Meinungsfreiheit oder Recht auf Hetze ?


  • tagesspiegel.de



    Der Galgen, von einem wackeren deutschen Meinungsträger selbst gebastelt und für "Siegmar"(sic!) und "Mutti" reserviert, während einer PEGIDA-Demonstration stolz präsentiert und mit Jubel beklatscht, fällt, je nach Standpunkt, unter >> Form der Meinungsäußerung, >> Satire, oder >> Hetzerei.
    Ansichtssache?
    Im Falle eins und zwei wäre das Ding als harmlos einzustufen: Meinung steht jedem frei, Satire gilt als demokratisch legitimiertes Mittel Ironie-gestützter Kritik.
    Im dritten Fall jedoch bekäme der Galgen strafrechtliche Relevanz, sofern man das Machwerk und seine Widmung als Aufruf zu einer Straftat betrachtet.

    Es fragt sich halt, wie weit deutscher Polithumor gehen kann, wenn im Internet bereits unverhohlen zu Brandstiftung und Schlimmerem aufgerufen wird ... Politiker- und Helferadressen mit der Aufforderung, sich vor Ort zu 'treffen' veröffentlicht werden ... Flüchtlingsheime brennen - selbst dann, wenn sie bereits bewohnt sind ... und eine Kommunalpolitikerin mit dem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt wird, weil sie in
    ihrer Stadt für die Flüchtlingsbelange zuständig ist.

    Wie weit geht im Fall des oben erwähnten Galgenträgers das verbriefte Recht auf Meinungsäußerung, wo verläuft die Grenze zur unzulässigen Hetze?





    Karikaturen: Klaus Stuttmann

  • Galgenbauer im KZ vergasen? ^^


    Ich glaube nicht, daß eine makabre Protestform letztendlich auch politische Gewalt verursacht oder legitimiert. Rechte Gewalt gab es auch ohne einen vorhergehenden zivilen Protest. Oder hat die NSU ein Jahrzehnt lang gemordet, weil das mal besorgte Bürger gefordert hatten?

  • Warum das eine ODER andere?


    Wenn Meinungsfreiheit in einem demokratischen Rechtsstaat garantiert wird, muss es auch ein Recht auf Hetze geben. Wer nur seine Meinung aeussern darf, wenn die Meinung dem edlen Nachbarn gefaellt, dem wird die Gedanken- und Aeusserungsfreiheit genommen. Solange nicht zum Mord oder Gewaltaktionen gegen Menschen aufgerufen wird, ist es m.A. nach ok. Auch rassistische Bemerkungen sind kein Grund, sie zu verbieten.
    Nirgendwo auf der Welt wurde und wird Rassismus so intensiv gelebt wie in den USA. Vor Jahren gehoerte noch Suedafrika dazu.


    Entscheidend ist, ob auf verbale Attacken physische Gewalttaten folgen.


    Selbst, wenn jemand mit Mord droht, ist es nicht zwingend, dass er "vorsorglich" mal eben eingesperrt wird. Oder hat sich das in Deutschland schon geaendert ??

  • Rechte Gewalt gab es auch ohne einen vorhergehenden zivilen Protest. Oder hat die NSU ein Jahrzehnt lang gemordet, weil das mal besorgte Bürger gefordert hatten?


    Gut, dass du daran erinnerst: Rechte Gewalt gibt es schon länger, wurde aber "verdrängt". Der NSU und seine Unterstützer nutzten noch subversiv den "Untergrund", das hat sich heute geändert.


    Hetze gegen Minderheiten, zu denen die Flüchtlinge gehören, auch wenn es gerade anders aussieht, passt für mich gar nicht ins demokratische System der Meinungsfreiheit.



    Entscheidend ist, ob auf verbale Attacken physische Gewalttaten folgen.



    Stimmt. Und wenn zunehmend Asylbewerberunterkünfte brennen und Lokalpolitiker aufgrund von Drohungen zurücktreten, und eine Lokalpolitikerin mit Messer gezielt lebensgefährlich verletzt wird, fällt es mir schwer, da an eine zufällige Koinzistenz zu glauben.




  • Da mag es sicher Zusammenhänge geben, will ich auch nicht völlig abstreiten. Nur wo willst du die Grenze ziehen? Du kannst niemals zweifelsfrei feststellen welche Beiträge letztendlich zu welcher Gewalt führen.
    Nun pauschal sämtliche Meinungen zu verbieten, die zu Gewalt aufrufen, halte ich ebenfalls für fatal. Was ist, wenn wir irgendwann eine gewaltgetragene Revolution gegen die Eliten brauchen? Das sind diejenigen, die von einem Verbot von Gewaltansichten am meisten profitieren.

  • Verstehe ich das richtig?
    Hetze zur Gewalt sollte erlaubt sein, weil man diese Gewaltbereitschaft irgendwann für eine Revolution brauchen könnte??
    Wenn die Bevölkerung eines Landes sich entschließt, ihren "Eliten" eine Revolution entgegenzusetzen, wird sie das ohnehin kaum in Form von freundlichen Kamingesprächen tun. Deshalb muss man doch nicht -'übungshalber'- Menschen einer antisozialen, willkürlichen Hetzerei aussetzen und Gewalt gegen Schwächere ausüben.
    Reden wir hier von "Kollateralschäden"? ?(



    Wenn Meinungsfreiheit in einem demokratischen Rechtsstaat garantiert wird, muss es auch ein Recht auf Hetze geben.

    Dieses Denkmodell bleibt theoretisch.
    Eine Garantie auf freie Rede die auch rassistische Hetze mit einschließt, solange dabei nicht zum Mord aufgerufen wird? Letzteren explizit zu äußern ist doch gar nicht nötig.
    Zu allen Zeiten wussten Demagogen solche 'Plattitüden' zu umgehen und beschränkten sich darauf die Vorarbeit zu leisten. Sie nutzen die Macht des perfiden Wortes und überließen die brutale Praxis dem Mob. Hetze gegen eine bestimmte Person/Gruppe/Religion etc. - als Mobbing im Kleinen, Volksverhetzung im Großen - führt über kurz oder lang zu Aktionen ... escape wies bereits darauf hin.


    Wer behauptet, in einer Demokratie dürfe Jeder hemmungslos Alles sagen, hat Demokratie irgendwie falsch verstanden.(s.u.)




  • @ heinzi:
    das ist noch viel schlimmer: 90 % aller Deutschen finden also eine Minderheit scheisse ? ! Pfui Deibel. X(

    bin manchmal gern ein verbaler Rassist. Das macht Spass, gelegentlich zu verallgemeinern und seine Mitmenschen zu diffamieren. Bedenklich wird es dann, wenn dem voruebergehenden Gedankenausbruch Taten folgen.

    Eine Weltmacht z.b. schreibt sich die Menschenrechte auf die Fahnen und mahnt die sog. Schurkenstaaten an, doch bitte selbige einzuhalten.
    Im eigenen Land aber wird der Rassismus geradezu volkssportlich betrieben und staatliche Morde am eigenen Volk fuer gerechtfertigt gehalten.

    Kein Politiker in Deutschland spielt mit dem Gedanken, dieser teilweisen mittelalterlich denkenden Weltmacht den Ruecken zu kehren.

    Warum eigentlich nicht ?? :rolleyes:

  • Geht wohl ums Geld. Komplizierte Sache.


    Die dummen Amis sind in letzter Zeit wirklich hervorragend darin geworden Rassismus in allen Ländern der Welt anzuprangen und moralisch mit dem Finger zu wedeln. Man sollte diese Prediger aber bloss nicht darauf ansprechen, daß dieses Jahr in den USA über 500 schwarze Bürger von weißen Polizisten erschossen wurden. Das ist für amerikanische Dumpfbacken bei weitem nicht so rassistisch wie sich das Gesicht schwarz anzumalen. 8|

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