Medien - die Vierte Gewalt

  • Wenn die Deutschen sich lieber über Formen statt über Inhalte aufregen, dann gehört das Thema auch nicht in die Politik.

    Nö.
    Wenn Augstein richtig liegt mit seiner Beobachtung:


    Zitat

    Gabriel fiel aus dem Klischee vom Pudding-Politiker, das Marietta Slomka brauchte, um ihre journalistische Hartnäckigkeit zu beweisen. Aber das wurde ihr nicht klar. Stattdessen verriet sie ein sonderbares Demokratieverständnis: Wenn eine Handvoll Leute über die Geschicke des Landes entscheidet, eine Elite, ist sie damit zufrieden. Wenn Hunderttausende Parteimitglieder befragt werden, regt sich ihr Misstrauen.


    Mit diesem Misstrauen ist die Journalistin beileibe nicht allein. Als es um die Verhandlungen über den Koalitionsvertrag ging, benutzte die "taz" das Wort "feilschen", und die "Zeit" nannte den Kampf um Ministerposten ein "Geschacher". Sonderbare Begriffe in diesem Zusammenhang, die wenigstens nicht von viel Respekt für das Ringen um Kompromisse und Mehrheiten zeugen.


    Das sind keine Zufälle. Die Wahrheit ist, dass mancher in der deutschen Öffentlichkeit immer noch Probleme mit dem politischen Interessenausgleich hat. Dem Volk, das über alte republikanische Traditionen nicht verfügt, sind die demokratischen Verfahren suspekt. Tiefsitzende Vorurteile entladen sich in einer gefährlichen Politikerschelte. Ohne Politiker gibt es aber keine Demokratie. Vielleicht sollte Marietta Slomka - und ein paar ihrer Kollegen - das alles noch mal in Ruhe nachlesen: Sehr zu empfehlen ist das Standardwerk "Das Regierungssystem der Bundesrepublik Deutschland", unlängst in der 10. Auflage erschienen.


    dann ist das, was sich in der Folge dieses Interviews abspielt, gerade für einen (immer noch?) überzeugten Piraten wie dich von Interesse und verdient Beachtung - oder siehst du das anders? :)


  • Die Wahrheit ist, dass mancher in der deutschen Öffentlichkeit immer noch Probleme mit dem politischen Interessenausgleich hat. Dem Volk, das über alte republikanische Traditionen nicht verfügt, sind die demokratischen Verfahren suspekt. Tiefsitzende Vorurteile entladen sich in einer gefährlichen Politikerschelte. Ohne Politiker gibt es aber keine Demokratie.



    Dem kann ich nur zustimmen. Mir ist nur nicht so ganz klar, was den Leuten da so als Alternative vorschwebt ... ??


    Ich bin grad kein ausgemachter Freund von Gabriel, aber er versucht, seine Partei aus der kuscheligen Meckerecke zu locken und zum Handeln zu bewegen. Der Ansatz ist nicht falsch.


    Mir hätte gefallen, wenn Angela Merkel mit ihrer FastMehrheit sich eine Minderheitsregierung zugetraut hätte. Da hätte sie mal Klartext reden und überzeugen müssen ... und wir hätten noch eine Opposition gehabt, die diesen Namen verdient.

  • Dem kann ich nur zustimmen. Mir ist nur nicht so ganz klar, was den Leuten da so als Alternative vorschwebt ... ??


    Gar nix. Das ist es ja.
    Meckern, klagen auf hohem Niveau, das ist des Deutschen liebstes Kind.
    Allerdings wenn den Worten dann auch mal Taten folgen sollen wird es plötzlich ganz still und der Shitstorm legt sich.

  • Wenn man selber politisch aktiv ist kann das einen ganz schön ankotzen. Da will man was bewegen und den einzigen Lohn, den man bekommt, sind Beleidigungen von denen, die ihre Arme in den Schoß legen. Pöbeln und Schimpfen können sie alle, aber selber mal was anpacken will kaum jemand.


    Brauchen wir wirklich Politiker? Für mich sind sie nur eine technologische Übergangslösung, damit die jetzige Demokratie überhaupt funktionieren kann. Was allerdings eine Demokratie wirklich braucht ist ein Volk, das für sich selbst Verantwortung übernehmen kann. Das ist für mich die Mindestqualifikation für eine echte Volksherrschaft und ich sehe nicht, daß diese Bedingung momentan erfüllt wird.

  • Brauchen wir wirklich Politiker?

    Natürlich. Aber du darfst sie gerne auch anders nennen.


    Schon in der Familie, die als Keimzelle der Gesellschaft betrachtet wird ... und nicht auf "Vater, Mutter, Kind" beschränkt sein sollte, geht doch gar nichts ohne Aufgabenteilung. Schon da würde eine ständige Mitgliederbefragung verhindern, dass der Laden läuft.


    Die Einsicht, dass man delegieren kann und muss, war schon die Grundlage der agraren Gesellschaft und die haben wir längst hinter uns gelassen.


    Entscheidend sind die Grundsatzfragen, gemeinsame Werte, Grundsatzfragen ... über die muss diskutiert werden, nicht standig über Einzelentscheidungen.


    In der Familie kann niemand Vater oder Mutter abwählen. In einem demokratischen Staat kann aber jeder Politiker auch abgewählt werden.



  • Sowohl in einer Familie als auch in einem demokratischen Staat haben Minderjährige kein Mitbestimmungsrecht. :)


    Das nicht jeder über alles entscheiden kann und mitreden soll, sehe ich ein. Auch bei den Piraten werden in dem von uns getesteten System der Netzdemokratie immer noch Delegierte gewählt. Das System der Politker ist mir allerdings nicht dynamisch genug. Wieso gibt es Legislaturperioden? Wieso kann ich nur alle 4 Jahre die Regierung wählen? Wieso ist es so ein quälender Prozess einen unangenehmen Politiker loszuwerden. Die jetzige Demokratie ist viel zu steif. Sie könnte mit der heutigen Technologie schon weitaus flexibler sein.


    Es wäre mir schon sehr viel lieber, wenn sich zB unsere Minister nicht durch Parteiränkespiele für ihren Ministerposten qualizifizieren würden, sondern über ihre Kompetenz im jeweiligen Ressort. Dazu wäre es schonmal nicht verkehrt, wenn das Volk direkt seine Minister wählen könnte. Stattdessen wählen wir quasi einen Kanzler über das Mehrheitsrecht der Parteien und hoffen das dieser Kanzler schon die richtigen Leute einsetzt, was er aber niemals tut.


    Vielleicht ist es etwas voreilig den Politiker an sich in Frage zu stellen. Für durchaus legitim halte ich aber die Frage: Wofür brauchen wir Partien?

  • Wieso gibt es Legislaturperioden? Wieso kann ich nur alle 4 Jahre die Regierung wählen? Wieso ist es so ein quälender Prozess einen unangenehmen Politiker loszuwerden. Die jetzige Demokratie ist viel zu steif. Sie könnte mit der heutigen Technologie schon weitaus flexibler sein.

    Klar, wir sollten jedes Jahr wählen gehen. Dann ist permanenter Wahlkampf und es geht gar nichts mehr.


    Es wäre mir schon sehr viel lieber, wenn sich zB unsere Minister nicht durch Parteiränkespiele für ihren Ministerposten qualizifizieren würden, sondern über ihre Kompetenz im jeweiligen Ressort. Dazu wäre es schonmal nicht verkehrt, wenn das Volk direkt seine Minister wählen könnte.

    Minister wählen? Wozu denn? Wer will die denn alle kennen und beurteilen? Die meisten Wähler kennen kaum das Wahlprogramm der jeweiligen Partei.


    Es ist auch nicht nötig, dass der Minister ein ausgewiesener Experte auf seinem Gebiet ist. Dafür gibt es ein Ministerium mitsamt Fachleuten zu wasweißichwievielen Gebieten.


    Politik braucht Weitsicht und Konstanz. Wenn sich Politik je nach belieben wie ein Fähnchen in den gerade aktuellen Shitstorm hängt funktioniert gar nix mehr.
    Ich bin der Meinung, dass es zu viele Trottel gibt und direkte Demokratie deshalb nicht funktionieren kann.
    Es ist schön, dass Interesse besteht und jeder mitreden und gefragt werden will. Alles hat aber seine Grenzen. Es muss nicht nur geredet werden, sondern auch gehandelt und verantwortet werden.


  • Im Grunde teile ich deine Meinung. Trotzdem bin ich nicht dafür den Status Quo zu erhalten. Denn somit werden die Trottel dazu ermutigt weiterhin Trottel zu bleiben. Mit dem Internet hat man heutzutage die Möglichkeit sich politisch viel ausführlicher und differenzierter zu bilden als jemals zuvor. Die älteren Generationen weigern sich diese Technik größtenteils zu benutzen. Jetzt wachsen aber Generationen nach, die mit dem Netz aufgewachsen sind und teilweise ein Leben ohne garnicht mehr kennengelernt haben. Die werden natürlich nach mehr Mitbestimmung verlangen.


    Und wenn die politik-verdrossenen Trottel nicht mitbestimmen wollen, dann haben sie eben Pech gehabt :)

  • Mit dem Internet hat man heutzutage die Möglichkeit sich politisch viel ausführlicher und differenzierter zu bilden als jemals zuvor.


    Absolut richtig. Das hilft aber nur denen, die sich vorher auch schon eine Meinung bilden konnten. Warum? Weil sie eben keine Trottel sind.


    Der gemeine Trottel, so an sich, wird es schwierig finden die vielfältigen, in großer Anzahl vorhandenen Informationsquellen im Internet zu bewerten. Viele Trottel erbrechen ihre Weisheiten ja auch ins Internet, was das ganze nicht einfacher macht. Eigentlich war es für Trottel einfacher als es nur Zeitungen und TV gab. Da waren wenigstens die extremen Trottelmeinungen nicht dabei und sie wurden in ihrem Blödsinn nicht auch noch von genauso Dämlichen bestätigt.


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