Straßenzustandsbericht

Neues Problem im Städtchen: Alle Straßen im Bestzustand, keine Staus ... da vermissen die Anwohner den Verkehrslärm. Alles so erschreckend ruhig!

Da müssen neue Straßen her, am besten Parallelstraßen, denn Straßen ziehen den Verkehr an.

Dank eines findigen Ingenieurs fehlt es auch nicht an Inselstraßen. Er lässt sie ganz ohne Materialkosten aus dem Nichts entstehen.

Entwarnung für die Beschneidungs- und Erziehungsstraßen: Die Staus haben sich aufgelöst. Auch in der Schulstraße fließt der Verkehr wieder ruhig.

Im Sandkasten Ecke Plauderstraße buddelt ein einsamer Clown nach verborgenen Schätzen, die er dann zufrieden kichernd in die Höhe hält. Manchmal födert er alte Schachfiguren ans Licht, die allerdings als solche nicht für jeden zu erkennen sind. Ab und an schaut noch die Höllenkatze vorbei und zeigt, wo es lang geht. Dabei hatte diesmal niemand nach einer Nanny gerufen.

Lange war es sehr ruhig um die Wandmalerei, da traf man sich an der Stadtmauer tatsächlich zum gemütlichen Plausch. Nur ein leicht verdrießliches verspiegeltes Glas hat hin oder wieder mal Probleme: Er will der Ahl unbedingt die Blömcher schenken.

Endlich ist es geschafft, der Rat hat das Städtchen zur verkehrsberuhigten Zone erklärt.

Einige Anwohner, die noch fur Tempo 50 eingetreten waren, wurden durch immer neue Blumenkübel auf den Fahrbahnen zuletzt ausgebremst. Es dauert einfach alles zu lange.

Keine Unfälle, kein nerviger Lärm, kein Kreisverkehr im Dauereinsatz. Wem seine Straße zu ruhig geworden ist, holt sein Stundenglas raus und fährt ein paar Mal auf und ab. Andere bauen hin und wieder neue Straßen und hoffen, dass doch noch mal jemand vorbeikommt. Wieder andere sind wohl in belebtere Nachbarorte umgzogen.

Selbst der Sandkasten Ecke Plauderstraße ist oft verwaist. Niemand mehr da, der den Sand zurückwirft. Nur hin und wieder buddeln zwei eifrige Knaben nach ihrem verlorenen Spieltier. Ob es sich um ein Lama oder doch um ein Kamel handelt, prüft jetzt der Bundesgerichtshof.

Ein verlassener Sandkasten als "Außenstelle" eines belebten Nachbarstädtchens? Auf die Idee muss man erst kommen.

Das Gerangel bei der Malerei an der Stadtmauer hat sich auch gelegt. Die wird inzwischen halbprofessionell vermarktet und niemand steht mehr Schlange, um endlich sein Bildchen aufsprühen zu können.

Die Verkehrsnachrichten werden hiermit eingestellt.