Wie hältst du's mit Pegida, AfD & Co ?

Nix Pegida ohne Islam ! Geht doch garnicht.
Aber an dieser Stelle ist eine detaillierte Debatte zum Islam als Religion und als politischem Motor für Gewaltakte nur bedingt möglich. Intensiver wird dieser Gedankenaustausch ohne den ganzen Pegida-Wust.8|

Außerdem scheint der Islam für das Gros der Demonstranten eine geringere Rolle zu spielen als bisher vermittelt. Statt dessen sei Pegida weit stärker von anderen Themen als der angeblichen Islamisierung bestimmt.
Vielmehr geht es um Unzufriedenheit mit der Politik, Kritik an Medien und Öffentlichkeit, sowie Vorbehalte gegenüber Asylbewerbern und Zuwanderern.
Allerdings sind bei 42 Prozent Vorbehalte gegen Muslime oder dem Islam besonders ausgeprägt, je 20 Prozent werden von Sorgen vor hoher Kriminalität durch Asylbewerber und Angst vor sozioökonomischer Benachteiligung geplagt.
Das behauptet eine aktuelle Studie der TU Dresden.

Zitat

Studie zu Pegida-Demonstranten
Die alltägliche Unzufriedenheit
Die TU Dresden befragte Pegida-Demonstranten – und kommt zu eindeutigen Ergebnissen.
Die „Islamisierung des Abendlandes“, wogegen sich Pegida angeblich richtet, spielt für mehr als drei Viertel der Befragten überhaupt keine Rolle.
Von Stefan Locke,

Quelle: FAZ

immewigger
Eine Befragung kann immer nur einen bestimmten Prozentsatz erfassen, und der verantwortliche Wissenschaftler sprach von einer "belastbaren Anzahl von Befragten". Reicht das nicht?
Die 'Süddeutsche' bringt Einzelheiten zum Ergebnis der Studie.

Nachwuchs für Pegida?

Sowohl in französischen als auch in deutschen Schulen müssen massive Störungen beim Gedenken an die Ermordeten der Pariser Anschläge stattgefunden haben - von Verweigerung und verbalen Angriffen bis hin zu Schmähungen der Opfer.

Zitat

Doch statt der Opfer zu gedenken, provozierten zahlreiche Schüler lieber: Sie störten die Gedenkminuten, machten sich durch lautes Summen bemerkbar oder bekundeten offen Sympathie mit den Terroranschlägen.[....]
Betroffen seien vor allem Schulen in Gebieten mit starken sozialen Spannungen, berichten Lehrer. Manche von ihnen wollten deshalb die Schweigeminuten von vornherein ausfallen lassen, gibt ein Ethik-Lehrer in Essonne zu: "Es ist hier unmöglich, eine Debatte darüber anzufangen."
Die französische Regierung dagegen will die Schulen stärker in die Pflicht nehmen, um Grundwerte des französischen Staates wie Meinungsfreiheit und die Trennung von Staat und Kirche zu vermitteln.

Probleme auch an deutschen Schulen
Auch in Deutschland gab es offenbar harsche Äußerungen von Schülern.[....] "Sie (die Ermordeten) haben es nicht anders verdient!"
Die Lehrerin .... "wie kann ein/e junge/r Kollegin/Kollege mit solch einer Situation fertig werden?
Hier ist neues, anderes Wissen erforderlich, auch Wissen über den Islam und demokratisches, politisches Bewusstsein und schließlich auch und vielleicht vor allem Training der eigenen Persönlichkeit in Richtung besonderer Besonnenheit, Klarheit, aber auch Mut und Stärke."

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Textauszug von hier

Mit der Schlussfolgerung der entsetzten Lehrerin sind wir beim Kernproblem angekommen - endlich!

Neues, anderes Wissen, auch Wissen über den Islam und demokratisches, politisches Bewusstsein und schließlich auch und vielleicht vor allem Training der eigenen Persönlichkeit in Richtung besonderer Besonnenheit, Klarheit, aber auch Mut und Stärke

fordert die Bremer Lehrerin, die erleben musste, wie Schüler eine Gedenkveranstaltung für die Ermordeten von Paris störten. Dasselbe wünsche ich mir angesichts der 'Pegida' Anhänger, die allmontäglich ihren Vorurteilen und diffusen Ängsten Ausdruck verleihen.

Höchste Zeit, sich der Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker zu erinnern, die er 1985 zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa gehalten hat.
Die Rede ist nun 30 Jahre alt, aber sie hat nichts, garnichts an Aktualität eingebüßt.

"Wir lernen aus unserer eigenen Geschichte, wozu der Mensch fähig ist.
Deshalb dürfen wir uns nicht einbilden, wir seien nun als Menschen anders und besser geworden.
Es gibt keine endgültig errungene moralische Vollkommenheit - für niemanden und kein Land!
Wir haben als Menschen gelernt, wir bleiben als Menschen gefährdet. Aber wir haben die Kraft, Gefährdungen immer von neuem zu überwinden.
[...]
Die Bitte an die jungen Menschen lautet:

Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Haß
gegen andere Menschen,
gegen Russen oder Amerikaner,
gegen Juden oder Türken,
gegen Alternative oder Konservative,
gegen Schwarz oder Weiß.
Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander.

Lassen Sie auch uns als demokratisch gewählte Politiker dies immer wieder beherzigen und ein Beispiel geben.

Ehren wir die Freiheit.
Arbeiten wir für den Frieden.
Halten wir uns an das Recht.
Dienen wir unseren inneren Maßstäben der Gerechtigkeit.
Schauen wir, [...] so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge."

Die Morde von Paris, weltweite Reaktionen hierauf, Pegida und No-Pegida-Demonstrationen und eine Morddrohung gegen den bekanntesten Pegida-Organisator verführen zu eiliger staatlicher Betriebsamkeit.
Aber sind die Verabschiedung umstrittener Gesetzesvorlagen zur Überwachung aller Bürger, Verbote von Versammlungen unter freiem Himmel und martialische Auftritte der Ordnungskräfte, auch auf leeren Dresdner Plätzen, wirklich angemessene Antworten der Staatsmacht?
Und wie gehen wir selbst mit -eigenen- Feindbildern, Verantwortlichkeiten und zunehmender politischer Gewalt um?

Das Gespräch von Jens Wernicke und Daniele Ganser bietet sowohl kritische Auseinandersetzung als auch eine Menge Hintergrundinformation.

Zitat

20. Januar 2015 um 9:22 Uhr
Der Terror von Paris und die globale Gewaltspirale

Die Morde von Paris haben umgehend nicht nur zu massenweise politischer Instrumentalisierung der Toten, sondern auch zu einem neuen „kollektiven Selbstverständnis“ geführt, das die Gefahr mit sich bringt, „die Barbarei“ im Sinne eines neuen Feindbildes vor allem „im Außen“ und bei „den anderen“ zu verorten, die eigene hingegen zu verschleiern und mehr denn je zu übersehen.

Und auch die eigentlichen gesellschaftlichen Konfliktlinien und Sollbruchstellen – beispielsweise eben jene zwischen „Oben“ und „Unten“ – geraten ob dieses neu testierten „Wirs“ rasch aus dem Blick.
Dabei stellt ein Nein dazu, sich mit dem Kollektiv aus Angela Merkel, Jens Stoltenberg, Matthias Döpfner, Benjamin Netanjahu, Ahmet Davutoglu und anderen solcher Art zu assoziieren, eben keine Absage an den Kampf gegen Armut, Gewalt und Terror dar, sondern wäre faktisch der erste Schritt hin zur Erkenntnis, die einen wirklichen Kampf hiergegen überhaupt erst möglich macht.
Zu den Hintergründen der Morde in Paris sowie zur „Barbarei der Zivilisierten“ sprach Jens Wernicke mit Daniele Ganser [*].

[....]
Aber gibt es denn nicht tatsächlich eine zunehmende Radikalisierung bestimmter oder gar einer ganzen Menge von Milieus, wodurch die Terrorgefahr steigt?
Natürlich gibt es eine Radikalisierung, wir stecken Mitten in einer riesigen Gewaltspirale und das ist alles andere als gut. In den nächsten 10 oder 20 Jahren müssen wir daher versuchen, aus dieser Gewaltspirale rauszukommen, die sich bereits jetzt immer schneller dreht. Und das können wir nur, indem wir Konflikte, die wir natürlich immer haben werden, ohne Gewalt lösen.

Wir kommen nicht aus der Gewaltspirale heraus, indem wir noch mehr muslimische Länder angreifen oder bombardieren oder in den NATO-Ländern den Überwachungsstaat ausbauen, was ja der frühere NSA-Mitarbeiter Edward Snowden vollkommen zurecht kritisiert hat.

Wenn wir die Gewaltspirale in aller Ruhe anschauen, besteht sie nämlich aus vielen verschiedenen Elementen. Wir haben in der Tat radikale gewalttätige Muslime. Das ist ein Problem. Im Nordsudan hat der muslimische Präsident Bashir alle „Nicht–Muslime“ als „giftiges Ungeziefer“ bezeichnet, Christen werden brutal vertrieben und auch getötet. Das ist ein Element der Gewaltspirale.

Ein anderes Element der Gewaltspirale ist aber auch die Folter der CIA, welche kürzlich aufgedeckt worden ist. Auch das ist ein ernstes Problem, da die CIA hier außer Kontrolle geraten zu sein scheint.
Da gibt es aber auch noch den Krieg von Frankreich und anderen NATO-Ländern gegen Libyen 2011, der 30.000 Tote forderte, die meisten davon Muslime. Und den illegalen Angriffskrieg von Großbritannien und den USA gegen den Irak 2003, der mehr als 100.000 Tote forderte, die meisten davon Muslime. Das sind schwere Verbrechen gegen die Menschheit und unverzeihliche Verstöße gegen das Völkerrecht.

Derzeit stehen nun die Kämpfe in Syrien und in der Ukraine im Fokus. Jede daran beteiligte Gruppe – die Christen, die Muslime, die Juden, die Hindus, die Buddhisten, die Atheisten – sollte dabei über den je eigenen Beitrag zur Gewaltspirale kritisch nachdenken, erst dann erkennt man, dass wir alle zusammen den Kessel einheizen.
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Quelle: Nachdenkseiten

Mit Pegida reden, oder es bleiben lassen? Das war und ist noch immer umstritten.

Der Vize-Kanzler hat die Frage für sich entschieden und besuchte 'als Privatmann' eine Diskussionsveranstaltung, an der Pegida Anhänger wie Gegner beteiligt waren.
Eingeladen hatte wie schon zuvor Frank Richter, Leiter der sächsischen Landeszentale für politische Bildung.
Bewegend Neues hat Sigmar Gabriel wohl nicht erfahren, die geäußerte diffuse "Unzufriedenheit mit den Politikern" kam ihm bekannt vor.
"Der SPD-Chef schlug deswegen vor, gezielt Politiker in die Gesprächsrunden einzuladen, um ihre Arbeit transparenter zu machen." schreibt die FAZ.
Ob die abendländischen Rettungskräfte sich darauf einlassen??

Pegida ist auch ein Thema für Greser und Lenz - die Haus-Humoristen der FAZ.

© Greser & Lenz

Vizekanzler Gabriel bekommt Gegenwind für seine 'privaten' Gespräche mit Pegida-Demonstranten, der Außenminister sieht den Ruf Deutschlands durch PegIda-Parolen beschädigt, da tönt schon der nächste Protestzug um die Ecke.
In Erfurt marschierten am Samstag neuerlich Demonstranten auf einem Erretter-Pfad.
Diesmal stählt man sich gegen die "Amerikanisierung des Abendlandes", und PegAda ist geboren.
Demokratische Bereicherung aus dem ...öhm... doitschen Osten?

Pegida, Pegada, Pegi hier, Pegi da, langsam verliert man die Übersicht.
Wenn ihr grad schon mal da ...öhm... hier seid, könnt ihr euch doch an der Sonntagsfrage des Postillon beteiligen:

Sonntagsfrage (145):
Was haben Sie heute Besseres zu tun, als zur PEGIDA-Demo zu gehen?

Pegihier, Pegida... Nachdem die eigentlich für morgen geplante Demo der Patrioten und Abendlandsverfechter auf den heutigen Sonntag vorverlegt wurde, ist Deutschland auf die neuesten Teilnehmerzahlen (Schätzung Polizei Dresden: 87.000; Auswertung von Fotos: 1397) gespannt.
Und was ist eigentlich mit Ihnen? Angesichts der Tatsache, dass Sie um diese Uhrzeit hier herumlungern, scheinen Sie's ja nicht nach Dresden geschafft zu haben. Der Lügenpresstillon (unsterstützt durch Free Speech Control) will wissen, warum:
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