Ich glaube, dass ein großer Teil der Tafel-Mitarbeiter und anderer ja etwas davon hat, dass er/sie dort mit arbeitet. Das fängt beim Erleichtern des schlechten Gewissens (warum auch immer) an und endet dort, wo man sich selbst noch zu etwas nutze fühlt oder auch nur verdeckt "Macht" hat (was immer man unter "Macht" versteht und wie man es eventuell auch (miss-)deutet).
Huch, das ist aber ein negativer Blick auf ehrenamtliches Handeln. Dass jeder selbst etwas davon hat/haben muss, halte ich für selbstverständlich. Sonst würden die Mitarbeiter ja ausgebeutet und könnten nur sehr übellaunig ihren Dienst tun. Muss man ein schlechtes Gewissen haben, um sich für andere einzusetzen? Dass man auch nach dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben zu etwas nützlich sein will, beleuchtet das eigene Selbstverständnis. Mach dich mal nützlich ... bezieht sich ja immer auf andere.
Da die Mitarbeiter der Kölner Tafel nur Lebensmittelspenden einsammeln und an Organisationen weitergeben, ist in diesem Fall das Machtgefühl, das sie entwickeln könnten, eng begrenzt.
Solidarität in der Nachbarschaft hat aus meiner Sicht auch ihre Grenzen. Die soziale Segregation so weit fortgeschritten, dass dieser unmittelbare Austausch kaum möglich ist. Und dann frage ich mich wirklich, ob es der bedürftigen Nachbarin -blödes Wort!- tatsächlich leicht fallen kann, meine Unterstützung regelmäßig anzunehmen. Wenn der Gebende ein Gesicht hat, wird das Annehmen noch viel schwerer als bei einer anonymen Spende ... das ist zumindest meine Erfahrung.
Die Kölner-Tafel sammelt von 130 Spendern einwandfreie Lebensmittel, die sonst vernichtet werden würden und sorgt dafür, dass sie bei Organisationen ankommen, die Menschen betreuen, denen das Notwendigste fehlt. Wenn das innerhalb von Köln ansatzweise klappt, ist das angesichts der Tatsache, dass weltweit mindestens 50% der Lebensmittel vernichtet werden, während 800 Mio. Menschen von Hunger bedroht sind, eine gute Sache.