Über den Wolken...

  • ...wäre es mit der "Aquilia A 210" wahrscheinlich recht ungemütlich geworden. Dieser kleine Hüpfer dient als Schulungsflugzeug und fühlt sich in einer Höhe von rund 2000-3000 Fuß am wohlsten. Man fliegt mit gemächlichen 130 Knoten (rund 240 km/h) dahin.




    Meine Freundin hatte mir zum Geburtstag einen Rundflug über Köln spendiert. Start war in Sankt Augustin vom Flughafen Hangelar. Wir waren bei schönstem Flugwetter eine Stunde früher dort. "Meine" Maschine war noch in der Luft. Eine Flugschülerin übte Landeanflüge. Beim ersten Versuch kam sie zu spät und zu hoch rein. Sie musste durchstarten und es neu probieren. Im zweiten Anlauf setzte sie sauber auf.


    Bei meiner Freundin hatte sich inzwischen Nervosität breit gemacht. Da ich selbst für mein Leben gerne fliege, ging es meinen Nerven bestens. Im engen Cockpit endlich im Vierpunktgurt fixiert, hörte ich mir an, was im Notfall zu tun sei. Vor allem: Ruhe bewahren. Nach dem Durchgehen der Checkliste rollten wir zum Start. Eine Startfreigabe vom Tower gibt es in Hangelar nicht. Man meldet seinen Flug über Funk an. Der Rest ist Fliegen auf Sicht.


    In einer Höhe von rund 1000 Fuß wurde es ziemlich ruppig. Die Thermik setzte dem Miniflugzeug ordentlich zu. Zum Glück werde ich nie see- oder luftkrank. Ich habe dem Fluglehrer Löcher in den Bauch gefragt, hatte aber den Eindruck, es mache ihm Spaß, einen interessierten Passagier zu haben. Auf dem Rückflug fragte er mich unvermittelt, ob ich Lust hätte, bis zum Landeanflug selbst zu steuern.


    Ich dachte zuerst, er wolle mich foppen. Dann aber, als ich merkte, dass es ihm Ernst war, griff ich zum Steuerknüppel (Stick?) der sich in doppelter Ausführung auch auf meiner Seite befand. Sofort merkte ich, wie der Seitenwind die Maschine nach rechts drückte, und hielt vorsichtig gegen. Es hat maximal zwei Minuten gedauert, bis ich ein Gefühl dafür hatte, wie der Flieger auf Ruderbewegungen reagiert. Nämlich sehr direkt. Danach hatte ich keine Schwierigkeiten mehr, das Flugzeug auf Höhe und Kurs zu halten.


    Die rund zehn Minuten, die ich selbst steuern durfte, vergingen wie im Fluge (hahaha...) Nach der Landung (Aufsetzgeschwindigkeit 70 Knoten) wäre ich am liebsten gleich wieder gestartet.


    Hangelar wird mich öfter zu sehen bekommen.





  • 130 knts sind fuer dieses kleine Ding alles andere als gemaechlich. Das ist schon fast Hoechstgeschwindigkeit. Ich denke, dass ihr mit einer Reisegeschwindigkeit von 170-180 km/h (also knapp 100 knts) geflogen seid ?? Wobei die neueren an die 165 knts fliegen koennen.



    Mit einem Helikopter haettest du die Luftdruckunterschiede nicht gemerkt. Die spuert man nur bei Flugzeugen. Egal, wie klein oder gross sie sind.


    Jetzt weisste, wat ich seit 45 Jahren mache :thumbup: . Die Erde aus der Luft betrachten. Vor allem wird einem oben klar, wie merkwuerdig sich die Menschen auf dem "Lande" verhalten. Stress, Hektik und Zank. Das kann man sich in einem Flieger nicht leisten :thumbdown:


    Schoenes Erlebnis und ein feines Geburtstagsgeschenk. Gratuliere.

  • 130 knts sind fuer dieses kleine Ding alles andere als gemaechlich. Das ist Hoechstgeschwindigkeit.


    Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 165 knts angegeben. Maximale Reisegeschwindigkeit 130 knts. Aber wir sind tatsächlich schon alleine wegen des starken Gegenwindes langsamer unterwegs gewesen. Mit deinen 100 knts liegst du ziemlich nah dran. :)


    Auf alle Fälle werde ich in der Zukunft den einen oder anderen "Hunni" opfern, um den "Schnupperkurs" bezahlen zu können. Der Schein selbst kostet fünfstellig. Kann ich mir nicht erlauben. :(


  • Von der sprach ich. Die anderen Modelle mit mehr PS fliegen auch schneller.
    Aber darauf kommt es im Augenblick nicht an. Das Gefuehl und die Sicht sind viel entscheidender !!

  • Eine Startfreigabe vom Tower gibt es in Hangelar nicht.


    Logo. Hangelar hat keine Kontrollzone, somit gibt es nur Flugverkehrsinformationen vom Tower. Der Start ist immer in eigenem Ermessen.


    in einer Höhe von rund 2000-3000 Fuß


    Naja, in dieser Höhe kann man schon mal über einer geschlossenen Wolkendecke fliegen.
    Trotzdem: herzlichen Glückwunsch zu deinem Flug. Sei froh, dass Felix oder ich nicht in der Nähe waren, sonst hätte dein Allerwertester danach ein erhebliches Problem gehabt.


  • Meist ist es ueber einer geschlossenen Wolkendecke ruhiger als darunter :)



    Trotzdem sollte bei einem VFR-Flieger, also nach Sichtflugregeln, immer ein visueller Kontakt zum Boden bestehen, sonst kann es schnell panisch werden, falls tatsaechlich mal das Triebwerk ausfaellt. Was GsD recht selten vorkommt. IFR- Flieger sind in der Hinsicht besser geschult. Wobei das Flugzeug selbst auch IFR-tauglich ausgestattet sein muss.


    @ BH. Bei einem Helikopter merkt man die Turbulenzen und Druckunterschiede nicht so. Und weil ich beide Fluggeraete sehr gut kenne, weiss ich, dass es recht ungemuetlich in einem Flugzeug werden kann, wenn alle paar Sekunden der Flieger bretthart "aufschlaegt". Da vergeht einem dann schnell der Werbespruch von Opel bei der Vorstellung des GT 1969: Nur Fliegen ist schoener :thumbdown:

  • Lieber Felix, korrekt. Als VFR-Flieger über einer geschlossenen Wolkendecke mit Single-Engine muss man nicht nur erfahren sein, sondern, damit es legal bleibt, muss 1. terrestrische Navigation und 2. am geplanten Landeplatz eine Landung nach VFR-Regeln möglich sein. Aber wem erzähle ich das?
    Abgesehen davon ist die Maschine, mit der Compi geflogen ist, dem Foto nach mit allem notwendigen ausgestattet. Volle IFR-Instrumentierung, allerdings nicht doppelt vorhanden. Ob der Flieger zivil eine IFR-Zulassung besitzt, weiß ich nicht, weil ich meine mich erinnern zu können, dass in Deutschland nur beim Militär Single-Engine IFR gehen durften. Aber vielleicht haben sich da die Gesetze (zum Schlechten) geändert.

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