Organspende, warum eigentlich nicht?

  • Ich formulier es mal anders. Entscheidend ist nicht ob das Tier (Mensch) stirbt, sondern die Person. Die eigene Persönlichkeit setzt sich aus den Wechselwirkungen unserer DNA und vor allem unseren Erfahrungen und Erinnerungen zusammen. Erinnerungen werden in den neuronalen Strukturen des Gehirns abgespeichert. Wenn das Gehirn nur kurzzeitig aussetzt, wird schon ein Teil dieser Struktur zerstört. Eine Person, die ihre komplette Neuronenstruktur verliert, ist somit ausgelöscht, selbst wenn ihre organische Struktur wieder reaktiviert werden kann. Sämtliche Erinnerungen dieser Person sind dann aber weg. Diese Person existiert dann nicht mehr, und das wiederbelebte Tier ist dann persönlich soweit entwickelt wie bei seiner Geburt.


    Du erwähnst nicht, welches Tier nun bei dem Experiment aus dem Reich der Toten zurückgeholt wurde, aber ich nehme mal an, es war ein eher kleines Tier, bei dem man kaum in der Lage ist zu Überprüfen, ob Erinnerungen erhalten blieben. Bei Tieren mit winzigen Gehirnen, deren Handlungsentscheidungen rein instinktiv erfolgen, mag die Formatierung der neuronalen Struktur kein allzu großes Problem darstellen, bei Menschen züchtet man sich nachher aber noch Zombies heran.


    Für mich ist eine Person immer dann gestorben, wenn ihre Erinnerungen weg sind. Egal ob die organische Hülle dann noch am Leben ist. Meine Großmutter mütterlicherseits litt an Alzheimer. Das war eine langjährige und schleichende Entwicklung. Die letzten 2 Jahre ihres organischen Lebens hatte sie nicht nur jede ihr liebe Person vergessen, sondern eigentlich so gut wie alles. Sie konnte nicht mehr sprechen, nicht einmal mehr die Augen öffnen. Sie hat den ganzen Tag nur noch im Bett gelegen, geatmet und sich von den Pflegern füttern lassen. Sie war im Grunde nur noch eine Pflanze, die man mehrmals täglich gießen musste. Zwei Jahre lang!


    Der Zeitpunkt wo sie ihre Familie vergessen hatte und nur noch atmend in einem Bett herumlag, da war sie für mich bereits gestorben. Mein Großvater fühlte sich dann zwar immer noch genötigt sie zwei Jahre lang tagtäglich zu besuchen und sich mit den Pflegern zu streiten, aber das war aus meiner Sicht eine Qual. Als sie eines Tages das Atmen einstellte und sie von Ärzten endlich offiziell für tot erklärt wurde, war das eine Erlösung. Mein Großvater konnte endlich wieder sein Leben genießen, obwohl er die letzten zwei Jahre fast sein ganzes Vermögen verloren hatte. Er musste ja für das "Leben" seiner Ehefrau bezahlen, die sich schon lange nicht mehr daran erinnern konnte seine Ehefrau zu sein.


    Warum wurde meine Großmutter nicht rechtzeitig eingeschläfert? Das hätte meiner Familie eine Menge Streß und Ärger erspart. Und wenn schon einige Humanisten aufgrund ihrer religiösen Indoktrinierung meinen, daß ein solches Leben unbedingt erhalten bleiben soll, dann sollen sie gefälligst selber dafür bezahlen!

  • Wie auch immer, für eine Transplantation "schaltet" man einen Menschen ab, der noch "lebt".

    Die Organe eines Toten kann man nicht transplantieren.

    Deshalb bleibt es für mich wichtig, dass jeder aktiv zustimmen muss.
    Es ist ein sehr sensibles und emotionales Thema, das aus meiner Sicht weder nach "Notwendigkeit", noch nach ausgeklügelten "wissenschaftlichen" Argumenten diskutiert werden kann.

    Eine Kosten-Nutzungs-Rechnung verbietet sich für mich da, Heinz.

    Warum soll nicht jeder selbst bestimmen dürfen, was in den letzten Stunden mit ihm passiert.

    Du "verfügst" da so leicht über deine Großmutter. War sie im Krankenhaus und wäre für eine Organspende überhaupt infrage gekommen?

    Wer, wie die meisten es wünschen, zu Hause stirbt, fällt da ganz raus.

    Klingt jetzt eventuell zynisch, aber die "besten" Organspender sind junge Unfallopfer.

  • Meine Großmutter war natürlich nicht mehr als Organspender geeignet. Darum geht es mir in dem Beispiel auch nicht direkt. Es hätte allerdings eine Menge Zeit, Geld und Nerven gespart, wenn ihr Körper zwei Jahre vorher schon eingeschläfert worden wäre. Niemand hat durch diese letzten zwei Jahre, wo ihr zur Pflanze verkommener Körper künstlich am Leben gehalten wurde, irgendwelche Vorteile gehabt. Nicht einmal sie selbst, denn sie existierte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Es war ja nur noch ihre langsam verwesende Hülle übrig. So einen absolut hirnlosen Schwachsinn muss man nicht tolerieren.


    Eine Kosten-Nutzungs-Rechnung verbietet sich für mich da, Heinz.


    Und warum nicht? Sollen wir uns lieber von unseren dümmlichen Gefühlen leiten lassen? Man sieht doch, wo Mensch endet, wenn er lieber auf seine Emotio statt auf seine Ratio vertraut. Wer unbedingt das Zellgewebe von toten Menschen in einen Seramis-Topf füllen möchte, kann das gerne tuen. Wer die Leiche eines geliebten verstorbenen Ausstopfen will um sie sich aufs Sofa zu setzen, kann das von mir aus auch gerne tuen. Ich bin sogar für Leichenschändung unter Eheleuten zu haben :D


    Nur sollte das alles nichts der Allgemeinheit kosten, und man sollte auch niemanden dazu zwingen am Leben zu bleiben. Wenn im Zweifelsfall keine Patientenverfügung da ist, dann sollte man sich immer für den Tod entscheiden. Lebensbejahung ist Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung.

  • Ich vermisse Verschwörungstheorien. :P
    Den meisten wird der Film "Fleisch" aus den späten 70ern noch was sagen...
    In Anbetracht des technologischen Fortschritts den wir seither
    erfahren durften sind einige Detail in dieser Fiktion heute obsolet.
    Lagerhallen wo Menschen im Koma gehalten werden bis sie verwertet werden
    braucht man heute dank Google´s Standortermittlung nicht mehr. Das passende
    Organ nebst Aufenthaltsort sind in Sekunden ermittelt und wenn du paßt, steht
    30min. später ein Ärzteteam vor deiner Tür.


    Natürlich Quatsch, der Durchschnittsoligarch kauft benötigte Organe für sich und
    seine Lieben in Asien oder Lateinamerika meistens aber im eigenem Land schon
    wegen der besseren Genetischen Verträglichkeit.
    Außerdem gibt es genug Menschen die gegen einen Obolus bereit sind
    ein Organ zur Verfügung zu stellen, .....warum auch nicht ?


    Ob ich meine geistigen oder körperlichen Fähigkeiten nun gegen Geld zur Verfügung stelle
    oder teile meines Körpers dauerhaft jemand anderem übereigne bleibt so gesehen gleich.
    Wenn also gesichert ist das der Organempfänger für alle direkten- und Folgekosten aufkommt
    ist der Gesetzgeber hier gefordert finanziell schlechter gestellten Bevölkerungsgruppen diese
    Möglichkeit der Selbstvermarktung nicht weiter vorzuenthalten.
    In der Branche wird Geld verdient, Schluß mit der Heuchelei.


    Wenn mehrere Organe hierzulande in (Prominent-Vermögende-) Körper gelangen in denen sie per
    Statuten von Eurotransplant niemals hätten gelangen können (Niki Lauda), und das Medial nicht
    mehr angesprochen wird, dürften sich doch nur die naivsten wundern das
    keine breitere Bereitschaft zur Organspende besteht.

  • Heinz,

    ich denke manchmal das du jetzt schon einige Organe nicht, oder eher selten brauchst.
    Außerdem verschreckst du die Rechtschaffenen mit deiner These" Hundefutter"- nixnütziger geht nicht.
    Ich will zum Beispiel keinesfalls das Leben eines Arschlochs verlängern und da ich keinerlei Einfluß auf
    die Wahl des Empfängers habe widerspreche ich sogar ausdrücklich einer Organentnahme bei mir.

    Nach unzähligen Skandalen ob manipulierter Listen wird über dergleichen mittlerweile von den Medien hinweg
    gegangen um nicht noch die letzten Spender zu verstören. Das ist nachvollziehbar ändert aber nix am Betrug.
    Wenn´s dir also egal ist dann widersprich bitte einer Organentnahme. Du willst am Ende doch nicht
    das Leben von H.P.Kerkeling, Helene Fischer oder Horst Seehofer verlängern.... ;)

  • Warum sollte ich das denn nicht? Die Buddhisten sagen, daß Leben sei Leid. Und gerade dumme und erbämrliche Menschen machen sich meiner Beobachtung nach aus reiner Fahrlässigkeit oftmals das Leben selbst zur Hölle. Von daher kann ich dieser Philosophie durchaus zustimmen. Wenn ich Menschen, die ich nicht mag, ein Leben schenke, ist die Wahrscheinlichkeit höher, daß dies einer Bestrafung gleicht. Auch wenn diese gehirngewaschenen Lebensbejaher sich einreden, dies sei nicht so und sich dann mit härtesten Drogen betäuben, um die Selbsttäuschung perfekt zu machen. Wenn die Menschen meinen meine Organe irgendeinem Arschloch einzupflanzen, der sie dann weiterquält, dann ist das doch nicht mehr mein Problem. Ich bin dann sowieso tot! Die Menschen haben durchaus die Möglichkeit ihre Fehler zu vermeiden. Sie lernen aber meistens nur durch Schmerzen und im effektivsten Falle, wenn sie sich diese Schmerzen selber zufügen. Ohne den Schmerz und dem darausfolgenden Willen eine Wiederholung zu verhindern, gibt es keinen menschlichen Fortschritt. Ich selber habe nicht unbedingt vor die Menschen zu retten, ich habe nicht einmal alleine die Fähigkeit dazu. Ich bin aber dennoch so fair und gönne ihnen jede Möglichkeit und Freiheit dies zu erreichen. Wenn dies auch die Freiheit zum eigenen Untergang bedeutet, dann ist das ebenso. Es wäre keine Freiheit, wenn man das nicht auch zulassen würde.


    Siehst du, ich habe mein Denkorgan wieder mehr benutzt als du. Um mich deinem infantilen Aggressionsniveau anzugleichen frage ich mich, ob du überhaupt eins hast lol.


    Im übrigen habe ich auch nix gegen Hape Kerkeling. Oder sollte ich das? Hat der irgendwas angestellt, was ich nicht mitbekommen hab?

  • Ha, du hast deinen arglosen Humor zurück ! :thumbup:

    Du verknüpfst Buddhismus und Freiheit in deiner Argumentationskette und
    unterstellst dabei Reinkarnation als metaphysische Gewißheit. -Sehr Lustig.

    ABER ! Ziel der "Erleuchtung" ist es doch der Wiedergeburt zu
    entgehen, den Kreis zu durchbrechen und ins Nirwana ein zu kehren.
    Das hat mit einem "Frei" geführten Leben nun rein garnix zu tun.


    Spendest du also keine Organe ermöglichst du eine rasche Reinkarnation
    besagter Personen und ermöglichst ihren Mitmenschen sich mehr auf das
    bessere, vielleicht das Nirwana zu konzentrieren.
    Als Philanthrop mußt du das genau so sehn :thumbsup:


    Übrigens hat H.P.Kerkeling Steinmeier zum Bundespräsidenten gewählt,
    aber übel nehme ich ihm seinen Devot- Fatalistischen Humor, wie seine
    Zoten durch die Weltgeschichte, mit denen er brave GEZ Zahler seit Jahrzehnten quält :S

  • Von mir aus. Ich schau kein Fernsehen.


    Und wo habe ich irgendwas von Reinkarnation gesprochen? Ich bezog mich lediglich auf philosophische Stellungnahmen des Buddhismus, nicht auf metaphysische. Solange du mir keine handfesten Beweise für eine Wiedergeburt bringst, sind sämtliche Argumente aus dieser Richtung für mich obsolet.

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