Deutschland ohne Ausländer?

  • Was macht diese Kosten-Nutzen-Perspektive eigentlich mit uns? Mit unserer Menschlichkeit? Mit dem, was man "humanitär" nennt?
    Eine gefährliche Kategorie, dieses "Brauchen".

    Da hast du absolut recht! Die Kosten-Nutzen-Analyse ist und bleibt unmenschlich, wenn sie auf Menschen angewandt wird.


    Humanität, Mitmenschlichkeit gehen verloren, obwohl das "christliche" Abendland gerade dafür auf die Straße gehen müsste.


    Aus meiner Sicht wurde Ausländerhass lange Zeit auch dadurch geschürt, dass Politik und Medien Ausländer konsequent als "gefährlich" und teuer dargestellt haben. In dem Zusammenhang erscheint mir der Hinweis darauf, dass Zuwanderer, die die Not nach Deutschland spült, auch ganz viel zu bieten haben, momentan als das kleinere Übel ...


    Bleib mal da, du wirst noch gebraucht, ist allemal besser als "Hau ab, du störst" ...


  • Wieder einmal brennen Flüchtlingsheime in Deutschland.
    Dabei beruhigt es mich nicht, dass (bisher) niemand getötet wurde und sich die Brandstifter auf noch unbewohnte Häuser konzentrieren.
    In die Köpfe der lieben Nachbarschaft sind sie allemal gedrungen.


    Da erlebe ich in den Nachrichten, wie Leute die Anschläge verteidigen - Tenor: 'Deutschland-kann-nicht-jeden-aufnehmen-viel-zu-teuer-Angst-abends-raus-zu-gehen-man-weiß-ja-nie' , und stehe hilflos vor so viel denkbefreiter, dumpfer Gefühligkeit.
    Nicht einmal die simple Milchmädchenrechnung: Haus frisch renoviert -> teure Steuergelder -> Haus abgefackelt -> Vernichtung von Steuergeldern -> Haus wieder aufbauen -> teure Steuergelder -> Haus ... und. so. weiter. scheint in die Synapsen dieser Zündel-Deutschen zu passen.
    Zur intellekten Glanzleistung, Kriegs- und Fluchtopfer bedenkenlos mit Frauenschändern gleich zu setzen, schweige ich besser. :cursing:


    Im 'Stern' macht sich Micky Beisenherz Luft:

    Zitat

    Eigentlich ist es fast komisch, wenn so eine fleischgewordene Trekkingsandale mit intellektuellem Oberleitungsschaden als Klassensprecher der Besorgten vor einem Asylantenheim steht, fürchtet, "dass mit denen bald unsere Kultur verloren geht" und Du denkst: Besser heute als morgen.


    Bin versucht, ihm zuzustimmen. :(

  • Bin versucht, ihm zuzustimmen

    Ich schließe mich an.


    Zu kritisieren sind aber vor allem Politiker, die es besser wissen könnten und müssten.


    Seehofer z. B. erklärt Bayern zum deutschen Ungarn ... und wundert sich, wenn einige sofort zum Abfackeln losziehen, damit die angekündigte Abschreckung auch zieht? Hallo!


    Die EU-Innenminister feilschen immer noch um lächerliche Quoten. Auch da werden kulturelle Werte verraten.


    Bezeichnend ist für mich die Reaktion von Frau Merkel, die einer Schülerin, deren Familie mit der Angst vor Abschiebung lebt, nur sagen kann, sie komme leider aus einem "sicheren" Herkuftsland.


    Das ist zynisch und zeigt, wie weit Frau Merkel sich von den Menschen entfernt hat ... und nur noch mit vorgefertigten politischen Floskeln reagieren kann. Das klingt sehr nach Parallelwelt??


    P. S. Die palästinensische Familie der Schülerin Reem Sahwil kam über den Libanon nach Deutschland.

  • Das ist zynisch und zeigt, wie weit Frau Merkel sich von den Menschen entfernt hat ... und nur noch mit vorgefertigten politischen Floskeln reagieren kann. Das klingt sehr nach Parallelwelt??

    Da sagste was!

    Die heutige ARD-Doku "Willkommen auf Deutsch" greift das Thema auf und befasst sich mit 'Willkommenskultur' (*hust*) in deutschen Landen - und von deutschen Politikern.
    Bisher habe ich positive Vorkritiken gelesen, was ich mal als Seh-Empfehlung nehme und an euch weitergebe. Auch der späte Ausstrahlungstermin -22.45 Uhr- spricht erfahrungsgemäß eher FÜR als gegen den Film ... ;) :D



    Die ARD informieren vorab:

  • Hat jemand von euch den Film gesehen?
    Ich fand ihn informativ und sachlich. Man erhielt einen ziemlich unverstellten Blick auf die Abwehrhaltung einer Dorfgemeinschaft, die sich gegen die Unterbringung einer als zu hoch empfundenen Anzahl von Asylsuchenden wehrte. Am Ende wurden es dann deutlich weniger 'Fremde', die im Dorfhotel untergebracht und von den Dorfbewohnern aufgenommen wurden.


    Im anderen Fall wurde eine Flüchtlingsfamilie begleitet, die Mutter über Monate im Krankenhaus, ihre älteste Tochter versorgt die fünf jüngeren Geschwister und bricht unter der Belastung zusammen. Fortan ist der 16jährige Bruder in der Rolle des Erziehers und Familien-Kümmerers. Nachdem Mutter und Tochter aus dem Krankenhaus entlassen sind, geht es besser.
    Der Status der Familie ist beim Ende der Dreharbeiten ungewiss. Abschiebung möglich.


    In beiden Fällen werden die Flüchtlingsschicksale von 'Biodeutschen' begleitet.
    Im wehrhaften Dorf ist es -neben den für die Unterbringung zuständigen Politikern- der Hotelier, dessen Gästezimmer mich an Zellen erinnerten, plus einige Helfer fürs Organisatorische.
    Die vaterlose Familie wird über den ganzen Zeitraum von einer 80jährigen Ehrenamtlerin unterstützt.
    Die Arbeit der alten Dame spricht sich rum , man bittet sie, zusätzlich(!) einen Deutsch-Sprachkurs an der VHS zu geben.
    Aha. Gab es sonst keine Helfer?


    Was der Film gut rüberbrachte, war, dass es ohne Aufnahmebereitschaft und Mithilfe der ortsansässigen Bevölkerung nicht geht.
    Wenn Ängste nicht berücksichtigt werden, schlägt den hilflosen Flüchtlingen/Asylbewerbern ungebremste Aggression entgegen, die sie selber nicht zu verantworten haben. Da geht's um bloße Existenzberechtigung.


    Was also tun? Abwarten, bis es wieder irgendwo brennt? Bis Menschen zu Schaden kommen?
    Dann gilt wohlmöglich:

  • Ich fand ihn informativ und sachlich.

    Der Film war für mich ein Ausnahmeerlebnis! Keine Dramatik, sondern Ruhe ... in der Bildführung und der musikalischen Untermalung. Betroffene auf beiden Seiten kamen zu Wort. Die Autoren haben auf jeglichen Kommentar verzichtet. Das findet man heute nur noch selten.


    Dass ein VierhundertEinwohnerDorf Kopf steht, wenn plötzlich 50 Flüchtlinge einquartiert werden sollen, konnte ich gut nachvollziehen. Und auch wenn einige Aussagen zu Flüchtlingen für mich hart an der Grenze zum Fremdenhass lagen: Die Dorfbewohner haben ihr "Wir sind ja freundlich" zuletzt umgesetzt.


    Dass der Wirt seine z. T. äußerst mickrigen Touristenzimmer der Gemeinde jetzt für Asylbewerber anbietet, weil die Zimmer sonst leerstehen würden ... im besten Fall ist es eine win-win-Situation.


    Dass im anderen Fallbeispiel die Ehrenamtlerin, die sich spontan für eine Mutter mit sieben Kindern eingesetzt hat, um weitere Hilfen gebeten wird, halte ich auch für fragwürdig. Niemand sonst in Sicht, oder doch nur reine Bequemlichkkeit?? Sie sagt deutlich, dass sie jetzt völlig "ausgelaugt" ist.


    Und dann war da noch die alte Dame, die beherzt geholfen hat, weil sie selbst nach 1945 als Flüchtling in Deutschland gelandet ist und nach eigenen Aussagen noch sehr genau weiß, wie es ist, ausgegrenzt zu werden. Im Film spielte sie eine Nebenrolle, für das Gelingen des "Familienprojekts" war sie aber ungeheuer wichtig: Not gesehen ... eingesprungen.


    Deutschland kann sich Hilfe leisten und viele Menschen setzen das ganz konkret um :thumbsup:



  • Thomas Plaßmann in der Frankfurter Rundschau


    (Tagesspiegel)


  • "Einfach mal den Mund halten" ? wird an anderer Stelle im Forum gefragt.
    Im folgenden Fall fällt es schwer.
    Oder auch nicht: Angelehnt an das Hausin-Zitat "Seitdem ich mit offenen Augen und Ohren durch dieses Land gehe, kriege ich den Mund nicht mehr zu." lässt einen die neueste Meldung zur Flüchtlingsbetreuung in Köln sprachlos zurück.



    (KStA)



    Menschen pünktlich zu den Herbst- und Wintermonaten aus einem beheizbaren, festen Steingebäude zu holen und sie statt dessen in Zelten oder Containern unterzubringen - 'verfrachten' wäre das angemesse Wort - das nenne ich eine wahrhaft 'humanitäre Glanzleistung'. :thumbdown:
    Abschreckung statt Hilfe ...


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