Nachdem letzte Woche durch eine MRT festgestellt wurde, dass ich einen Bandscheibenvorfall im Bereich L5/S1 habe, wurde ich mit den Bildern und der Diagnose bei der Neurochirurgie in der Klinik links vom Rhein in Rodenkirchen vorstellig.
Mein Arzt riet von einer Operation ab. Er hielt eine CT-gestützte Infiltration des betreffenden Wirbels/Bandscheibe für ausreichend.
Diese Behandlung (PRT) habe ich schon einmal bei Beschwerden, die durch einen Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule verursacht wurden, über mich ergehen lassen. Mit gutem Erfolg.
Der Arzt spritzt unter CT-Kontrolle eine Mischung von Cortison und Schmerzmittel direkt in den betroffenen Bereich. Das Cortison lagert sich kristallin ab und entfaltet vor Ort eine Langzeitwirkung. Ich war daher mit dieser Behandlung einverstanden.
Jetzt kommt der Hammer: Seit drei Wochen wird diese Behandlung nicht mehr von den Kassen bezahlt. Begründung: Das Cortison sei "off-label", also für diese Art der Behandlung nicht zugelassen. Mein Arzt hat mir eine Email der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Kopie überlassen. Ich zitiere: ...Der Einsatz von Kortkoiden bei wirbelsäulennahen Injektionen geschieht außerhalb der Zulassung der Präparate. Die Verordnung des Kortikoids als auch die Abrechnung der Leistung ist somit nicht zu Lasten der GKV möglich...
Bezahlt wird von der Krankenkasse ab sofort nur noch die CT-gestützte Injektion von reinem Schmerzmittel. Wer die Mischung mit Cortison wünscht, zahlt selbst. Und zwar den Schnäppchenpreis von 86 Euro pro Behandlung. Und das sei noch billig, erklärte mir der Arzt. Seine Privatpatienten zahlen nicht wie ich den 1,0-fachen Satz, sondern den 2,3 bis 3,5-fachen...
Ich habe lange mit meiner Krankenkasse telefoniert und auch um Rückruf durch einen Facharzt gebeten. Es rief ein Orthopäde an. Der war schlichtweg entsetzt! Er meinte sinngemäß, dass die teure bildgebende Unterstützung beim Spritzen eines reinen Schmerzmittels Perlen vor die Säue wäre. Dieses Schmerzmittel wirkt etwa 3-4 Stunden. Danach sind die Schmerzen in alter Intensität zurück. Erst durch die Beimischung von Cortison erreicht man die gewünschte Langzeitwirkung. Über Jahrzehnte wurde das Verfahren erfolgreich angewendet. Und jetzt auf einmal soll Cortison "off-label" sein?
Ich habe meine Krankenkasse weiter gelöchert und sie mit den Aussagen des Orthopäden konfrontiert. Man druckste herum und kam dann langsam zur Sache: Es gäbe eine Möglichkeit der Kostenübernahme. WENN die Verordnung der Cortisonspritzen von einem Schmerztherapeuten käme...ja DANN zahle man.
Auf meine Frage nach einem Schmerztherapeuten in meiner Nähe wurde mir geantwortet, man habe da einen Vertragsarzt in Tusch! Narhallamarsch! ....BOCHUM! Es sei bei der Terminvergabe aber mit langen Wartezeiten zu rechnen. Die Verordnung dieser Therapie habe überhand genommen. Man wolle jetzt durch diese Beschränkung die Zahl der Verordnungen zurückfahren.
Im Klartext heißt das: Man zahlt, oder reiht sich in die Warteschlange ein, um eine Verordnung vom Schmerztherapeuten zu bekommen. In dieser Zeit futtert man fröhlich weiter seine Schmerzmittel, um den Tag (und die Nacht) zu überstehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein augenblicklicher "Cocktail" aus Morphium, Novalgin und Gabapentin (ein Mittel, dass bei Epileptikern zur Reduzierung der Nervenempfindlichkeit eingesetzt wird) auf Dauer KEINE Schädigung von Magen, Nieren und Leber hervorruft. Über die Suchtgefahr durch das Morphium brauche ich wohl kein Wort zu verlieren...
Also zahle ich drei mal 86 Euro, um meine Schmerzen los zu werden.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer, mein Geld zurück zu bekommen, habe ich. Mein Neurochirurg ist auch Zugelassener Schmerztherapeut. Es muss nur noch die Frage geklärt werden, ob er verordnen UND gleichzeitig selbst therapieren darf...
Aber was machen Menschen, die sich diese Zuzahlung NICHT leisten können? Was ist mit den angeblichen Überschüssen in Milliardenhöhe bei den Kassen? Ich fühle mich als Patient verarscht.