Opa meinte, es ei gut, dass wir Nationalbewusstesein zeigen. Wofür soll das gut sein? Wem hilft das?
Belgien befindet sich in einer Regierungskrise, weil Flamen und Wallonier sich nicht einigen können. Ein kleiner Staat, der sich weiter aufspalten will. Jugoslawien wurde von Tito gewaltsam zusammengehalten ... jetzt lauter Nationalstaaten, die um's Überleben kämpfen. Familien werden getrennt, Menschen, die friedlich zusammengelebt haben, müssen plötzlich gegeneinander kämpfen. Die Tschechoslawakei trennt sich in Tschechien und Slowakei. Ein reicher und ein armer Staat. Wem hilft das, wenn Familien und Freunde plötztlich auf anderen Seiten stehen? Den Menschen sicher nicht.
Natürlich bin ich deutsch, aber das ist ein Zufall. Das Land meines Vaters ist heute nicht mehr deutsch und er hätte sich auch ganz woanders ansiedeln können. Ich stelle keine Ansprüche an die "Güter", die man Vater aufgeben musste. Er hatte keine Wahl.
Nationalstaatlichkeit als Gegenpol zur Globalisierung? "Ich bin ich", statt "Wir sitzen alle in einem Boot"?
Die vielen Deutschlandfähnchen anlässlich der WM befremden mich. Das ist nicht meins. Womit soll ich mich da identifizieren? Mit Frau Merkel ... "Du bist Deutschland" ...? Mit Fußballprofis? Ich freue mich, wenn sie gut spielen. Wenn sie verlieren, ist es auch gut. Mein Glück hängt davon nicht ab. Mein Selbstbewusstesein auch nicht.
Nach dem furiosen Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft glauben 48% der deutschen Befragten, dass Deutschland Weltmeister wird. Ist das wichtig? Und was ist, wenn sie -nicht ich!- nicht Weltmeister werden?
Ich muss nicht Weltmeister sein.
http://ksta.stadtmenschen.de/b…abe/ksta_blogs/index.html
Text überarbeitet