, Türke.


    Nur gemeinsam ist man stark. Den anderen "klein zu machen" war noch nie ein Zeichen von Stärke ...

  • Assimilation versus Integration ?
    Bitte nicht!


    Assimilieren sollte sich hier niemand müssen...nicht mal die 'Inländer'...:P
    Integration ist wünschenswert, ermöglicht sie doch den Missverständnis-ärmeren Umgang miteinander und bereichert die eigene Sicht beider Seiten.


    Und ob du integriert bist, Tuerke, wirst du durch deinen Alltag feststellen, nicht dadurch, dass wir 'stadtmännchen'
    dir dieses 'Prädikat' anheften oder verweigern...
    Willkommen im Forum!
    :thumbup:


  • In meinem Beitrag #1 ziemlich weit oben steht klipp und klar, was ich davon halte.


    Ich halte nichts von einem Assimilations-Zwang, sehe aber die Eigeninitiative in Sachen Integration als eine Pflicht an.

  • Die Frage habe ich explizit an das Forum gestellt.
    Ansonsten hast Du vollkommen recht.
    In meinem Alltag in Deutschland bin ich natürlich immer schon integriert gewesen.

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