Weihnachten ist vorbei, das neue Jahr noch nicht erreicht - wir leben "zwischen den Jahren".
Zwar bestimmte der Kalender seit dem Jahr 153 für das gesamte römische Reich den 1. Januar als Jahresanfang, und auch die Christen beginnen das Jahr nicht mehr am Tag der Taufe Jesu, dem 6. Januar, dennoch hat sich der Ausdruck "zwischen den Jahren" bis in unsere Zeit erhalten.
Noch sind Christbäume, Fenster, Balkone, Fassaden weihnachtlich erleuchtet - es scheint, als hätte Jemand das allgemeine Tempo gedrosselt. Mancher gönnt sich ein paar Urlaubstage oder die Schulferien zum Ausruhen und Besinnen. Denn die "Zeit zwischen den Jahren" ist eine Übergangszeit. Man schaut auf Vergangenes zurück, schließt ab und macht sich bereit für neue Ziele und Wege.
Selbst einige Gebräuche haben sich erhalten, aller 'Modernität' und technischem Fortschritt zum Trotz. Sogar in der Großstadt.
Zwar werden nur Wenige ihr Zuhause ausräuchern, um so Dämonen und böse Geister zu vertreiben, aber der Name "Rauhnächte" oder "Rauchnächte" ist geblieben. Gemeint sind die “fehlenden" Nächte zwischen dem Mondjahr, das nur 354 Nächte umfasste und dem Sonnenkalender mit seinen 365 Tagen..Zwischen Heiligabend und dem Drei Königsfest gelten sie seit jeher als unheimlich. Sie werden auch Raub-, Zwölf-, heilige oder schwarze Nächte genannt, und als Losnächten wird ihnen zudem schicksalhafte Bedeutung zugeschrieben. Jede einzelne Rauhnacht stehe als eine Art Omen für das kommende Jahr; die erste also für den Januar und so weiter. Daher mag man in dieser Zeit besonders auf seine Träume, Gefühle sowie auf das Wetter, Erlebnisse und Nachrichten achten.
Vielleicht kennt ihr das noch: Das Haus muss vor Weihnachten in Ordnung gebracht sein, die Hausfrau soll an den folgenden Tagen ruhen. Putzen, Spinnen, Backen musste erledigt sein und war "zwischen den Jahren" verboten. So erklären sich beispielsweise langhaltende Backwaren wie der Weihnachtsstollen, der vor den Festtagen zubereitet wurde und sich über die ganzen Tage hielt - wenigstens theoretisch ...^^
Man blieb im Dunklen im Haus, denn draußen tobte in dieser Zeit die "wilde Jagd“, eine Art Höllentruppe, die brausend am Himmel umherzieht und die auf keinen Fall ins Haus gelangen darf. Türen und Fenster wurden verschlossen, sicher war es nur Zuhause, mit Betonung auf 'zu‘.
Die wilde Jagd sind eine Art übernatürlicher Jäger, die als Gefahr für den Menschen gelten. Der Begriff ist schon in Grimms Wörterbuch verankert, aber es gab ihn lange vorher. Es heißt, es seien Verstorbene, die 'vor ihrer Zeit' also gewaltsam, ums Leben kamen. Ihren Ursprung hat die wilde Jagd sicher ganz prosaisch in den Winterstürmen, aber auch in der nordischen Mythologie, sagt man. Odin, der mit seinen Mannen durch die Lüfte zieht, könne ihr Anführer gewesen sein.
Damit die wilde Horde sich nicht etwa in der draußen flatternden Wäsche verfing und sie rachsüchtig als Totenhemden für die unbedachten WäscherInnen nutzte, durfte auf keinen Fall gewaschen werden. Auch dieses 'Verbot' wird heute noch beachtet, wenngleich kaum noch Jemand die Ursprünge kennt und die Haushalte oft mit Wäschetrocknern ausgestattet sind.
Wer der wilden Jagd begegnete, galt dem Tod geweiht. Also schön zuhause bleiben und einkuscheln.
Ach übrigens: Vor Weihnachten mussten die Schulden beglichen sein, sonst winkte Unglück.
Alles Quatsch, meint ihr?
So ist das halt mit Traditionen. Man pflegt sie schmunzelnd oder kopfschüttelnd und manchmal stößt man auf Texte oder Bilder, die einem die Erklärungen dazu liefern.
(SUPR)