Natürlich gibt es immer zwei Seiten, sonst wär's ja ganz schlecht.
Sinnvoll sind Notfalldaten. Wenn die aber mit PIN auf einer Karte verschlüsselt sind, helfen die im konkreten Notfall wohl eher nicht weiter. Viel effektiver und kostengünstiger wäre es, wenn die Ärzte Notfallpässe ausstellen und ihre Patienten über Risiken umfassend aufklären würden. Solche Pässe geben auch dann Auskunft, wenn das Notfallopfer nicht mehr reden und keine PIN mehr eingeben kann.
Sinvoll ist eine bessere Vernetzung von Ärzten und Krankenhäusern, damit Vorerkrankungen, Medikamentenunverträglichkeit oder bekannte Resistenzen sofort berücksichtigt werden können. Dass dazu eine flächendeckende Sammlung aller Krankenakten auf einem Server in Mecklenburg-Vorpommern notwendig sein soll, erschließt sich mir nicht.
Sinnvoll ist, wenn jeder Arzt sofort weiß, welche Medikamente sein Patient von anderen Ärzten verordnet bekommt, damit vermeidbare Risiken ausgeschlossen werden können. Das Argument hat mich zunächst am meisten überzeugt. Aber selbst das hält meiner Kritik heute nicht mehr stand, denn entscheidend ist nur, was der Patient tatsächlich schluckt ... und das steht in keiner Datensammlung. Im übrigen verordnen auch informierte Ärzte häufig das, was laut Beipackzettel nicht zusammenpasst.
Sinnvoll ist die Vermeidung von Doppelbehandlungen. Ob aber gerade die durch die Gesundheitskarte tatsächlich reduziert werden, wage ich zu bezweifeln. Letztendlich entscheidet jeder Arzt selbst, was er im konkreten Fall für "medizinisch notwendig" hält. Im Zweifelsfall ist es mir auch lieber, dass der Arzt das tut, und nicht die Kasse mich "behandelt". Und wenn kein CT oder MRT der letzten Woche vorliegt, wird auch kaum ein Gericht wagen, dem Arzt "Verschwendung von Geldern" vorzuwerfen ... oder ich müsste mich sehr täuschen. Für Röntgen-Untersuchungen gibt es jetzt schon den RöntgenPass. Kennt den jemand?? Er wird nicht beworben und nach meiner Erfahrung nur selten genutzt, obwohl er überflüssige Belastung durch Rötgenstrahlen ganz leicht verhindern kann. Blutanalysen sind Momentaufnahmen und müssen immer aktuell sein.
Was die Gesundheitskarte verspricht, klingt nach sinnvollen Verbesserungen. Ob die Karte das je leisten kann, bleibt für mich fragwürdig ... und der finanzielle Aufwand ist enorm, sagen die Kritiker. Von Kassenseite hab ich dazu noch nichts gelesen, auch keinen Widerspruch.
checkmate
Meine Kasse erhält die Rechnungen mit Diagnose, manchmal mit einer falschen, manchmal manipulierte Rechnungen. Das merke aber nur ich. Sie hat aber bisher nicht Einsicht in Behandlungsakten und Arztberichte. Das ist der Unterschied.
@Appels Egon
Wenn deine Frau mithört, ist das doch wohl kaum damit zu vergleichen, dass deine Behandlungsakte demnächst zentral für zwei Millionen Zugriffsberechtigte verfügbar sein könnte.
Paula
Wahrscheinlich hast du bei deiner Kasse schon nachgefragt, was sie "weitergibt". Ich vermute mal, "offiziell" nichts. Da müsste man dann wohl einen Insider kennen, der privat Klartext redet ... ???
Dass www bietet die scheinbar unbegrenzte Freiheit, dass diese mit der Möglichkeit einer lückenlosen Kontrolle bezahlt wird, wird leicht übersehen. Freiheit und Kontrolle schließen sich vom Wortsinne her aus ... aber im Netz nicht.
Mich stört schon, dass ich nur mit Stechuhr posten kann
Und das hat absolut nichts damit zu tun, dass ich etwas "zu verbergen" hätte, wie dann immer so schnell gekontert wird. Wer will, kann jederzeit in mein Wohnzimmer schauen, jeder Nachbar sieht, wie lange das Licht brennt, ich schließe oft mein Auto nicht ab, die Haustür steht auch schon mal offen ... und es ist noch kein Fremder einfach reinmarschiert. Das sind alles "Einzelaufnahmen". Im www wird aber alles gespeichert und kann auch verknüpft werden. Über die Tragweite sind sich die meisten wohl nicht bewusst ... weil sie grade die eigenen Vorteile sehen, die es ja auch gibt.
P. S. Die erläuternden Hinweise auf mein analoges Verhalten, werde ich morgen löschen, damit sie nicht bis in alle Ewigkeit noch zu googeln sind