Der DebutRoman von Amy Brill ist mir zugefallen wie eine Sternschnuppe.
Bei Sternschnuppen fragt man nicht nach. Man sieht sie, oder man hat sie perpasst.
Ich habe das Buch gerne gelesen, obwohl der Umschlagentwurf Richtung "Frauenroman" zielt und das stößt mich eher ab. Falsches Kästchen.
Brill erzählt die Geschichte einer Frau des 19. Jahrhunderts. Da Brill sich auf eine historische Person beziehen wollte, hat sie ausgiebig recherchiert.
Dem Roman hat das aus meiner Sicht absolut nicht geschadet. Brill nähert sich sachlich-einfühlsam einer Lebensgeschichte, die mich oft schaudern ließ. Niemals nicht hätte ich mit Hannah tauschen wollen. Aber sie hat ohne Zweifel meinen vollen Respekt.
Die Protagonistin Hannah Price ist nicht nur intelligent und wissendurstig-zielstrebig, sie lebt als Frau eindeutig in der falschen Zeit und dann noch ausgerechnet bei den Qäkern mit ihren engen Regeln.
Da Hannah Price bedingt auch für Maria Mitchell steht, lernt man im Roman viel über Sterne.
Das gerät aber nicht zum Selbstzweck, denn immer wieder geht es besonders um Menschen.
Warum glauben Sie, dass es nur Weiß und Schwarz gibt, fragt der schwarze "Störenfried" Isaak, Seemann von den Azoren vorsichtig, den Hannah längst in ihr Herz geschlossen hat. Irgendwann, viel später, erkennt Hannah auch das Grau.
Mit Herz und Verstand ausgerüstet, meistert Hannah ihren Weg. Wie das gelingt, ist lesenswert.
Amy Brill, Die Frau, die Sterne fing
Rowohlt Verlag Hamburg, 2015
Originaltitel: The Movement of Stars