Mein Gott, wie peinlich!

  • Ist doch wohl klar, daß mit der Zunahme sämtlicher audiovisuellen Medien das geschriebene Wort an Bedeutung verliert. Warum etwas mit Worten umschreiben, wenn ein Bild mehr sagen kann als 1000 Worte? Heutzutage gibt es eben andere Formate der Informationsübermittlung. Vor 100 Jahren hatte man nichts anderes als Zeitungen und Bücher. Da musste man gut lesen können, um alle Informationen zu verstehen, und gut schreiben können, um sich der Welt mitzuteilen. Solche Fähigkeiten werden bei weitem nicht mehr dermassen essentiell gefordert. Eine Nachrichtensendung versteht auch ein Analphabet. Ein Legasteniker kann immer noch Nachrichtensprecher werden.
    Früher musste man auch nur eine Sprache sprechen können. Heute wird man multilingual erzogen. Für meinen Großvater war deutsch die einzige Sprache, die er jemals kennen lernte. Dementsprechend fokussiert hat er auch gelernt mit dieser Sprache umzugehen. Ich hingegen musste in der Schule schon zwei Fremdsprachen lernen. Englisch spreche ich fast so fliessend wie meine Muttersprache. Auf der Arbeit muss ich mich mit Kunden auf englisch unterhalten können. Selbst einige unserer Mitarbeiter sprechen kein Deutsch. Wenn man bei uns in der Firma kein fliessendes Englisch spricht braucht man sich garnicht erst zu bewerben. Für Orthographie, egal ob im englischen oder im deutschen, interessiert man sich hingegen weniger. So ist halt eben die Welt geworden, in der wir heute leben.


    Der französische Sprachschutz ist dahingehend schon sehr weltfremd. Zumal deren Sprache wirklich die furchtbarste ist, die ich kenne. Die sollten lieber dafür sorgen diese Sprache endlich abzuschaffen und die Welt nicht noch mehr damit zu belästigen ^^

  • mit der Zunahme sämtlicher audiovisuellen Medien das geschriebene Wort an Bedeutung verliert. Warum etwas mit Worten umschreiben, wenn ein Bild mehr sagen kann als 1000 Worte? Heutzutage


    Das halte ich für ein Gerücht. Gerade das Internet lebt von Buchstaben. Bildchen reichen da nicht wirklich.


    Die Sprachfähigkeit ist gefragt. Wenn jeder nur noch blubbert, dann wars das ;(


    Sprachlosigkeit trotz endlos vieler Buchstaben ... oder so ähnlich ...

  • So extrem hab ich das doch garnicht formuliert. Ich sprach davon, daß das Wort an Bedeutung verliert, aber nicht das es komplett ersetzt wird. Das hat auch weniger mit dem Internet zu tuen. Diesen Trend gibt es spätestens seit der Erfindung der Photographie. Früher konnte man Informationen fast ausschliesslich über das geschrieben Wort verbreiten. Das brauche ich heutzutage nicht mehr. Wenn ich mich zu einem Sachverhalt informieren will und ich kriege einen Text zum lesen oder ein Video zum betrachten angeboten (zB eine Dokumentation), dann wähle ich natürlich das Video.


    Das Internet sorgt natürlich auch für eine Anpassung geschriebener Worte. Internationale Kommunikation funktioniert meistens nur mit dem Grundsätzlichsten. Anmerkung zu audiovisuellen Medien haben meistens nicht einmal Satzzeichen. Ich selber habe nicht die größte Ahnung von englischer Grammatik, aber die meisten Menschen auf der Welt (oder eben im Internet) haben noch weniger Ahnung davon. Trotzdem schaffen wir es uns irgendwie zu verständigen, ganz ohne orthographischer Dogmatik.


    Ich fasse also zusammen: Audiovisuelle Medien nahmen dem Wort etwas an Bedeutung, und das Internet tutet dasselbe mit der Orthographie.

  • Ich fasse also zusammen: Audiovisuelle Medien nahmen dem Wort etwas an Bedeutung, und das Internet tutet dasselbe mit der Orthographie.



    :D :thumbup:


    Du stützt dich jetzt auf das Wort ... sehr kreativ sogar.


    Da Kommunikation, egal ob mit Bildern oder mit Buchstaben, eh das größte Problem der Menschheit ist, spielt die Orthographie eine untergeordnete Rolle, das hast du recht. Trotzdem muss es einen Standard geben, damit jeder davon abweichen kann. Alles andere wär zu viel der Freiheit :D


    Der Mensch lebt vom Wort. Wir denken in Wörtern, auch wenn wir Bilder, Gefühle oder Gerüche im Kopf haben. Nur mit Wörten können wir sie "festhalten".

  • @Heinz
    Kommunikation via Bildmedium ist nix neues. Dier ersten Comics (salopp ausgedrückt) findest du an Höhlenwänden, die Fortentwicklung auf Kirchenaltären und -fenstern. Bilder waren immer mächtiger als Worte solange man Schriftzeichen nicht lesen konnte. Das Lesen von Schrift ist ein intellektueller Vorgang, der die Befähigung zu abstraktem Denkvermögen und eigene Vorstellungskraft vorraussetzt. Zivilisatorisch gesehen ist die von dir beschriebene Entwicklung eher ein Rückschritt.

  • sphinx
    Du meinst es ist intellektuell gesehen ein Rückschritt. Das wir uns zivilisatorisch in den letzten Jahren, Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden zurückentwickelt haben sehe ich irgendwie nicht ^^


    Natürlich ist es eine größere geistige Leistung Textinformationen zu Bildinformationen zu decodieren, als wenn man die unkomprimierte Bildinformation einfach so erhält. Allerdings wird man dadurch auch nicht dümmer. Die freigewordenen Denkkapazitäten verschwinden nicht einfach, sondern können für andere Dinge genutzt werden.


    Da Kommunikation, egal ob mit Bildern oder mit Buchstaben, eh das größte Problem der Menschheit ist, spielt die Orthographie eine untergeordnete Rolle, das hast du recht. Trotzdem muss es einen Standard geben, damit jeder davon abweichen kann. Alles andere wär zu viel der Freiheit :D

    Klar, die Freiheit darf nur soweit gewährt werden, wie eine verständliche Kommunikation noch zustande kommen kann. Darüber hinaus werden solche Regeln allerdings immer obsoloter. Wenn die Menschheit sich irgendwann auch ohne den Gebrauch eines Kommatas verständigen kann, können wir dieses Zeichen natürlich abschaffen.


    Der Mensch lebt vom Wort. Wir denken in Wörtern, auch wenn wir Bilder, Gefühle oder Gerüche im Kopf haben. Nur mit Wörten können wir sie "festhalten".

    Das ist unsere geschulte Denkweise. Wir haben die Wörter ja nicht selber ausgedacht, sondern sie uns von anderen beibringen lassen. Ich bin mir aber sicher, daß jemand, der nie Wörter gelernt hat, trotzdem sich Erinnerungen merken kann. Ein Blinder oder ein Tauber hat auch ganz andere Methoden um Erfahrungen im Gedächtnis zu speichern, als natürlich jemand der normal sehen und hören kann.


    Wörter sind lediglich eine Vereinfachung des Speicherns und vor allem der zwischenmenschlichen Kommunikation. Wörter sind quasi das Dateiformat unserer Hirnfestplatten. Wir könnten keine Daten austauschen, wenn unsere Gehirne eine unterschiedliche Formatierung hätten. Wenn jemand ein Schwein als Kuh bezeichnet wäre das sehr verwirrend. Die ausgetauschten Daten wären zueinander inkompatibel. Deswegen bringt man uns frühzeitig bei in Wörtern zu denken, weil alle anderen auch so denken und ansonsten eine zwischenmenschliche Kommunikation nur sehr schwer und eingeschränkt möglich wäre.

  • Deswegen bringt man uns frühzeitig bei in Wörtern zu denken, weil alle anderen auch so denken und ansonsten eine zwischenmenschliche Kommunikation nur sehr schwer und eingeschränkt möglich wäre.

    Muss uns das tatsächlich jemand "beibringen", oder merken wir doch noch selbst, wenn wir nicht verstanden werden??


    Mal ein extremes Beispiel: In der Sprache der Inuit gibt es zahlreiche Wörter für die Farbe des Schnees. Die Wörter helfen uns nicht ... uns fehlt die unterschiedliche Bedeutung.


    Jedes Wort besteht aus einer Buchstabenfolge und einer Bedeutung. Wörter mit gleicher Buchstabenfolge, können eine andere Bedeutung haben. Dann sind es zwei Wörter.


    Nimm "sky" und "heaven". Im Deutschen haben wir dafür scheinbar nur ein Wort. Stimmt nicht. Wir unterscheiden sehr genau, ob wir gerade vom Firmament oder vom Jenseits reden ... bei den Farben des Schnees sieht es da allerdings anders aus. Da fehlen uns die Erfahrungen.


    Schnee ist weiß und kalt. Die Nuanzen kennen wir in Deutschland nicht. Ok, dass Harsch gefährlich werden könnte, wissen einige noch ... aber nur Skifahrer ...

  • Muss uns das tatsächlich jemand "beibringen", oder merken wir doch noch selbst, wenn wir nicht verstanden werden??


    Als Baby oder Kleinkind? Nunja wir können uns natürlich darauf beschränken für den Rest unseres Lebens einmal heulend aufzuschreien, damit wir unseren Hunger gestillt kriegen :)


    Genauso könnte man ein Kind auch radikal anders erziehen. Zum Beispiel in dem man es anschweigt und sich nur mit Fingerzeichen verständigt (von mir aus Gebärdensprache). In eine normale Schule oder in den Kindergarten, könnte man dieses Kind dann wohl nicht stecken, da es nicht wüsste wie es mit anderen Personen kommunizieren sollte. Vielleicht würde es das Reden und Wortdenken von da an mühsam in der Praxis lernen. Aber zumindest kann es für sich selbst die Welt genauso erklären, wie all die anderen Kinder, die Worte statt Zeichen gelernt haben.



    Mal ein extremes Beispiel: In der Sprache der Inuit gibt es zahlreiche Wörter für die Farbe des Schnees. Die Wörter helfen uns nicht ... uns fehlt die unterschiedliche Bedeutung.


    Das ist nur unmittelbar richtig. Langfristig helfen uns Wörter allerdings schneller verstehen zu lernen. Wenn ich die Unterschiede verschiedener Schneearten lernen möchte, muss ich dafür nicht jahrelang nach Grönland reisen. Ich kann es mir auch mit Worten erklären lassen. Oder auch mit Bildern :)
    Ich spare nicht nur Wegstrecke, sondern auch Zeit. Man kann nämlich auch über eine Schneesorte reden und sich Fotos von ihr anschauen, ohne darauf warten zu müssen, daß diese Schneesorte irgendwann vom Himmel fällt.

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