Wie das Leben so spielt....

  • Geschichte einer „Inhaftierung“
    Ahnungslos und auf den guten Rat meiner Freundin begab ich mich zu
    meinem Hausarzt. Die dortige, freundliche Empfangsschwester, bat
    unverzüglich zur Blutdruckkontrolle.
    Sie misst und misst... und zieht die Brauen nach oben.
    „Also mit diesen Werten, müssen sie unbedingt zum Doktor rein!“
    Ja was glaubt denn die, warum ich hier bin? Um ihr bezauberndes Lächeln
    zu sehen? Ich soll ja auf Befehl der liebsten Freundin den Arzt
    konsultieren, um klären zu lassen, warum es mir momentan nicht so gut
    geht.
    Also nicke ich ihr zu und warte.... Es öffnet sich die Tür zum Sprechzimmer und heraus tritt... der Arzt, welcher
    mich freundlich begrüßt und ich könnte kotzen... mein werter Vermieter.
    Ich grüße ihn und seine Frau mit besonders freundlichem Lächeln. Was
    ihn zu energischen Schritten Richtung Ausgang treibt. „Tschüß auch!“
    Der Arzt hat inzwischen meine Akte ergriffen und bittet mich ins Zimmer.
    Nach dem freundlichen, was führt sie zu mir und einem gleichzeitigen Blick auf die Blutdruckwerte, eröffnete er das Verhör.
    Warum, weshalb, wieso....
    Getreulich beantworte ich die Fragen der Inquisition.
    Am Ende des Gesprächs und diversen Widersprüchen meinerseits, halte ich die Einweisung ins Krankenhaus in der Hand.
    Soweit, so gut, oder auch nicht. Also gehe ich nach Hause und packe das
    Nötigste zusammen und hake damit auch die Urlaubspläne ab. Shit
    happens! Ich rauche mir eine Zigarette...frustriert versuche ich so
    meine Unlust zu dämpfen.
    Mein Schatz karrt mich zum Krankenhaus. Er lässt mich aussteigen, denn ich mag keine Verabschiedungsarien.
    Ich werde ihn anrufen, wenn ich weiß, was los ist und wie es weiter geht.
    Jetzt ist warten angesagt. Irgendwann gefühlte 3 Stunden, später werde ich aufgerufen.
    Ein netter Assistenzarzt nimmt Blut ab, misst den Blutdruck und
    verabreicht mir eine Kapsel. Der Inhalt schmeckt nach Kräuterlikör.
    Kann ich mehr davon haben? Nein er geht nach draußen um das EKG Gerät
    zu holen.
    Mein EKG Protokoll ist perfekt... was wollen die eigentlich?


    „Also bekomme ich nun Tabletten und dann kann ich gehen?!“ „Das glaube ich wohl nicht! Sie bleiben vorerst hier!“
    Kurze Zeit später finde ich mich 10 Etagen höher, in einem
    Dreibettzimmer, welches durch mich zu 2 Dritteln aufgefüllt wird. Die
    Dritte vom Dreimäderlzimmer wird kurz nach mir angekarrt. Die erste
    Bewohnerin eine nette alte Dame scheint sich über Zuwachs zu freuen.
    Ich richte mich halbherzig ein...Klamotten in den Spind, und
    runter...Kippchen smoken. Schräge Blicke einer Schwester begleiten
    meinen Gang zum Lift.
    Wieder oben angekommen, erhalte ich Tabletten und eine Blutdruckmessung. Die Werte schenke ich mir...
    Sie sind jenseits von gut...und ganz weit davon auch noch.
    Mittagessen... die Tischgespräche drehen sich darum, dass wir alle
    nicht hier sein wollen. Meine Leidensgenossinnen sind beim Shoppen
    einfach umgefallen. Da habe ich es besser... ich könnte fliegen... auch
    ohne Red Bull.
    Ein sehr netter Doktor kommt und erklärt mir, wie man mit mir verfahren will.
    Aha!
    Will ich das?
    Nein!
    Muss ich das?
    Ja!
    Schätzchen kommt... und bringt mir die Verbindung zur Außenwelt. Meinen Laptop...und den Internetstick.
    Ich schicke Schatz relativ zügig wieder nach Hause. Es nervt mich,
    immer wieder zu hören, wärst du mal lieber ins Katholische gegangen, da
    ist alles besser. Ich bezweifle das! Schließlich ist dort unser Freund
    Lothar gestorben.
    Also dann doch lieber zu den Evangelen.
    Die Tage plätschern dahin. Untersuchungen... die ergeben ich bin fit
    wie ein Turnschuh! 24 Stunden Dauerblutdruckmessung. Das ist ganz was
    Feines! Mein Arm wollte absterben... Und in der Nacht, immer dann, wenn
    ich gerade am Einschlafen war... wurde ich von dem blöden Gerät wieder
    geweckt. Gegen Mitternacht habe ich mir eine Tablette geholt.
    Unsere Zimmergenossin wurde verlegt. Schade... wir konnten gut mir ihr lachen.
    Aber wir sollten nicht lange allein bleiben
    Eine Reiterin, vom Pferd gefallen! Das Pferd blieb unversehrt.
    Sie hat eine wunderschöne Gehirnerschütterung und wird am kommenden Tag entlassen...
    Sie musste dafür ertragen, dass wir sie immer wieder zum Lachen
    gebracht haben. Da sie ja ihre verlängerte Rückseite beim Sturz zur
    Landung missbrauchte, tat ihr das leider bei jeder Bewegung weh. Auch
    beim Lachen.
    Der kommende Tag bescherte mir fasten. Ich sollte zu einer Untersuchung nüchtern erscheinen.
    Nach 18 Stunden ohne Essen und Trinken, war dann die Untersuchung.
    Prima! Was man mir sagte wusste ich schon!
    Noch eine Stunde bis ich den Befund in Händen halte und damit 19 Stunden ohne Ernährung!
    Ganz schnell lieferte ich den Befund auf Station ab und floh Richtung Cafeteria.
    Nach einer essbaren Portion Kartoffelpü und Leber, Kaffee und Eis als Dessert ging es mir wieder gut.
    Schatz tauchte auf...und der niedliche Arzt. So hörte Schatz gleich mit, was ich auch schon wusste.
    Die kommende Nacht, ein Neuzugang... Ich nenne sie die Wanderoma.
    Die alte Dame war sehr verwirrt und wanderte in der Nacht von ihrem
    Bett zum Fenster, dann zu meinem Bett, um mich zu fragen, wo sie sei.
    Ich brachte sie zum Bett und sie legte sich wieder hin. Nur wenig
    später latschte die Oma wieder durch die Gegend.
    Ich klingelte nach der Nachtschwester, die ein Pfleger war. Der
    kümmerte sich und so bekamen Frau E und ich doch noch eine Mütze voll
    Schlaf.
    Hurra ich darf einen Ausflug machen!
    Nach Saarn zur Radiologischen Ambulanz. Die kenne ich schon.
    Man verstrahlt mich und macht Bilder von meinem Hals.
    Die Ärztin erklärt mir den Befund und ich freu mich nicht drüber.
    Da ist also ein Knoten auf meiner Schilddrüse, daher kommen meine
    Schluckbeschwerden, erklärt sie mir. Und dass es ein kalter Knoten ist…
    Der sollte in jedem Falle genauer kontrolliert werden, denn in 10% der
    Fälle könnte und so weiter. Da will ich gar nicht drüber nachdenken.
    Vermutlich werde ich mir das Ding einfach wegmachen lassen. Aber erst
    wird der Tablettenverbrauch eingestellt, so dass mein Blut mit
    vernünftiger Power durch die Arterien fließt.
    Der Taxidriver, ein netter älterer Herr deutschen Ursprungs, holt mich
    von der Praxis ab und wir fahren gemütlich uns über Musik und Reisen
    unterhaltend, zurück zur Haftanstalt.
    Hallo, ich bekomme sogar noch Mittagessen! Es ist auch genießbar!
    Anschließend kommt Schatz und wir eilen zur Cafeteria.
    Wenig später kommt der nette Doc zu mir aufs Zimmer und Schatz und ich
    erfahren, dass ich gegebenenfalls am nächsten Tag nach Hause darf.
    Im Zimmer hat derweil schon wieder einen neue Dame Einzug gehalten, die
    sofort monierte, dass die Tür zu schließen sei, weil es sonst zieht.
    Frau E und ich schauen nur genervt.
    Eine Mimose…ich denke mir „blöde Kuh“.
    Aber die Wanderoma durfte auf die geriatrische Abteilung. Danke…!!!
    Abschlußgespräch nach dem Abendessen … Morgen geht’s heim! Ich eile auf
    Station Sieben, mich von der netten Lady P zu verabschieden. Sie freut
    sich für mich und bedauert, dass sie von uns weg musste. Wir haben uns
    aber auch gut verstanden.
    Ich gehe mit einer Einladung zum Kaffee, wenn sie dann auch wieder zu Hause ist.
    Darauf freue ich mich schon. Sie weiss viel zu erzählen und hallo mit über 70 liest sie Literatur im englischen Original!


    Über die letzte Nacht verliere ich mal wenige Worte. Die begann, als
    wir das unerklärliche Pfeifen in unserem Zimmer lokalisiert hatten und
    der Meckertante das Hörgerät abgestellt wurde.
    Gepackt hatte ich schon und freu mich nur noch auf zu Hause und meinen Schatz.


    Troll dich!
    Abschlußvisite, Frühstück und weg war ich, nachdem ich den Raubritterzoll an der Kasse entrichtet hatte.


    Schlussbemerkungen:
    Sorge dafür, dass du allen wichtigen Freunden mitteilst, dass du im
    Krankenhaus deines freien Willens beraubt wurdest. Sie müssen anrufen
    um deine Laune zu heben.
    Genügend Kleingeld um dem Kantinenfraß zu entgehen, der für gesunde Ernährung ausgegeben wird.
    Flirte mit deinem zuständigen Arzt und den Pfleger, damit sie dir kleine Freiheiten erlauben.
    Z.B: Besuch einer Hochzeit
    Stell dich mit den Schwestern gut…lege eine gehörige Schleimspur, auch das erleichtert die Haft ungemein.
    Hau mit der Faust auf den Tisch, wenn das alles nix hilft. Eine gezielte Drohung das Krankenhaus zu wechseln, wirkt wunder…


    Und nicht zuletzt, der kommunikative Smokers Point ist nicht zu verfehlen...da trifft man Leute mit denen man sich prima unterhalten kann...
    Nun werde ich mich erholen und vom Krankenhaus genesen...Das Wetter passt ja...

  • Schöne Schilderung.


    Und als Privatpatient dauert das Ganze 9 Wochen.


    Wie sagte mein Internist 2008? "Gehen Sie eine Woche ins Krankenhaus und lassen Sie sich mal richtig verwöhnen!"


    Darauf kriegten wir Krach, und ich wechselte den Arzt.


    Der sprach es zwar nicht aus, entwickelte aber den Ehrgeiz, mich mit allen Ärzten Köln bekannt zu machen. Ein Besuch beim ihm kostete immer über 800 €.

  • Geschichte einer „Inhaftierung“


    Es nervt mich, immer wieder zu hören, wärst du mal lieber ins Katholische gegangen, da ist alles besser. Ich bezweifle das! Schließlich ist dort unser Freund Lothar gestorben.


    Also dann doch lieber zu den Evangelen.

    Schoen geschrieben.


    Aber immer ins Katholische, dann ist deren Sterberate groesser :wacko:

  • Boah, Opa.


    Maggie hat das ungute Gefühl im Krankenhaus gut rübergebracht. Wer kann schon im Krankenhaus gesund werden? Meist wird tatsächlich erwartet, dass man den eigenen Willen mit der Anmeldung abgibt. Und es bleibt natürlich die Frage, wieweit man besser als der Arzt beurteilen kann, was einem gut tut. Der Arzt ist aber auch nur ein Ratgeber. Absolute Sicherheit hat er nicht. Kann man ihm vertrauen, ist es gut ... wenn nicht, muss man weitersuchen/weiterfragen. Ist man von einer Therapie/Behandlung nicht überzeugt, wird sie kaum hilfreich sein ...

  • Was mich störte, war dieser Durchgangsverkehr auf dem Zimmer und endlose Wartezeiten, wegen schlechtem Timings.
    Die Ärtze waren durchaus vertraunenswürdig. Sie nahmen sich Zeit und anworteten auf Fragen nicht mit Fachchinesisch.
    Die Schwestern und Pfleger, fleißig und enorm überlastet...aber sehr nett.
    Ich glaube die Krankenhäuser müssen allesamt mal ihre Strukturen überprüfen...Was natürlich wieder an der Kostenfrage allgemein scheitern würde...

  • Ja, die endlosen Wartezeiten!


    Nach dem Motto: Du bist krank und hast sonst nix zu tun!


    In der REHA: 2 Stunden Therapie, schön zerhackt verteilt über den ganzen Tag. Viertelstunde auf dem Tretmobil. Samstag und Sonntag frei!


    Prima! Was macht man den ganzen Tag? Mit dem Rollstuhl unter dem Vordach stehen, rauchen und ab und zu mal quatschen.


    Ich habe später meinem Professor geschrieben, dass die 9 Wochen Krankenhaus, davon je 4,5 Wochen im Bett und im Rollstuhl, das Trauma meines Lebens waren! Wegen eines Haarrisses im Oberschenkelhals!

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