200 Jahre Völkerschlacht

  • Gedenktage sollen/müssen offensichtlich sein.


    Vor 200 Jahren sind bei Leipzig etwa 100.000 Menschen gestorben, man könnte auch sagen, sie haben sich gegenseitig abgeschlachtet. Der "Rest der Welt" gegen Napoleon im Sinne der Freiheit.


    Dass man der Toten gedenkt und den Frieden feiert, kann ich nachvollziehen. Dass dazu tatsächlich die Schlacht mit historisch exakten Uniformen nachgestellt wird ... dafür fehlt mir jedes Verständnis :thumbdown:


    Soweit ich das -sehr halbherzig- mitbekommen habe, haben sich nur wenige gegen diese Art der Vermarktung zur Wehr gesetzt.

  • Diese Art von Indianerspiel für Erwachsene gibt es schon lange. In möglichst detailgetreuen Uniformen "spielen" Frau und Mann Krieg.


    Ich weiß nicht, was die mit diesem Blödsinn bezwecken. Angeblich soll auch der Alltag der Soldaten realistisch dargstellt werden. Verzichtet man also bei "Manöverunfällen" auf die Narkose? Knebel in den Mund, und dann sägt der Wundarzt los?



  • Ich kann mit diesen Kriegspielchen unter historischem Deckmantel auch nichts anfangen. Wem es um die Darstellung des damaligen Alltags geht, der kommt auch in einem Museum auf seine Kosten.


    Ich halte das "historisch" für vorgeschoben. Hier leben Leute ihr Hobby aus, sonst nichts. Ähnliches kann man jedes Jahr in England betrachten. Da laufen dann die Tommys in Nazi-Uniformen durch die Gegend.


    Wie gesagt: Hobby. Meines nicht.


  • Es wird doch über jeden Mist berichtet

    Stimmt ... und offensichtlich gibt es ja auch immer dankbare Zuschauer.


    Pizza Bischof passt doch bestens :D


    Wer sich den Luxus gönnt, verzeiht dem Bischof sicher die leicht überhöhten Ausgaben für seine Privaträume ;)

  • Ich finde so etwas sehr interessant. Würde ich mir gerne mal selber ansehen oder sogar selbst dran teilnehmen. Natürlich ist das keine hundertprozentige Nachahmung, aber welche Schlachtendarstellung kommt von ihrem Detailgrad schon an eine solche Live Performance ran? Sicher kein schnarchiges Museum :)
    Beim Reenactment kommt man auf jeden Fall viel eher an das damalige Gefühl einer echten Schlacht heran als mit allen anderen bekannten Mitteln. Ich denke aber der pädagogische Wert dabei dürfte eher in Richtung LARP gehen, auch wenn beim Reenactment natürlich auf historische Genauigkeit geachtet wird.


    Das was die Tage in Leipzig stattgefunden hat war im Grunde nur ein mikroskopischer Ausschnitt, allein schon vom Größenmaßstab her, der ungefähr 1:100 zum damaligen Verhältnis mit 600.000 Soldaten darstellt. Trotzdem versteh ich nicht, warum ihr ein Problem damit habt. So lernen Leute etwas über Geschichte und werden dabei noch unterhalten. Ist es verboten beides miteinander zu kombinieren? Was ihr mal wieder zeigt ist die typisch deutsche Engstirnigkeit, daß man Erziehung und Unterhaltung streng von einander trennen müsste. Würde mal gerne wissen warum das eurer Ansicht nach so sein soll? Warum darf man nicht etwas über Geschichte lernen und dabei noch Spaß haben?



    Hihi ^^

  • Heinz K: Was sich da abspielt, das ist idealisiert!


    Das Grauen dieser "Völkerschlacht" lässt sich kaum nachvollziehen. Viele Soldaten starben an den Folgen ihrer Verletzungen. Es gab keine Narkose und die Medizin wusste noch nichts von der Desinfektion von Wunden (oder nicht viel). Die meisten Militärärzte waren keine Vollmediziner, sondern hatten gelernt, Arme und Beine zu amputieren.


    Meinst du wirklich, die Uniformen waren so weiß wie auf den Bildern des MDR? Die Soldaten haben sich vor Angst in die Hose gesch...


    Dass Krieg ein Teil der Menschheitsgeschichte ist, gebe ich zu. Wahrscheinlich neigen wir anthropologisch zu einer gewissen Gewaltsamkeit. Ich bin Historikerin und gehöre nicht zu den Vertretern des Faches, die den Bereich "Militärgeschichte" für zweitrangig halten.


    Aber diesen Unsinn "nachspielen?".


    Außerdem: War das eine Schlacht der Völker?


    Es war eine militärische Auseinandersetzung um die Vorherrschaft in Europa. Es ging darum, ob Napoleon sich auf den Rang eines Königs von Frankreich beschränkte oder ob er weiter die Hegemonie auf dem Kontinent anstrebte.


  • Völkerschlacht bei Leipzig
    (Gemälde von Wladimir Moschkow, 1815)


    Das Naserümpfen über das diesjährige Gedenken zur Völkerschlacht bei Leipzig kann ich nur begrenzt nachvollziehen.
    Klar wird bei einem solchen Aufkommen von Menschenmassen etwas zu essen angeboten ("Grillwürstchen") und auch klar, blieben anno 1813 die Hosen der beteiligten Soldaten nicht weiß. Und noch einmal klar, das Geschehen ist nachgespielt.
    Und?
    Ist das unberechtigt?
    Nur, weil in modernen Zeiten das Ganze nicht mehr gemalt (s.o.) sondern von visuellen Medien begleitet und wie auch immer kommerzialisiert wird, ist diese Form des Gedenkens weder neu noch eine Erfindung des Medienzeitalters. Siehe hier.
    Wie ich den geposteten Berichten entnommen habe, hat man sich um größtmögliche historische Genauigkeit bemüht und das Publikum bestand nicht gerade aus begeisterten Militaristen.
    Hobbydarsteller? Wieder klar. Für mich gibts durchaus dümmere Hobbys als sich mit Geschichte zu befassen und in historischen Kostümen Szenen der Vergangenheit nachzustellen.
    Museum als Alternative? Exponate, mögen sie noch so aufwändig und gut präsentiert sein, werden kaum dieselbe Wirkung haben können wie eine 'real erfahrbare' Szenerie, die mehr anspricht als nur den Sehsinn.


    Wer je in britischen Museen war, auf Malta oder anderswo außerhalb Deutschlands, hat feststellen können, dass dort oft mit lebensgroßen Puppen Szenen des Alltags, auch des Kriegsalltags dargestellt werden, Folterkeller inklusive. Das Ganze von Licht und Ton begleitet.
    In Frankreich gibts nicht nur bei jedem Loireschloss die Aufführungen 'Son et Lumière', also eine Ton-Licht-Show, oft ergänzt durch 'reale' Spielszenen, in denen geschichtliche Ereignisse nachgespielt werden.


    Was ist also dagegen einzuwenden, Vergangenheit gelegentlich so darzustellen, dass sie für uns Nachkommen begreifbarer wird, näher an uns heranrückt und anregt uns damit zu beschäftigen? Nicht, weil man es von uns verlangt, sondern weil unser Interesse geweckt wurde und wir es wollen.

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