Die Hausarbeit ist leichter geworden.
Wir müssen nicht mehr die Wäsche zum Fluss tragen und dort gebückt mit Muskelkraft reinigen, wir müssen auch nicht mehr um 6.00 Uhr früh die Glut im Ofen entfachen, damit wir warmes Wasser haben, um dann die Wäsche auf dem Waschbrett zu malträtieren ... wir schmeißen einfach alles in die Waschmaschine und wenden uns anderen Dingen zu.
Schmutziges Geschirr wandert in die Spülmaschine, verderbliche Güter in den Kühlschrank. Alles kein Problem, könnte man denken.
Aber dann fällt der auf Ordnung und Sauberkeit gedrillte Blick der braven Hausfrau auf diese freundlichen Helfer und sie stellt fest, eine Reinigung ist dringend angesagt.
Tatort Spülmaschine: Sie reinigt nur solange, bis die Düsen der Sprüharme verstopft sind, logisch. Jetzt ist nicht Muskelkraft, sondern Kreativität gefordert. Natürlich kann man die Sprüharme abmontieren -wenn man die Gebrauchsanweisung studiert, oder wahlweise ein bisschen gegrübelt hat.
Schnell stellt man fest, dass sich im Inneren Speisereste befinden, so klein, dass sie durch die schmalen Düsen hineinfallen konnten ... aber freiwillig kommen sie nicht mehr heraus.
Mit einem gezielten Wasserstrahl schafft man es gerade, dass sie vorwitzig hervorlugen, zu packen kriegt man sie nicht, sie hängen fest. Mehr Wasser, umdrehen das Ganze, schütteln, klopfen ... nichts. Nur mit Pinzette und Zahnstocher kommt man ans Ziel.
Könnte man den Sprüharm nicht nur abnehmen, sondern auch noch öffnen ... rein gar nichts wäre gewonnen: Es fehlte das Erfolgserlebnis.
Ein weiterer kritischer Blick zeigt, dass das Dichtungsgummi verschmutzt ist. Das lässt sich nun ganz leicht entfernen. Im Wasserbad sollte es sich ebenso leicht reinigen lassen. Weit gefehlt: Da diese Reinigung weder täglich noch wöchentlich stattfindet, ist der fettige Rückstand -wahrscheinlich auch aufgrund der Wärme im Gerät- in den tiefen seitlichen Rillen des Profils mit dem Gummi verbacken. Für unzugängliche Stellen hat die brave Hausfrau natürlich sofort eine Zahnbürste zur Hand ... und da ist jetzt tatsächlich auch heute noch Muskelkraft gefragt.
Zuletzt siegt aber der unbedingte Wille nach Reinheit, schließlich kann das flexible Material sich den Borsten auf Dauer nicht entziehen.
Anders die Fuge, aus der das Gummi entfernt wurde. Die ist so schmahl, dass die Zahnbürste keine Chance hat. Schlussendlich siegt aber auch hier ein geschickt eingesetztes Reinigungstuch, unterstützt von Wattestäbchen.
Bleibt nur noch das Scharnier der Türe, da kommt außerdem ein Zahnstocher zum Einsatz.
Gewöhnt, derartige Probleme gutgelaunt zu meistern, bieten auch die Fugen in Kühlschränken, der Schrankraum hinter ausziehbaren Fächern -die man nicht mal so eben aushängen kann-, nach außen geriffelte Glaseinsätze in Küchenschranktüren, Fugen von Wasserhähnen, Abflussrohre von Überläufen und selbst die Profile von Fensterrahmen ein angenehmes Betätigungsfeld.
Es wäre völlig verfehlt, wenn Konstrukteure nicht nur an die Funktionalität dächten, Designer nicht nur die Ästhetik im Blick hätten ... als praktisch nicht nur das gelten würde, was gut zu nutzen, sondern auch noch leicht zu reinigen ist.
Hat alles seinen tieferen Sinn. Die brave Hausfrau ist mit Wesentlichem beschäftigt, kann Kreativität entwickeln und Ausdauer beweisen ... und nicht auf dumme Gedanken kommen.
Über so viel Tiefsinn kann die brave Hausfrau nur staunen.
Erstveröffentlichung 23. 08. 2008