Im Zusammenhang mit dem aktuellen Amoklauf eines 20Jährigen in Newtown, Connecticut, schlug ein User vor, jeden psychologisch zu testen, bevor er Mitglied in einem Schützenverein werden darf und verwies dabei auch auf Rorschach.
Okay, sagte sich James Wood, vielleicht hätte er nicht erzählen sollen, dass ihn dieser Farbklecks auf Tafel 10 an zwei blaue Krabben erinnert, die Tango tanzen. Und es war wohl nicht sehr geschickt, in dem gräulichen Symmetriebild den gehörnten Totenschädel einer Kuh auszumachen.
Die daraus folgende Diagnose erstaunte den Probanden dann doch: Er verfüge über eine eingeschränkte Denkfähigkeit, und sein Blick auf die Realität sei gestört, hieß es. Als Egozentriker habe er offensichtlich Beziehungsprobleme - ob er nur in seiner Phantasie mit anderen Menschen verkehre? Außerdem leide er an einer Depression.
So hatte sich der 50-jährige Wood selbst noch nie gesehen, der Absolvent und Doktor renommierter Universitäten, Autor von 30 wissenschaftlichen Aufsätzen und glücklicher Familienvater mit einem, wie er dachte, normalen Sozialleben. Dabei hatte alles ganz harmlos begonnen - mit ein paar Tintenklecksbildern und der Frage: "Was sehen Sie hier?"
Wood hatte sich einem sogenannten Rorschachtest unterzogen, nicht, weil er unter psychischen Problemen litt, sondern um zu demonstrieren, dass dieser berühmt-berüchtigte Persönlichkeitstest Quacksalberei sei. Der Bericht über seinen Selbstversuch erschien im Jahre 2003 in dem Buch: "What's wrong with the Rorschach?", das im angelsächischen Raum zu einem bis heute andauernden Streit über Sinn und Unsinn dieses Tests führte. ...
In Deutschland ist das Verfahren ohnehin nicht mehr populär. Bereits 1988 gaben lediglich acht Prozent der Mitglieder des Bundes deutscher Psychologen an, den Rorschachtest noch in der Praxis einzusetzen. In einer Studie aus dem Jahr 2006 tauchte der Test gar nicht mehr in der Top-20-Liste auf. Das Standardlehrbuch der Persönlichkeitspsychologie von Manfred Amelang stuft den Test als wissenschaftlich unbrauchbar ein.