Schwimmender Bibel-Erlebnis-Park

  • Noch bis zum 13. Oktober dümpelt im Rheinauhafen, direkt gegenüber dem Schokoladenmuseum, ein unförmiger Holzkoloss, eine Nachbildung der biblischen Arche, und verkauft sich geschickt als notwendige Ergänzung zu De Efterling oder Disneyland.


    Genau in dem Zusammenhang mag der biblische Holzkasten ja seine Berechtigung haben, auch oder gerade für Kinder. Falls sie die biblischen Geschichten allerdings noch gar nicht kennen, werden sie mit der Fülle an Informationen hier absolut überfordert sein. Um den pädagogisch wertvollen? Fragebogen zu bearbeiten, mit dem auch Schulklassen gelockt werden, muss man ganz viel lesen und verstehen.


    Besser ist es da, man hat jemanden dabei, der die Geschichten kennt und kann sich auf die liebevoll gestalteten, grob geschnitzten Holzfiguren konzentrieren. Sie sind sehr ausdrucksstark. Man sieht sofort, wer gut und wer böse ist, die Augen der Eva sprechen Bände - und die Schlange muss man im Paradies erst suchen. So ganz nebenher sollen die Kinder hier alle möglichen Früchte zuordnen, von der Tomate bis zur Mango. Die kleine Lockerungsübung folgt jedenfalls nicht dem biblischen Kanon :D


    Auch nIcht so ganz bibeltreu, aber überaus amüsant, ist Noah, der auf einem Tretroller durch die Arche fährt. Die Wege sind schließlich weit. Am besten hat mir Noahs ansonsten unbekannte Frau gefallen. Sie steht in einer Küche, bei der Beduinenzelt und VorkriegsKochwerkstatt Pate gestanden haben. Und unter dem gusseisernen Kohleherd stehen knallrote HighHeels.


    Dass man erlebnisparkmäßig auch selbst versuchen darf, als winziger David den Riesen Goliath per Steinschleuder vom Sockel zu hauen, hat besonders die männlichen Besucher begeistert - große wie kleine. Da gibt es dann auch die erlebnisparküblichen Schlangen.


    Das Neue Testament wird zuletzt nur relativ kurz behandelt. I


    ch fühlte mich nicht zum Glauben müssen überredet. Das harrsche Urteil eines Reporters, wenn die Evolution geleugnet werde, sei das Projekt doch sehr fragwürdig, kann ich deshalb nicht teilen. Ob speziell Kinder durch die scheinbaren Fakten überfordert sind, ist auch fraglich. Schließlich steht die Arche schon bei der Bewerbung freiwillig in einer Reihe mit Disneyland.


    Da hat mich dann eher der Kommerz gestört, der auch hier nicht zu übersehen ist. Belgische Fritten und frischen Kuchen gibt es zu akzeptablen Preisen - überall wird an den Getränken verdient- und man kann sie auf dem Sonnendeck der Arche auf Plüschsofas mit Blick auf das Schokoladenmuseum und freilaufenden Kaninchen zwischen den Füßen genießen. Wo gibt es das schon?


    Aber kurz vor dem Ausgang dann die absolute Konsummeile: Nachbildungen von diesem und jenem, Halbedelsteine, kitschige Schlüsselanhänger und jede Menge Plüschtiere, die durch die Arche gerettet wurden - oder die Arche am Leben halten sollen.


    Hier ein Video und weitere Infos.

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