Humanistische Propaganda!
Naja bin keim Bringsfan. Die klingen mir zu sehr nach Radiomusik.
Humanistische Propaganda!
Naja bin keim Bringsfan. Die klingen mir zu sehr nach Radiomusik.
ZitatOoch, die friedliche Stadt zerlegt sich derzeit ganz von allein, wenn wir nicht dagegen halten.
ZitatAlles anzeigenHeinz K
Dissident
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Wohnort: Kölle
Beruf: Multimilliardär, Philanthrop, UN-Botschafter, Menschenhändler
Gestern, 10:26Achja? Wir haben die Finanzkrise verursacht und Krieg im Nahen Osten geführt, und somit die Migrationsströme verursacht? Haben wir illegal die Grenzen geöffnet? Haben wir hier Preussen angesiedelt wie Han-Chinesen in Tibet? Oder war das nicht etwa doch alles die Zentralregierung?
Ein paar Arbeitskollegen haben einen neuen Abteilungsleiter, der nur in berlinerischem Akzent spricht. Uns Rheinländern wurde verboten unseren Dialekt an Schulen zu unterrichten, wir wurden von der Berliner Zentralregierung dazu erzogen brav Hochdeutsch zu sprechen, und dann kommt ausgerechnet ein Berliner vorbei, der kein einziges Wort in Hochdeutsch sprechen kann? Anscheinend werden wohl nur wir drangsaliert. Die preussische Leitkultur darf weiter ihrem Dialekt fröhnen.
Das Preussentum hat schon einmal dazu geführt, daß unsere Stadt völlig vernichtet wird. Das ist keine 80 Jahre her. Wir sind besetzt und unsere Kultur soll langsam assimiliert werden. Wir sind ein brauchbares Versuchsfeld für die drohenenden innerdeutschen Kulturkämpfe zwischen Migranten und Nationalisten. Die Preussen wurden hier angesiedelt, damit die Zentralregierung auch im Falle unserer toleranten Stadt sagen kann, daß Nazis ein allgemeines Problem seien. Das Rekerattentat schon vergessen?
ZitatAlles anzeigenagrippinensis
~ ~ ~
Exkurs
Heinz, was haste genommen? Von DEM Stoff solltest du besser die Finger lassen.^^
Du kannst dich natürlich fürchterlich über deinen neuen(?) Feind "preußische Zentralregierung" aufregen, aber dabei ein paar Kleinigkeiten nicht völlig aus dem Blick verlieren.Der
sprichwörtliche Kölsche Klüngel -läuft anderswo unter 'Korruption'- ist kein Diktat einer "Zentralregierung" sondern hausgemachter Dress.
Ebenso wenig ist es die brutale, schon mal als 'Bürgerwehr' auftretende, dem Fremden mit Ablehnung oder wenigstens Misstrauen begegnende kölsche Türsteher- und Kriminellenszene. Wenngleich "Dummse Tünn" und andere Gestalten in manchen Kreisen fast zu Volkshelden stilisiert werden.
Nicht einmal der schluffig destruktive Umgang mit den Schönheiten, Bauten und Straßen der Stadt ist es. Der Dom, weltbekanntes Wahrzeichen der Stadt als stinkendes Pissoir - sowas kenne ich aus anderen Metropolen nicht. Da achten die Einheimischen darauf, dass ihre Kostbarkeiten wertgeschätzt werden.
Zwischen Akzent -also Tonfall- und Dialekt besteht ein gewaltiger Unterschied. Ein Blick ins Lexikon könnte da weiterhelfen.
Keine Ahnung, was man an deiner Penne gelehrt hat. Logischerweise sollte Hochdeutsch als gemeinsame deutsche Sprachbasis von allen beherrscht werden. Aaaber: 'Kölsch' war und ist in vielen Kölner Schulen ein sorgsam gepflegtes Kulturgut, sogar, wenn die Schule eine hohe Anzahl Migranten betreut. Besuch doch mal die Schulform übergreifende Kölner SchülerKarnevalssitzung! Da staunste.
Wenn es darum geht, sich mit eigenen Fehlern zu befassen, lügen sich die Einwohner unserer toleranten Stadt ebenso gern, wie gewaltig selbst eins in die Tasche.
Ich erinnere mich mit Grausen speziell der lange verbreiteten kölschen Legenden, Hitler habe sich in Köln nicht wohlgefühlt, Juden sei man doch eher neutral begegnet - und der Gipfel: Köln habe sich den Nazis verweigert. Wie bitte? Gut, dass es -übrigens gegen viele städtische Widerstände- die 'Stolpersteine', das EL-De-Haus und einschlägige Bilder zeitgenössischer Karnevalsumzüge gibt.
Hör mir uff mit "Versuchsfeld", "besetzt" und "preußische Ansiedlung". Warst du auf nem Seehofer-Seminar und strebst ne kölsche Variante an?8o
Die Stadt war immer ein Zuwanderungs'HotSpot', schon im Mittelalter erlebte sie dadurch Wohlstand und kulturelle Blüte. Abschottung und Regionalkultur war damals keine Option und kann es auch heute nicht sein. Allerdings: die Mischung und der Umgang macht's ...
PS
Der neue Berliner Kollege ist sicher schwer beeindruckt von der (deiner) Kölschen Toleranz, oder?
ZitatAlles anzeigenHeinz K
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Heute, 12:09
Dieser berliner Kollege ist ein ungebildeter Vollidiot. Der weiß ja nicht mal über die napoleonischen Kriege Bescheid...
Achnee, und was hat der Klüngel nun mit unserem Nazi- und Flüchtlingsproblem zu tuen? Für die persönlichen Vorwürfe die du mir machst versuchst du aber verdammt schnell vom eigentlichen Thema abzulenken
Unfassbar. Du stellst dich hier gerne als Fan der französischen Kultur dar, bist aber noch nie in Paris gewesen? Dann wird es höchste Zeit! Die Metropolen dieser Welt sehen nicht alle aus wie Singapur.
Das ist in den letzten Jahren wieder verstärkt betrieben worden. Zu meiner Schulzeit war es aber komplett verboten. Ich wurde in der Grundschule sogar wie ein Blockwart darauf abgerichtet meine Mitschüler mit Migrationshintergrund ständig zu ermahnen doch bitte deutsch zu sprechen.
So sollte es auch weiterhin sein. Nur wird das noch möglich sein, wenn Köln weiter für preussische Gesellschaftsexperimente missbraucht wird? Wer sind denn die ganzen ProKöln-Spacken, die uns vehement abschotten wollen? Wie Kölsche kommen die mir jedenfalls nicht vor. Das sind Immis und Kinder von Immis.
*grins*
Ich dachte, es ginge darum, dass und wie sich unsere Stadt "zerlegt" und vertrete nach wie vor die Meinung, dass sie dies auch ohne Zutun einer "preußischen Zentralregierung" schafft, wenn wir nicht aufpassen.
Meine Beispiele gefallen dir nicht?
Ohne den beklagten Klüngel hätten wir aber eine ganze Menge mehr Geld für Bürgerbelange zur Verfügung und müssten uns nicht ständig mit "Kein Geld"-Aussagen abspeisen lassen.
Auch die Wohnprobleme gehören dazu. Was bitte hat das Verschleudern städtischen Wohneigentums an ausländische Investoren mit einer "Preußischen Zentralregierung" zu tun? Alles leider selbstverschuldete Fehlentscheidungen - siehe Chorweiler.
Als Sozialdezernentin der Stadt hat Frau Reker Jahre lang Wohnraum, der mal für Migranten gedacht war, verkommen oder 'rückbauen' lassen. Der stünde den Flüchtlingen heute als feste Wohnungen anstelle der Baracken oder Turnhallen/Zelte zur Verfügung. Immerhin hat sie diesen Fehler inzwischen eingeräumt.
Hach ja, Paris!
*sehnsüchtig seufz*
Du hast recht, ich muss dringend wieder hin!
Wenn du mir belegen kannst, dass sich ein Wahrzeichen der Stadt, 'Notre Dame', ebenso wie unser schöne Dom in eine stinkende, von Urin angefressene Kloake verwandelt hat, in deren Nischen und Eingangsbereichen die P*sse laut Ex-Dombaumeisterin Schock-Werner zentimeterhoch steht, leiste ich dir Abbitte. Versprochen.
Hihi, "Blockwart" Heinz?
Ich denke, deinen LehrerInnen war mehr daran gelegen, den Migrantenpänz einen sprachgewandten Coach zur Seite zu stellen, damit sie lernen, sich sicher durch die Fallstricke deutscher Grammatik zu bewegen. Wie ich schon schrieb - Hochdeutsch als gemeinsame Sprachbasis sollte man korrekt beherrschen, egal, ob als Einheimischer oder Migrant.
Immis und Imis waren und sind kölscher 'Urgrund', und das schon seit 2000 Jahren.
Leider gibt's darunter auch immer einen gewissen Anteil "Spacken". Auch nix Neues oder "zentral Preußisches".
Aufpassen und dagegenhalten!, sag ich. Kölner Initiativen gibt's glücklicherweise reichlich. Die ...öhm... "Radiomusik"-Brings gehören dazu. Klare Ansagen von den Jungs. Naja, bei dem Vater.
Es gab auch Beispiele, wo wir Immigration und sogar Okkupation abgelehnt haben, gar mit dem Schwerte aufhielten. Denk nur an den 30-jährigen Krieg.
Der kölsche Klüngel existiert schon seit sehr lange Zeit. Daran kaputt gegangen ist unsere Stadt nicht. Selbst die Bomben des 2. Weltkrieges haben uns nicht zerlegt, da schaffen das Klüngel und mangelhafter Wohnungsbau auch nicht. Es hindert allerdings unseren Fortschritt, das gebe ich gerne zu. Wir könnten weit mehr aus uns machen, wenn wir wollten.
Dennoch setzen diese Dinge uns noch lange nicht so zu, wie das was seit über 100 Jahren in Berlin über unsere Köpfe hinweg entschieden wurde.
Und zu Paris: Ich weiß nicht mehr wie es speziell bei Notre Dame war, aber die ganze Stadt war dermassen versifft, an fast jeder Ecke waren Obdachlose am rumstrullern, da habe ich mich selbst als Kölner geekelt
Die Anderen sind schuld? Ich kann's nicht mehr hören!
Zum Thema "Stadtgeschichte" gibt es genügend informative Bücher und Dokumente, die der Selbstgefälligkeit vieler Kölner ziemlich rasch den Garaus machen, ohne berechtigten Stolz und "et Jeföhl" zu schmälern. Auch das Kölnische Stadtmuseum bietet viel Sehens- und Lesenswertes.
"Viva Colonia" ist prima, aber beim Korrigieren der bekannten Schwachstellen fehlt's leider oft am "Da simmer dabei!"
Dabei wäre Schmackes in allen Bereichen angesagt.
KStA-Redakteur Peter Pauls bringt es auf den Punkt, wenn er die derzeitige Lage unserer Stadt kommentiert:
ZitatAlles anzeigenKommentar zu Silvesterübergriffen
Köln muss um die Zukunft kämpfen
Köln. Nach den Übergriffen in der Silvesternacht muss Köln nun zeigen, dass es sich gegen Verwahrlosung und Niedergang wehrt. Die Flucht aus der Verantwortung wird die Stadt immer weiter zurückwerfen.
Ein Kommentar Von Peter Pauls
Kölner durchleben bewegte Tage. Die Übergriffe der Silvesternacht haben die Menschen weit über die Stadtgrenzen hinaus, sogar international bestürzt, haben das Zusammenleben verändert. Es ist eine Zeit der Starre. Geschäfte bleiben leer. Eine Feier wird aus Angst vor Gewalt abgesagt. Am Niederrhein fällt ein Karnevalsumzug aus. Wollte man eine Region charakterisieren, würde man sie derzeit als verstört bis traumatisiert beschreiben.
Dabei ist es gerade jetzt an der Zeit, zu handeln. Köln steht weltweit als Symbol dafür da, wie einem Staat Ordnung und Recht entgleiten; wie eine Gesellschaft Raub, sexuelle Belästigung und Demütigung anscheinend ohnmächtig hinnehmen muss; wie man im eigenen Land Opfer von Fremdheit wird. Es ist dieses Bild, das Köln dazu zwingen sollte, den Blick nach vorne zu richten; Zeichen zu setzen; den kriminellen Banden den Kampf anzusagen. Wann, wenn nicht jetzt? Köln ist voller internationaler Besucher. Wie viel besser wäre es, sie nähmen den Eindruck einer Stadt mit, die sich zusammenreißt und zu helfen weiß? Stattdessen bietet Köln das Bild von Verantwortlichen, die mit dem Finger aufeinander zeigen, die Aufgaben am liebsten delegieren und die darauf warten, dass die dunklen Wolken sich bald wieder verziehen mögen.
Eine zunehmend chaotisch-desolate Innenstadt
Jetzt und zu keiner anderen Zeit muss insbesondere „der Ort der Schande“ umgestaltet werden: die Umgebung des Doms. Vor knapp zwei Jahren hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine Vision für die Mitte Kölns vorgestellt. Wie kann sie tatsächlich Visitenkarte sein und kein Ort, den Besucher tunlichst meiden?
Die Lage jetzt erinnert an Metropolen vor dem Verfall. Außenbezirken mit hoher Lebensqualität steht eine zunehmend chaotisch-desolate Innenstadt gegenüber. Die City muss sicher, sauber, hell und intelligent gestaltet sein. Architektonischer Wildwuchs hat stellenweise Geisterbahn-Verhältnisse hervorgebracht. Warum etwa sind die Beleuchtungskonzepte der Rheinenergie nicht längst umgesetzt? Stadtentwicklung passiert nicht von selbst. Rat und Verwaltung müssen sie in die Hand nehmen. Köln braucht ein Programm für die Innenstadt, ein Bündnis für seine Zukunft. Im Augenblick verspielt es seine Gegenwart.
Und die Polizei in Köln – oder gar in ganz NRW? Was stimmt mit ihr nicht? Hat sie ein Führungsproblem? Sind Juristen tatsächlich die geeignetsten Behördenchefs? Wie steht es, die nächste Frage, mit unserer Justiz? Lassen Gerichte Verdächtige, derer die Polizei mühsam habhaft geworden ist, leichtfertig laufen? Was muss man tun, damit die vielen Ermittler, die sich im Dienst verschleißen, wieder das sichere Gefühl haben, damit auch etwas zu erreichen?
Die Führungsspitze Kölns verharrt reglos, wenn es nicht um den Karneval geht. Wo sind die Impulse aus dem Amt der Oberbürgermeisterin? Wo hat sie die relevanten Kräfte der Stadt versammelt? Welche Ziele hat sie ausgegeben? Was hat sie schon in Gang gesetzt? Man möchte Henriette Reker die hundert Tage Schonfrist wünschen. Aber sie hat diese Zeit nicht. Und in Köln werden aus hundert Tagen schnell tausend oder mehr.
Köln braucht die Tatkraft aller
Welche Initiativen hat derweil die Zivilgesellschaft ergriffen, damit die Stadt ihrer Probleme Herr wird? Mit unverbindlichen Reden wie jetzt auf dem Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) ist es nicht getan. Köln braucht den Schulterschluss und die Tatkraft aller.
Zu schwierig? Kein Geld? Die Entschuldigung mit Sachzwängen ist ebenso beliebt wie Appelle an andere. Die bittere Wahrheit aber ist, dass es noch schwieriger und noch teurer wird, je länger Köln wartet. Die Flucht aus der Verantwortung wird die Stadt immer weiter zurückwerfen, wird ihren Niedergang beschleunigen, den man am Ende nur mehr verwalten kann. Wenn überhaupt. Das aber ist nicht der Sinn von politischer Führung. Sie darf nicht in Vergangenheit schwelgen oder bloß die Gegenwart verlängern. Sie muss die Zukunft gestalten. Am besten gleich ab Montagmorgen.
(ksta)
Zuviel zu tuen widerspricht unserer kulturellen Mentalität. Wenn die Preussen meinen uns weiterhin besetzt halten zu dürfen, dann sollen sie eben selbst tätig werden. Von uns müssen sie das nicht erwarten. Das sollten sie seit über 200 Jahren bereits wissen. Köln bewegt sich nicht von selbst, Köln lässt sich bewegen. Seit über zwei Jahrtausenden sind wir damit ganz gut gefahren, warum sollten wir uns also ändern?
Die Anderen sind schuld? Ich kann's nicht mehr hören!
Wie ich desöfteren dir gegenübe in letzter Zeit angemerkt habe, dir steht es frei dem sachlich zu widersprechen.
ZitatZuviel zu tuen widerspricht unserer kulturellen Mentalität.
Soso.
Wie gut, dass diese mentale Bräsigkeit nur von einem Teil der Kölner*innen vertreten und praktiziert wird.
(Wobei sich der Eindruck aufdrängt, dass -leider- genau diese oft in entscheidenden Positionen sitzen und schlafen, schnarchen, blockieren ... )
Köln - ein Party'Hot Spot'
Weniger eine Stadt, deren kulturelles Erbe und Potential hochgehalten und wertgeschätzt wird?
Man muss diese Meinung nicht umfassend teilen - nachdenkenswert ist sie allemal. Gerade für Kölner*innen, die ihre Stadt lieben.
ZitatAlles anzeigenDie Krise der Stadt
Köln verspielt sein Potential
Eine historische Stadt wird zur Beute der Events, der Wildpinkler und Vergnügungssucht. Dass ausgerechnet Köln zum Paradefall für den Verlust an Urbanität geworden ist, entbehrt nicht tragischer Ironie.
Ein Kommentar. 07.02.2016, von Andreas Rossmann
© dpa
Nach der Silvesternacht galt ihre Sorge dem Karneval: Oberbürgermeisterin Henriette Reker feiert mit dem Kölner Dreigestirn.
"Wir haben gemeinsam Maßnahmen entwickelt, damit es solche Vorfälle hier nie wieder gibt“, sagte die Kölner Oberbürgermeisterin am 6. Januar zu den Übergriffen in der Silvesternacht: „Aber ebenso wichtig ist, dass wir uns das Karnevalfeiern durch solche Vorfälle nicht nehmen lassen.“ Nicht den misshandelten Frauen galt die erste Sorge, sondern der angelaufenen Session. Auch darin repräsentiert Henriette Reker ihre Stadt. Schließlich gibt es in Köln nichts Wichtigeres als die fünfte Jahreszeit. Die Verwaltung hat für die tollen Tage ein Sicherheitskonzept erarbeitet. An Weiberfastnacht waren fast dreitausend Ordner im Einsatz, der Rosenmontagszug findet unter Polizeischutz statt. Security Points, Videoüberwachung, Handzettel auch auf Arabisch. Eines dürfte gewährleistet sein: dass die Polizei die Narren besser im Blick hat als die Kölner ihre Stadt.
Der Einsturz des Historischen Archivs; die Kommunalwahl, bei der in einem Bezirk die Stimmen von CDU und SPD vertauscht wurden; die Sanierung von Opern- und Schauspielhaus, deren Wiedereröffnung um mindestens zwei Jahre verschoben wurde; die OB-Wahl, die wegen falsch gedruckter Stimmzettel fünf Wochen später stattfand; die Silvesternacht, in der die Polizei – wie bei der Hogesa-Demo im Herbst 2014 – einen rechtsfreien Raum zuließ. Pannen, Pleiten, Peinlichkeiten und kein Ende: immer wieder Köln. Die alte Colonia ist aus dem Gleichgewicht.
Schwächung der Mitte
Das gibt es anderswo auch, sagen die Kölner. Als wäre das eine Erklärung, das Problem damit gelöst. Aber auch in dieser Häufung? „Das hätte in jeder anderen Stadt auch passieren können“, sagte OB Reker im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Und wenige Sätze später: „Aber ich habe schon den Eindruck, dass Leute nach Köln kommen, die denken, man könne sich hier so schlecht benehmen, wie man will.“ Nur, warum denken die Leute das? Es muss also doch etwas mit Köln zu tun haben, damit, wie es sich darstellt und wahrgenommen wird.
Eingriffe, die den Organismus der Stadt beschädigen, ihr Lebensgewebe zerschneiden, ihre Geschichte missachten, ihre Vielfalt und Einheit, Stabilität und Einmaligkeit bedrohen – dieser Verfall zeigt sich an allen Ecken und Enden. Die Stadt hat, als sie das Amt für Brücken- und Stadtbahnbau amputiert und die Zuständigkeit für den U-Bahn-Bau den Verkehrsbetrieben übertragen hat, den Einsturz des Archivs nicht herbeigeführt, aber bewährte Sicherheitsstrukturen gelockert: Mit dem Archiv hat sie ihr Gedächtnis verloren, und dass sein Neubau nicht, wie geplant, 2015, sondern frühestens 2020 errichtet ist, verlängert die Amnesie. Mit dem Opern- und Schauspielhaus, die für acht oder mehr Jahre ausgelagert werden, hat sie ihre Mitte geschwächt und Orte aufgegeben, an denen die Bürger zusammenfinden und sich über das Gemeinwesen verständigen.
Hier ist immer was los
Ein schleichender Prozess der Erosion und des Outsourcings findet statt, Funktionen, die das Gefüge der Stadt konstituieren, Bindungskraft und Zugehörigkeitsgefühl vermitteln, werden suspendiert, stillgelegt, oder sie liegen brach. Es stört in Köln zum Beispiel niemanden, dass das „Dom-Hotel“, ein Ort besonderer Öffentlichkeit im Stadtkern, einfach mal mehrere Jahre geschlossen bleibt. Auch die Lokalpresse gehört zum Herz eines Gemeinwesens, das in Köln nur noch halb schlägt. Ist es Zufall, dass der „Kölner Stadt-Anzeiger“, der 1998 nach Niehl gezogen ist, am 2. Januar seinen Kommentar, dem Polizeibericht gemäß, „Danke an alle Einsatzkräfte“ überschrieb, wohingegen die „Kölnische Rundschau“ mit „Frauen ausgeraubt und sexuell belästigt“ aufmachte? Die „Rundschau“-Redaktion liegt, einen Steinwurf vom Tatort entfernt, neben der Polizeiwache, wo die ersten Anzeigen erstattet wurden.
Die Verluste an Urbanität gehen einher mit einer Umdefinition des öffentlichen Raums, der zur Abspielstätte von Events banalisiert wird. Kölner Lichter, Christopher Street Day, Veedels- und Straßenfeste, „Tag des guten Lebens“, die krakenhaft wuchernden Weihnachtsmärkte – in Köln ist immer was los. Allein 2015 kamen zwei Feiertermine dazu: „Jeck im Sunnesching“, das im August auf den Karneval einstimmt, und „Loss mer singe“, das am vierten Advent dreißigtausend Menschen zum Weihnachtsliedersingen ins Stadion zog.
Köln ist nicht allein
Die Stadt als Party-Park. Köln vermarktet seine Seele, verspielt sein zivilgesellschaftliches Kapital. Auf dem Brüsseler Platz stehen jeden Abend mehrere hundert Leute, reden, trinken, werden laut, verrichten ihre Notdurft, hinterlassen Müll. Längst steht der „Hot Spot“ im Reiseführer. Auch der kostbarste Schatz der Stadt ist Indikator ihres Niedergangs. Der Dom ist vieles: Gotteshaus, Architekturwunder, Wahrzeichen, Weltkulturerbe, Touristenattraktion, Identifikationsanker – und Urinal. Wildpinkler setzen dem Stein und den Bronzetüren so stark zu, dass die Dombauhütte vor der Nordfassade einen Schutzzaun errichten wird.
Die Auflösung der historischen Stadt ist kein Kölner Alleinstellungsmerkmal. Doch dass eine der ältesten deutschen Städte das Paradigma dafür abgibt, ist nicht ohne tragische Ironie.
So wie die Kölner sich dazu verhalten, scheint der Niedergang unaufhaltsam. Dabei ist er aufzuhalten.
(FAZ)
Wie mer et mäht, is et verkeht?
Köln und Bonn haben für den Rosenmontagszug grünes Licht gegeben, die Düsseldorfer und viele andere Städte haben die Sturmwarnung zum Anlass genommen, ihre Züge abzusagen.
Beide Entscheidungen waren begründet, man hat gut daran getan.
In vielen Gegenden gab's nämlich schon früh -wie vorhergesagt- neben Regenschauern auch heftige Windböen, während anderswo der Sturm erst für den späten Nachmittag angekündigt war. Zu letzteren gehörten Köln und Bonn. Dort zeigte sich nach anfänglich gruselgrauen Wolken mit Pladderregen ein graublauer Himmel, kurze Zeit später setzte sich die Sonne durch. Von Sturm keine Spur.
Kein Wunder, dass der 'Express' meinte, Petrus wör 'ne Kölsche Jung'.
Im Netz finden sich natürlich jede Menge Gelegenheitsmeteorologen und Katastrophenbeschwörer, die die Kölner Entscheidung infrage stellen. Man habe den Zoch 'auf Biegen und Brechen' durchziehen wollen, vor allem 'nach Silvester'.
Soso.
Leev Lück, et Festkomitee hat in Zusammenarbeit mit Polizei, Meteorologen und Sicherheitskräften ein Konzept erarbeitet, das Gefahrenpunkte an und im Zoch bedachte und ein schnelles Reagieren bei herannahendem Sturm einschloss. Habt ihr Zeltplanen, Pferde, Großfiguren, Fahnen gesehen? Nö. Alle vorher abgebaut, bzw. im Stall oder Depot geblieben. Auch den sofortigen Abbruch der offiziellen Straßennarretei hatte man einkalkuliert.
(Wie konsequent und diszipliniert ein solcher Unwetter-bedingter Abbruch vonstatten geht, haben in Köln zuletzt Zehntausende "Birlikte"-Besucher gezeigt. )
Also freuen wir uns, dass die Zochbesucher auch diesmal ihren Spaß an d'r Freud hatten und bringen dem Petrus ein Ständchen:
[video]http://www.youtube.com/watch?v=hd5IfP8Auys[/video]
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