Schon als wir uns hier im Café zum ersten Mal #257 Apollinaires Gedicht zugewandt hatten und ich mit Enzensbergers Version #258 befasst war, betrachtete ich seine deutsche Fassung als "Nachdichtung". Das gefällt mir auch heute noch besser, als in seiner Textversion eine bloße "Übersetzung" zu sehen.
Dafür sind die Unterschiede -ihr habt sie ja benannt- zu deutlich. Dem gerne-Polterer Enzensberger unterstelle ich Bewusstheit für seine eigenen markanten Akzente. Hat er nicht auch an der Sorbonne(!) Literaturwissenschaft, Sprachen und Philosophie studiert?
Es ist halt allgemein das Kreuz mit Übersetzungen: Wie soll es gelingen, Charakteristika, Sprachmelodie, Rhythmus und manches mehr, ohne nennenswerte Verluste von einer Sprache in eine andere zu übertragen? Bei Prosa mag das noch eher gelingen - aber bei Lyrik??
Denkt bloß mal an die heftigen Auseinandersetzungen, wer denn überhaupt legitimiert(!) und befähigt sei, eine angemessen passende Übersetzung von Gedichten der US-Poetin Amanda Gorman zu leisten.