27. Januar - Auschwitz' Befreiung

  • “Am 27. Januar 1945 wurde das größte deutsche Vernichtungslager im Zweiten Weltkrieg in Auschwitz von der Roten Armee befreit. Zum 70. Jahrestag kommen Monarchen, Präsidenten und Minister zur Gedenkfeier nach Polen. Russlands Präsident Wladimir Putin wird dagegen fehlen. Der Kremlchef wurde nicht eingeladen.“ (dpa)


    27 Millionen tote Sowjetbürger ... vergessen ??
    Die Rede von Richard von Weizsäcker ... vergessen ??


    Statt eines würdigen Gedenkens und eines leidenschaftlichen Bekenntnisses zu humanistischen, demokratischen Werten, welches auch die heutige junge Wohlstandsgeneration erreichen könnte, plus einer gehörigen Portion Selbstreflektion Aller, sind wieder einmal salbungsvolle Worte und -vor allem aus Polen- Töne kaum unterdrückter Aggression zu hören.
    Die Befreiung von Auschwitz sei nicht eine Leistung der -mehrheitlich russischen- Roten Armee, sondern vor allem die Leistung von Ukrainern?

    Quelle: Deutschlandfunk

    Das Gedenken an die Mordmaschinerie Auschwitz als Vehikel, um sich selbst, die aktuelle Tagespolitik und eigennützige Geschichtsklitterung im medialen Scheinwerferglanz zu präsentieren?


    Das ist widerlich!



    Aber es gibt auch eine andere Seite: Vom ungarischen Regierungschef Orbán kommt unverhofft und erstmalig das Eingeständnis, die Deportation ungarischer Juden nach Auschwitz sei damals mithilfe der ungarischen Polizei geschehen.


    Mein Gesamteindruck von diesen "Gedenkfeiern" -
    Politikerseits überwiegend selbstgerechtes sich auf die Schulter Klopfen oder pastorale 'Betroffenheit', dazu kaum verborgenes Russlandbashing ...
    Würdelos!


  • Gedenkfeiern sind oft problematisch, schon weil sie vom Feiern künden, wo es vor allem um Gedenken geht.


    Der Holocaust gehört auch für mich notwendig zum kollektiven Gedächtnis. Wie er da nicht "verloren" geht, weiß ich allerdings nicht so genau.


    Patorale Reden passen für mich da nicht ... tägliche "Aufarbeitung" durch Filmberichte, die fast jeder?? schon mehrfach gesehen hat -und die mich gruseln lassen-, brauche ich nicht. Bleiben noch die Talkschows und die Stolpersteine.


    Manchmal denke ich, es wird zu viel geredet, wo Handlung angesagt ist. Da beindrucken mich diejenigen, die überlebt haben, aber nach Deutschland zurückgekehrt sind ... die nicht Hass predigen, obwohl sie ihn in der Familie und am eigenen Leib erlebt haben.

  • Die Politiker aller Seiten sollten am besten den Mund halten und das reden den Überlebenden bzw. den Angehörigen der Ermordeten überlassen.


    Keine Siegermacht hat sich vor, während oder nach dem Krieg in der Behandlung der Juden mit Ruhm bekleckert.

  • Für mich geht es da jetzt weniger um "Siegermächte" ... in Deutschland werden schon seit längerem wieder Hakenkreuze an jüdische Gebäude geschmiert ... und "Ausänder raus" scheint gesellschaftsfägig zu werden ... ???

  • Für mich geht es da jetzt weniger um "Siegermächte"

    Es ging im Eingangspost um Staaten, also Politiker und wer eingeladen wird oder warum nicht. Schmierereien passen da nicht in Kontext. Das waren wohl keine offiziellen Hakenkreuze.


    in Deutschland werden schon seit längerem wieder Hakenkreuze an jüdische Gebäude geschmiert ... und "Ausänder raus" scheint gesellschaftsfägig zu werden ... ???

    Das ist widerlich und beschämend. Noch beschämender ist für mich, dass in Großstädten Juden von arabischen Migranten persönlich beleidigt und geschlagen werden. Wenn Juden in Deutschland aus Angst einen Hut über die Kippa stülpen, ist das nicht hinnehmbar.

  • Es ging im Eingangspost um Staaten, also Politiker und wer eingeladen wird oder warum nicht.

    Nein. Es ging und geht um die Opfer des Faschismus, um würdevolles(!) Gedenken an Millionen Ermordete - und um Respekt, auch vor den Befreiern. Da sollte sich der Gebrauch von Geschichtsklitterung von selbst verbieten!


    Die Lehre aus unserer Geschichte?
    Systematisch und massenhaft wurden neben Juden auch Roma, Behinderte, Homosexuelle, bekennende Christen, Antifaschisten, hier insbesondere Sozialisten und Kommunisten,
    ermordet.
    Das gilt es mit zu bedenken, wenn man über das, was neuerlich gesellschaftsfähig ist, und über beschämenden Umgang im heutigen Deutschland spricht.
    Nicht allein, dass Juden Angst haben müssen, ist für einen Demokraten 'nicht hinnehmbar'. Ebenso wenig ist es die Diskriminierung Andersgläubiger und die Ängste der Migranten und Minderheiten.


  • 1944, also vor Auschwitz, ist Lublin von der Roten Armee befreit worden. Eingedenk dessen, was in beiden Lagern geschah, erinnere ich an dieses Gedicht:


    Kinderschuhe aus Lublin

  • Holocaust-Überlebender Max Mannheimer
    "Die Menschen haben aus Auschwitz nur sehr wenig gelernt"

    Eigentlich wollte er das Land seiner Peiniger nie wieder betreten - und lebt doch seit knapp 60 Jahren in Deutschland: Wie durch ein Wunder überlebte Max Mannheimer fünf Konzentrationslager. Besuch bei einem, der kein Held sein will. Von Katja Iken mehr...

    http://www.faz.net/aktuell/pol…abgrund-der-13394169.html



    © AP
    'Aus der Hölle zurück ins Leben'
    >Und die Warschauer Jüdin Halina Birenbaum, die nach ihrer Rettung vor siebzig Jahren nach Israel ging, die Dichterin und Schriftstellerin wurde, legt Zeugnis ab: zunächst vom Schicksal derer, denen es nicht wie ihr beschieden war, zu überleben, vom „bodenlosen Abgrund der Hölle“, der damals ihr Leben war, vom deutschen Christbaum, dessen Lichter brannten, während nebenan das „Feuer der Vergasten“ loderte, von ihren verlausten, verschmutzten, entwürdigten Leidensgenossen, von ihren Lieben, die sie verlor und von denen nur das Bild in ihrem Herzen noch existiert, weil nicht ein einziges Foto den Brand überlebte.
    Dann aber hat sie noch ein weiteres Zeugnis abgelegt, das Zeugnis der Mission, die aus ihrem Leiden gewachsen ist – der Aufgabe, mit wachem Auge die Welt zu beobachten, vor dem Bösen zu warnen, das sie damals sah: „Ich kann wachsam sein“, sagt sie. „Ich kann das Böse erkennen, wenn es sich nebenan regt.“<



    Besuch in Oświęcim
    "Ich war dort. Ich war so sehr dort"


    Video

    Seit ihrer Kindheit in Auschwitz ist Halina Birenbaum die Gegenwart unerträglich geworden. Ein Überlebender lässt ein TV-Team auflaufen. Junge Menschen mit Aufklebern auf den Jacken albern herum - bis sie die Rampe von Birkenau erreichen. Niemand betrachtet das Foto des deutschen Boxmeisters Johann Trollmann.
    Von Nadia Pantel, Oświęcim

  • Ich sags vorneweg: Mir war in den letzten Tagen zu viel des "Gedenkens" ... es hatte mich weggespült.


    Dann kam gestern die Anfrage, ob ich nicht - so ganz spontan- Lust hätte, einer Lesung mit Musik von Esther Bejanaro und Miccrophone Mafia zu lauschen.


    Es war ein beeindruckender Abend.


    Er begann mit der Initiative "Keupstraße ist überall", dann las Esther aus ihren Lebenserinnerungen, mit klarer kraftvoller Stimme. Ihr Bericht ist sachlich und nüchtern und endete mit ihrer zweiten Geburt, wie sie es selbst nennt.


    Der Saal ist betroffen. Man kennt ja solche Berichte: Sie machen sprachlos gruseln.


    Was dann folgt, die Musik, bei der Esther, für eine 90Jährige erstaunlich vital, ihre ausgebildete Sopranstimme einsetzt und zusammen mit dem Rap -oder besser: der Rap zusammen mit ihr- eine Ode an das Leben und für die Freiheit anstimmt, hat mich absolut überzeugt.
    Die kleine weißhaarige Frau hat in Erinnerung an grausame persönliche Erlebnisse keinen Hass in den Augen, sondern schaut sehr kraftvoll nach vorne.


    La Vita continua ist ihr Motto.


    Der Abend endete mit gemeinsamem Singen.

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