Wer kennt es nicht, das stolze Vorführen gut gemeinter, aber grottenschlechter und leider unweigerlich in Massen auftretender (Urlaubs-)Fotos. Man leidet still vor sich hin und wagt nicht , dem begeisterten Urheber ein kategorisches 'Stopp!' entgegen zu halten.
Noch schlimmer traf es frühere Generationen, als zum abendfüllenden Dia-Vortrag mit kalten Platten und Schnittchen geladen wurde. Mett-Igel und Käsewürfel auf Zahnstocher zur überbelichteten Tante Luise am Mallorca-Strand lassen grüßen.
Okay, die heutigen Kameras geben mehr her und helfen uns minder Begabten, halbwegs brauchbare Bilder zu knipsen. Aber, mal ehrlich, von Fotografie(!) sind die meisten Ergebnisse doch weit entfernt ...
Vielleicht bringen die jecken Ideen des Rich McCor, ein Fotograf, der Ablenkungsmätzchen wirklich nicht nötig hat, manchen Hobbyknipser auf neue Ideen?
Vielleicht kommen dann sogar ein paar richtig originelle Fotos zustande?
Wer weiß?
ZitatAlles anzeigenWie aus langweiligen Urlaubsfotos kleine Kunstwerke werden
Text: jetzt-redaktion - Fotos: Instagram/paperboyo
Nie wieder Standard-Touristenbilder! Ein Künstler beweist, dass Schnappschüsse von Sehenswürdigkeiten auch ganz anders aussehen können.
Sieht ja aus wie ein Fahrrad: Das London Eye gesehen mit den Augen von McCor.
Dann steht man so da, im Regen oder in der Sonne und der Louvre sieht aus, wie der Louvre im Regen und der Sonne eben aussieht. So wie immer. Und trotzdem drückt man, gemeinsam mit Tausenden anderen an diesem Tag, auf den Auslöser. Es ist das kollektive Schicksal des Touristen, die immer gleichen Fotos von den immer gleichen Orten zu machen.
Aber es gibt auch noch Menschen wie Rich McCor. Auf seinem Instagram-Accountpostet er Bilder von Sehenswürdigkeiten und ein bisschen Papier. Und plötzlich sehen die berühmten Orte ganz anders aus. Das London Eye ist ein Fahrrad. Die St. Paul‘s Cathedral eine Tüte Eis. Die Cirkelbroen in Kopenhagen wird zum UFO-Landeplatz. Die Augen, die sich an den Motiven schon ziemlich satt gesehen haben, haben auf einmal wieder was zu gucken. Und dafür kann man schon mal Danke sagen.
Der Triumphbogen als Legomännchen.
Invasion: die Brücke von Künstler Olafur Eliasson als Alien-Landeplatz.
Ein bisschen Papier macht das historische Stockholmer Schiff zur Flaschenpost.
McCor hat Grund zum feiern, denn er macht die fantasievollsten Urlaubsfotos.
Selfie-Stick als Selbstreferenz.
Das Dach des Maritim-Museums in Amsterdam wird zum Spinnennetz.
Besucher bekommen dank Instagram beim Anblick der St. Paul's Cathedral demnächst vielleicht Lust auf Eis.
Vielleicht sind die Fotos deshalb so schön anzusehen. Beim Touri-Foto geht es hauptsächlich darum zu beweisen, dass man da auch wirklich war. Dafür lehnt sich McCor aber nicht vorm Pisaturm ein bisschen nach rechts oder nach links. Seine Fotos zeigen viel mehr, was man auf fantasielosen Urlaubsfotos eigentlich verpasst: den eigenen Blick auf die Welt. Und bewiesen, dass er da war, hat McCor damit auch.
Schön wäre es, wenn wir in Zukunft alle solche Alben hätten. Dann wäre auch das gemeinsame Durchblättern endlich mal ein bisschen spannender.
sina-pousset
(jetzt.de)