Und der Hype geht weiter?
Als gäbe es keine Probleme, wird über die Rechtmäßigkeit einer Dissertation diskutiert. Gut, es hängt ein Politiker dran, ein Verteidigunsgminister, einer, der auf die alten Werte gesetzt hat und schon als nächster Bundeskanzler gehandelt wurde.
Die Medienpräsenz ist so groß, dass man um das Thema nicht mal einen Bogen machen kann. Hat er, oder hat er nicht? Und wenn ja, wie schlimm ist das? Tun das nicht alle, macht nicht jeder mal Fehler? Oder handelt es sich doch um ein Verbrechen?
Dass zufällig die Dissertation von Guttenberg jetzt "überprüft" wird, erscheint zu unwahrscheinlich. Wer sucht, der findet. Und jetzt findet im Netz eine ganze "Fangemeinde" und betont zugleich, dass sie für die Richtigkeit ihrer Ergebnisse nicht garantieren kann, hää?? Alles Spekulation?
Hat er jemandem geschadet? Möglicherweise ist es ja gerade diese Frage, die viele dazu bewegt, in Guttenberg jetzt eher den Märtyrer zu sehen. Das Bild vom überarbeiteten jungen Abgeordneten und Familienvater, der nebenher mühsam wissenschaftlich arbeitet, hat er selbst präsentiert. Man fragt sich, warum er sich das überhaupt angetan hat. Das erklärt sich möglicherweise, wenn man bedenkt, dass er nur das erste juristische Staatsexamen abgelegt hat. Das berechtigt zu nichts. Aber wen hat das bis jetzt interessiert? Um Minister/Politiker zu werden, braucht man gar keine Ausbildung.
Was mir aufstößt, ist die Art und Weise, wie er selbst mit dem Problem umgeht. Es wurde nicht bewusst gefälscht, statt ich habe nicht bewusst gefälscht. Ich gebe den Titel zurück. Bevor ihr noch weiter sucht, oder was? Rein formal kann man den Titel nicht zurückgeben, er muss aberkannt werden.
Much a do about nothing, viele Gedanken um Nichts, wo wir doch ganz andere Probleme haben?
Da der Humor der Knopf ist, der verhindert, dass einem der Kragen platzt (Ringelnatz)*, sollte man vielleicht doch besser auf Eugen Roth zurückgreifen: Die Wissenschaft, sie ist und bleibt, was einer ab vom andern schreibt - doch trotzdem ist, ganz unbestritten, sie immer weiter fortgeschritten.
*Wissenschaftlich korrekt müsste ich jetzt zitieren**: Da der "Humor [...] der Knopf (ist), der verhindert, dass einem der Kragen platzt". Ein wörtliches Zitat muss auch "wörtlich" sein. Da müsste ich jetzt erst mal recherchieren, ob das gängige Zitat: Der Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt, in dieser Form überhaupt von Ringelnatz so formuliert wurde. Außerdem müsste ich die Quelle genau angeben, das "Werk", den Erscheinungsort, das Erscheinungsjahr und die Seite, auf der das Zitat zu finden ist.
** Ich entschuldige mich bei allen Fußnotenhassern.